... Vorwärts fahren
28.04.09, 23:52 | 'In Fetzen gerissen'
Das Engelchen fragt mich beim Essen nach meiner Verwandtschaft: Ich kenne alle Deine Cousins, sagt sie, und ich schüttle nur lächelnd den Kopf.
Als wir allein am Tisch sitzen, fragt der russische Praktikant vorsichtig, wie alt ich sei, und ich verweigere mir den üblichen Scherz. Er wirkt überrascht, doch die erwartete Frage danach, warum ich noch immer hier bin fällt nicht.
Wieso bist Du noch nicht verheiratet, fragt er, und erst viel später fällt mir ein, daß es doch genau diese Frage ist, die Frage, wieso jemand abends an einem fremden Tisch isst. Und die Antwort, die man hier hört, daß man dort zu essen hat, wo man arbeitet, und daß man gefälligst zu essen hat, wie man arbeitet, die reicht da nicht aus, das sehe ich ihm an.
Hier heiraten die Männer später, sage ich ihm. Mit dreißig vielleicht. Er wirkt überrascht. Das ist schon sehr alt zum Heiraten, antwortet er nachdenklich.
Weißt Du, kämpfe ich mich aus der Defensive, alleine heiratet es sich schlecht. Er lächelt, wie man nur lächeln kann, wenn man achtzehn und sechstausend Kilometer von zu Hause ist. Er fragt nicht, er lächelt nur weiter.
Und ich verabschiede mich, bevor noch etwas passieren kann.
Als wir allein am Tisch sitzen, fragt der russische Praktikant vorsichtig, wie alt ich sei, und ich verweigere mir den üblichen Scherz. Er wirkt überrascht, doch die erwartete Frage danach, warum ich noch immer hier bin fällt nicht.
Wieso bist Du noch nicht verheiratet, fragt er, und erst viel später fällt mir ein, daß es doch genau diese Frage ist, die Frage, wieso jemand abends an einem fremden Tisch isst. Und die Antwort, die man hier hört, daß man dort zu essen hat, wo man arbeitet, und daß man gefälligst zu essen hat, wie man arbeitet, die reicht da nicht aus, das sehe ich ihm an.
Hier heiraten die Männer später, sage ich ihm. Mit dreißig vielleicht. Er wirkt überrascht. Das ist schon sehr alt zum Heiraten, antwortet er nachdenklich.
Weißt Du, kämpfe ich mich aus der Defensive, alleine heiratet es sich schlecht. Er lächelt, wie man nur lächeln kann, wenn man achtzehn und sechstausend Kilometer von zu Hause ist. Er fragt nicht, er lächelt nur weiter.
Und ich verabschiede mich, bevor noch etwas passieren kann.
28.04.09, 20:18 | 'Harrjah!'
"Sag mal, sitzt Du auf Deinem Telefon?"
- "Nein, auf der Schüssel, Telefon in der Hand."
#
"Sag mal, möchtest Du mit nach Spelle?"
(Ich grinse wahnsinnig.)
- "Nein, auf der Schüssel, Telefon in der Hand."
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"Sag mal, möchtest Du mit nach Spelle?"
(Ich grinse wahnsinnig.)
28.04.09, 12:06 | 'RaffRaff'
Und wie er da so steht, in seinen Jeanshosen im Wald so fehl am Platz, und wie er das Werkzeug anstiert, das ich aus meinem Kofferraum zerre, da packt mich das Mitleid mit einem, der das nicht von den Alten lernen durfte, der so gar nichts anzufangen weiß mit den Buchenstämmen, die am Weg gepoldert liegen, und die so gar nicht aussehen wie die dürren Scheite, die er abends in seinen Schwedenofen legt.
Ich kluppe an und säge auf, sage "Schmeiß mir mal den Windhaken rüber!" und hole ihn dann doch selbst. Am ersten Meterstück setzt er das Scheit an, das Beil unter den Arm geklemmt, und Ausgerechnet ein Bodenstück, denke ich noch, während ich so vor mich hinsäge.
Dann bin ich durch, geschätzte vier Festmeter, kein Hexenwerk alles, aber auch nicht genug für den großen Fuhrpark, eher ein wenig Abendsport an der frischen Luft. Da steht er auch schon, schwer atmend auf das Beil gestützt, den Keil noch nicht einmal in den Stamm getrieben, und da reißt es mich und ich werde wieder ein Kind, das zum ersten Mal da oben ist und spalten darf, weil es da am wenigsten kaputtmachen kann und abends müde ist, und wie ich es damals von einem der Alten erklärt bekommen habe, so erkläre ich es heute, und plötzlich bin ich nicht mehr Kind, sondern Opa, bärbeißig und stark, und ich nehme ihm das Beil aus der Hand.
"Noch nie eine Jungfrau gevögelt, wie? So kriegt auch keine die Beine auseinander, wenn Du ihr so ein Spielzeug zeigst. Du mußt schon ein richtiges Werkzeug dabei haben, wenn Du mit den Mädchen spielen willst." Ich ziehe die fünfpfündige Spaltaxt und den schweren Mörschel aus dem Auto. "So macht man die Mädchen an.
Und dann höflich sein: Anklopfen." Ich wettere mit der Spaltaxt in die frischgesägte Stirnseite, daß sich ein langer Spalt bildet.
"Siehst Du? Da ist der Schlitz, da muß er rein. Dann gefällts den Mädchen, dann tun sie auch mit. Und dann gehts am einfachsten."
Ich setze den Scheitkeil an und fixiere ihn mit zwei, drei Mörschelschägen.
"Immer vorsichtig anfangen, die sind das nicht gewohnt. Die macht das zum ersten Mal, und Du willst doch Dich nicht plagen, und ihr nicht wehtun, oder? Und das Scheit muß wie Dein Schwanz stehen, fest und aufrecht, und von Dir weg zeigen.
Und jetzt einen Schritt zurück, die Beine links und rechts vom Mädel, und drauf. Von ganz oben, ganz durchziehen, dann die Hand an den Stiel und im Rückfedern wieder hochziehen." Ich wettere einige Male auf den Scheitkeil, bis der im Holz verschwindet.
"Hör ihr zu. Hörst Du sie knacken? Es gefällt ihr. Aber das ist eine Wilde, die Bodenstücke brauchen nicht nur einen. Deswegen suchst Du Dir auch keine verwachsene aus, der kommst Du kaum bei."
Wo der Spalt aufhört setze ich den nächsten Keil. Gleiches Spiel, und endlich gibt sie nach und bricht in zwei Teile, der Keil steckt bis zum Schaft im Boden.
"Glatter Durchschuß. Siehst Du, jetzt liegt sie da und hat die Beine schon breit, wenn Du kommst. Jetzt drehst Du sie um", und ich drehe die beiden Spelter so, daß die Rinde nach oben zeigt.
"Diesmal brauchst Du nicht mehr anzuklopfen, die kennt sich schon aus." Ich schlage die Spaltaxt in die Kante und setze wieder den Keil in die Kerbe. "Jetzt machst Du es, wie es Dir gefällt," und wieder dresche ich den Mörschel mit aller Kraft darauf. "Nicht so oft, dafür recht heftig", sage ich noch, und "die Spitze muß glühend heiß werden, und der Saft muß tropfen", und deute auf die von einem Ring gehaltene, hölzerne Schlagfläche des Keils und die Aluminiumspitze, an der etwas Baumwasser austritt. "Und denk dran, daß Dir nicht der Kopf davonfliegt, wenn Du die vielen Mädchen siehst", sage ich noch, und klopfe mit dem Mörschelstiel auf den Stamm. Dann drehe ich mich um, er steht abgewandt einige Meter entfernt an einen Baum gelehnt und tippt in sein Telefon. Er wird es nie lernen, so wie es die Alten gelehrt haben.
Ich kluppe an und säge auf, sage "Schmeiß mir mal den Windhaken rüber!" und hole ihn dann doch selbst. Am ersten Meterstück setzt er das Scheit an, das Beil unter den Arm geklemmt, und Ausgerechnet ein Bodenstück, denke ich noch, während ich so vor mich hinsäge.
Dann bin ich durch, geschätzte vier Festmeter, kein Hexenwerk alles, aber auch nicht genug für den großen Fuhrpark, eher ein wenig Abendsport an der frischen Luft. Da steht er auch schon, schwer atmend auf das Beil gestützt, den Keil noch nicht einmal in den Stamm getrieben, und da reißt es mich und ich werde wieder ein Kind, das zum ersten Mal da oben ist und spalten darf, weil es da am wenigsten kaputtmachen kann und abends müde ist, und wie ich es damals von einem der Alten erklärt bekommen habe, so erkläre ich es heute, und plötzlich bin ich nicht mehr Kind, sondern Opa, bärbeißig und stark, und ich nehme ihm das Beil aus der Hand.
"Noch nie eine Jungfrau gevögelt, wie? So kriegt auch keine die Beine auseinander, wenn Du ihr so ein Spielzeug zeigst. Du mußt schon ein richtiges Werkzeug dabei haben, wenn Du mit den Mädchen spielen willst." Ich ziehe die fünfpfündige Spaltaxt und den schweren Mörschel aus dem Auto. "So macht man die Mädchen an.
Und dann höflich sein: Anklopfen." Ich wettere mit der Spaltaxt in die frischgesägte Stirnseite, daß sich ein langer Spalt bildet.
"Siehst Du? Da ist der Schlitz, da muß er rein. Dann gefällts den Mädchen, dann tun sie auch mit. Und dann gehts am einfachsten."
Ich setze den Scheitkeil an und fixiere ihn mit zwei, drei Mörschelschägen.
"Immer vorsichtig anfangen, die sind das nicht gewohnt. Die macht das zum ersten Mal, und Du willst doch Dich nicht plagen, und ihr nicht wehtun, oder? Und das Scheit muß wie Dein Schwanz stehen, fest und aufrecht, und von Dir weg zeigen.
Und jetzt einen Schritt zurück, die Beine links und rechts vom Mädel, und drauf. Von ganz oben, ganz durchziehen, dann die Hand an den Stiel und im Rückfedern wieder hochziehen." Ich wettere einige Male auf den Scheitkeil, bis der im Holz verschwindet.
"Hör ihr zu. Hörst Du sie knacken? Es gefällt ihr. Aber das ist eine Wilde, die Bodenstücke brauchen nicht nur einen. Deswegen suchst Du Dir auch keine verwachsene aus, der kommst Du kaum bei."
Wo der Spalt aufhört setze ich den nächsten Keil. Gleiches Spiel, und endlich gibt sie nach und bricht in zwei Teile, der Keil steckt bis zum Schaft im Boden.
"Glatter Durchschuß. Siehst Du, jetzt liegt sie da und hat die Beine schon breit, wenn Du kommst. Jetzt drehst Du sie um", und ich drehe die beiden Spelter so, daß die Rinde nach oben zeigt.
"Diesmal brauchst Du nicht mehr anzuklopfen, die kennt sich schon aus." Ich schlage die Spaltaxt in die Kante und setze wieder den Keil in die Kerbe. "Jetzt machst Du es, wie es Dir gefällt," und wieder dresche ich den Mörschel mit aller Kraft darauf. "Nicht so oft, dafür recht heftig", sage ich noch, und "die Spitze muß glühend heiß werden, und der Saft muß tropfen", und deute auf die von einem Ring gehaltene, hölzerne Schlagfläche des Keils und die Aluminiumspitze, an der etwas Baumwasser austritt. "Und denk dran, daß Dir nicht der Kopf davonfliegt, wenn Du die vielen Mädchen siehst", sage ich noch, und klopfe mit dem Mörschelstiel auf den Stamm. Dann drehe ich mich um, er steht abgewandt einige Meter entfernt an einen Baum gelehnt und tippt in sein Telefon. Er wird es nie lernen, so wie es die Alten gelehrt haben.
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