Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Samstag, 2. 09 23

02.09.23, 08:34
Die wunderschöne Fuchsstute vor meinem Fenster, die mit sehr unterschiedlicher Begeisterung das Wetter anzeigt. Scheint die Sonne, dann grast sie eifrig, rupft mit schnellen Kopfbewegungen die saftigen Löwenzahnblätter ab, die der nasse August hinterlassen hat. Sie hat die Ohren steil, ab und zu wischt der Schweif, sie hebt den Kopf und scheint sich die Mähne aus den Augen zu pusten, so dreht sie die Nüstern. Ich mag Pferde, stelle ich seit einigen Jahren erstaunt an mir fest, und ich beobachte gespannt, wann ich zum Pferdemädchen werde, mit Reitstiefeln und -hosen, die es jetzt auch mit seitlichen Telefontaschen gibt, wie ich neulich feststellen durfte, auf dem Hof, der zur Hälfte pferdlich, zur anderen Hälfte ackerbaulich geprägt ist. Ich laufe dort morgens zur Halle, wo die Traktoren stehen und das zerdepperte Gerümpel vor der Werkstatt, das sanft rostend auf einen Regentag wartet, oder darauf, daß es jemand sehr hektisch braucht. Dann kreischen die Winkelschleifer, prasselt das Schweißgerät, dazwischen raucht eine Zigarette und zischt eine Dose Energy. In meinen Hosentaschen klimpern dann allerlei Werkzeuge, die ich dort verteile, und erst wenn ich die Hose alle paar Minuten hochziehen muss und nicht mehr drüber schimpfen kann, weil ich Schrauben im Mund mit mir herumtrage, mache ich einen kurzen Boxenstop an der Werkbank, um herauszusortieren, was ich in den nächsten Minuten vielleicht nicht mehr brauchen kann. Wenn ich irgendwo mit grobem Werkzeug auf Bleche klopfe, was öfter passiert, als man es sich wünschen würde, stehen oft die Pferde versammelt auf der anderen Hofseite und schauen über das Gatter auf den schimpfenden Kerl mit rutschenden Hosen, der um einen Blechhaufen herumrennt und Kirchenglocke spielt. Hier ist das Pferd für sich allein, und wenn es regnet, lässt es ein wenig den Kopf hängen, und der Rücken, an dem ich das hohe Alter zu erkennen glaube, hängt noch ein wenig mehr durch, und die Weide ist so groß, es kommt mit dem Fressen kaum nach und wird doch nicht dick und rund, es ist vielleicht müde, bevor es satt wird, und ich fühle mich diesem Pferd sehr verbunden, wenn ich am Morgen mit meinem Kaffee am Rechner sitze und mir Strukturen ausdenke, die einander tragen sollen, die einen Sinn vermitteln sollen, und auf denen ich all das Wissen zu denen transportieren will, die sich in ein paar Wochen wieder vor mich setzen werden. Ich bin ein altes Pferd auf einer Weide, und wenn die Sonne scheint, dann grase ich froh.
# |  2 RauchzeichenGas geben