... Vorwärts fahren
19.07.10, 17:22 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
Seit die hiesige Bäckerstochter, die als Konditorin übrigens in der deutschen Nationalmannschaft mit- nun ja - spielt, in diesem kleinen Dorf das beste Eis der Welt herstellt, gibt es vollends keinen Grund mehr, irgendwohin zu gehen. Außer zum Bäcker, natürlich.
19.07.10, 15:59 | 'Achtung-Code 15 - in heat'
Tête de la course, poursuivants, peloton, gruppetto.
19.07.10, 13:06 | 'Tonales Hoeren'
No matter how wrong I am
I will be waiting here
For the right kind of wrong
I’ll be right here
19.07.10, 12:42 | 'Nicht drueber nachdenken'
"Niemals, niemals!"
19.07.10, 12:29 | 'Verwurzelt'
Willkommen, Olli!
(Mann der Tochter des Bruders des Vaters.)
(Mann der Tochter des Bruders des Vaters.)
19.07.10, 12:26 | ''S isch wia bei de Maedle au'
"Hilft ja auch nichts, seine Probleme gleich zu heiraten."
19.07.10, 12:17 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Die Zeit drängt, weil die Bearbeitungsfristen nicht ganz klar sind. Wer geht wann in den Urlaub, wie lange dauert so was, und welche Unterschriften brauche ich überhaupt?
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Ich überlegte eine Weile herum an einem digitalen Bilderrahmen. Die gibt es in allen Größen mit allen Anschlüssen. Als Wetterstation, mit und ohne Videofunktion, und allem möglichen und unmöglichen. Sogar mit Bluetooth-Funk. Und ich? Ich weiß nicht so recht. Brauchen tue ich sowas ja nicht. Platz habe ich auch keinen dafür, weil ich mir keine Kabel an die Wand hänge. Auf dem Schreibtisch für noch mehr Ablenkung, als ich gebrauchen kann. In der Küche, wo ich mich so wenig aufhalte. Und überhaupt müsste ich dann ja Bilder sortieren, falls jemand zu Besuch käme.
Ich weiß jetzt, was manche Menschen den Tag über umtreibt. Solche Gedanken. Mich machen die wahnsinnig, und als ich mich entschieden hatte, war das Sonderangebot ausverkauft und ich glücklich. Ich muß ja nicht, das ist ja das Schöne daran. Und sobald er ausgedient hat, kann ich mir ja den alten Laptop an die Wand nageln als Bilderrahmen. Da gibt es sicher einen Spezialpinguin dafür.
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Ich brauche, und das ist jetzt mein Ernst, eine Lösung für das Rennrad. Eine kleinste Entfaltung von dreikommavierzwei, das bedeutet, daß ich mich mit jeder Kurbelumdrehung mindestens so viele Meter weit fortbewegen muß. Das nimmt mir die Luft an den Albaufstiegen, und damit den Spaß.
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Wir feiern den Hundertsten des Großvaters in seinem Garten, unter den Bäumen, die er gepflanzt hat. Mit der Jugend wäre er wohl nicht zufrieden, denke ich, als wir uns mit Flaschen und Gläsern um die Hängematte herum fläzen.
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Das coolste Kind des Wochenendes ist die kleine Tochter aus Amerika. Sie sagt nicht viel, aber ihre großen, schnellen Augen erzählen alles.
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Eine Hochzeit in einer alten evangelischen Kirche. Während der Trauung betrachte ich die Restaurierungsarbeiten an den Wänden. Über uns zwei Türme, zwei verschiedene, an dieser Kirche, die zerbombt und wieder aufgebaut wurde, verbunden durch eine filigrane Brücke. Und der Priester erzählt von Ringen, wo er doch in der Mitte des schönsten Symbols sitzt!
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Der Chor singt "Oh happy day", und ich denke darüber nach, ob ich mit "So a scheaner Dog" den Gedanken aufnehmen soll. Könnte der lethargisch klatschenden Kommune nur gut tun. Schließlich bin ich mit dem Solisten verwandt. Ein eisiger Blick meiner Mutter lässt mich das noch einmal überdenken, und da ist die Chance auch schon vorbei. Aber der Brüller wäre es gewesen, denke ich beim Ausmarsch.
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Das lange Herumstehen mag ich nicht. Sekt mag ich auch keinen, und für Orangensaft sind die Gläser viel zu klein. Die fleißige junge Bedienung mag ich, und als sie zum dritten Mal mit ihrem Tablett vorbeikommt und mich ermuntert, nehme ich mir eben ein Glas. Halbvoll stehengelassene Gläser habe ich nie verstanden, aber heute werde ich das auch tun.
Immer noch Stehempfang, ich laufe die Tischreihen auf und ab und suche meinen Namen. An jedem Platz ein Namenskärtchen auf Seidenpapier, dazu ein Lutscher in Herzform. Und es muß schon dieses Mädchen, diese wundervolle Braut sein, damit das nicht kitschig ist. Ich sehe mich um, sie lacht in der Menge irgendwo, ragt heraus in ihrem schulterfreien Kleid, und ich wüßte zu gern, ob sie unter der Schleppe hohe Schuhe trägt. Als ich sie umarme, weiß ich es, denn barfuß sind wir beide gleich groß.
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Ihr Mann ist tapsig und ein wenig unbeholfen, aber zweifellos lieb, sehr lieb. Er wird sie auf Händen tragen, das tut er ja schon zwölf Jahre, und sie wird ihm nachsehen, daß ihr die Hausarbeit bleibt. Die zwei machen mir Hoffnung.
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Vettern um mich, mit ihren Damen. Wie schön. Schöne Damen. Eine Ärztin, eine Lehrerin, eine - äh - Musikpädagogin. Wir reden von Marathon, Maschinenbau, von Freizeiten und von Häusern, die noch zu bauen sind.
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Ich esse ein ganzes Känguruh. Mein Magen hüpft. Ich esse zwei große Stücke von der Eisbombe dagegen. Und ein Stück Torte.
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Ich glaube, daß man in meinem Alter die schönsten Hochzeiten feiern kann. Sich am besten amüsieren. Ich bin zu alt, um das schnulzig zu finden, und zu jung, um Tränen in den Augen zu haben.
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Die Band spielt den Hochzeitswalzer. "Norwegian Wood" von den Beatles. Ich weiß nicht so genau, wie ich das finden soll.
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Eine meiner Geschichten soll ich erzählen. Ich entscheide mich für Hemingway und sage:
"For sale: Baby shoes, never worn."
Sie erwarten eine Pointe, doch die gibt es nur für mich in ihren Gesichtern, und daß man so etwas Großes nicht verstehen kann!
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Spät stehe ich draußen an der Bar. Durch die großen, offenen Türen sehe ich auf die Tanzfläche, wo sich alles in dem Tanz bewegt, der in keiner Schule gelehrt wird und der mir so gefällt. Ich sehe in den Saal, wo sich Gruppen an den Tischen zusammendrängen, nach vorn gebeugt, redend und gestikulierend.
Ich sehe durch die großen Scheiben nach draußen. Es ist dunkel, ich spiegle mich darin. Ein schlanker junger Mann in gut sitzenden, schwarzen Hosen mit scharfer Falte lehnt da an der Theke. Er trägt ein leuchtendweißes Hemd, in einer Hand hält er ein Glas. Er sieht glücklich aus, ich mag ihn. Ob ich ihn wiedersehen werde, auf der nächsten Hochzeit?
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An jedem Tisch eine riesige Kamera. Mein kleiner, verschämter Fotoapparat liegt auf einem Tisch, und morgen werde ich feststellen, daß er für das Halbdunkel und die großen Entfernungen nicht taugt. Kein schönes Bild von der Braut.
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Für den Moment ist es in Ordnung. Ich muß das festhalten, weil ich nicht weiß, ob ich mich in zehn Jahren dafür schütteln möchte. Wahrscheinlich. Ist ja immer so.
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Ein Telefongespräch bringt mich schon ins Wanken. Ja, sage ich, stell den Hänger bei mir auf den Parkplatz. Nein, ich komme nicht mehr. Ich will das nicht sehen.
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Das Hochzeitsbuch erreicht mich. Ich schreibe, was ich immer schreibe, denke ich. Dann halte ich inne, den Stift über dem Papier. Ein silberner Tropfen sammelt sich an der Mine. Ich wische ihn am Tischtuch ab und denke nach.
"Weißt Du, was Du mir bedeutest -
auf einem Platz in meinem Herz
steht Dein Name an der Wand,
und ich will, daß Du das erfährst.
Ich werde immer an Dich glauben -
egal, was auch passiert.
Manche singen von Liebe, ich sang die ganze Zeit von Dir."
Grüße.
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Ich bin offensichtlich ein ganz armer Tropf, wie ich da so sitze und betrachte, und man muß mich retten.
"Tanz doch", sagt sie. "Du mußt Dich doch freuen."
Ich lächle ihr zu, denn falscher kann man ja nicht liegen. Ich lehne mich zurück und spüre das blaue Mal im Rücken, das kleine Andenken daran, daß es mich letztens von der Bar geschlagen hat, als ich in einer Getränkepfütze ausgerutscht bin, das Hemd über dem Kopf schwenkend, die Faust geballt, "You shook me all night long" brüllend. Zeltfeste sind wunderbar, denn man fällt von der Theke ins Gras, denke ich, und ich vermisse übrigens noch mein Unterhemd.
Sie sitzt immer noch da, sie wartet. Ich lächle ihr zu. Ja, ich muß mich freuen. Ja, ich muß tanzen. Ich stimme ihr zu, wie man Lehrern zustimmt, und irgendwann lässt sie mich auch wieder sinnieren.
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Spät in der Nacht komme ich noch auf das Fest. Wo kommst Du her, im Anzug, fragen sie, und nebenan tropft einer aus Nase und Mund.
Weil hier alle Verrückten sind, sage ich. Und so trinken wir, rufen "Alder" und "Jonger", weil wir so gar nicht Hip Hop sind. Krempeln die Hosenbeine hoch und fragen, was wir denn noch so tun müßten, um auch nur halb so cool zu sein.
Zwischendurch einer der Mädchentänze, und man kann dabei sehr schön zusehen. Ich sehe zu, wie sie das machen, auf engem Raum, ohne an den Ofen zu stoßen, In der Mitte ein kurzgeschorener Kopf, ein Grinsen, und vor Lachen schüttelt es mich, daß ich mich festhalten muß.
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Jetzt schere ich meinen Schädel schon mehr als zehn Jahre, und es kommt trotzdem jeden Tag einer, der fragt.
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Am Rand der Hochzeit rede ich ein wenig Englisch und bin selbst von mir erstaunt. Was er nicht versteht, sind die Worte, die man im Deutschen für Englisch hält, und diese Ironie muß man nicht besonders suchen.
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Jetzt wieder auf Alufelgen. Und seufzend die Bremssättel wieder gängig gemacht. Er hat schon seine Macken, der Beemes.
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Bauerngeburtstag. Vor uns sammeln sich die Flaschen, und der lauteste Tisch sind wir sowieso. Das hübsche Patenkind, die Oma, wir Helfer, welch wundervolle Kombination. In solchen Nächten friere ich ja nicht, und nach hause fahre ich einen wundervollen Wiegetritt, laut singend mitten auf der Straße durchs Dorf.
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Freitag nacht, sage ich. Haltet alles bereit.
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Wenn man mal drüber nachdenkt, war das Wochenende in Ordnung.
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Wie seltsam man sich verschätzt. Man schätzt jemanden. Und schätzt, wie ihn andere schätzen. Man justiert. Und erfährt, nach allem, daß die Schätzungen gar nicht so weit auseinanderliegen. Ich gebe mir noch einen winzigen Punkt für Menschenkenntnis, bevor ich ins Bett falle.
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Ich überlegte eine Weile herum an einem digitalen Bilderrahmen. Die gibt es in allen Größen mit allen Anschlüssen. Als Wetterstation, mit und ohne Videofunktion, und allem möglichen und unmöglichen. Sogar mit Bluetooth-Funk. Und ich? Ich weiß nicht so recht. Brauchen tue ich sowas ja nicht. Platz habe ich auch keinen dafür, weil ich mir keine Kabel an die Wand hänge. Auf dem Schreibtisch für noch mehr Ablenkung, als ich gebrauchen kann. In der Küche, wo ich mich so wenig aufhalte. Und überhaupt müsste ich dann ja Bilder sortieren, falls jemand zu Besuch käme.
Ich weiß jetzt, was manche Menschen den Tag über umtreibt. Solche Gedanken. Mich machen die wahnsinnig, und als ich mich entschieden hatte, war das Sonderangebot ausverkauft und ich glücklich. Ich muß ja nicht, das ist ja das Schöne daran. Und sobald er ausgedient hat, kann ich mir ja den alten Laptop an die Wand nageln als Bilderrahmen. Da gibt es sicher einen Spezialpinguin dafür.
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Ich brauche, und das ist jetzt mein Ernst, eine Lösung für das Rennrad. Eine kleinste Entfaltung von dreikommavierzwei, das bedeutet, daß ich mich mit jeder Kurbelumdrehung mindestens so viele Meter weit fortbewegen muß. Das nimmt mir die Luft an den Albaufstiegen, und damit den Spaß.
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Wir feiern den Hundertsten des Großvaters in seinem Garten, unter den Bäumen, die er gepflanzt hat. Mit der Jugend wäre er wohl nicht zufrieden, denke ich, als wir uns mit Flaschen und Gläsern um die Hängematte herum fläzen.
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Das coolste Kind des Wochenendes ist die kleine Tochter aus Amerika. Sie sagt nicht viel, aber ihre großen, schnellen Augen erzählen alles.
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Eine Hochzeit in einer alten evangelischen Kirche. Während der Trauung betrachte ich die Restaurierungsarbeiten an den Wänden. Über uns zwei Türme, zwei verschiedene, an dieser Kirche, die zerbombt und wieder aufgebaut wurde, verbunden durch eine filigrane Brücke. Und der Priester erzählt von Ringen, wo er doch in der Mitte des schönsten Symbols sitzt!
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Der Chor singt "Oh happy day", und ich denke darüber nach, ob ich mit "So a scheaner Dog" den Gedanken aufnehmen soll. Könnte der lethargisch klatschenden Kommune nur gut tun. Schließlich bin ich mit dem Solisten verwandt. Ein eisiger Blick meiner Mutter lässt mich das noch einmal überdenken, und da ist die Chance auch schon vorbei. Aber der Brüller wäre es gewesen, denke ich beim Ausmarsch.
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Das lange Herumstehen mag ich nicht. Sekt mag ich auch keinen, und für Orangensaft sind die Gläser viel zu klein. Die fleißige junge Bedienung mag ich, und als sie zum dritten Mal mit ihrem Tablett vorbeikommt und mich ermuntert, nehme ich mir eben ein Glas. Halbvoll stehengelassene Gläser habe ich nie verstanden, aber heute werde ich das auch tun.
Immer noch Stehempfang, ich laufe die Tischreihen auf und ab und suche meinen Namen. An jedem Platz ein Namenskärtchen auf Seidenpapier, dazu ein Lutscher in Herzform. Und es muß schon dieses Mädchen, diese wundervolle Braut sein, damit das nicht kitschig ist. Ich sehe mich um, sie lacht in der Menge irgendwo, ragt heraus in ihrem schulterfreien Kleid, und ich wüßte zu gern, ob sie unter der Schleppe hohe Schuhe trägt. Als ich sie umarme, weiß ich es, denn barfuß sind wir beide gleich groß.
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Ihr Mann ist tapsig und ein wenig unbeholfen, aber zweifellos lieb, sehr lieb. Er wird sie auf Händen tragen, das tut er ja schon zwölf Jahre, und sie wird ihm nachsehen, daß ihr die Hausarbeit bleibt. Die zwei machen mir Hoffnung.
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Vettern um mich, mit ihren Damen. Wie schön. Schöne Damen. Eine Ärztin, eine Lehrerin, eine - äh - Musikpädagogin. Wir reden von Marathon, Maschinenbau, von Freizeiten und von Häusern, die noch zu bauen sind.
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Ich esse ein ganzes Känguruh. Mein Magen hüpft. Ich esse zwei große Stücke von der Eisbombe dagegen. Und ein Stück Torte.
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Ich glaube, daß man in meinem Alter die schönsten Hochzeiten feiern kann. Sich am besten amüsieren. Ich bin zu alt, um das schnulzig zu finden, und zu jung, um Tränen in den Augen zu haben.
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Die Band spielt den Hochzeitswalzer. "Norwegian Wood" von den Beatles. Ich weiß nicht so genau, wie ich das finden soll.
And when I awokeMein Hochzeitswalzer muß von den Stones kommen, beschließe ich. Ein Medley aus "Street-fighting man", "Gimme shelter", "Satisfaction", all das. Zu "The last time" werde ich den Brautjungfern unter die Röcke fassen und "Let's spend the night together" ins Publikum rufen, zum "Beast of burden" mein Jackett und Hemd zerreißen, den "19th nervous breakdown" nachstellen, die Schwiegereltern mit "Have you seen your mother, baby" begrüßen und mit "Get off of my cloud" die alten Gespenster vertreiben. "You got me rocking", "Love is strong", "Fool to cry", und damit wäre unsere Geschichte schon erzählt. "She's a rainbow" werde ich inbrünstig singen, und "Don't stop" und "It's only rock and roll", und sie mit "It's all over now" zum Teufel jagen. Ich grinse mir eins, und da ist "Norwegian wood" auch schon vorbei. Tut gar nicht weh.
I was alone,
This bird has flown,
So I lit a fire,
Isn’t it good?
Norwegian wood.
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Eine meiner Geschichten soll ich erzählen. Ich entscheide mich für Hemingway und sage:
"For sale: Baby shoes, never worn."
Sie erwarten eine Pointe, doch die gibt es nur für mich in ihren Gesichtern, und daß man so etwas Großes nicht verstehen kann!
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Spät stehe ich draußen an der Bar. Durch die großen, offenen Türen sehe ich auf die Tanzfläche, wo sich alles in dem Tanz bewegt, der in keiner Schule gelehrt wird und der mir so gefällt. Ich sehe in den Saal, wo sich Gruppen an den Tischen zusammendrängen, nach vorn gebeugt, redend und gestikulierend.
Ich sehe durch die großen Scheiben nach draußen. Es ist dunkel, ich spiegle mich darin. Ein schlanker junger Mann in gut sitzenden, schwarzen Hosen mit scharfer Falte lehnt da an der Theke. Er trägt ein leuchtendweißes Hemd, in einer Hand hält er ein Glas. Er sieht glücklich aus, ich mag ihn. Ob ich ihn wiedersehen werde, auf der nächsten Hochzeit?
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An jedem Tisch eine riesige Kamera. Mein kleiner, verschämter Fotoapparat liegt auf einem Tisch, und morgen werde ich feststellen, daß er für das Halbdunkel und die großen Entfernungen nicht taugt. Kein schönes Bild von der Braut.
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Für den Moment ist es in Ordnung. Ich muß das festhalten, weil ich nicht weiß, ob ich mich in zehn Jahren dafür schütteln möchte. Wahrscheinlich. Ist ja immer so.
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Ein Telefongespräch bringt mich schon ins Wanken. Ja, sage ich, stell den Hänger bei mir auf den Parkplatz. Nein, ich komme nicht mehr. Ich will das nicht sehen.
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Das Hochzeitsbuch erreicht mich. Ich schreibe, was ich immer schreibe, denke ich. Dann halte ich inne, den Stift über dem Papier. Ein silberner Tropfen sammelt sich an der Mine. Ich wische ihn am Tischtuch ab und denke nach.
"Weißt Du, was Du mir bedeutest -
auf einem Platz in meinem Herz
steht Dein Name an der Wand,
und ich will, daß Du das erfährst.
Ich werde immer an Dich glauben -
egal, was auch passiert.
Manche singen von Liebe, ich sang die ganze Zeit von Dir."
Grüße.
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Ich bin offensichtlich ein ganz armer Tropf, wie ich da so sitze und betrachte, und man muß mich retten.
"Tanz doch", sagt sie. "Du mußt Dich doch freuen."
Ich lächle ihr zu, denn falscher kann man ja nicht liegen. Ich lehne mich zurück und spüre das blaue Mal im Rücken, das kleine Andenken daran, daß es mich letztens von der Bar geschlagen hat, als ich in einer Getränkepfütze ausgerutscht bin, das Hemd über dem Kopf schwenkend, die Faust geballt, "You shook me all night long" brüllend. Zeltfeste sind wunderbar, denn man fällt von der Theke ins Gras, denke ich, und ich vermisse übrigens noch mein Unterhemd.
Sie sitzt immer noch da, sie wartet. Ich lächle ihr zu. Ja, ich muß mich freuen. Ja, ich muß tanzen. Ich stimme ihr zu, wie man Lehrern zustimmt, und irgendwann lässt sie mich auch wieder sinnieren.
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Spät in der Nacht komme ich noch auf das Fest. Wo kommst Du her, im Anzug, fragen sie, und nebenan tropft einer aus Nase und Mund.
Weil hier alle Verrückten sind, sage ich. Und so trinken wir, rufen "Alder" und "Jonger", weil wir so gar nicht Hip Hop sind. Krempeln die Hosenbeine hoch und fragen, was wir denn noch so tun müßten, um auch nur halb so cool zu sein.
Zwischendurch einer der Mädchentänze, und man kann dabei sehr schön zusehen. Ich sehe zu, wie sie das machen, auf engem Raum, ohne an den Ofen zu stoßen, In der Mitte ein kurzgeschorener Kopf, ein Grinsen, und vor Lachen schüttelt es mich, daß ich mich festhalten muß.
#
Jetzt schere ich meinen Schädel schon mehr als zehn Jahre, und es kommt trotzdem jeden Tag einer, der fragt.
#
Am Rand der Hochzeit rede ich ein wenig Englisch und bin selbst von mir erstaunt. Was er nicht versteht, sind die Worte, die man im Deutschen für Englisch hält, und diese Ironie muß man nicht besonders suchen.
#
Jetzt wieder auf Alufelgen. Und seufzend die Bremssättel wieder gängig gemacht. Er hat schon seine Macken, der Beemes.
#
Bauerngeburtstag. Vor uns sammeln sich die Flaschen, und der lauteste Tisch sind wir sowieso. Das hübsche Patenkind, die Oma, wir Helfer, welch wundervolle Kombination. In solchen Nächten friere ich ja nicht, und nach hause fahre ich einen wundervollen Wiegetritt, laut singend mitten auf der Straße durchs Dorf.
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Freitag nacht, sage ich. Haltet alles bereit.
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Wenn man mal drüber nachdenkt, war das Wochenende in Ordnung.
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Wie seltsam man sich verschätzt. Man schätzt jemanden. Und schätzt, wie ihn andere schätzen. Man justiert. Und erfährt, nach allem, daß die Schätzungen gar nicht so weit auseinanderliegen. Ich gebe mir noch einen winzigen Punkt für Menschenkenntnis, bevor ich ins Bett falle.
19.07.10, 10:42 | 'buying in just like a bunch of fools'
Neulich habe ich einen Link zur Wunschliste in der Seitenleiste eingerichtet und mir gedacht: Schreibste mal was, mußte mal was dazu schreiben, weil ist ja eigentlich unverschämt und so. Geschrieben habe ich noch nichts, dafür zwei wunderbare Pakete bekommen, für die ich mich ganz herzlich bedanken möchte. Haben Sie Dank!
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