Endlich wieder siebzig.

Ich lebe mir Mut an.

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Wie wir uns ähneln und deshalb Freunde geworden sind. Konkurrierende Freunde, wetteifernde. "König der Landmaschinen" rufe ich, und das kannst Du nicht stehenlassen. Die anderen verlassen uns, bevor wir schäumend vor Überschwang bei den Energieverlusten der externen Abgasrückführung angelangt sind.

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Irgendwann erzählst Du von der Kleinigkeit, die das Fass zum Überlaufen brachte, und Du bist laut und betrunken und hilflos wütend, und da unterscheiden wir uns dann. Du wirst höhnisch, hilflos, lachend, und gleichzeitig so furchtbar trauernd, und ich versuche immer, mit meiner Abhängigkeit klar zu kommen. Es zieht uns an, es stößt uns ab, und mit jedem Rückprall weiß ich, daß ich wieder zurückschwingen werde.
Du warst so glücklich mit diesem großen Untier, dem Obersten gleich, und so redeten sie Dich mit "Vize" an, und ich habe Dich selten so strahlen gesehen.
Und wie Du jetzt redest und Dein Glas schwenkst, "Komm, schreib mir die Kündigung, Du kannst das besser!" und meinst böser, bitterer, und ich weiß, daß ich das nicht tun werde, weil es Dich zu Kleinerem zwingen wird, zu Eigenem zwar, aber Kleinerem, und Du musst groß sein, das weißt Du wie ich, und daß es Dich fräße, würdest Du selbst groß werden. Ich will Dich da nicht hineintreiben.

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"Bist Du in diesem Jahr wieder dabei?" fragt er, und mein Pendel schwingt zurück. Ich erwähne Dich nicht, ich erwähne das eigene nicht. Aber es sieht aus, als ließe der Schwung nach.
Womöglich werde ich Dir folgen, und nicht ihm. Und mit dem Folgen klar zu kommen, das übe ich noch.

"Überproportionierte Unterarme" und "typische Melkerhände". Danke, meine Damen, mir reichts für heute.

Denk schnell!

In dem Kämmerchen mit den summenden Kaffeeautomaten, die mir morgens schon sanft entgegenleuchten, stehen zwei junge Herren, beide noch nicht füllig aber auf dem besten Weg dahin, und der eine erzählt. Von den Maß, die er sich einverleibt hat, und den Schnäpsen, die zählt er einzeln auf und korrigiert sich mehrfach bei den Sorten und Mengen, und den kleinen Bieren, und "umgerechnet" sagt er, "umgerechnet sind das ja zehn Maß", und er sagt das so seltsam emotionslos, als stünde dahinter kein Feiern, kein Berauschtsein, nicht einmal ein absurdes Wettrennen, er sagt das so schal wie das Bier am Boden des zehnten Krugs, und als er nichts mehr zu sagen weiß, weil er die Mengen alle aufgezählt und korrigiert und umgerechnet und summiert hat, weil ihm ansonsten genauso nichts einfällt wie ihm wohl während des Trinkens nichts aufgefallen ist, da nimmt er einen Schluck aus seinem Kaffeebecher, den er mit spitzen Fingern am Rand festhält, und prustet vor seinem stummen Gegenüber auf den Boden. "Mann, ist das heiß", sagt er erstaunt und verwischt die Tropfen auf dem Fußboden mit seinen Plastiksohlen, und ich werfe meine Wasserflasche hoch in die Luft, als ich pfeifend in den Gang trete, auf dem Weg zurück in mein Büro.

Das ist bei mir so, daß ich im Winter zunehme, und im Sommer weniger werde, sage ich immer, wenn die Diskussion darauf stößt. Und daß ich im Sommer ungesund aussehe, das habe ich oft genug gehört. Harte Tage, harte Nächte, erwidere ich dann und grinse ein wenig schief.
Bleib doch zum Essen da, sagte die Bäurin letztens. Du siehst schon wieder so nach Sommer aus. Die Bäurin hat einen Blick für sowas. Die Waage sagte eben sechsundsechzig. Ich habe doch sogar Schuhe an, knurre ich drohend, aber Digitalanzeigen zittern nicht.
So bin ich noch nie in eine Saison gestartet, denke ich, und weiß gar nicht, was mich so fertiggemacht hat.

Gibt es jemanden, der die Schmerzen einer Entbindung (hatte ich nicht, wird wohl auch nichts bei mir) mit denen eines geplatzten Blinddarms (hatte ich, tat weh) vergleichen kann? Gibt es überhaupt einen Vergleich?
Ich frage bezüglich einer Diskussion mit einer Dame, die noch keines von beidem mitgemacht hat.

Einen Rempler auf der Rolltreppe am Hauptbahnhof mit einem lautstarken "Vollidiot" kommentieren... check.

Es hat nicht ganz gereicht, und ich habe es so kommen sehen. Als es klemmt, und die Knochen knirschen, denke ich mir, daß ich genau gewußt habe, daß es diesmal eben nicht reicht. Daß es gleich richtig wehtun wird. Warum habe ich dann hingehalten? Nicht reagiert? Und bei richtigem Schmerz, da kann man kaum mehr entscheiden, ob das nun heiß oder kalt ist. Bevor er zu pochen beginnt, hält man den Atem an. Und spürt, wie er sich aufstaut, und dann zu fließen beginnt, aus der Hand in den Arm, und sich von dort weiter ausbreitet, während man immer noch atemlos, sprachlos ist und die Hand anstarrt, die gerade noch zwischen Huf und Edelstahl gequetscht wurde, in der sich wie von selbst alle Muskeln und Sehnen spannten, um die Knochen zu stützen, um Widerstand aufzubringen.
Und dann steht man da, und gutturales Lachen drängt sich schüttelnd nach oben, weil Schmerz lächerlich ist, und je größer der Schmerz, -.
Behutsam bewege ich die Finger, schaue ihnen zu, wie sie sich krümmen, kraftlos, gefühllos, taub und wie abgetrennt. Sie fühlen sich an wie tot, als führten sie die Kommandos nur noch gefallenhalber aus. Das Lachen tobt jetzt, wie ein Sturzbach schießt es heraus, und ich grinse und lache mich aus dafür, daß ich noch lachen kann.

Und weil ich wußte, daß mich nichts anderes retten konnte als dies, kroch ich über das Parkett und zog mich an einer der stählernen Säulen nach oben, am milde glimmenden Bernstein vorbei und vorbei an den drei stummen Zeugen aus Granit, und voll Verzweiflung und Furcht floh mein Blick über die Reihen. Die Ecken und Kanten blitzten, als spielten sie Gewitter, die Farben und Zeichen verwischten sich und ich konnte nicht erkennen, was ich suchte. Die Hände widersetzten sich den Nervenimpulsen, zitternd und fahrig unterstrichen sie, was die Augen nicht mehr aufzunehmen vermochten. Schwankend und halb umnachtet wollte ich nach der Säulen greifen, und versuchte Sätze zu bilden, die ich selbst nicht mehr verstand. Meine eigenen knurrenden Laute verstummten irgendwann, und ich starb.