Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Samstag, 9. 12 23

09.12.23, 14:00
You live and you learn, sangen einst die Cardigans, und wie es der Zufall will, war von ihnen auch das Lied, das mich in der Frühe weckte, und weil ich oft und früh geweckt wurde, war das dann unser Lied. You live and you learn, und daran glaube ich. Daran werde ich bitter erinnert, wenn ich Dinge mühsam lernen muß, die ich längst gelernt haben sollte, die ich, mehr noch, längst können sollte. Doch habe ich nicht alles gelernt, was ich hätte lernen sollen, noch weniger von dem, was ich hätte lernen können, und selbst davon kann ich längst nicht alles. Umso süßer ist mir das Lernen geworden, auch wenn der Prozess noch immer mühsam ist. Ich weiß, daß ich mich am Gelernten freue, am Können und am Fortschritt, an dieser Bewegung und diesem Aufblühen, und vielleicht schaue ich deshalb bei allem, was ich nicht mehr kann und was ich verlerne, einfach nicht so genau hin. Ich konnte mal einen Spagat, und ich habe einst reichlich locker mit langen Differentialgleichungen hantiert, wo ich heute schon in der ersten Ordnung ins Straucheln kommen kann. Wer hätte auch gedacht, daß die Einschränkung auf lineare Koeffizienten darauf hinweist, daß jenseits der Linearität das Ungemach nichtlinear zunehmen kann. Doch wie auch immer, ich lerne gern. Und ich verändere mich dabei, durch das Lernen aktiv, durch das Vergessen so, wie alles eben altern muß. Ob nun der Geist müde wird, der Körper schwach oder der Putz bröckelt, ich will es nicht wissen, und gerade dabei finde ich etwas, das ich langsam und schmerzhaft lernen werde, ohne es recht zu wollen. Der Lauf der Dinge, der Lauf der Zeit.
Doch lernen wir nicht nur aus Bücher, sondern von Menschen, von der Musik und von mir aus von Kurzvideos. Und so bekam ich von einigen wertvollen Menschen Aufgaben, an denen ich lernen, üben, können durfte, und manche besonders wertvolle haben mir noch im Gehen Aufgaben gestellt, und einge ganz besondere Menschen haben mir Aufgaben hinterlassen, an denen ich ein Leben lang üben, lernen, wachsen kann. Ob ich der bin, den ich mir gewünscht hatte? Ob ich mit dem Menschen noch verbunden bin, der ich war? Ob ich so etwas wie Lebensentscheidungen getroffen habe, oder stets nur kleine, kluge und dumme Wahlen, schmale und breite Abwzweigungen genommen habe? Ob gerade die kleinen Schritte dazu geführt haben, daß viele von ihnen mir im Gedächtnis und für meinen Weg und Standort relevant geblieben sind? Ich denke darüber nach, ich werde auch daraus zu lernen versuchen. Auch dafür mein Dank, auch dafür meine ewige, nun verstummende, stille Liebe.
# |  1 RauchzeichenGas geben