Dieses Internet überwältigt mich immer wieder mit seiner Grenzenlosigkeit.
Ich bekomme Einladungen zu einem Glas Wein nach Berlin, ein Buch mit Widmung vom Autor, ich darf Menschen bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen, und ich lerne die kennen, die ich vom Alter, von der Entfernung, von den Unterschieden her nie kennengelernt hätte. Ich begleite völlig unterschiedliche Menschen, die mir von sich erzählen, und mich an ihrem Wissen teilhaben lassen. Ich lese, wie einer Band das Konzert gefallen hat, bei dem ich in der ersten Reihe stand. Ich hätte die Band nie entdeckt, und das Konzert nicht besucht, gäbe es kein Internet. Mein Telefon wäre halb so voll, und auch nur halb so toll, würde es nicht jemand füllen, für mich. Ich hätte das falsche Rad gekauft, und den falschen Fotoapparat, mir wäre manches Lächeln entgangen, mancher neue Blickwinkel, manche Meinung, und manches Nachdenken.

Dieses Internet überwältigt mich auch in anderer Hinsicht - es macht mich stocksteif vor Wut und drängt mich dazu, allen davon zu erzählen, damit es allen genauso geht, damit sich etwas ändert, oder damit zumindest keiner mehr sagen kann, er hätte nichts gewußt. Ich bitte darum.

(Via.)