Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Samstag, 1. 11 08

01.11.08, 13:03 | 'All colours blue'
Hot pants, die diesen Namen auch verdient haben, und ein Halstuch, an dem ich spielen möchte.
# |  3 RauchzeichenGas geben


01.11.08, 12:56 | 'Zerdrueckt'
Und immer, wenn diese zwei Menschen sich streiten, da schrecke ich zurück vor der Gewalttätigkeit. Wie er sie festhält und sie zwingt, zu ihm aufzuschauen. Wie sie sich sträubt und wehrt und nicht nachlässt. Wie die beiden sich anschreien.
Wie hilflos ich neben den beiden stehe, und wozu überhaupt. Ich bin hoffnungslos. Wie lange glaubt man, und wann schreitet man dann ein? Ich stelle mich zwischen die beiden und lasse den Sturm um mich toben. Ich höre nicht hin. Wieviel von alldem ist für mich, um wieviel mache ich es schlimmer? Ich glaube ihm. Und ich verstehe sie. Ich möchte die beiden Sturköpfe zusammenknallen, Stirn an Stirn, bis sie verstehen. Stattdessen bleibe ich ruhig und mittendrin stehen. Ich fange eine Hand ab, die an mir vorbeigreift, und jemand tritt mir auf den Fuß. Ich verzweifle, aber ich zweifle nicht.
Irgendein Telefon klingelt, und irgendein Auto hält. Schön, daß wir vor Publikum spielen dürfen, sage ich leise, und niemand hört mich. Sobald es nicht mehr schlimmer werden kann, gehts wieder.
Sein Hemd ist zerrissen, die hervorstehende Ader an seinem Hals pocht. Er zittert, und ich halte ihn fest an beiden Armen, lasse ihn auf mich auflaufen. Keinen Schritt weichen. Ich lege ihm die Arme um die Schultern, er schnieft in meine Weste. Und bleibt stehen.
Ich wappne mich gegen das, was jetzt kommt. Ich kenne das, und das muß auch so, aber wie oft ich das noch kann, das weiß ich nicht. Für immer wohl, weil können immer auch müssen ist. Ich bleibe aufrecht stehen, ducken darf ich mich jetzt nicht, mein Rücken ist kalter Stahl und Beton, ich wurzle im Boden und ziehe all meine Kraft zusammen, zu einem stählernen Ring um ihn und mich, damit es uns nicht beide zerreißt. Ich kann meinen Puls zwingen - setz aus und schlag, setz aus und schlag, setz aus -
und wie eine Lawine bricht er über mir zusammen. Gischt und Tosen und ein wahnwitziger Strom brandet an mir auf, durch mich hindurch, rasend und zerfetzend, und an seiner eigenen Ziellosigkeit höllisch aufbrausend. Ich halte ihn immer noch fest, ich erde ihn, der sich so lange aufgeladen hat, der so lange isoliert war, und er entlädt sich durch mich hindurch. Und ich spüre all das, weil es durch mich hindurch fließt, weil ich der einzige Ausgang bin, das Ventil, und der heiße Dampf verbrüht mich. Ich schlucke glühende Kohlen, um das Feuer zu löschen. Alle Schleusen offen, weil keine widerstehen könnte. Der Schmerz wächst und frisst, und wo es uneträglich wird, betrachte ich von oben herab, sezierend, und wundere mich.
Irgendwann verebbt die Flut. Der Strom ist immer noch gewaltig, er trägt mit sich, was er losgerissen hat. Und er trägt immer noch meine Deiche und Schutzwälle ab, er unterspült sie und macht sie weich. Die Flut weicht erst zurück, als seine Schultern sich senken, als die Spannung aus ihm geflohen ist, und hinterlässt ein verwüstetes Land, das im Unrat versinkt. Im Schlamm werde ich kaum meine Beine heben können, wenn ich beginne, aufzuräumen. Manche Trümmer sind so schwer, daß ich sie liegenlassen werde. Was für Bauwerke müssen das gewesen sein, deren Fragmente, vom Strom zerbrochen und zermahlen, immer noch unüberwindbare Felsen sind?

Zu Hause sitze ich auf meinem Bett im Dunkeln. Ich taste nach dem metallenen Rahmen, doch kein Funke sprüht und verglimmt. Ich bin zu gut isoliert, ich werde nicht verbrennen. Diesmal nicht.
# |  1 RauchzeichenGas geben