Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Sonntag, 30. 05 10

30.05.10, 16:21 | 'Nicht nur logisch, sondern schoen'
Sonntagsfrage: Rennrad oder Geländerad?
# |  Rauchfrei | Gas geben


30.05.10, 14:39 | 'Night after night'
Daß immer noch was geht.

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Aufmerksam beobachte ich mich und versuche, herauszufinden, wann ich schwergängig werde. Es ist nicht die erste Nacht, in der ich nicht einmal ein Radio habe, und es ist auch nicht die zweite. Sie verfliegt geradezu, weil wir beide sehr konstant fahren, sehr gleichmäßig. Ich beobachte die Kühe im Stall nebenan. Sie lassen sich von mir nicht stören.
Am dritten Tag ist mir übel. Ich habe zuviel Kaffee getrunken und zu wenig gegessen. Außerdem wechsle ich den Hof, und das rüttelt immer sehr an mir, wenn ich irgendwo fertig bin und gleich darauf neu beginnen muß. Glücklicherweise treibt es mich auch, aber Emotionen habe ich irgendwo abgeschaltet. Ich bin immer noch fokussiert, auch wenn die Augen das nicht mehr ständig mitmachen. Aber das nächtliche Abschweifen der Gedanken, das hat der Tag vertrieben. Ich sehe auch nicht mehr jede Minute zur Uhr in der Kabinensäule. Nachts leuchten die Bälkchen hell und kantig, und ich kann den Blick an ihnen ausrichten. Wieder eine Minute. Und die Gewißheit, daß alles vorübergeht. Die Sonne geht unter, der Mond geht auf, Wolken ziehen. Taktgemäß kommen die Wägen, brüllt der Stufenlose an mir vorbei, ziehe ich mich vom Haufen zurück. Ich schreibe jede Nacht an eine, die auch mit der Nacht kämpft. Daß ich vor allem mit den Tagen dazwischen kämpfe, schreibe ich ihr nicht.
Der Haufen wächst, aber nachts kenne ich keine Angst. Ich sehe ja nicht die Brocken hinunterkullern, das Gras nicht aus dem Haufen brechen, als ich hart an der Kante vorbeifahre. Ich versuche, ein Video zu drehen, aber man kann nichts erkennen. Wieder stelle ich meine Augen an der Uhr scharf.
Der Mond geht unter, es wird sehr dunkel. So dunkel, daß das Tageslicht mir gar nicht auffällt. Dann kann ich auch schon wieder die Lichter ausschalten.
Die Ladewagenfahrer wechseln die Schicht. Ich bin müde. Ich wechsle nicht.
Gegen Ende gibt es Durcheinander, weil ich den Ladewagen übers Silo ziehen muß. Weil der neue Fahrer eben nicht der alte ist. Am ersten Tag hätte mich das noch aufgeregt, denke ich, aber jetzt grinse ich nur noch müde über mich selbst.

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Keine fünf Minuten, nachdem ich in den Hof gestaubt bin, liege ich auf den Spalten im Schmutz. Eine der Betonspalten ist gebrochen und liegt samt der halben Kuh im Güllekanal. Wir zerren die Dame heraus, dann den Beton. Neue Spalten einsetzen. Zu dritt kann man sie so eben tragen, das weiß ich, und ruhig gebe ich meine Anweisungen. Den Diplomhektiker schicke ich weg, und Wunder! er folgt mir. Seine Frau trägt eine Taschenlampe und rudert damit hilflos durch die Luft. Ich schicke auch sie weg.
Mein Geruchssinn hat nachgelassen, merke ich, als ich mich im Melkstand abspritze. Mein Hemd lege ich auf den Boden und brause es ab, winde es aus und ziehe es wieder an. Es ist nass und kalt, und was könnte es bei heißem Wetter Besseres geben, wenn man nichts riecht?
Bevor ich zum Mähen gehe, höre ich mir den Plan an. Stolz trägt er ihn vor, und ich zerpflücke ihn mit spitzen Fingern. Ich muß die Augen schließen, mir ist schwindlig. Und immer noch übel. Ich werde am Graben beginnen zu Mähen, beschließe ich, dort kann ich kurz anhalten und - nun ja. Zuerst brauchen wir einen Plan. Ich wische die Einwände weg und steige auf. Als ich aus dem Hof rausche, schwirrt der Turbolader, singt die Hydraulik. Ich telefoniere ein, zwei, drei Mal. Das Gras ist zu trocken, zu früh gemäht worden, sage ich. Ich sehe Sterne und falsche Farben, aber die Kontraste sind noch ausreichend, um weiterzufahren. Die Gelassenheit ist dahin, jetzt ist es mein Plan, der Vetter kommt heute nacht, ich habe ein Zeitfenster. Die Erregung trifft sich mit der Übelkeit, und jetzt halte ich doch an. Nebenan ein Spaziergänger, als ich über den untersten Tritt speie. Ist ja verzinkt, denke ich.
Die Grenzen sind leicht zu finden, aber das Gras trägt immer noch seltsame Farben. Ich hoffe auf die Nacht, da wird ja doch alles grau. Mähen, schwitzen. Trinken. Das Essen verweigere ich. Geräte abbauen, den Schlepper wieder flottmachen. Kühler reinigen, mein Wohnzimmer säubern, und die Fenster. Verteiler anbauen, Gewicht anbauen. Ich stelle mich eben im Melkhaus unter die Dusche, als der Vetter in den Hof fährt. Ich erkläre ihm die Wiesen und den Plan, und dann habe ich eine halbe Stunde, um mich wieder anzuziehen und mich walzfertig zu machen.
Die Nacht beginnt. Sie quält mich. Aber geht. Muß gehen. Es kann ja nur gerade so schwer werden, daß es nicht unerträglich wird, sonst wäre es ja nicht zu ertragen. Und ich ertrage ja noch, also kanns so schlimm noch nicht sein. Gegen drei habe ich den Keil im Silo hochgezogen und kann sitzenbleiben. Ich muß nicht mehr jeden Wagen einweisen. Das ist schön. Ich trinke isotonische Sportgetränke, weil kein Wasser mehr da ist. Deren Nachteil ist, daß sie sehr kleben, wenn man sie sich über den Kopf gießt. Um fünf verabschiedet sich der Vetter, er wird abgelöst. Meine Ablösung kommt um halb sieben, und ich torkle nach hause. Koffer packen, wir treffen uns um halb neun zur Radfreizeit.
# |  Rauchfrei | Gas geben


30.05.10, 14:38 | 'Heller als tausend Sonnen'

Radfreizeit.


Am frühen Samstagmorgen trinke ich meinen Kaffee auf dem Steg und denke, daß es so immer sein könnte.
# |  1 RauchzeichenGas geben