Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Sonntag, 18. 04 10

18.04.10, 23:30 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Sonntag vorbei, nichts erledigt.

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Daß ich für die Langsamen so gar keinen Platz habe, daß ich sie so unwillig abstreife, das zerrt manchmal sehr an mir. Und manchmal, da nehme ich Platz neben ihnen und horche, was die über den Lauf der Welt zu sagen haben, die ihr zusehen, wie sie sich an ihnen vorbeidreht, und dann denke ich mir, daß ich von diesem Standpunkt aus sehr seltsam aussehen muß, und daß Kraft nicht zwingend mit Bewegung zu tun hat. Nur Arbeit hat mit Bewegung zu tun, wenn man seinen Bernoulli verstanden hat, und dann sollte man aber auch wissen, daß die Verluste mit dem Geschwindigkeitsquadrat steigen, und linear mit dem Zeta, das ich jetzt auf meiner nicht vorhandenen griechischen Tastatur auch nicht suchen mag, das ich aber immer als einen Wert der Umstände gesehen habe. Weisheit, denke ich dann, und Wissen, brauchen vielleicht keine Bewegung, und dann fasse ich wieder in meine Tasche, wo der Gegenwert einer großen Tankfüllung zusammengefaltet ist, und die schmerzenden Arme und die Freude an diesen beiden, die mich immer fast um den Verstand bringt, so wie die Wut, die die beiden im Schlepptau haben, die sie so behutsam umgehen, für den sie so gar nichts können.

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Auf dem Weg zum Feierabendbier kehre ich um. Ich winke, und hilflos winkt er zurück.

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Wie einer redet, um nichts sagen zu müssen.

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Das radfahrende Pärchen. Sein Rad ist teuer und sieht aus, als sei es in Gebrauch. Ihres hat Schutzbleche. Er trägt Radhosen und ein Trikot, sie einen Jogginganzug.
Es scheint, als versuchten da zwei eine Gemeinsamkeit. Und man sieht im an, wie ihn das wurmt, daß er nicht mitziehen kann am Berg, sondern warten muß. Irgendwann halten beide an. Noch später kehren sie um. Er wird wohl wieder allein radeln.

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Ich kann das Berichteschreiben völlg verdrängen. Auch eine Kunst, könnte man meinen. Die Begründung zur verspäteten Abgabe lief mir geradezu lachhaft leicht aus der Feder.

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Ganz langsam gewinne ich mein Motorrad wieder. Die Große hat wieder ein Standgas, das sich so nennen darf, und ich werde immer leichter mit ihr. Vielleicht bekommen wir beide das noch einmal hin.

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Sie spielen Federball auf der Straße, und im Garten nebenan toben sie mit dem Hund. Auf der Straße ein Motorrad, der Fahrer ohne Helm. Zwischen zwei Bäumen balancieren sie auf einem Spanngurt, und irgendwo klackert ein Tischtennisball.
Grillen! rufe ich in den Hörer, und dann gibt es an diesem Wochenende doch noch ein warmes Essen.

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Kurz ruft er an und erzählt freundlich von seinem Wechsel, von seinem Hausbau. Ohne Gerede, ohne Diskussionen, und ebenso verbindlich lässt er sich erzählen. Wir trudeln hin und her und landen, wie immer, zuletzt beim Telefontarif, und wie immer berichtet er stolz von den siebenkommafünf, und das Prepaid! und wie immer weiß ich dem nichts entgegenzusetzen. Ich habe halt ein Telefon.
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