Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Montag, 7. 06 10

07.06.10, 16:30 | 'Tonales Hoeren'
I won't beg you to stay with me
through the tears of the day
# |  Rauchfrei | Gas geben


07.06.10, 16:11 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Holz abladen in der warmen Abendsonne, und dabei palavern, palavern, palavern. Das muß der Sommer sein.

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Elf Hovawart-Welpen mit Stammbaum. Die gibt es auch in schwarz, stelle ich erstaunt fest.

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Wie fix er seinem Junior die Windeln wechselt, und wie schnell man wächst.

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Noch einer. Was sind das für Frauen, die so bedingungslos Kinder wollen?

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Einer, der mal ein Verrückter war, und der sehr spät in seine Bahn gefunden hat. Wir frotzeln uns über den Tisch hinweg, und da beginne ich, ihn zu mögen.

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"Prince of Persia" hat einige nette Scherze, aber zwischendurch wird er so schnell, daß man mir irgendwelche Szenen hätte vorspielen können. Schade um die Mühe mit den schweißtreibenden Kämpfen und Klettereien, wenn man sie nicht verfolgen kann.

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Wie weit weg die Radfreizeit schon wieder ist.

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Da sitzen ein paar an einem Feuer und reden, und ich muß dringend weg von der Vorstellung, mich hielte etwas auf.

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Blitzsilage beim Grafen, der natürlich keiner ist. Die Gräfin steht auf der Straße und fuchtelt, während die anderen fahren, und irgendwie steht ihr das.
Wir sind beengt, überall Autos, und sie parken sogar hinter mir im Silo, als ich eben nicht hinschaue. Schreie ich eben einen der Hochherrschaftlichen an.
Am Schluß steht mein Motorrad hinter Bauzäunen und zwischen Biertischen, und wie komme ich da jetzt wieder raus? Ich überlege kurz, ein Preisschild dranzukleben, aber das bietet sich auf einer Blumenausstellung nun wirklich nicht an.

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Ich flüchte vor Geld und guten Worten, den Helm auf dem Arm. In die kurzen Hosen bläst der Fahrtwind, das ärmellose Hemdchen flattert um die Brust, die Augen tränen im Wind. Ich weiß nicht, was Fahren ohne Helm eigentlich kostet, aber ich weiß, daß es das manchmal wert ist.

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Zwei Tage Sommer. Und wohin gehen eigentlich immer all meine Wochenenden, an denen ich so viel tun wollte? Schön werden sie, und das ist doch auch was.

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Mitten in der Nacht fällt mir auf, wie sehr ich die Dire Straits unterschätzt habe. Vom Radio totgedudelt durch zwei Lieder, und plötzlich kommt da "Why worry?" daher, und ich muß wieder ein Gesamtwerk vervllständigen.
# |  11 RauchzeichenGas geben


07.06.10, 16:09 | 'Power to the Bauer'
Ich döse durch die Nacht, das Telefon in der Hand. Es klingelt wie verabredet, und ich drücke den Anruf weg. Als ich wieder angerufen werde, sitze ich auf der Bettkante und werde überschwemmt von Wegbeschreibungen, von Aufgaben und Problemchen, von Organisation und Wirrwarr.

Eine halbe Stunde später bin ich auf dem Weg über die Alb, auf der Suche nach meinem Fahrzeug. Es muß da irgendwo sein, hieß es, dann viele "links" und ein paar "rechts" und einige "sieht man schlecht". Na denn. Ich habe ja einen Riecher für sowas, bei Nacht und auf freiem Feld finde ich überall hin.

Ich schaukle mit dem alten Kastenwagen durch die Dörfer, vorbei an einem großen Zeltfest. Es kommt mir ein Auto entgegen, ich erkenne das Nummernschild. Ich rufe an und für einen Augenblick weiß ich nicht, ob ich nicht doch tauschen möchte. Wie schnell etwas zerfallen und verschwinden kann, daß ich für so beständig gehalten hatte. Es ist keine Gleichgültigkeit zwischen den beiden, und irgendwann werden sie das auch verstehen.

Irgendwo auf einer Lichtung sehe ich Scheinwerfer, eine Gestalt tappt ums Wickelgerät. Ich halte auf der Straße, und sieht sehr erleichtert aus, als ich ihm sage, daß er gehen kann. Auf dem Hof werden sie ihn schon abfangen und ihm wieder etwas zu tun geben, aber das sage ich ihm noch nicht. So hat er wenigstens eine Viertelstunde Feierabend.

Es ist alles verstellt, angefangen bei Sitz und Scheinwerfern. Während ich die ersten Ballen einpacke, richte ich mich gemütlich ein in meinem kleinen, lauten Wohnzimmer mit den vielen bunten Hebeln. Ich zähle Kettenglieder am Wickelgerät und reinige die Messer. Sowas macht man nur zu Beginn, gegen Ende stumpft man ab und steigt dumpf auf und ab und wieder auf, wenn mal wieder die Folie abreißt. Umdrehungen zählen. Zeiten einstellen. Die Drossel weiter aufdrehen. Flow.

Tatsächlich, Flow. Das Gefühl, diese Maschine völlig im Griff zu haben. Mehr als dreißig Ballen einpacken, ohne abzusteigen. Das automatisierte Greifen nach den richtigen Hebeln und Tasten. Das Balancieren des Ballens in der Horizontalen, daß er nicht auf den Walzen zu wandern beginnt. Wieder und wieder das Ratschen der Folie auf ihrem Weg um den Ballen.Der dumpfe Aufprall, wenn der Ballen kippt. Das hypnotische, schnelle Drehen der Wickelarme um die Hochachse, das gemächliche Drehen des Ballens um die Längsachse. Die Folienlagen, wie sie das Gras verdecken und einen glänzenden Quader zurücklassen.



Die Sonne geht auf. Ich trage schwitzend Folienrollen aus dem Keller ans Licht. Laden.

Einer, der ebenfalls sein Fahrzeug herrichtet, ist auffallend parfümiert. Ich muß husten, als ich mit ihm rede.

Es ist noch weit vor sieben, als ich über die Bundesstraße pfeife. Kein Auto kommt mir entgegen, keines überholt mich. Weit, weiter, mehr als eine Stunde auf der Strecke. Später wieder zurück, und ab da hüpfe ich von Feld zu Feld. Kleinkunden, Großkunden, und zwischendurch bekomme ich Trinkgeld und denke, daß man so altern sollte wie der lachende Bauer, der mir noch eine Flasche Wasser bringt und zum Abschied nachwinkt, während sein Enkel stolz auf seinem Schoß sitzt und lenkt.



"In den Ballen ist zuviel Luft," sagt man mir, und ich muß zuerst mein Lachen verhalten, weil man sowas nicht im Ernst sagen kann. Ich korrigiere: man kann.

Irgendwo grillen sie und laden mich ein. Ich bekomme Wurst und Brot und esse im Stehen. Frühstück, sage ich grinsend, und sie lachen. Ich lasse Grüße ausrichten, die schon ankommen werden irgendwie. Man gerät nicht einfach so in Vergessenheit. Einer erzählt von den fünf Messern, die die Häckseltrommel letzte Nacht gespuckt habe. Daß er das alles wieder verdienen muß, wieder hereinschaffen, erwähnt er mit keinem Wort. Ich mag gutgelaunte Menschen.

Ein Gewitter, die Steuerung ersäuft. Ab jetzt ohne Automatik und dafür Umdrehungen zählen. Fünfundzwanzig pro Ballen, und davon werde ich ganz seltsam im Kopf.

Der Presser verliert den Faden, ich habe Filmriß. Sowas passiert, also stehen wir nebeneinander, die Oberkörper in unsere Maschinen versenkt, und rufen uns zu, während wir Garn einfädeln und Folie ausrichten. Durch das Blech klingen die Stimmen hohl, aber gutgelaunt.

Den ganzen Tag über am Telefon, und das am Ladegerät. Das macht kein Akku mit, und ich mochte das mal, dieses ausdauernde Telefonieren. Jetzt bin ich kurz angebunden, es hält mich doch nur auf. Schnell überschlage ich Kunden und Stückzahlen. Um elf bin ich da, sage ich und lege auf.

Folien laden im Scheinwerferlicht. Ich bin müde, und beim Wickeln kann ich mir auch nichts vormachen. Die ersten zehn Stunden mit einem Schnitt von vierzig Ballen, über den Rest des Tages reden wir besser nicht. Es regnet immer noch, und die Folie flutscht aus der nassen Klemme. Prüfend fahre ich mit der Hand über das Gummikissen und schneide mir prompt die Pfoten auf. Der Länge nach über alle vier Finger, aber wenigstens ist das Messer scharf. Und mein Muskelkater in den Schenkeln fühlt sich auch gleich besser an, wenn man etwas zum Vergleich hat.

Mein Durchschnitt lässt weiter nach, und ab und zu reißt die Folie jetzt, bevor ich das überhaupt hätte kommen sehen. Ich bin erschöpft, und wieso eigentlich immer ich? Hier haben sie eine Reihe gestapelt, was eigentlich ganz nett ist. Aber viel zu dicht beieinander, daß ich mich kaum mehr regen kann mit meinem Gefährt. Und so dicht an der Siedlung, daß ich mich kaum zu fahren traue, mitten in der Nacht, und auch kaum zu fluchen, aber das lässt sich dann doch nicht verhindern.

Einer noch. Noch einer. Und noch. Sechshundert Stück sind es am Ende, wenn sich die Steuerung und ich nicht grob vertan haben, und zwischendurch habe ich sogar die Presse überholt. Und im Radio, denke ich noch, bevor ich einschlafe, fast nur Michael Jackson. War das schon immer so, aber das hält mich auch nicht wach.
# |  2 RauchzeichenGas geben