Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Donnerstag, 22. 01 09

22.01.09, 14:09 | 'Zerdrueckt'
Und als sie lauthals den Namen eines verstorbenen Freundes durchs Haus schreien, der am Telefon sein soll, da passt das so unglaublich zum Rest des Tages, daß es schon wieder zum Lachen ist, so zum Heulen ist das.
# |  2 RauchzeichenGas geben


22.01.09, 13:43 | 'Umanandastand'n ond rearn'
Ich komme mit der Zunge leider nicht bis an den Boden des Espressotässchens, wo sich der halb aufgelöste Zucker angelagert hat.
# |  Rauchfrei | Gas geben


22.01.09, 10:51 | ''S isch wia bei de Maedle au'
"Dr Katzakoopf em Schwoanahals!"

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"Noch em Dach kommt Luft!"

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"Ond morga isch Adventsausschdellong!"

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"Lass guat sei! Lass guat sei! Lass guat sei!"

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"Braun isch d' Masse."

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"Mi beißt's am Oi. Mecht mr nex, i han ja zwoi."

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(Klassiker. Allesamt.)
# |  Rauchfrei | Gas geben


22.01.09, 10:07 | 'Radiergummifitzelchen'
"Slow Blogging" habe ich neulich gelesen, und daß es das wäre, so sollten alle sein, und alles andere soll nichts sein. Hm. Naja.
Verweigerung von Geschwindigkeit und Aktualität. Hm Naja.
Lange Texte, und reflexive, obwohl lange Texte ja angeblich keiner liest. Hm. Naja.
Nicht kurzfassen. Manches gar nicht verfassen. Nicht nur News, und das steht wirklich da. Ach ja, und "Hochleistungsblogger" und "Besucherpegel". Ehrlich.

Ich könnte hier aufhören. Weil man mich hier versteht. Und damit wäre auch schon alles gesagt, mein Kopfschütteln angekommen.

Doch ganz unten, da kommt noch was, in dem Text, von der nachlassenden Faszination der Geschwindigkeit, und daß niemand zehn Mal die gleiche Nachricht lesen möchte. Und da steckt was drin, und dann doch wieder nicht, daß ich das unbedingt sagen möchte.
Wenn zehn Blogs, die ich lese, mir schreiben, daß es ihren Verfassern gut geht, dann ist das die gleiche Nachricht. Und doch nicht dieselbe. Und vielleicht für viele nicht einmal eine Nachricht. Aber für mich. Genau darum geht es. In Blogs steckt viel mehr als eine Nachricht. Nämlich eine Person. Ich lese Geschichten, nicht Nachrichten. Ich lese die Erlebnisse von Personen, weil ich die Personen mag, und die Art, wie sie erzählen. Und ich erzähle selbst. Wenn ich morgens dastehe, die triefenden Nuckeleimer über den Arm gehängt, und die Sonne geht auf und bescheint den Ostfelsen, und darüber steht noch der Mond, als hätte man ihn vergessen, und ganz langsam verzieht er sich dann, es ist ihm beinahe peinlich, daß er so lange geblieben ist, dann erzähle ich davon. Um meine Freude festzuhalten. Und anderen eine Freude zu machen. Weil ich hoffe, daß die, die hier vorbeischauen, Freude an Sonnenschein und übriggebliebenen Monden haben. Freude an meiner Beschreibung, an meinen Bildern. Und für mich selbst bleibt die Erinnerung, ich halte sie fest. Ich teile sie.

Es ist sehr schön, daß die langen Texte gerade damit begründet werden, daß sie angeblich keiner liest. Man schreibt also, damit keiner liest? Oder nur, um sich abzuheben von denen, die gelesen werden, den "Hochleistungsbloggern" und ihrem "Besucherpegel"? Ich kann das nur in Anführungszeichen. Weil ich das sehr krank finde. Wenn ich einen kurzen Gedanken habe, einen Streifschuß eines Gedankenblitzes, oder nur kurz über irgendwas grinsen mußte dann schieße ich das ebenso kurz und blitzend ins Netz. Wenn ich möchte. Unreflektiert, womöglich, herrjeh. Ich muß mich nicht von irgendjemandem abheben, durch die Länge des Textes, den ich um irgendetwas herumbastle. Und ich muß andere nicht an der Zahl ihrer Texte oder Worte oder Links oder sonstwas messen. Ich muß andere überhaupt nicht messen. Ich muß sie ja nicht einmal lesen. Ich lese, was mir gefällt. Und ich glaube, daß andere hier lesen, aus demselben Grund. Und ich kann versuchen, mit einem Bild oder einem Wort jemandem eine Freude zu machen, den ich mag. Mir selbst zum Beispiel. Ich blättere heute durch meine alten Bilder, und denke an das alte Telefon, und wie sich das alles verändert hat, die Megapixel und die Motive, und wie manches sich gleich geblieben ist.

Wir kommen schon noch auf einen gemeinsamen Nenner, wir zwei. Auf den, daß ich lese, was mir gefällt. Und daß ich schreibe, was mir gefällt. Darauf, daß ich unabhängig bin. Frei in meiner Entscheidung, frei in meiner Wortwahl, und zuletzt frei in meiner Entscheidung, meine Gedanken überhaupt zugänglich zu machen. Aber Ihre Begründung! Aktualität ist egal. Nehmen wir die fabelhafte Hochzeitsgeschichte, oder die genauso fabelhaften Erinnerungen einer Servicekraft. Aktualität? Zeitlosigkeit, sage ich. Schöne Geschichte, sage ich. Und es spielt nicht einmal eine Rolle, ob sich alles so zugetragen hat. Oder gar nicht.
Und Geschwindigkeit! Ich muß mich nicht beeilen. Ich muß nicht erster sein. Denn bei Texten, die ich für mich selbst schreibe, bin ich immer erster. Oder nicht einmal für mich selbst: womöglich völlig zweck- und sinnlos. Und überhaupt die Länge! Es macht mir nichts aus. Ein Text wird so lang, bis ich nichts mehr zu sagen habe. Oder keine Lust mehr. Und wenn ich den Leser nicht dazu bringen kann, den ganzen Text zu lesen, ist das egal. Schade vielleicht, aber trotzdem egal. Irrelevant, hat man mal dazu gesagt, aber der Begriff ist ja auch sehr belastet worden. Ich habe all das gesagt und all das geschrieben, und natürlich freut es mich. Das Schreiben. Und das Gelesenwerden. Aber das Nichtgelesenwerden, oder daß sich jemand nur die netten Bilder anschaut, das macht nichts.
Eins noch: Nicht nur News. Im Gegenteil! Gar keine News! Sondern Neuigkeiten. Nachrichten. Mir ist es egal, wann und wo eine Messe stattfindet. Aber jemand, der davon berichten kann, so, daß es mich interessiert, der ist mir nicht egal. Und umgekehrt: Jemand, der mir nicht egal ist, dem höre ich auch bei seiner Messeerzählung zu.
Mir ist es egal, ob die Hochzeitsgeschichte gestern war, oder heute, oder ob ich selbst dabei war. Ich lese nicht die News, ich lese die Geschichte. Die Eindrücke. Das Komische, und Tragische, und das Nachgedachte.
Und da kommen wir wieder zum gemeinsamen Kern. Das ist Ihr Slow Blogging, oder auch nur ein Teil davon. Das ist Beschäftigung mit einem Thema, das mich interessiert, oder vielleicht auch nur ein Stil, den ich mag, bei einem Thema, das mir so wurst ist wie fisch. Nur Ihrer Begründung dazu, der kann ich nicht folgen. Mein Schreiben kann auch mal nur ein Satz sein, meine liebsten Geschichten enden in einem "aber, ach-." Ich lese Geschichten und Menschen, und ich lese, was mir gefällt. So schreibe ich auch. Ich brauche keine Abgrenzung zu irgendjemandem, ich brauche kein Motto. Ich mache hier ein Spiel mit, und verweigere mich dort einem anderen. Wie es mir beliebt. Deshalb habe ich auch Ihren Text gelesen. Obwohl mir Ihre Argumentation nicht gefällt. Oder vielleicht, weil. Und weil ich auch etwas dazu sagen wollte. Um mich daran zu reiben. Ich lese aus Freude und aus Interesse. Aber das fiel mir erst hinterher ein. Wie so oft. Wie im wirklichen Leben. Das sind Blogs. Für mich.

#
"Slow Blogging" dort.

Die Hochzeitsgeschichte dort, die Servicekraft dort.

Der peinlich berührte Mond hier.
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22.01.09, 09:03 | 'Buchstaben ueber dem Bett'
Ich lese gerade Hauke Trinks' "Leben im Eis". Es ist eine Art Reisetagebuch über seine Expedition nach Spitzbergen, mit einem Segelboot und zwei Hunden und einer Menge Eisbären, die er nach seinen Kindern und Enkeln benennt. Ziel seiner Forschung sind Erkenntnisse über die Möglichkeiten des Lebens im Eis und die Herkunft des Lebens auf der Erde. Nebenbei macht er wundervolle Entdeckungen über Entendaunen, Robbenspeck, Kälte und sich selbst.
Neben dem Reisebericht, der die Arbeit sehr knapp abtut, kann man die Forschungsergebnisse im Internet nachlesen: an der TU Harburg. Sehr, sehr schön, und eine tolle Idee, Abenteuer und Wissenschaft parallel zugänglich zu machen.

Im Buch werden die Stürme und andere Schwierigkeiten nicht übertrieben, sondern nüchtern beschrieben. Und immer wieder die Innensicht des Autors, der nach einem Besuch eines Kreuzfahrtschiffes in "seiner" Bucht, sich von dem Zivilisationsschock erst einmal erholen muß, sowie die lächelnd eingestandene handwerkliche Unkenntnis, die er mit analytischem Eifer überwindet. Immer wieder Vögel und Robben und Eisbären, und immer wieder Beobachtungen über ihr Verhalten, und gerade die Bären, die ihm nachstellen, scheint er am liebsten zu gewinnen.
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