Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

21.03.11, 17:42 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Beide Teile von Faust im Theater gesehen. Ich war gebannt, solange ich mitkam, und ich war völlig hilflos, sobald ich abgehängt wurde. Und oft genug schlug ich mir auf die Schenkel vor Vergnügen, wenn ich dem herrlichen Mephisto zuschauen durfte oder wieder den Ursprung von einem Standardsatz meines Vaters fand. Mir ist so kannibalisch wohl als wie fünfhundert Säuen. Wie schön.
Immer mehr schweifen meine Gedanken aber ab, wenn ich Unverständliches geboten bekomme. Ich schelte mich hibbelig und zeihe mich der Unaufmerksamkeit. Krankhaft ist das, und vor dem Abitur konnte ich wochenlang stillsitzen und nachdenken! Sehen Sie? Und schon bin ich raus. Konzentrationsschwäche.
Ich mühe mich, das als Gabe zu sehen. Das Versinken in den eigenen Gedanken, wo auch immer sie hinführen. Das Ausblenden von allem, was so auf einen einprasselt. Neulich abends, als ich bei der Grassaat war, bin ich aufgeschreckt und habe mich umgesehen. Motorenlärm, holterdipolter, knallende Scharfüße und das Rumpeln der Kabine in den Dämpfern. Wer könnte das aushalten? dachte ich mir, und mehr noch: Wer könnte das mögen? Stunden später waren die Wiesen eingesät, eine Antwort habe ich nicht gefunden. An alles gedacht und nichts gelöst.
Im Moment macht mir all das, mein unstruktriertes Denken, meine Unkonzentriertheit, mein Unvermögen zum Sitzenbleiben, meine Unruhe und Unstetigkeit, mehr Sorgen als sonst. Schließlich möchte ich meine Arbeit sauber erledigen und das Vertrauen rechtfertigen - es ist nicht üblich, meine Position mit Absolventen zu besetzen. Je nun, wir werden sehen. Schließlich habe ich am bereits ein Angestelltenwochenende mit Kultur, gepflegtem Schmaus und leichtem Alibisport hinter mir. Nur das Fernsehen wollte mir nicht recht gelingen.
Wussten Sie übrigens, daß ein Brunch kein Frühstück für Faulenzer ist, sondern ein Frühstück, ein Mittagessen und ein Nachtisch? Das hätte mir mal jemand sagen müssen, ehe ich mich pappsatt an den Resten der Haferflocken überfraß. Die anschließenden Gänge waren Quälerei, trotz kleinster Portionen konnte ich dem Essen nicht Genüge tun. Und, um die Nichtigkeiten weiter auszubreiten: ich bin schon wieder weit unter die siebzig Kilo gerutscht. Wie auch immer das passiert sein mag. Auf dem Heimweg von diesem letzten untätigen Wochenende - es blüht für den Bauernjungen, es brummt für den Maschinenbauern - lachten mich die Dreikaiserberge an, die ich mit einem kleinen Zwischenstop bei Verwandten bezwingen wollte. Auch dort wieder Essen, denn ich war versehentlich zur Mittagszeit eingetroffen. Auf dem Heimweg ein leichtes Ziehen in den Oberschenkeln, was auf mangelnde Kraftausdauer hinweist, und immer wieder das warnende Knirschen im linken Oberschenkel, den vor grauer Zeit mal ein unbehandelter Muskelriß heimgesucht hatte. Seither streikt er bei kühlen Temperaturen und auch mal bei harten Bergsprints im Stehen. So kommt man auch zu einer gelassenen sitzenden Fahrweise und zu hohen Trittfrequenzen. Da lässt er mich üblicherweise in Ruhe.
Jetzt aber: Obstsalat essen und Obstbäume schneiden. Mir geht es gut.

Rauchzeichen




froschfilm   |   22.03.2011, 15:11   |  
Viel Erfolg, sie schaffen das schon. Sagen zur mir auch immer alle und hatten bisher recht, man glaubt's nur nie.
Mitrauchen