Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Mittwoch, 28. 08 13

28.08.13, 17:20 | '10000 lightyears from home'
Mails löschen.
Durchatmen.
Tiefer Fall.
# |  Rauchfrei | Gas geben


28.08.13, 10:39 | 'Das Auge des Betrachters'
In diesem blaugelben Krimskramsladen will man mir einen Topf mit Deckel (!) als Neuheit (!) verkaufen. Und alle anderen stehen sowieso im Weg. In dem Weg, der sich durch alles mögliche schlängelt, was ich nicht sehen möchte. Ich bin genervt, brauche aber schnell Bettwäsche. An der Kasse packe ich alles, was ich unter dem roten Lesestrich durchgezogen habe, von einer gelben in die nächste gelbe Tüte, damit mir da kein Fehler unterläuft bei all dem Krims und Krams. Tassen, die ich einzeln kaufen muß. Gläser, die ich nur in Großpackungen kaufen kann. Sowas. Eine gelbblaue Dame erklärt mir, ich dürfe keine gelbe Tüte verwenden. Blau müsse die sein. Ich deute auf die Menschenmassen und sage, daß es weder blaue Tüten noch Einkaufswägen gibt. Frage, ob sie mir tragen hilft.
Von ihrer Antwort bekomme ich schon nicht mehr viel mit, ich lasse mein Zeug liegen und gehe. Sie ruft mir noch irgendwas nach. Dann eben ohne frische Bettwäsche.

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Wie lang werde ich für einen Zehn-Kilo-Sparpack mit Waschmittel brauchen? Ich weiß es nicht, ich kann das nicht abschätzen, das ist keine Menge, mit der ich bei Waschmitteln umgehen kann. In einem oder in zehn Jahren werde ich berichten.

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Ich wische durch die kleine Wohnung, die durch die Schlafcouch noch kleiner wird. Während der Boden trocknet, bringe ich Bücher zurück zur Bibliothek und radle um den See. Auf dem Heimweg sehe ich das große, vollgepackte Auto in meiner Straße stehen. Die Fahrerin sehe ich nicht, also setze ich Kartoffeln auf und räume die Einkäufe ein. Wir haben beide eingekauft, und wir haben beide fast das Gleiche gekauft. Äpfel, Tomaten, alles doppelt. Eine schöne Ähnlichkeit, finde ich und schreibe, wie unverschämt das sei, wenn der Gast den Kühlschrank füllt, anstatt ihn zu leeren.

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Sich mal eben schnell ans Pferd anlehnen. Ich weiß ja, wo ich Dich finden kann, sage ich. Und daß ich sie vorhin übersehen habe, sagt sie scherzend boshaft.

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Ich mache Schupfnudeln, während der Gast am Rechner sitzt und Mails liest. Ich höre sie tippen, während sie redet, und das nenne ich mal ein Talent.

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Wir backen Käsekuchen, aber so recht komme ich in der kleinen Küche nicht zum Zug. Käsekuchen ist ja auch etwas wenig für vier Hände, also rede ich, ans Fenster gelehnt, und sehe ihr zu.

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Nächtliches Radfahren. Ich muß raus, ich muß dampfen, und irgendwo bleibe ich stehen, mitten im Wald, und schaue aufs Telefon. Im Schein der Stirnlampe dampfen meine Schultern. Der Matsch auf meinen Beinen trocknet. Ich radle in einem großen Bogen zurück.

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Ihr Haar glänzt feucht, sie hat den Kopf auf die Arme gestützt, die kleinen, braungebrannten Hände zu Fäusten geballt, und liest in einem Ordner. Irgendwann löschen wir das Licht. Ich wünsche eine gute Nacht in die Dunkelheit und horche noch ein wenig in die Stille hier drin, in die entfernten Geräusche der Straße, die durch die offene Balkontür tröpfeln.

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Ich mache Kaffee für mich, während es im Bad plätschert. Was trinkt jemand morgens, der keinen Kaffee trinkt, frage ich mich, setze Milch auf und rühre Kakao und eine Prise Zucker hinein.
Wir sitzen am Tisch, sie hat die nackten Beine auf die Stuhlkante gestellt und hält die Tasse in beiden Händen auf den Knien. Das Haar verdeckt halb ihr Gesicht, die Augen sind noch klein und verschlafen. Die Stimme ist noch leise, die Sätze sind langsam. Sie trinkt in kleinen Schlucken, während ich Kaffee in mich hineinkippe und Brot hinterherstopfe. Ich lasse alles stehen. Sie wird frühstücken, wenn sie wiederkommt.
Wenn ich wiederkomme, wird sie weg sein. Die Couch zusammengeklappt, das Bettzeug verschwunden, das Geschirr gespült. Vielleicht noch ein Zettel auf dem Tisch.
Wir gehen gemeinsam, ich nehme das Schloss von unseren Rädern. Mach es gut, sage ich, weil ich mehr nie sagen kann, und radle los, die Kuchenform unterm Arm.
# |  Rauchfrei | Gas geben