Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Freitag, 1. 10 10

01.10.10, 17:35
Und nun: Schwaben im Frankenland. Bis denne.
# |  Rauchfrei | Gas geben


01.10.10, 17:34 | 'buying in just like a bunch of fools'
Ich sollte den Schlepper noch einmal in die Werkstatt bringen - die schicke Akkuleuchte, die der Monteur beim letzten Mal vergessen hat, ist leer. Und das Ladegerät hat er behalten.
# |  Rauchfrei | Gas geben


01.10.10, 15:45 | 'Heller als tausend Sonnen'
Und dann gibt es Tage, die sind voll und gut, voll mit Arbeit, voll mit Basteleien, und zwischendurch steht man am Fenster und spielt "Shine a light" auf der Mundharmonika, begleitet von den Stones aus den Lautsprechern, ohne Noten oder Vorgaben, dafür mit Liebe und Lautstärke, daß man unwillkürlich den ganzen Körper krümmt und reckt, und zu dem erregenden "Come on up now" klopft auch das Herz den Takt. Dann Tanzen, Lachen, Schwitzen, und am Ende sitzt man biertrinkend mit Menschen auf Holzbänken, die ganz langsam zu Bekannten und zu Freunden werden, und man trifft auf den schwülen Blick von einer, die in Gruppen so still ist und beim Tanz so biegsam und kräftig, daß einem die Hand an dieser Hüfte so gut und richtig vorkommt, daß man tatsächlich beginnt, zu führen, Richtungen vorzugeben und das Kinn hochzuhalten. Und man sitzt danach am Schreibtisch und schaut in die Nacht hinaus, vor der man sich im Fenster spiegelt, ein Schreibtisch, ein Stuhl, Papiere in den Händen, und spielt nebenbei an den Schuhen herum, die als nächste Bastelei schon hier liegen, zieht sie aus der Tüte, streicht über das weiche Leder dieser zierlichen Mädchenschuhe, dreht die abgebrochene Schnalle in den Fingern und überlegt, wie man um Himmels Willen nun wieder dazu gekommen ist, in der Nacht diese Tüte in die Hand gedrückt zu bekommen, und man überlegt, ob das nun Messing ist und man das löten kann, oder ob man schweißen soll und wie man dabei das Leder schützt. So kommt man zur Ruhe, in der Nacht, die wieder kurz wird, weil sich die Tage so dehnen, jeder einzelne in einer langen Reihe, und sie verschwimmen am Horizont hinter einem, während man freudig auf den nächsten zustürmt.
Und dann - was ich erzählen wollte - das Telefon, das schon voraus ins Bett geflogen ist, irgendwo zwischen die zerwühlten Kissen, im hohen Bogen durch die offene Tür, während ich draußen meine Jacke aufgehängt hatte, das Telefon, es gibt einen kurzen, verschämten Laut von sich. Ich halte inne. Daran kann man sehr gut ablesen, wie es einem geht, denke ich noch. Worauf hoffst Du, Texaner? Wer soll an Dich denken, was möchtest Du lesen, damit es eine gute Nacht wird? Und wovor fürchtest Du Dich, daß Du jetzt nicht hingehst und nachschaust? Ich denke an ein Lachen, an Augen wie schwere, nasse Wiesen, wie frischgepflügter Boden, Augen wie ein Luftbild der Landschaft, die ich so liebe, daß ich für immer dort bleiben will. Aber ich hoffe nicht. Irgendwas wird es sein und irgendwer, und manchmal ist mir so beschwerlich und ich so getrieben, daß ich schon gar nicht mehr will, nichts hören, sehen, tun.
Ich vergesse wieder, weil ich vergessen will, setze mich ans Fenster und spiele einen Blues, der womöglich nur Katzen und Marder verjagen kann, bis mir kalt ist und ich mich ins Bett werfe und beim Nesten das kalte Telefon in die Hände bekomme. Ich will es schon weglegen, aufs harte Holz, damit es morgen früh Krach machen und mich wecken kann, da drücke ich gewohnheitsmäßig auf eine der Tasten, zufällig vielleicht, weil die Tasten so klein und meine Hände so kalt sind. Wer weiß das schon, denke ich, und das grelle Licht blendet mich, bis ich den Namen erkenne, der mich ebenso blendet, und so lege ich das Telefon zur Seite, ohne die Nachricht gelesen zu haben, und schließe die Augen und schlafe ein, während immer noch ihr Name in meinem Kopf leuchtet.
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