Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Montag, 21. 03 11

21.03.11, 21:36 | 'Egalitaeten'
Ich fordere ein Kästchen auf dem Wahlzettel, auf dem steht: Euch kann man alle nicht wählen.
Ungültig reicht da nicht. Da wird man als Depp abgestempelt, und das trifft vielleicht mich, aber nicht die Aussage, die ich mit meinem Nichtwählen machen möchte. Ich möchte, daß ein ausreichend großer Prozentsatz dieser Lecktmich-Stimmen dafür sorgt, daß die Wahl nichtig wird. Weil die Voraussetzungen nicht stimmen. Weil es mir eben nicht egal ist, von welcher Partei ich angelogen werde. Weil es mir eben nicht darum geht, heute hier und morgen dort mein Fähnchen in den Wind zu halten. Weil sich von euch keiner darum kümmert, daß dieses Land in den ersten zwei Monaten mal eben fünfundzwanzig Milliarden im Soll liegt. Weil beispielsweise die Zinsausgaben bereits über ein Drittel des Jahressolls erreicht haben. Herrjeh, Zinsen, Schulden, da habt ihr alle nicht dran gedacht, wa? Nix da, das sind Zahlen, die sich wunderbar für einen Haushalt errechnen lassen, anders als strenge Winter und hohe Ausgaben für den Straßenbau. Das Verkehrswesen liegt übrigens so genau im Plan, wie es nur kann. Meine Lieben, das ist Betrug und Augenwischerei. Und was bekommen wir? Gestern Bahnhofsexperten, heute Kernkraft, und morgen schützen wir die Eisbären. Man denkt von zwölf bis Mittag, schließlich ist irgendwo morgen wieder Wahl. Von euch will ich keinen wählen. Ihr taugt mir alle nicht.
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21.03.11, 21:15 | '19th nervous breakdown'
Ein Ballerinerich.
# |  Rauchfrei | Gas geben


21.03.11, 21:07 | 'Ansatzlos'


Sie sehen an dieser Stelle einen Texaner und keinen Hintergrund. Das hat einen Grund, und zwar den strahlenden Sonnenschein, den Sie wie den reflektierenden Schnee ebenfalls nicht sehen können. Weiter sehen Sie den Texaner bei seiner liebsten Tätigkeit, nämlich bei den Resten von anderer Leute Vesperbroten. Wer auf die großen Augen und die kleinen Mägen anderer setzt, soll dick und rund werden, hieß es doch, wenn ich mich recht an meine Erstkommunion erinnere. Erkennen lässt sich weiter die neue texanische Sonnenbrille, die für die Wetterlage mehr als notwendig war. Die Investition wird daher als gerechtfertigt angesehen, nicht zuletzt, weil die Brille den Urlaub sogar überlebt hat. Der leicht grimmige Gesichtsausdruck ist nur indirekt der Mahlzeit geschuldet. Problem war, daß alles Essbare durch den Schlund muß, den zwei geschwollene Mandeln für sich beanspruchten. So kam an jedem Tag eine halbe Packung Lutschtabletten hinzu, was aber preislich locker dadurch aufgewogen wird, daß der Texaner abends fiebrig im Bett liegenblieb, anstatt sein Geld an der Skibar zu verprassen. Durch die Kehle rann es so oder so, denn Medikamente sind in der Schweiz horrend teuer. Daher trage ich übrigens auch einen Schal. Einen Schal, der keiner ist, denn das ist nur so ein Stoffschlauch, den man sich mit einem Kniff auch um den Kopf binden kann. Die dreißig anderen Möglichkeiten, sich mit dem Teil einzukleiden, habe ich leider vergessen. Einen famosen Knebel könnte das Ding zwar noch abgeben, aber aufgrund der bereits erwähnten Mandeln war ich sowieso die Woche über meist sprachlos. Was auch noch auffallen kann: Ich muß zum Friseur. Dringendst. Und was nicht auffallen kann: Falls jemand gerade auf dem selben Stein sitzt, auf dem wir zu essen pflegten - dahinter liegt noch meine Mütze. Die ist gerade erst zwölf und noch voll gut. Bitte mitbringen. Danke. (Es gibt eine überaus modebewußte Person, die den Verlust meiner Mütze nicht so schlimm findet und sehr gern mit mir eine neue kaufen möchte. Nun, genau genommen würde sie die Mütze wohl lieber allein kaufen, denn mittlerweile habe ich die Mandeln im Griff und nicht die Mandeln mein loses Mundwerk. Aber so weit, daß ich mich ausstaffieren lasse, so weit sind wir dann doch noch nicht. Wobei - die langen Haare trage ich ja auch nicht, weil mein Rasierer versagt hat. Dann muß ich mir meine Unabhängigkeit eben einreden. Das ist schon in Ordnung so. Manches andere redet man sich ja auch ein. Und vielleicht ist die Mütze ja wirklich nicht mehr so arg ansehnlich. Die Wärme hat jedenfalls durch die ganzen Löcher ein wenig nachgelassen. Und die schwarzen und weißen Streifen kann man jetzt nicht mehr so gut auseinanderhalten. Aber es sind Schrauben draufgemalt, und deshalb hätte ich sie gern wieder. Danke.)
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21.03.11, 20:44 | 'Nicht drueber nachdenken'
Am Sonntag sind wir an einem Radler im Fumic-Aufzug vorbeigefahren. Ich habe gemeint, ihn zu erkennen, war mir aber nicht sicher. Es rennen ja auch mehr Ronaldo-Trikots durch die Gegend als es Ronaldos gibt. Jetzt habe ich gelesen, daß er weniger als zwanzig Kilometer entfernt wohnt. Und das Fräulein Kalentieva hat mich schließlich auch schon überholt. Nun, ich war begeistert und klebte an der Seitenscheibe, schließlich kann man auch Fahrstil lernen, wenn man im Auto sitzt, und meine Mitfahrer waren völlig gleichgültig. Germany's next Topmödel hätten sie wahrscheinlich erkannt.
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21.03.11, 17:53 | ''S isch wia bei de Maedle au'
Diese Woche noch: Waldarbeit. Hurra!
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21.03.11, 17:42 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Beide Teile von Faust im Theater gesehen. Ich war gebannt, solange ich mitkam, und ich war völlig hilflos, sobald ich abgehängt wurde. Und oft genug schlug ich mir auf die Schenkel vor Vergnügen, wenn ich dem herrlichen Mephisto zuschauen durfte oder wieder den Ursprung von einem Standardsatz meines Vaters fand. Mir ist so kannibalisch wohl als wie fünfhundert Säuen. Wie schön.
Immer mehr schweifen meine Gedanken aber ab, wenn ich Unverständliches geboten bekomme. Ich schelte mich hibbelig und zeihe mich der Unaufmerksamkeit. Krankhaft ist das, und vor dem Abitur konnte ich wochenlang stillsitzen und nachdenken! Sehen Sie? Und schon bin ich raus. Konzentrationsschwäche.
Ich mühe mich, das als Gabe zu sehen. Das Versinken in den eigenen Gedanken, wo auch immer sie hinführen. Das Ausblenden von allem, was so auf einen einprasselt. Neulich abends, als ich bei der Grassaat war, bin ich aufgeschreckt und habe mich umgesehen. Motorenlärm, holterdipolter, knallende Scharfüße und das Rumpeln der Kabine in den Dämpfern. Wer könnte das aushalten? dachte ich mir, und mehr noch: Wer könnte das mögen? Stunden später waren die Wiesen eingesät, eine Antwort habe ich nicht gefunden. An alles gedacht und nichts gelöst.
Im Moment macht mir all das, mein unstruktriertes Denken, meine Unkonzentriertheit, mein Unvermögen zum Sitzenbleiben, meine Unruhe und Unstetigkeit, mehr Sorgen als sonst. Schließlich möchte ich meine Arbeit sauber erledigen und das Vertrauen rechtfertigen - es ist nicht üblich, meine Position mit Absolventen zu besetzen. Je nun, wir werden sehen. Schließlich habe ich am bereits ein Angestelltenwochenende mit Kultur, gepflegtem Schmaus und leichtem Alibisport hinter mir. Nur das Fernsehen wollte mir nicht recht gelingen.
Wussten Sie übrigens, daß ein Brunch kein Frühstück für Faulenzer ist, sondern ein Frühstück, ein Mittagessen und ein Nachtisch? Das hätte mir mal jemand sagen müssen, ehe ich mich pappsatt an den Resten der Haferflocken überfraß. Die anschließenden Gänge waren Quälerei, trotz kleinster Portionen konnte ich dem Essen nicht Genüge tun. Und, um die Nichtigkeiten weiter auszubreiten: ich bin schon wieder weit unter die siebzig Kilo gerutscht. Wie auch immer das passiert sein mag. Auf dem Heimweg von diesem letzten untätigen Wochenende - es blüht für den Bauernjungen, es brummt für den Maschinenbauern - lachten mich die Dreikaiserberge an, die ich mit einem kleinen Zwischenstop bei Verwandten bezwingen wollte. Auch dort wieder Essen, denn ich war versehentlich zur Mittagszeit eingetroffen. Auf dem Heimweg ein leichtes Ziehen in den Oberschenkeln, was auf mangelnde Kraftausdauer hinweist, und immer wieder das warnende Knirschen im linken Oberschenkel, den vor grauer Zeit mal ein unbehandelter Muskelriß heimgesucht hatte. Seither streikt er bei kühlen Temperaturen und auch mal bei harten Bergsprints im Stehen. So kommt man auch zu einer gelassenen sitzenden Fahrweise und zu hohen Trittfrequenzen. Da lässt er mich üblicherweise in Ruhe.
Jetzt aber: Obstsalat essen und Obstbäume schneiden. Mir geht es gut.
# |  1 RauchzeichenGas geben