Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Sonntag, 11. 01 09

11.01.09, 13:02 | 'looking at the world over the rim of my tea cup'
"Der Ausblick von hier oben ist echt atemberaubend. Das beste ist auch, das man den ganzen Strassenlaerm hier oben gar nicht mehr hoert."

(Freunde in Sydney.)
# |  Rauchfrei | Gas geben


11.01.09, 12:12 | 'Heller als tausend Sonnen'
Es ist abends sieben, und ich habe ja noch ewig Zeit.
Wir fahren ja erst um zwei. Oder halb drei. Verflixt. Anrufen und fragen.
Außerdem ist Freitag, und freitags geht man aus. Sonst auch. Aber egal, tut nichts zur Sache. Ich fahre raus zur Hütte. Dunkel. Kalt. Ich mache Feuer, sicher werden die Leute gleich hier aufschlagen, und bis halb drei bekommen wir sicher noch ein Fest zusammen. In den Flaschen ist schon Brei, also fülle ich den Ofen noch einmal auf, und höre dem Prasseln zu. Das Ofenrohr beginnt zu glühen, ganz leicht, ganz sanft.
Es taucht keiner auf, also ziehe ich irgendwann die Tür zu und drücke den Bügel ins Schloß. Ich hole noch meine Jacke aus dem Heizraum, wo sie seit - ach, ich weiß es nicht mehr - hängt. Sie riecht angenehm nach Holz und Rauch, und nach all der Zeit, die wir hier schon gestanden sind, mit Schäferbier und Wärme und Stille.
Die Jacke braucht noch das Winterfutter, denke ich, und das wars dann auch. Fahre ich nun Ski? Oder nur Bus? Aber wenn schon, denke ich. Und Jeans? Oder bin ich etwa alt? Aber der Gedanke an nasse, gefrierende Baumwolle auf meinen Schenkeln schreckt ab, und es ist auch keine Ausfahrt mehr wie die früheren, Parka und Jeans und dicke Socken, heute sind alle perfekt ausgerüstet mit Jacken und Hosen und Accessoires, hol mich der Teufel, das werden Sie hier nie wieder lesen. Jedenfalls überlege ich, was ich mitnehmen könnte, und bleibe beim passenden Buch für die Fahrt hängen. Im jetzigen sind noch knapp hundert Seiten, blättere ich, und beginne zu lesen.
Kurz nach Mitternacht bin ich durch, und da fällt mir auch wieder Ischgl ein. Und meinen Abiturskurs für meine beiden Damen sollte ich ja noch, und da ist die Entscheidung, welches Buch ich mitnehme, schon getroffen. Abituraufgaben zweitausendundsieben, Berufliche Gymnasien. Gnihihi.
Ich bastle das Innenfutter in die Motorradjacke, die gute, die mal was eigenes verdient hat, hier. Ich habe wohl kein anderes Stück so lange getragen, so oft verloren, in Pfützen gelegt, jemandem umgehängt und wiedergefunden. Die Motorradhosen dazu krame ich aus dem Schrank. Die Lederkombi hängt daneben, aber das wäre dann doch zuviel des Guten, denke ich.
Ich suche noch meine Handschuhe, die sich wie immer im Helm verstecken, und meine Mütze, Killer steht drauf, und Loop und ein Fadenkreuz, wie auch immer das kommt, aber Hauptsache schwarz und gestrickt, daß noch etwas Luft an den Kopf kommt.
Ich imprägniere das ganze Zeug noch, mit der Sprühdose auf dem Bett. Blöde Idee, denke ich mir, in Schlafräumen, und reiße die Fenster auf. Im Bad ist es sicher besser, doch auch dort tränen mir die Augen von dem Teufelszeug, und es meuchelt im ganzen Haus, wenn ich die Tür öffne. Also auch hier die Fenster auf. Ich setze mich auf den Wannenrand und warte, bis der Gestank draußen und erfroren ist.
Ich packe noch lange Unterwäsche ein, vorzugsweise einfarbig, fällt mir noch ein, und vielleicht nicht gerade die neongrünen warmen Socken, wenns geht. Ich stopfe das ganze Zeug in meine Tasche, und Wasser und Schokolade, und es ist sowieso schon zwei. Also Kaffee und los. Das Thermometer zeigt fünfzehn linkerhand, und so stehen alle bibbernd vor dem Bus, ohne daß eine Unterhaltung zustandekommt. Saukalt, sagt einer, und der andere nickt. Keiner bietet Bier an, und dann muß es schon sehr kalt sein. Ich stöpsle die Ohrhörer ins Telefon und in meine Ohren, dann ziehts wenigstens da nicht durch.
[wird fortgesetzt]
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