Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Freitag, 25. 09 09

25.09.09, 23:36 | 'Wiederaufbau'

Historie der Helme.
Weiß wie zu Zeiten der Fünfziger, der lauten Auspuffrohre und der aufgebohrten Vergaser. Auch wie zu Zeiten des Aufschreckens im Unterricht, als die Polizei am Fenster vorbeifuhr und ich hinaushechtete, um mein Gefährt ins Gebüsch zu werfen. Nummernschild von vor vier Jahren, weil sich die Farben ja sowieso wiederholen, und dann waren da noch Höchstgeschwindigkeit und -lautstärke! Das abstehende Dichtungsgummi hat etwas von einem verächtlichen Mundwinkel, fand ich, und ließ es so.
Später schwarz, mit Sternchen und Flammen, wie ich selbst eben, damals.
Dezentes, teures Schwarz, heute.
(Ja, da dürfen Dachplatten herumliegen. Die werden gebraucht. Und Bücher werden Sie bei uns überall finden. So eben auch im Kellerflur. Wenn ich auch nicht sagen könnte, wieso dort.)
# |  Rauchfrei | Gas geben


25.09.09, 23:13 | 'It's only rock 'n roll'
Dieses Theater schafft mich. Zunächst ist da der Text, mit seinen unzusammenhängenden Sätzen, die ich nacheinander aufsagen muß. Die ich nie so sagen würde. Überhaupt so viele Sätze. Ich habe selten mehr gesagt, und selten schlechter gelernt. Dann sind da diese gestammelten Fetzen, natürlich in voller Lautstärke. Dazu gehauchte Liebeserklärungen, auf Tuchfühlung mit meiner Spielpartnerin, der bei meinem Geschrei die Haare aus dem Gesicht geweht werden. Dann mein gequältes Zusammensinken bei ihrem Tod, und die kniende Position, in der ich minutenlang verharren muß. Embryonalhaltung! Entspannt! Aha. Und nebenbei soll ich darauf achten, zu gehen wie ein Student und nicht herumzutrampeln, mich zu geben wie ein Student und um Himmels Willen die Hände aus den Taschen zu lassen, und zu allem Übel soll ich reden wie ein Student, der vom Dorf kommt. Ich komme vom Dorf, und das Verständnis ist mir meistens völlig egal. Und dann stehe ich dort und deklamiere Predigten auf Hochdeutsch, nur um mich im Dialekt zu verlieben. Genau verkehrt, das.
Aber das ist in Ordnung, das ist Theater. Und es macht mir Spaß. Daß ich heute abend allerdings eine mehrstündige Sonderprobe hatte, in der nur die Liebesszene immer und immer wieder abgespult wurde, das nagt schon sehr an mir. Ich soll sie küssen, und nicht beißen. Ich soll ihren Kopf in meine Hände nehmen, ihr aber bitteschön nicht das Genick brechen. Ich soll sie an mich ziehen und meine Arme als Schutz um sie legen, aber bitte so, daß es das Publikum sieht und das Mädchen nicht erstickt. Und warum ich eigentlich so viel größer bin als sie? Vielleicht, weil ich zehn Jahre älter bin? Nein?
Nach dem hundertsten Kuss habe ich eines ihrer langen Haare im Mund, aber das Gesicht verziehen geht nicht. Wie im richtigen Leben, denke ich noch, und dann schlucke ich die sprichwörtliche Kröte und lächle, als sei ich völlig weggetreten. Mein "Ich-habe-ein-Motorrad-und-einen-Traktor-vor-mir-und-lebenslang-freien-Sprit-für-beide"-Grinsen entspricht übrigens am ehesten dem, das der Regisseur als verliebt durchgehen lässt. Zeige ich eben das, nur muß ich mich dann am Riemen reißen, um ihr nicht sanft über die Kotflügel zu streicheln.
Noch einmal. Sie wendet sich ab, ich reiße sie an mich. Zu heftig, sie stolpert nach vorne, ich muß sie auffangen. Schnitt!
Ich ziehe sie an mich, willig gleitet sie in meine Arme. Ich küsse sie, ihr Widerstand wird schwächer, sie küsst zurück. Ich lasse nicht nach, sie auch nicht. Doch das ist nicht der Plan, also wieder Schnitt!
Ich ziehe sie zu mir und küsse sie, etwas weniger diesmal. So, daß es alle sehen können, werde ich angeherrscht, und nicht, als ob Du Dich dafür schämen würdest! Teile Deine Leidenschaft mit uns! Und, wer hätte das gedacht, Schnitt! Na gut.
Irgendwann stehen wir neben der Bühne und sehen uns grinsend an, wie der Regisseur mit der Souffleuse poussiert. Aha. Sie etwas verschämt, er dagegen sehr fordernd. Kann man machen. Schnitt, sage diesmal ich. Möchtest Du noch, fragt der Regisseur die von mir zu Küssende, und sie zuckt nur die Achseln. Das nagt doch sehr an meinem Selbstbewußtsein, aber es wird wohl nur an der Uhrzeit liegen. Hoffe ich. Also noch einmal. Schnitt!
Die Sterbeszene noch. Mit ihr endet das Stück, und während ich am Bühnenrand vom gemeinsamen golden-glücklichen Leben fasle, das ich einer wohlhabenden Bürgermeistersochter bieten will, indem ich zum kirchenmausarmen Schulmeister mutiere, sinkt das Mädchen röchelnd in sich zusammen. Nur nichts anmerken lassen. Das glücklichste Paar auf der ganzen Welt! Ich schreie das hinaus, und dann darf ich endlich erschrecken. Höchste Zeit. Ich werfe mich ihr zu Füßen, und das ist gar nicht so einfach, bei einer liegenden Toten in einem wallenden Kleid. Nicht auf die Haare treten, nicht auf die Zehen. Geht so. Zusammenbrechen. Geht auch noch. Viel langsamer zusammenbrechen, viel langsamer fallen! ruft er mir zu, und Schnitt!
Beim nächsten Mal saubere Hände bitte, sagt er noch. 'Zefix.
# |  12 RauchzeichenGas geben


25.09.09, 22:11 | 'Rage within the machines'
Ich tue mich schon mit der Anrede schwer. "Liebe" möchte ich euch nicht nennen. Und euren Namen schon gar nicht. Was bleibt also? Ihr habt eine Homepage in schwarz-weiß-rot, und ihr verlinkt hierher. Bitte lasst das. Ich mag euch nicht. Danke.
# |  Rauchfrei | Gas geben


25.09.09, 11:49 | 'Carry me Carrie'
"When I think back of all the crap I learned in high school,
it's a wonder I can think at all." Keine Panik!
# |  Rauchfrei | Gas geben


25.09.09, 10:47 | 'Maschinen bauen, Mensch bleiben'
Den Punkt als Tausendertrennzeichen in großen Zahlen, den ich früher als "amerikanisch" diffamierte und dem ich mich lange verweigert habe, den mag ich heute sehr, weil er Zahlen besser lesbar und schneller vergleichbar macht, auch wenn sie nicht senkrecht und rechtsgerichtet untereinanderstehen. So geht es dahin, das Abendland.
(Tragik der großen Zahl.)
# |  Rauchfrei | Gas geben