Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

20.04.09, 14:15 | 'Public preview'
"Herr Flaschner, Herr Flaschner! Ich meine Schaffner, freilich."

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"Ja, ist denn sein Euro runder als meiner?"

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Ich schlafe im Zug, und das Erwachen an der richtigen Haltestelle nötigt ihnen dann doch Respekt ab,

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Erst im Regen sieht man die Freunde richtig.

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Ich trage die Schildmütze mit geradem Schild und leicht schräg auf dem Kopf, damit das Wasser gleichmäßig an einer Seite heruntertropfen kann.

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Plötzlich treten Wanderer aus dem Nebel, und einer fragt unter seiner Pelerine, ob er uns fotografieren dürfe, uns nasse Ratten am Holzspalter.

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Klatschnass und schmutzig stehe ich am Auto, und so möchte nicht einmal ich einsteigen. Also ziehe ich am Kofferraum alles aus, was naß und schmutzig ist. Da bleibt nicht viel, was nur naß ist, aber zum Heimfahren reicht es, denke ich. Und daß in dem Moment, als ich nach vorne gebeugt im Kofferraum hänge, um den ganzen Krempel mit in den Heizraum zu nehmen, das halbe Dorf an einem nassen Irren in Unterwäsche und offenen Arbeitsschuhen vorbeifährt und hupt, das muß man eben in Kauf nehmen.

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"Darf ich Dir ans Gehänge fassen?" fragt er, und grinsend denke ich mir, gegenüber die entgeisterten Damen, daß diese absurde Homoerotik nicht nur der holden Weiblichkeit vorbehalten sein kann, die sich umarmt und küsst und nichts dabei findet. Gleichberechtigung galore, und "Einmal Kraulen noch, bitte", sage ich und kann mich kaum halten vor Lachen.

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Sie stehen schon auf den Tischen, da ist es noch hell, und dieser Gegensatz stößt mich ab, wie die Organisiertheit des Betrinkens, das regelmäßige Prosit.

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Außerdem verzeichnen wir auf dem Volksfest eine zerrissene Hose bei einem Geschicklichkeitsspiel und einen Bewußtlosen bei einer Rangelei. Nichts außergewöhnliches, und das muß man leider so sagen.

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Viel später tanzen wir durch einen Geburtstag, und enden in der Küche wie damals, und als ich ihr Alter erfahre, wische ich mir den Kuss von den Lippen und den Wunsch aus dem Kopf.

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Es ist schon wieder hell, als ich nach draußen zum Rauchen laufe, und das schlägt mich so, daß ich das Rauchen bleibenlasse und stattdessen nach Hause gehe.

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Ach, alte Lieder. Joe, noch einen! rufe ich, und als "Painted by numbers" ertönt, da reißen wir uns die Hemden herunter und rufen, die Arme erhoben, "dancing like Chicago", und niemand weiß, wie richtig das ist und wie das hierher gehört.

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Er teilt mir seine Meinung zu den neuen Ärzten und Hosen mit, die Flasche am Hals gepackt gestikuliert er, und ich komme mir sehr komisch vor, wo mich diese Musik nie berührt hat, daß ich die Veränderung hätte spüren können, nie mehr als ein, zwei Lieder, die zu einer bestimmten Zeit an einem Ort gepasst haben, und die ich danach vergessen habe.

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"Können wir geh'n vom Süden des Landes", und da versagt meine Stimme, und den Rest denke ich nur, aber das sehr laut.

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Ach, Fachhochschule. Die meisten Tanzenden sind viel jünger als ich, und es tröstet mich, daß alle nach Ausweisen gefragt werden, weil jeder weiß, daß kaum Studenten hier sind.

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Ich schicke einen Spezialauftrag durch die Nacht, mit einem Gruß an ein Mädchen in Grün, und bekomme prompt die Frage, ob denn lichtgrün oder türkisgrün, es wäre beides anzubieten. Und da versage ich dann, und so kann man auch scheitern an den Frauen, denke ich mir.

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Ich bin achtundzwanzig, sage ich, und verheiratet und schwanger sind wir auch, weil das ist das Einzige, was mir einfällt, wo ich einfach dankend ablehnen könnte.

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Der Sicherheitsmann grüßt mich, als ich zum fünften Mal in Begleitung zum Raucherbereich komme. "Wie machst Du das?" fragt er grinsend, und ich sage Treibenlassen, bevor ich weitergezerrt werde.

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Zwischendurch langweile ich mich auch, und dann stellt sich auch schon die Sinnfrage. Minuten später ein Ton, ein Akkord, und ich hüpfe durch die Menge wie ein Gummiball, und als einer Pogo schreit, hat mich der nächste schon umgerannt und hält mich fest, und wir rempeln und hampeln, wie sich das gehört.
Die Band macht Pause, und da denke ich mir, daß das vielleicht einfach zuviel verlangt ist, daß das keiner durchhalten kann, und ob es denn eine Kunst ist, die Zahl der äußeren Faktoren zu reduzieren, oder ob es eher die Kunst ist, die äußeren Faktoren zu gestalten. Wieviele brauchst Du, was brauchst Du, und was willst Du überhaupt?

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Bewundernd gehe ich hinter ihr her, wie sie durch den Gang tänzelt, in Leopardenmuster gehüllt, ihre Schuhe an den Bändeln um den Finger gehängt. Es ist eine Kunst, denke ich, mehr weiß ich nicht.

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Tittenbonus? fragt sie lächelnd und beugt sich weit über die Theke. Klar, sagt er, und nimmt ihr den Schein aus der Hand.

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Aus zwei Hosentaschen fallen Flaschenöffner, und ich habe keine Ahnung.

Rauchzeichen




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