Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

26.04.09, 14:09 | 'Heller als tausend Sonnen'
Das neue Fahrrad wurde gestern geliefert, ebenso wie der neue Starterschalter für die GPX.
Ich baue also Lenker und Pedale an und setze das Vorderrad ein. Kein Hexenwerk, und hätte ich ein wenig aufgepasst, hätte ich auch nicht an das vorgefettete Sattelrohr gefasst und mir die Hände gewohneheitsmäßig an den ungewohnten Sonntagshosen abgewischt. Alle raus! rufe ich, Und reißt's euch z'samm! und dann flitze ich auch schon durch den Wald, und das Maschinchen läuft fast von alleine. Kaum daß ich, einmal die Steige hochgekurbelt, überhaupt noch treten muß, geht es über die Pfade, ich weiche tiefen Ästen aus und springe über Steine, daß es eine Wucht ist.
Bis zu dieser kleinen Kreuzung im Wald, links ginge es nach oben, rechts nach hause, geradeaus - wohin geht es geradeaus, denke ich mir, und daß ich plötzlich in nächster Nähe einen Waldweg unbekannten Ausgangs finde, das macht mich stutzig, und dann die Klickpedale, und schon liege ich unter meinem Rad und sehe sehr lächerlich aus, weil ich nicht mehr ausklicken kann.
Also schaue ich den blitzenden Speichen über mir zu, bis Hinterrad und Erde aufgehört haben, sich zu drehen. Ich liege immer noch auf dem Rücken, denke ich, das ist nicht so schlimm. Nur der Stein, der ins Kreuz drückt, und das Rad, das, an meinen Schuhen hängend, drohend über mir schwebt. Ich schmeiße das neue Ding doch nicht gleich in den Dreck, das kommt ja nicht in Frage. Und dann denke ich mir, daß es bei der ganzen Welt- und Hinterraddreherei ja auch möglich wäre, zu warten, bis die Welt sich einmal gedreht hat, und ich wieder von selbst auf dem Rad sitze, statt das Rad auf mir. Und weil ich das für einen Moment wirklich und ernsthaft gehofft habe, muß ich sehr lachen und lasse das Rad ins Gebüsch fallen. Von dort kann ich mich freistrampeln und wieder aufsitzen. Und auf der rasenden Abfahrt hole ich auch den behelmten Oberradler wieder ein, der eben kopfschüttelnd an mir vorbeigetreten war. Freihändig lasse ich es ins Ziel rollen und hebe am Blitzkasten die Arme zum Zielfoto, aber da fehlt mir dann doch das Gewicht dazu.

Rauchzeichen




mark793   |   27.04.2009, 11:26   |  
Und wieder mal ein Beitrag, der nicht eben geeignet ist, mein tiefsitzendes (und zugegebenermaßen völlig irrationales) Misstrauen gegenüber Klickpedalen zu zerstreuen.

texas-jim   |   27.04.2009, 12:07   |  
Ich glaube nach dem zweiten Abgang auch, daß Klickpedale im Gelände fehl am Platz sind. Am Rennrad gefallen sie mir ja sehr, sie machen einen sehr runden Tritt und erlauben auch mal einen Kraftwechsel, also in der Ebene nur zu ziehen, solange die Schnürsenkel mitspielen.
Aber es ist viel Gewohnheit darin. Anstatt anzuhalten fahre ich jetzt kleine Kreise, wo möglich, oder halte mich irgendwo fest, vorzugsweise natürlich an entgegenkommenden Damen. Anhalten, Unentschlossenheit, das ist der Sturz. In der Stadt klicke ich frühzeitig aus und nutze die Pedalrückseite, die eine normale Schuhauflage bietet.
(Ich habe auch die Haltefeder weicher eingestellt, um besser ausklicken zu können, aber das würde ich nie zugeben!)

mark793   |   28.04.2009, 12:29   |  
Stimmt, viel Gewohnheit. Mir fiel in den frühen 90ern ein schon leicht betagtes Raleigh-Rennrad in die Hände, und an die Schlaufenpedale gewöhnte ich mich recht schnell. Zumal sie auch den Vorteil hatten, dass man notfalls auch mal eben mit den Straßenschuhen fahren kann. Die Klickpedale damals samt den dazugehörigen Schuhen waren ein ziemlich störrisches "Klump" oder "Glomp", wie man bei Ihnen wohl sagen würde. Ich wohnte im 3.OG, und auf der maroden Treppe hätte ich mir beim Rauf- und Runtertragen des Rads wahrscheinlich permanent die Haxen gebrochen. Schon allein von daher hatte ich da keinen Bock drauf.

Inzwischen sind die Schuhe viel alltagstauglicher geworden, und die Pedale haben die brauchbare Unterseite, aber dunnelmals gab es diese Konzessionen an den Alltag nicht. Und jetzt mag ich das nostalgische Rennrad auch nicht umrüsten ohne Not. Beim Kauf eines neuen würde ich wohl auch die Klickpedale nehmen.

Im Gelände weiß ich nicht so recht. Ich fahre ja eigentlich kein MTB, aber bei einer Tour mit meinem Schwiegervater hab ich paarmal gesehen, wie sein Fuß unbeabsichtigt aus der Pedale klickte und er fast auf die Fresse gefallen wäre deswegen. Da war ich dann froh, dass er mir auf seinem Zweitbike die Schlaufen an die Pedale gefrickelt hatte.

texas-jim   |   28.04.2009, 12:49   |  
Die Schlaufen hatte ich am ersten Rennrad, einem Wheeler. Damit war immer mein Fuß zu weit hinten un die Belastung der Waden zu groß für mich. Eigentlich ja richtig, weil man mit der Fußbewegung schon die halbe Kurbelmdrehung hinbekommt, aber mir hat immer der Dampf in den Waden gefehlt. Jetzt mit den Klickern kann ich das schön einstellen. Das gefällt mir.

Für die guten Schuhe muß man leider gutes Geld hinlegen. Meine Shimanos waren ein Duathlon-Preis. Da war es zu den Pedalen nur noch ein kleiner Schritt. Das Umrüsten ist ja das kleinste Problem, die Pedale sind ja nur angeschraubt.

Und das Gelände, ja. Ich stand gestern aufgrund von Atemlosigkeit in einer steilen Pfütze - ja, sowas gibt es, hier, wo einem der Rotz den Backen hochläuft - wollte antreten, bin eingeklickt und kam nicht weg. Also nochmal in den Matsch treten, und danach die Pedalplatten säubern, bevor es weitergehen konnte. Beim versehentlichen Ausklicken würde ich die Stellung der Platten im Schuh mal kontrollieren, Ihr Schwiegervater verdreht offensichtlich bei Belastung den Fuß. Und die Feder ein wenig spannen. Aber als Vielfahrer mit Zweitbike wird er das wohl selbst wissen, und womöglich hängt es an seinen Bärenkräften. Die fehlen mir. Ganz eindeutig.

huehnerschreck   |   15.05.2009, 14:29   |  
ich hab auch respekt vor den klickern. eigentlich wäre das für mich als nicht allzu bärenstarken flachlandbewohner eine feine sache ... grade ziehen können und noch ein paar kraftreserven mobiliseren - das wäre schon schön.
aber dann die befürchtung, dass das für einen "bewegungslegastheniker" wie mich die ersten vier wochen mehrmals mit pflaster auf den zerschrapten stellen endet.
verdammt, ich kann mich nicht durchringen ...

texas-jim   |   17.05.2009, 13:12   |  
Es ist ein sehr erhabenes Gefühl. Ein mutiges. Auch wenn man vollgefedert zur Eisdiele fährt, wie ich.
(Disclaimer: Ich war schon Jahre nicht mehr an einer Eisdiele.)
Mitrauchen