Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Mittwoch, 17. 06 20

17.06.20, 10:28 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
Ein für mich sehr neuer Gedanke: Daß man auch überkonkretisieren kann. Daß man dadurch zwei Vorgänge anstößt: Zum einen das unbeabsichtigte Vergessen durch fehlende Generalität. Und zum zweiten, gerade bei sehr grundlegenden Dingen, daß man den Sinn durch den Buchstaben ersetzt und damit eine zwar sehr exakte aber vielleicht nicht immer sinnvolle Folgerung erlaubt. Es kann also sinnhaft sein, einen Begriff zu verwenden, der bei jeder Anwendung neu konkretisiert werden muß. Dadurch wird eine Arbeit nötig, die zum besseren Einblick in die Sachlage dient, und dadurch wird außerdem eine stets neue und konkrete Ausgestaltung des allgemein gehaltenen Begriffes möglich.

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Ansonsten große Anstrengung gehabt. Ab jetzt ein Weilchen nur noch mittlere, bitte.
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Mittwoch, 10. 01 18

10.01.18, 13:03 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
Ich möchte, wann immer das möglich ist, mein Essen selbst schöpfen und meine Getränke selbst einschenken. Man kann gröbere Eigenheiten haben, denke ich dann, aber trotzdem bringtmein bereits fünfunddreißig Jahre währendes Beharren immer noch die beleidigten Leberwürste in den fürsorglich Schöpfenden zum Vorschein. Na, vielleicht ist die Betrübnis derer, die mich, den Telleraufesser, mit der Vorhersehung eines spannenden Ranzens bedrohen, auch voll und ganz wahrhaftig, das mag alles sein, nur mir wird sie davon nicht verständlicher.
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Freitag, 1. 04 16

01.04.16, 12:41 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
Kopf oder Bauch, hast Du gefragt, an diesem kleinen Tisch voller Flaschen, ich auf einem alten Drehstuhl mit gebrochener Lehne, im Hemd von einem Termin gekommen, den Rucksack an den Tresen gelehnt, nach drei Stunden entspannt und müde, der Barkeeper als lachender, fröhlicher alter Freund hinter mir, und: Kopf oder Bauch, wiederhole ich und denke nach, wie ich immer nachdenke, immer Kopf, und dann sage ich Bauch, weil es dann doch immer der Bauch wieder richtet, was der Kopf zerdenkt. Bauch, sage ich also, aber leicht tut er sich nicht mit meinem dicken Kopf. Und ich denke an die Nachrichten der letzten Tage, zwischen den Sätzen das Zwinkern, Lockerheit simulierend, in denen der Bauch und der Kopf auch schon vorkamen, und wie ich dasaß und nicht mehr wußte, was denn nun Bauch und was Kopf ist bei Dir, und warum sich die beiden streiten, und welcher Teil denn nun mein Fürsprecher sein soll, und ob ich Dir das nicht nehmen müßte, meinen Hut nehmen quasi und mein Angebot zurückziehen, damit sich Dein Bauch und Dein Kopf nicht immer streiten müssen, weil ein solcher Streit ja nicht das Schöne ist, das ich Dir sein will, ja vielleicht schon Entscheidung genug ist; Aber da sind mein Kopf und mein Bauch wieder im Zwist, und vielleicht ist das ja einfach so in uns, und ach.
Ich tippe einen Gruß ins Telefon und in den französischen Regen, weil man ja immer irgendwo hinschauen muß, auch wenn man nur mal kurz in sich hineinschauen will, und dann bin ich abgelenkt, weil so viel zurückkommt, und Du legst eine Hand auf das Telefon, sagst Finger weg, und ich schaue auf und frage: Und Du?
Bauch, sagst Du, ganz klar, und dann spült das Gespräch den Moment weg, wir lassen uns neue Flaschen empfehlen, mit Bussen drauf, mit Männlichkeit drin oder mit Zitrone, und ich lasse irgendwann das alte Wolfsgeheul los, wie kam nun das, und ich schaue an mir hinunter, wie unsere Knie sich warm berühren, wahrscheinlich schon zwei Stunden so, als ob wir das nicht bemerkt hätten, wir zwei Ignorierspiegelfechtmeister, und dann stehen wir draußen, die letzte Bahn, und ich nehme das hin, Dich nicht nach Hause zu bringen, weil letzte Bahn, ich sage mir das immer wieder, dem Kopf und dem Bauch werden die Flausen ausgetrieben durch die Umstände - ach, Freiheit - und Dein Lächeln kommt aus dem Bauch auf diesem nächtlichen Platz mitten in der Stadt, und dann der Kuss, war ich das etwa, oder warst Du das, oder sind es wir beide, noch ein Kuss, und ich lasse Dich los, und dann bin ich in der Bahn, die quasi an Deiner Tür vorbeifährt, und Du stehst dort, und zwischen uns fliegen noch zwei, drei Worte, Kopf, Bauch, Umstände und Telefone, und dann laufe ich durch den nächtlichen Nebel und meinen inneren Nebel, der für einen Moment die Streithähne trennt, aber vielleicht schweigt der Kopf auch einfach so, wenn er denn mal geküsst wird.
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Montag, 24. 11 14

24.11.14, 12:14 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
Meine neue, selbstzufriedene und begeisterte Körperlichkeit.
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Donnerstag, 20. 03 14

20.03.14, 16:26 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
Das dürften die Gewinner sein.
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Montag, 10. 02 14

10.02.14, 14:31 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
Mal wieder ein Donnerstagabend unter Freunden. Wie viel ruhiger ich hier bin, und wie entspannt ich zuhören kann.

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Für Heimarbeit meine ich mich immer noch rechtfertigen zu müssen. Tatsächlich ist es nur Interesse, als ich dem Bauern aus dem Fenster zuschaue, wie er über die Wiesen fährt.

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Hauptprobe. Die Musik muß noch einmal neu geschnitten werden.

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Ein Geburtstag mit wenigen. Die Musik dafür noch lauter, und wir freuen uns an unseren wilden Tänzen, ganz für uns.

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Spät in der Nacht sitze ich da und drehe versonnen ein Kondom in den Händen. Da lachen wir üblicherweise, wenn einer sagt, in der Pro-Familienpackung seien sie billiger. Und mit extra Loch! Dieses hat auch ein Loch, aber witzig ist das nicht, und dann raffe ich mich auf und es wird noch eine ziemlich lange Nacht.

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Güllefahren im Halbschlaf.

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Noch eine Hauptprobe.

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Finger schrubben.

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Ich trete in den Klamotten auf, die ich auch im Stall trage. Als Cowboy, nur mit Hut, und irgendwie scheint das niemandem aufzufallen.

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Ahu!

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Kleiderwechsel. Ich mühe mich in die Strumpfhosen, und die Trainerin müht sich mit der Wimperntusche. Fünf Minuten später ist alles vorbei.

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Ich erzähle von der Anstrengung, zu reden.

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Das Geschrei unseres Fanclubs von der Bühne aus.

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Diesmal fehlt das Gefühl.

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Am Sonntagmorgen föhne ich mich zum Pumuckl, werfe mich in mein gelbes Hemd und auf mein neues altes Rad. Dann sitzen wir irgendwann in einem Dönerladen, die Gardemädels turnen in ihren Kostümen um uns herum, wir sind laut und satt und lachend, und was ich gestern nacht nicht erklären konnte, funktioniert jetzt: Spaß am Fasching. Helau!
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Dienstag, 13. 08 13

13.08.13, 11:41 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
Allerhand, was man so an die Wand dübeln kann. Einen Handtuchhalter, einen Backofen und ein Griffbrett. Einen Staubsauger bekomme ich im Fachmarkt leider nicht, aber den will ich ja auch nicht an die Wand dübeln. Mit dem wollte ich nur die Putzkollateralschäden begrenzen, aber den müssen sie erst bestellen. Danke, sage ich, und denke, daß ich auch allein bestellen kann, wenn anfassen schon nicht drin ist. Also staube ich bohrend und dübelnd vor mich hin und kehre anschließend. Nur die Couch nicht - dafür bräuchte ich den Sauger. Folgekosten, die man nicht sieht. Interessante Sache, das.
Dann mache ich einen Hefeteig mit Milch, die zu kalt ist, und backe mir die letzten Briegel vom Wochenende auf. Da holt man sonntagmorgens Brötchen für die urlaubenden Eltern und darf dann die halbe Woche Reste essen. Mit Schinken und Käse überbacken lässt es sich aushalten, denke ich dann.
Den Hefeteig bettle ich ein wenig an, denn die Milch war frisch aus dem Kühlschrank, und dann mache ich noch einen Flechtfehler in den Hefezopf, zefix. Während der Zopf im höhergelegten Ofen schmort und ich mich an einem halben Meter mehr Arbeitsfläche in der Küche freue, lege ich mich auf die Couch und verschwinde zu "Ferien auf Saltkrokan". Vor zig Jahren hatte ich das mal gelesen, und irgendwann mal wieder dran gedacht. Von der Beschreibung als Kinderbuch lasse ich mich nicht abhalten, habe ich doch "Looking for Alaska" unter meinen Lieblingsbüchern. Saltkrokan jedenfalls habe ich nicht wiedergefunden, und Alaska ist auch schon einige Zeit verschollen. Ich vermute, daß beim Einräumen der Bibliothek so einiges über den Jordan ging, was mir lieb und teuer und zerfleddert war, und jetzt alle Jubeltage ersetzt wird. Alle paar Seiten schaue ich nach, ob der Ofen noch an der Wand hängt und das Griffbrett über der Tür mich noch halten kann.
Es fängt an zu regnen, die Sternschnuppen fallen also aus. Ich wünsche trotzdem, nehme den Zopf aus dem Ofen und falle mit schweren Armen und Gelatinegedanken ins Bett.
Vor sechs stehe ich schon wieder in der Küche, ebendiese einweichen. Also nicht die Küche und die Arme. Die Gelatine. Dann erwärmen. Ich gehe genau nach Packungstext vor, denn Ahnung von Gelatine habe ich keine. Daß ich auch immer Premieren basteln muß, wenn es passen soll!
Bei Joghurt bin ich mir sicherer, also weiche ich um ein Pfund vom Rezept ab, und um ein paar Limetten, Eier, sonstiges und ein paar Gramm Zucker, glaube ich, denn eine Küchenwaage habe ich nicht. Dafür habe ich den Unterschied zwischen Rühren und Unterheben verstanden, und ein Teigschaber ist sowieso die Allzweckwaffe des Bäckers, der nicht so viel spülen mag. Ich rühre also die Creme, hebe den Eischnee unter und überlege, was ich mit den restlichen Eigelb anfangen soll, während ich fröhlich Reste aus allen Schüsseln kratze und schlecke. Spätzle schaben, freilich, und Arbeit zieht ja immer Arbeit nach sich. Die Sahne spritzt und mag nicht steif werden. Ich gebe ihr noch ein wenig Bedenkzeit in der Maschine, schneide solange den Beutel mit dem Krokant auf, und bis ich meine klobigen Finger aus den Fängen der Küchenschere befreit habe, ist auch die Sahne fest. Wie schön.
Damit ich die Riesenschüssel in den Kühlschrank bekomme, muß ich den erst mal ausräumen. Ich packe also alles in die elektrische Kühltasche, die ich sowieso vorkühlen muß. Die Schüssel ist richtig groß, und ob ein Kilo Joghurt im Rezept jetzt so die Riesenidee für zwei Personen war, die jeder für sich und vor sich hin köcheln und zusammen gerade so zwei Zentner wiegen, das wird sich heute abend zeigen. Und den Zopf habe ich ja auch noch, und das eigentlich nur, weil ich Ingenieur bin und ein Backup brauche, denn mit Gelatine bin ich unsicher, mit Zopf sicher, und zusammen sollten das doch Six Sigma sein. Jetzt habe ich womöglich zu wenig Gelatine in der Creme und einen Flechtfehler im Zopf, zefix. Aber es hilft nichts, und daß die Schüssel nicht in die Kühltasche passen wird, darüber mache ich mir Sorgen, wenn es dann wirklich hektisch wird. Ich wusele noch ein wenig durch die Küche, wische und spüle, und nach der Dusche habe ich tatsächlich einen Tropfen Haargel in den Fingern. Was soll denn das jetzt bitte, aber für eine rasante Kopfschur bleibt keine Zeit mehr, also schmiere ich mir die Haare an den Kopf, fingere eine Frisur daraus und bringe die dann gleich wieder durcheinander, als ich das Hemd über den Kopf ziehe. Im Fahrtwind auf dem Rad wird das alles auch nicht besser, und so kommt also dieser "Out of Bed-Look" zustande, der vor ein paar Jahren mal schwer in Mode war. Aha. Ich schaffe es vor acht ins Büro, und bis jetzt habe ich nur ein knappes Dutzend an Klebezetteln um mich verteilt, mit den Dingen, die ich bis jetzt schon vergessen habe. Aber aufgeregt? Ich? Ha!
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Mittwoch, 24. 07 13

24.07.13, 10:03 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
In einem heißen Raum rede ich mit Menschen, die richtig an ihren Positionen sind. Freundlich und wissend, und zwischendurch schaue ich immer wieder aus dem zehnten Stock auf die Weinberge hinaus.

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Der Mann vom Sicherheitsdienst, der mich zuerst nicht einlassen durfte, freut sich, als ich wieder draußen bin. Wie es war, ob ich wiederkomme.

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Singend fahre ich durch die heiße Stadt, alle Scheiben unten, die Hemdsärmel hochgekrempelt, und glücklich winke ich meiner ganz eigenen Stadtmitte zu.

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Ich habe einen Hefeteig am Warten und fahre vom Regen heißdampfende Dschungeltrails. Kaum zuhause, klingelt das Telefon. Die besten vier Minuten und zwei Sekunden des Tages, denke ich und sage: Ja, bis morgen.
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Donnerstag, 21. 02 13

21.02.13, 12:46 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
Und dann, wenn ich wieder den anderen zuhöre und mir denke, wie viel die doch alle erleben, dann erzähle ich mir eine Geschichte von dem, was ich schon erlebt habe, oder eine von denen, die ich mir so schön ausgedacht habe, daß sie fast hätte wahr sein können, und dann, ja -.
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Montag, 7. 05 12

07.05.12, 09:03 | 'Welt als Wille und Vorstellung'
Ich schenke ihr "Looking for Alaska" und schreibe in die Widmung, daß "Erwachsen" kein Zustand sei, sondern ein Prozess. Grow on, schreibe ich, Keep growing every day. Und der Pfarrer spricht das Gleichnis vom Sämann und predigt von der Schwäche, die in Ordnung sei, und von dem, der einen stütze, und zuletzt hält er ein Stofftier im Arm und erzählt von der Angst. Er sagt nicht, daß die Angst verschwände. Er sei in Ordnung, Angst zu haben, sagt er. Und verspricht, daß es nicht unerträglich werde.
Das sage ich ja schon lange, und so gehe ich seit Jahren erstmals wieder getröstet aus einem Gottesdienst.
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