Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Freitag, 10. 07 09

10.07.09, 18:35 | 'Single Trails'
# |  Rauchfrei | Gas geben


10.07.09, 12:04 | '10000 lightyears from home'
Zehn Minuten früher aus dem Schlaf gezogen worden.
Vierzehn Minuten früher aus dem Bad gekommen.
Sechzehn Minuten früher losgefahren.
Zwanzig Minuten früher angekommen.

(Ließe sich das fortsetzen, ich wäre, ich könnte, ach, Industrie, ach Zeit, ach!)
# |  Rauchfrei | Gas geben


10.07.09, 10:08 | 'Nicht drueber nachdenken'
Wirtschaftliche Entropie erzeuge ich, und das ist es, was mich stört, an mir, an allen anderen. Politik, Werbung, die reinen Entropieerzeuger.
# |  Rauchfrei | Gas geben


10.07.09, 09:39 | 'Das Auge des Betrachters'
Sie kann keine zwei Klammern miteinander multiplizieren. Wie will sie da die Binomischen Formeln lernen, verstehen? Ich lerne sie auswendig, sagt sie leise. Es ist ein Drama, bis wir drei Viertel von der Kommazahl in einen Bruch umgewandelt haben. Es ist eine ganze Oper, bis wir vier durch sechzehn geteilt haben. Die Oper hat ein Zwischenspiel mit zwei und eins, und ich heul gleich, ehrlich.
Jetzt im Ernst, liebe Lehrer. Das Mädchen ist in der achten Klasse des achtjährigen Gymnasiums und bezeichnet sich selbst als durchschnittlich. Sowas lasst ihr zu? Es fällt euch nicht auf, daß sie nur ablesen, nur auswendiglernen? Es fällt euch nicht auf, daß sie nie eine Verbindung zwischen Funktion und Graph herstellen lernen? Punktprobe, hallo? Und diesen Taschenrechner, den neunmal verfluchten, den gebt ihr heraus, ohne ein ebenso verfluchtes Handbuch beizulegen? Für was, verdammich, bezahlen wir euch? Klar, System, freilich, am Arsch runter werden die Schweine fett (Übertragung aus dem Schwäbischen). Ich hasse euch für sowas, nur daß ihr das wisst. Und ich beiße auch.

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Da ist einer, der bis ans Nordkap gefahren ist. Da ist ein anderer, der gerade eben von Kreta aus an den Gardasee radelt und dabei wundervolle Fotos schießt. Und ich sitze dann da und frage mich, wo ich falsch abgebogen bin, daß ich tatsächlich nur so ein halbes Leben habe, gefesselt an einen Bürostuhl und eine Stempeluhr, wo ich doch wild bleiben wollte? Und dann immer wieder diese Ideen. Daß ich diese Menschen ausrüsten möchte, sie begleiten, sie beschreiben. Das muß doch gehen, da muß doch was gehen. Stattdessen stehle ich mir morgens die Minuten, denn wer früher drin ist, kommt auch früher wieder heraus. Und die um mich, die scheint das nicht zu stören. Ob sie das nicht mehr spüren können, oder ob es wirklich die Nachtgeborenen gibt, die niemanden verstehen?

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Dieser Text beinhaltet eine für meine Verhältnisse hohe Dichte an Verlinkungen. Was kann ich dafür, wenn die dafür Zuständigen Pausen ankündigen? Es muß doch einer die Arbeit tun.

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Ihr jeden Morgen ein Lächeln zu zaubern. Den Tag über bin ich sehr wach, um keinen Einfall zu verpassen, und abends feile ich an den hundertundsechzig Zeichen wie in alter Zeit, als das noch besonders war, und wertvoll. Wie ich da saß, über eine zweizeilige, monochrome Anzeige gebeugt, und jeden Buchstaben auswählte, während die Tasten unter meinem Finger kippelten. Wie ich Leerzeichen sparte, wenn ein Wort bis ans Zeilenende reichte - wie hätte ich wissen sollen, daß andere Zeilen andere Längen haben? Ich wusste ja so gar nichts damals. Ich weiß immer noch nicht.

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"Fahr sie einfach mal", sagt der Händler zu mir, und ich streiche ihr über den Rist. Über den Tank, kantig, klumpig, und doch wie gegossen. Über die Sitzbank und den Soziushöcker, weil man diese Maschine nicht zu zweit fährt. Ich streiche über das kalte Auspuffrohr, murmle Vier-Eins-Zwei, und ich weiß genau, daß er mich damit kriegen wird.

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Ich radle den Berg hinauf durch den Matsch, den der Regen herabschwemmt, und oben auf der Alb in den Wald hinein. Irgendwo hören die Fuhren auf, Wege zu sein, dann hören auch die Fuhren auf. Es donnert. Ich sehe einen Wall, drei, vier Meter hoch, er sieht aus, als wäre er mit der Richtschnur gezogen. Es wachsen Bäume darauf, Buchen, dreißig, vierzig durch, der Wall ist wohl schon ein Weilchen da. Wer hat ihn gebaut? Ich klettere hinauf, sehe mich um.
Es ist kein Weg zu sehen, also fahre ich bergab. Das bietet sich an, wenn man ins Tal möchte. Steil, steiler, ich halte mich am Rad fest, und irgendwann ist Ende. Jetzt ein Seil, denke ich, und schaue hinab. Kein Seil, ich schaue wieder hinauf, sehe weit oben meine Spuren im Laub. Es beginnt zu regnen und ich schultere das Rad, klettere gebückt wieder nach oben. Talwärts, soso.

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"Es ist nicht der Betriebsrat, der euch rausschmeißt", sagt er und gibt sofort das Mikrophon ab. Er muß so kämpferisch klingen, und doch zerrt es an mir. Ich schaue mich um, ernste Gesichter, verschränkte Arme, Stille.

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Bereits am ersten Tag der Überwachung haben wir ihn. Bild um Bild. Das Licht geht an, der starre Blick, der direkte Weg zum Schrank. Das Schloß in der Hand. Ich habe die Kombination geändert, und auf den unscharfen, streifigen Bildern kann ich sehen, wie er daran zerrt. Noch einmal versucht. Über ihm strahlt die Lampe hell, sie leuchtet direkt in die unbewegte Linse, überbelichtete Bilder, und darunter das Rütteln an der Tür. Verzweiflung. Die Sekunden ticken, jede Sekunde ein Bild. Nur seine Hände bewegen sich hektisch. Dann Erstarren. Er scheint kleiner zu werden.
Das nächste Bild zeigt ihn entschlossen, hart. Er dreht sich schnell, das Bild verwischt. Beide Hände an einer Kiste. Nur noch ein Schatten. Das Licht ist wieder aus.
Ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Es scheint niemanden anzugehen. Wir lassen die Kamera laufen.

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Ein Unfall, so hört man, und der Schulterzuckende, der stoisch Kluge, den ich so mag für sein Hinnehmen des Hinnehmbaren, für sein gewitztes Umschleichen, für sein brachiales Mittendurch.

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Ich schaue der Nacht zu, wie sie den Tag verdrängt.

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Wenn mich niemand rüttelt, niemand rührt, vermisse ich nicht. Eine Option, unberührt zu sein.

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Was, wenn man nicht sicher ist, daß Gedanken ans Ziel kommen?
# |  5 RauchzeichenGas geben


10.07.09, 08:49 | 'Carry me Carrie'
Hab einen schönen Tag! (Der wenig dezente Hinweis, daß es zum 13.10. nur noch 95 Tage sind, sowie das böse Wort DEADLINE fielen der internen Zensur zum Opfer.)
# |  Rauchfrei | Gas geben