Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Dienstag, 1. 04 08

01.04.08, 14:15 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Einmal Bonn und zurück.

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Die Tanten, fünfundachtzig und neunzig.
"Weißt Du noch, wie Du damals hier warst?"

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Der einzige unbekannte an unserem Tisch macht "Stadtmarketing". Begeistert hört er der nervigen Französin zu. Ebenso begeistert mir, als ich launisch und zynisch zugebe, zu studieren. Ich mißverstehe jede seiner Fragen, er bleibt begeistert, und als ich später am Rhein entlanglaufe und die hängenden Gerüste der Kennedybrücke betrachte, bin ich bereit, diese Fähigkeit zu bewundern.

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"Was macht ihr da drüben am Schwabentisch?"
- "Psst, wir packen gerade die Reste ein."

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Ich versuche, die Wohnungen durch die Hauswände zu erkennen, und überall frage ich mich, ob ich dort leben könnte, und was es überhaupt ausmacht, irgendwo zu leben (nicht: wo man lebt, denn das macht sehr wohl etwas aus).

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Auf der A3 bei Frankfurt fühlte ich mich in dem langen Tunnel wie ein X-Flügler im "Krieg der Sterne".

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"Dein Pullover ist gefälscht, oder?"
- Nein, denke ich, denn ich weiß noch, in welchem Jahr ich ihn zu Weihnachten bekommen habe. Aber das möchte ich dann doch nicht erzählen.
"Dann ist er alt, nicht?"
-Zehn Jahre vielleicht, vielleicht ein paar mehr.
"Und Wanderschuhe trägst Du auch."
- Ich möchte ihr davon erzählen, daß ich keine Brandlöcher in meinen Kleidern mag, und keinen Ärger wegen der Brandlöcher sowieso nicht, und daß man mir immer irgendwie auf die Zehen tritt, und daß ich stundenlang im Zug sitze und der schlammige Weg zum Bauwagen und vernünftige Schuhe und sowieso und überhaupt, und daß es mich eigentlich sehr wenig kümmert, wie ich aussehe. Ich sage nichts, sie hat ja recht, und ich sehe, was uns trennt, und das reicht ja aus, man muß sich ja nicht verstehen.
Ich rede noch mit dem Mädchen hinter der Bar, und als sie mir vom "Modeln" erzählt, da überlege ich, ob ein "Soso" als Antwort angemessen ist.
"Warum schaut er immer zu mir rüber?" Sie winkt mich zu ihr her, und ich bin müde genug, um ehrlich zu antworten, daß sie das Schönste ist, was ihm wahrscheinlich heute begegnet ist.

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Zum Polterabend komme ich mit dem Achtzehntonner und gut fünfhundert Luftballons.

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Das nötige Umdenken beim Sprung von sieben auf zwölf Kubikmeter Gülle im Kreuz und beim Sprung vom Vakuum- zum Pumptankwagen.
# |  Rauchfrei | Gas geben


01.04.08, 11:30 | 'Highway 61 revisited'
Meine erste Erinnerung an die Stadt ist ein kleines Rinnsal, schnurgerade eingesperrt in Betonblöcke und umgeben von Kopfsteinpflaster. An der Ecke stand ein Baum, geschützt von einem starken Rohr, der Boden um den Baum war trotzdem kahl und zertrampelt. Das Rinnsal war so schmal, daß ich gerade eben beide Füße nebeneinander hineinbekam, und so flach, daß mir das Wasser nicht einmal bis zu den Knien reichen konnte. Beides mußte ich ausprobieren und dann eine Stunde in der Sonne auf dem Pflaster sitzen, bis ich wieder trocken genug war, um im Auto mit nach Hause fahren zu dürfen.
Ich mochte die Stadt nicht.
# |  Rauchfrei | Gas geben