Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Dienstag, 26. 10 10

26.10.10, 20:48 | 'Single Trails'

Am Ostfelsen sitzen und über den Nebel der Alb wegsehen.


Truth or dare, truth or dare!


Tiefen/Lichter.
# |  Rauchfrei | Gas geben


26.10.10, 19:08 | 'Harrjah!'
Irgendwie haben wir es geschafft, Fackeln zu basteln und das Jugendhaus nicht anzuzünden. So geht also erwachsen.

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Der Kuchen im Büro ist haushoch und ebenso schwer. Lachend rechnen wir aus, wie oft ich dafür den Berg hinaufradeln muß.

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Meinen Walser vervollständigen.

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Beim Basketball drei gegen vier, kleines Dorf gegen kleine Stadt. Zwei humpeln von dannen, und unter der Dusche pocht auch mein Zeh ganz liederlich. Von der Nase reden wir nicht, ich näsle derzeit.
# |  Rauchfrei | Gas geben


26.10.10, 16:37 | 'looking at the world over the rim of my tea cup'
Der Texaner lachte sich neulich scheckig, weil er sich nach langem Zaudern dagegen entschieden hat, diesen größtmöglichen aller Popsongs, "There is a light that never goes out" der heldenhaften und verehrenswerten Smiths auf diese kleine CD zu bannen, aus Platzgründen und aus dylaneskem Vorrangdenken und aus Richtigkeit, und weil eben dieser Song fast so richtig richtig geworden wäre, wenn die Dramatisierung an dieser Stelle erlaubt sei, und das wäre dann doch ein schnödes Ende gewesen, weil man Popsongs eben nur so richtig richtig ernst nehmen darf, wenn man Eric Pfeil heißt, was ebenso als persönliche Meinungsäußerung zu werten ist wie das Fade Out des erwähnten zu preisenden Songs.

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Männer mit Bärten, Männer mit Bärten! Nostalgie, Nostalgie, und wie wir damals versuchten, unsere Jungburschenstimmen in den Bass zu quetschen. Der nächste Gedanke ist stets, wenn ich mich in dieser Schleife fange, daß wir einmal vor dieser winzigen Bühne standen, Arm in Arm, betrunken, verschwitzt und naß und singend. Let it be, wir ließen die Band nicht aufhören, und in diesen Minuten waren wir ewig.

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Nehmen wir vier Choreographien an, von denen nur eine halbwegs präsentabel sei. Nehmen wir weiter eine Gruppe von eher unbeholfenen Landjugendlichen und eine ambitionierte Tanzlehrerin an. Nehmen wir nun den Donnerstagabend an, an dem die Hauptprobe stattfindet, die überaus in die Hecken geht, und auf die am Samstag unweigerlich die Aufführung folge. Was läge näher, als noch einen weiteren Tanz einzustudieren, gesetzt selbstverständlich den Fall, es ist bereits kurz vor zwölf und der Texaner kurz vorm Platzen.

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Drei asymmetrische dreidimensionale Teile mit ebensolchen Abschrägungen, und ich versuche, ihre passenden Gegenstücke aus meinem Kopf in den Rechner zu treiben. Bis mir jemand zeigt, wie man Flächen kopiert und Abgüsse herstellt.

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Auf dem Heimweg kommt mir das. Eine kleine Freude, eine kleine Hilfe, denn was kannst Du dafür, daß die Server spinnen, und überhaupt hast Du Dich unglücklich angehört am Telefon, und das macht mein Herz rasen, und das reißt an mir. So stehe ich also am Bankautomaten, mitten in der Nacht, und suche nach der Eselsbrücke für die Nummer, die ich so selten brauche. "Handy aufladen" steht da, und das ganz ohne Stromkabel! Ich tippe Deine Nummer ein, die weiß ich mittlerweile fast auswendig. Welcher Anbieter? fragt mich die Maschine, und fluchend entreiße ich ihr meine Karte und fahre nach hause. Weiß doch ich nicht, Mensch! Also Maschine, meine ich, und wenn die Maschinen fragen, müssen Maschinen antworten. Das tun sie, und ich renne also mit einer ausgedruckten Liste der in Frage kommenden Anbieter zurück zur Geldmaschine. Rufnummernmitnahme heißt das Damoklesschwert, und alles nicht so einfach heute, denke ich noch. Doch die Liste ist kurz, ich tippe auf einen und hoffe. "Betrag erfolgreich abgebucht" sagt die Maschine. Interessiert mich nicht, ich will doch wissen, ob der Betrag erfolgreich aufgebucht wurde, wenn es das Wort überhaupt gibt, ich kenne mich ja mit Banken nicht so aus. Trotz allem mache ich mich lächelnd auf ins Bett, und das passiert mir oft in letzter Zeit, und das liegt an Dir, weißt Du das denn?

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Mit Dir mag ich aufstehen. Und ich mag es sehr, Dich morgens zum Bahnhof zu fahren.

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Der Geschäftsstellenleiter meiner Hausbank möchte mir ein Gewinnspiel andrehen, und da werde ich dann doch laut mit meiner sprachlosen Entrüstung. Das ist mein Geld, sage ich, das ihr da verschenkt. Haderlumpen, verkommene, und lieber unterschreibe ich ein Kündigungsformular! Das hört die ganze Bank, und je nach Contenance grinsen sie oder wenden sich ab, als ich wutentbrannt durch die Glastür stürme.

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An einem Abend sitze ich neben meinem Senior im Auto. Er kennt sich aus in dieser Stadt. Überhaupt kennt er sich aus, und das nennt man dann wohl Weisheit, und ich bin mittlerweile alt genug, um das nicht mehr abzustreiten. Wir warten und laufen durch die Hallen. Ich stelle mich neben einen GT, und da muß sogar er zugeben, daß die Farbe zu meiner Jacke passt. Das Preisschild nicht, aber das macht mir gar nichts. Ich erbettle mir ein Hemd, Joy never says never, steht darauf, und dann darf ich nach Hause fahren und habe seitdem zwei Autos. Jungfrau zum Kinde, Sie verstehen das sicher, und überhaupt laufen mir Fahrzeuge immer irgendwie zu, und daß ein Mensch einen Diesel braucht, auch wenn er plötzlich nur noch vier Kilometer im Ernst und den Rest zur Liebe fährt.

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Das fliehende Pferd flieht nicht mehr. Ich werde mich neu suchen müssen, und darauf freue ich mich sehr.

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Die hektischen Wochen dürften vorbei sein, denke ich. Tanzproben in Badeanzügen, Tanzproben in Anzügen, dazwischen Fahren, Fahren, Fahren. Es ist Samstag, heute abend ist die letzte Aufführung. Ich bin irgendwie froh, daß die Koordination nicht mehr so eng sein muß. Das Telefon beginnt zu singen: Run baby, run, und ich muß da immer leicht grinsen. Wir haben an Dich gedacht, heißt es. Möchtest Du ein Casanova sein? Ich lache. Gern, und am Sonntagmorgen ist schon die erste Probe. Ich muß meinen italienischen Akzent noch schnell aufpolieren. Gelle, Schatzele, bellissima?

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Ich wache genau zwei Minuten vor der Probe auf. Herrjeh, ich eile! Ich schaffe es, eine Sekunde vor dem Ortsvorsteher da zu sein, und das gilt hier als pünktlich, auch wenn er sich dabei an die Verkehrsregeln halten muß.

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Während die Redner ihre Grußworte halten, teile ich mit meiner Tanzpartnerin ein Schnitzel.

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Ich würde gern wissen, wie man Schattenteile einbaut.

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Weil mein zweiter Name Vorbereitung ist, hole ich am Nachmittag schon frische Milch. Kannst Du nicht, fragt die Bäurin, kannst Du nicht wenigstens während der Stallzeit? Natürlich kann ich, und so sitze ich Minuten später auf einem der drei Walzfahrzeuge.

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Zwänge. Da ist einer, der immer da ist, und den muß man auch mal lassen. Dann ist einer da, der noch zu klein ist, als daß er können könnte. Dann bleibt ein Fahrzeug, das kleinste, und kein Schild, sondern nur ein kleines Ballastgewicht und eine malade Kupplung. Ich kriege es trotzdem, denn das ist mein Ehrgeiz. Einfacher wäre aber anders, und bevor ich mich in Rage fahren kann, leuchtet das Telefon, und ich höre, welch Wunder, mich sagen, daß ich jetzt gehe. Bring sie mit, sagt die Bäurin, sie soll mitfahren. Ich lächle und lehne ab, und wieder ist eine verwirrt.

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Am nächsten Tag komme ich wieder, während ich auf meine Winterreifen warte. Sie fahren noch. Müde sehen sie aus, und vor einem halben Jahr hätte ich auch so ausgesehen. Es war schön damals, und jetzt ist es auch schön. Ich stehe unten am Silo, ein Knall, unartikuliertes Gebrüll, keine Worte, nur Müdigkeit, Wut, Verzweiflung. Ich sammle die Teile des abgerissenen Bocks ein, klaube ein paar Scherben zusammen und beruhige. Hätte viel schlimmer kommen können, das Seil hätte ihn auch totschlagen können, und nur für einen Moment sieht er das als Option. Wir fahren eine Runde, und irgendwie klemme ich eine Minute später im Häcksler und räume den matschigen Mais heraus, der das Rohr verstopft hat. Alle sind ruhig, die Motoren brummen gelassen.

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An diesem Abend schaue ich noch schnell bei ihm vorbei. Sie stehen zu zweit in der Küche, und daß er einmal Kartoffeln schneiden würde! Trink mit uns, sagt sie, aber das möchte ich nicht.
Kommst Du? fragt er.
Nein, sage ich.
Aber ich habe alle eingeladen!
Ja, sage ich. Das ist es.

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Um sechs aufstehen. Das Weckerlied. Ich höre Dich im Bad, und darüber schlafe ich noch einmal ein. Du beugst Dich zu mir, und ich wache zum zweiten Mal mit Dir auf.
Wieder um sechs. Ich mache Kaffee, während Du im Bad rumorst. Ich fröstle an der Tür, Du läufst vor zur Straße, meinen Pullover in der Hand.

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Wir sägen noch schnell ein wenig Holz, ich spalte, und wir werfen uns die Scheite zu, so schnell wir können. Bei den Langsamen poltert es. Dann spaltet ein anderer, und wir feuern ihn an. Wir toben und lachen, und es gab eine Zeit, da habe ich mir Arbeit genau so vorgestellt.

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Ich trage eine Krawatte, und Du hohe Schuhe. Das passt schon zu diesem Abend voll hochgestochener Grußworte, unterbrochen von derbem Theater und unserem unbeholfenen Tanz.

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"Hallo, durchdrehen!" leuchtet das Telefon, und ich murmle, daß wir gleich kommen. Wir tappen über die regennassen Paletten nach unten, ich in Tanzschuhen, Du auf Absätzen, und von drinnen dröhnt der Lärm und das Gelächter. Ich begrüße und lache, und ehe ich mich versehe, kennst Du sie alle und redest und lachst, und ich stehe an der Bar und schaue Dir begeistert zu.

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Ein dummer Scherz, und dann gleich der Wecker.

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Ich fahre los, da ist es noch schön. Das Telefon, und Minuten später sitze ich in einer kantigen Wohnung, in der man sich auf Bequemes nicht setzen darf, und das, worauf man sitzen muß, nicht bequem ist. Alles hat hier einen Betrag, und ich komme manchmal auf den Gedanken, daß ich irgendwie falsch bin, wenn ich mit ihm rede. Auf dem Rückweg werde ich patschnaß. Die Hose quietscht auf dem Sattel, aus den Handschuhen tropft das Wasser, wenn ich den Lenker fester greife. Ich fahre weiter, um in der Kälte meinen dummen Scherz zu erfrieren. Dann dusche ich mich, um ihn in der Hitze zu schmelzen. Vor acht kann ich nicht anrufen, und so drehe ich mich im Sessel, mir hilft kein Buch und keine Musik. Es ist irgendwann acht und es ist alles vergessen, nur ich vergesse den Stein nie, der mir eben vom Herzen fällt.

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Du siehst das gar nicht, sagt sie. Wie sie Dir nachschaut, wie Du sie brüskierst.
Ich drehe mich um. Da ist niemand mehr, und wäre da nicht alles andere, zumindest meine Unbeholfenheit machte mich zur sicheren Beute.

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Diesmal sage ich nur ein Wort und mache dabei keinen Fehler. Die Umstehenden lachen, als ich mich unterbreche. Man kann also Fehler machen, ohne etwas zu sagen, denke ich und verspreche mir grinsend, all eure Namen endlich auswendig zu lernen und irgendein Detail zu finden, an dem ich euch auseinanderhalten kann. Haarschnitt funktioniert nicht, hab ich probiert. Mein Trick sind die Herren - die sind sehr unterschiedlich groß, und solange die dabei sind, ist alles gut.

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Daß ich niemals einen Motor anwerfen würde, um das Auto nur aus der Garage zu bekommen, solange ich es irgendwie schieben kann. Ich habe Mitleid mit Ventilen und Lagern. Außerdem habe ich einen Knall, aber das wußten Sie sicher schon.

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Hosen ohne Knöpfe, und Hemden mit zu vielen.

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Ein Nécessaire.

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Wir lassen euch jetzt, denke ich, als wir gehen, wir lassen euch jetzt mit eurem Lärm und Rauch und eurer Trunkenheit, und irgendwie sehe ich den Spaß noch, den ich damit hatte, aber ich kann ihn nicht mehr recht spüren. Als wäre ich aufgewacht.
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26.10.10, 15:36 | 'RaffRaff'
Wenn ich Post bekomme, die nicht für mich, sondern für jemanden mit ähnlichem Namen in meiner Straße bestimmt ist, dann ist das ein Versehen. Wenn diese Post durch ein Unternehmen zugestellt wird, das nicht allzuviel Post zuzustellen hat und wahrscheinlich nicht jeden Tag jeden Haushalt anfahren muß, wenn die Adressaten zwar noch in der selben Straße wie ich wohnen, aber nicht einmal mehr einen ähnlichen Namen tragen, sondern in unserer Sackgasse nur weiter hinten wohnen als ich, dann vermute ich, daß sich da jemand den Weg spart. Wenn ich dann plötzlich die tägliche Post der halben Ortschaft im Briefkasten habe, die durch dieses liederliche kleine Unternehmen zugestellt wird, dann kann ich auch ganz schön böse werden. Vor allem wenn sich dieses Spiel jedes halbe Jahr wiederholt, bis ich mich beschwere. Es ist eben nicht alles gut, was privatisiert und verwettbewerbt wird.
# |  Rauchfrei | Gas geben


26.10.10, 11:09 | 'Nicht drueber nachdenken'
Den Gang zur Kaffeeküche verleiden mir heute Zeh und Nase. Auf dem Zeh kam einer zu stehen, als ich eben loslaufen wollte, und auf der Nase bremste ein Ball. Also kein Vesper für den Texaner heute. Lieber sitzenbleiben. Das ist also das Alter. Hallo, Alter, heute bist Du sehr unangenehm.
# |  Rauchfrei | Gas geben