Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

11.03.10, 09:21 | 'Overdressed im Schlafanzug'
Blasen als Kernkompetenz.

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Das Bedürfnis danach, unwissend zu bleiben. Verschont, im großen und ganzen Sinne, verschont von fremden Erfahrungen, verschont von der erschlagenden Größe der Welt. Ich warte darauf, daß es übermächtig wird und mich zwingt, den Stecker zu ziehen. Ich war doch so zufrieden mit meinen Büchern. Den starken Einflüssen weniger Seiten. Die mir Richtung gaben. Jetzt zerrt ihr an mir, sehr schwach nur, doch von allen Seiten gleichzeitig, und mich zerreißt es dabei.

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Wer vor dem Basteln nach den Basteleien anderer sucht, wird weniger haben: Ein besseres Ergebnis zwar, und ein billigeres womöglich, aber weniger. Weniger Stolz, weniger Frustration, weniger Erfahrung. Ich prangere das an, und wenn ich mich nur daran halten könnte. Aber nein, ich bin dem Erfolg verhaftet, gleich, auf wessen Mist er gehört.

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Vielleicht ein Problem, das keines ist. Das Bedürfnis nach der Neuerfindung des Rades ist müßig und bringt die Welt nicht voran. Standing on the shoulders of giants.
Vielleicht bin ich zu viel Naturbewunderer, um Ingenieur zu sein. Vielleicht aber auch nur zu ehrenkäsig und zu ehrlich, eine Leistung für mich einzunehmen, als meine auszugeben. Vielleicht auch deshalb dem Habhaften so zugetan - selten fühle ich mich besser als nach morgendlicher Stallarbeit, auf den Gabelstiel gelehnt und mit einem eitlen "Wer sonst" auf den Lippen.

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Exkurs: Wie sie mich sehen müssen, den, der schon so viele gebracht hat, der so vielen gezeigt hat, und der nie selbst -.

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Ein Elektroschreiber. Für Werkzeug, das ich nicht bräuchte, sondern haben will. Das nicht vermischt werden kann, weil alles meines ist, und trotzdem markiert werden soll. Vielleicht - und das ist auch wieder die Idee eines Fremden - nur die häufig benötigten Werkzeuge, damit sie in der Masse auffallen. Es höbe mich zumindest ab - und das habe ich instinktiv richtig geschrieben, das "höbe", aber ich mußte es nachschlagen, und wieder stelle ich mich auf wacklige Schultern.

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Wie man sich einen Morgen, an dem man mit warmen Füßen aufwacht, versäuern kann.

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Streben nach Originärem. Streben nach Fortschritt. Streben nach Vorteil. Streben. Vielleicht ist nicht die Richtung der Fehler, sondern das Ziehen im Kummet. Vielleicht ist uns das auch eingeprägt, und es wäre müßig und schädlich, dagegen vorzugehen.

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Und wie ich wieder einmal vom Ekel vor jemandem zum Ekel vor der Welt und schließlich vor mir geriet.

Rauchzeichen




anton bibersberg   |   11.03.2010, 10:10   |  
zum 'blasen' sag ich jetzt mal nix.
aber der letzte satz ist grammatikalisch ein interessantes disaster. geraten? das ist wie von baron münchhausen. man gerät also in einen sumpf. ich dachte immer man geht rein, um dann ein bisserl anzugeben, weil man sich selber rauszieht. grins.

texas-jim   |   11.03.2010, 10:20   |  
Zu mir wurde mal gesagt, man hätte nichts besser in der Hand, als wenn man es im Mund hätte.

Man gerät nicht nur, es gerät einem auch manchmal etwas. Oder missrät. Aber darin steckt das Aktive schon, so ist das nicht. Nur ziellos, vielleicht, aber das geht schon klar.
Womöglich missraten, der Satz, aber doch geschrieben. Womöglich in einen Sumpf geraten, aber doch gegangen. Ich sehe da keinen Widerspruch, aber daß Sie das Verdeckte so deutlich machen, haben Sie Dank dafür.

anton bibersberg   |   11.03.2010, 17:17   |  
ich weiss jetzt wo's hakt
grammatikalisch richtig wäre
vor m i c h geriet
das is dann schon fast ein haiku
so wie man vor einen spiegel gerät oder eine
unverhoffte spiegelung
oder man sich selbst überholt,
das ist mit traktoren das ganz normale grins

anton bibersberg   |   11.03.2010, 22:10   |  
ach so und was hand und mund betrifft
da muss i dich leider enttäuschen
die meisten blasen so schlecht
das is net der rede wert.
Mitrauchen