23.12.20, 22:30 | 'Das Auge des Betrachters'
Es scheint mir ganz einfach so getan zu werden, als wisse man gar nicht so genau, wie die derzeit geltende Ausgangssperre funktioniere. Man schweigt sie nieder, man verniedlicht sie zum "Lockdown", und auf Nachfrage zieht man sich in das eben angesprochene Unwissen zurück. Daß von Seiten der Obrigkeit zumindest hier keinerlei Kontrolle ausgeübt wird, hängt vermutlich mit der Einsicht zusammen, daß ein in alle Richtungen ausschwärmendes Freizeitvolk, das sich mit Unwissenheit und furchtbar wichtigen Verrichtungen schützt, deutlich schlechter zu bändigen ist als eine Horde Demonstranten, die gegen eine Mauer anzurennen versuchen. Außerdem dürfte in einigen verantwortlichen Köpfen die Erkenntnis keimen, daß eine unwirksame Maßnahme nicht zur eigenen Beliebtheit beitragen wird, und sie andererseits nur durch grobe Schärfe wirksam gemacht werden kann, was wiederum der Beliebtheit schaden könnte. Man hat sich also durch allzu langes Zuwarten, durch die Vermeidung jedweder Planung und zuletzt durch die eigenen großen Klappen selbst in die Zwickmühle manövriert. Und denkt nun, nicht einmal mehr zwanzig Stunden vor deren Beginn, laut über ein Verbot von Gottesdiensten nach. Die dabei zur Schau getragene Attitüde des "Das habt ihr nun davon" zeigt eine geistige Entkopplung, als ob das, was wir nun alle davon haben, nicht auch auf ihren Misten und in ihren Köpfen gewachsen wäre. Eine geistige Entkopplung, als ob sie weder die Krankheit noch die wirtschaftliche Not etwas anginge - und zumindest daran ist etwas dran, was sich auch in der Empörung eines Herrn Buhrow über eine vorerst ausbleibende Gebührenerhöhung zeigt. Wie er "Einsparungen" als eine gar ungeheuerliche Neuigkeit ausspricht, zeigt die Entfernung zum normalen Arbeitnehmer, der das Wort schon lange nicht mehr hören kann, dem noch die Ohren klingeln von den ganzen Abbauplänen, die man bei den Öffentlich-Gerichtlichen zwar oft genug verkündet, aber wohl nie so richtig verstanden hat. Und als Reaktion auf ein Gerichtsurteil, wenn auch nur ein vorläufiges, zeugt das Gebahren einer beleidigten Leberwurst genau die Verachtung einer Obrigkeit, die ihm selbst seit Jahren entgegenschwappt und die er wohl noch immer nicht verstanden hat. Und so hat dieses Jahr doch eines getan, es hat die Mächtigen nackt gemacht und manche davon wütend. Wir werden es zu spüren bekommen, in Form der berühmten Kugel Eis aus allerhand neuen Abgaben und in Form von Gesetzen, die ebenso schnell wie stümperhaft kommen müssen, wo doch eine zigtausend Mann starke Verwaltung mit aller Zeit der Welt schon nicht mehr in der Lage ist, eine Straßenverkehrsordnung auf dem Stand zu halten. Und sie werden sinnlos kommen, denn über Gründe und Wirkungen nachzudenken scheint nicht mehr möglich in der ganzen Suppe aus fettäugigen Wählergruppen, die man vorne füttert und hinten stupft. Es wird kein Spaß mit diesen Kaisern ohne Kleider.
02.12.19, 17:45 | 'Das Auge des Betrachters'
Wie weit die Stadt doch ist.
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Im Wald für den Adventskranz pflücken.
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Ob wir nicht doch zu jung sind für einen Sonntagsbesuch auf der Rentnerhütte?
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Lasagnekompetenz.
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Per Zufall eines der Alben aus meiner Sammlung hören.
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Den Tag ziehen lassen.
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Und endlich den Witz mit der Wassermelone verstehen. Auch wenn mir, wie in vielen Filmen, die Reaktionen der Charaktere fremd bleiben, der Verlauf der Handlung für mich völlig unabsehbar bleibt. Vielleicht kann ich Menschen, vielleicht auch nur Schauspiel schlecht lesen.
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Im Wald für den Adventskranz pflücken.
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Ob wir nicht doch zu jung sind für einen Sonntagsbesuch auf der Rentnerhütte?
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Lasagnekompetenz.
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Per Zufall eines der Alben aus meiner Sammlung hören.
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Den Tag ziehen lassen.
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Und endlich den Witz mit der Wassermelone verstehen. Auch wenn mir, wie in vielen Filmen, die Reaktionen der Charaktere fremd bleiben, der Verlauf der Handlung für mich völlig unabsehbar bleibt. Vielleicht kann ich Menschen, vielleicht auch nur Schauspiel schlecht lesen.
25.11.18, 23:35 | 'Das Auge des Betrachters'
Auch in diesem Dorf eine zweite Welt. Die der Angestellten, der Führungskräfte, der Anderen eben. Büromenschen, Lehrer, Erfolgreiche. Es ist nicht alles anders auf dem Dorf. Die Arbeit formt die Weltbilder, oder vielleicht formen auch die Weltbilder die Wahl der Arbeit. Zuversicht allenthalben, so auch heute nachmittag in der Sonne, als ich mit meiner Milchkanne entlang schlendere und begrüßt werde von einer Blonden, Langbeinigen. Einen Tag haben wir miteinander verbracht, vor vielen Jahren, und seitdem mögen wir uns, ohne uns anzunähern. Sie trägt Stiefel und einen Rock und erzählt von dreißig Bienenvölkern, während sie Mann und Kinder im Zaum und am Kragen hält, mit ihrer Stimme lenkt und führt. Ich denke an mein Auto, das nun oben hinter der Werkstatt steht, um einen simplen Fehler zu löschen. Und daß ich TÜV brauche, und vielleicht ein neues Auto. Das erscheint mir groß, riesig, als ein wahrer Rückschlag, mit meinem Studium und der Promotion und der Stelle in der großen Stadt. Sie lacht unbeschwert, erzählt vom großen Haus, und da ist irgendwo noch was, denke ich, als ich durch die tief hängende, müde Sonne nach Hause laufe, die Milchkanne schlenkernd an der Hand, da muß noch etwas sein, was die Welt trennt in die, die vorangehen und die, die Hindernisse bewundern. Ich kann rechnen, wie ich will, es wird mir nicht dazu reichen, und während ich rechne, machen sie einfach.
21.11.18, 08:08 | 'Das Auge des Betrachters'
Manchmal scheint mir, ich habe das Grauen des freien Samstages noch nicht überwunden. Noch nicht angenommen, vielleicht. Mag sein, es ist dieses Chillen, von dem alle reden. Nicht ausgeschlossen, doch war dies nie mein Ziel.
27.02.18, 22:27 | 'Das Auge des Betrachters'
Drei Seiten Prosa für einen Förderantrag. Genug für heute.
12.10.17, 14:46 | 'Das Auge des Betrachters'
Zu heimatlos gerade, um zu schreiben. Ich brauche eine Umgebung dazu, und in der bin ich zu selten. Der heimatliche Schreibtisch taugt mir nicht mehr, und in der Wohnung möchte ich den Rechner nicht aufklappen. Im Büro, nun ja.
19.07.17, 09:26 | 'Das Auge des Betrachters'
Ein langer Auswärtstermin, mit einem Auto hingefahren, das die Luxusklasse einst definiert hat und jetzt immerhin noch versinnbildlicht. Im Rucksack schon die Badehose. Am Abend dann noch an den See gefahren. In der Abendsonne gelegen, geschwommen, wieder aufgewärmt. Mit diesem glänzenden Riesenauto Brot vom Vortag gekauft und mir angemessen seltsam vorgekommen. Eine Kleinigkeit gegessen, geschlafen, das Auto wieder ins Büro gebracht. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das eine ganz tolle Freizeit ist, oder ob es nur überspielt, daß zwischen Büro und Büro keine zwölf Stunden mehr übrig bleiben. Daß ich eigentlich lieber radeln würde. Aber man muß aus den Möglichkeiten das Beste machen, denke ich, und deshalb werde ich mich diese Woche noch mit einem ebenso noblen Auto abholen lassen, an einen anderen See, mit einem ähnlichen Ziel.
03.01.17, 18:46 | 'Das Auge des Betrachters'
Zugenommen oder abgenommen?
Ab und zu. Ich sitze zuviel auf Stühlen und zu wenig auf Sätteln.
Haare länger oder kürzer?
Auch dieser Mob war zwischendurch kurz eine Frisur.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Dank neuer Brille bin ich mir überhaupt nicht mehr sicher.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Alles und einiges, das ich gar nicht besaß.
Der hirnrissigste Plan?
Das Ding schreib' ich im Sommer? Da kann man schon mal kaufen? Sportwagenjobs sind mir zu schnell? Wird schon wieder werden? Am Bodensee ist man doch gleich? Alle irre hier, und ich scheine unbedingt vorn mit dabei sein zu wollen.
Mehr bewegt oder weniger?
Mehr, mehr, mehr - und jetzt nur noch die Fingerspitzen.
Die gefährlichste Unternehmung?
Kaufen und dann nach dem Geld schauen.
Der beste Sex?
Bank.
Die teuerste Anschaffung?
Knapp hundert Quadratmeter.
Das leckerste Essen?
Salade Niçoise.
Das beeindruckendste Buch?
Das Schreiben meines eigenen.
Der ergreifendste Film?
Colonia Dignidad.
Die beste CD?
Cäthe, wegen "Tiger Lilly." Keimzeit, wegen "So."
Das schönste Konzert?
Keimzeit, Tivoli Freiberg, ohne eine Mark in der Tasche, Bier aus Freundeshand, Dein Atem an meinem Hals.
Die meiste Zeit verbracht mit...?
Der Dissertation.
Die schönste Zeit verbracht mit...?
Doktoren und Traktoren.
Vorherrschendes Gefühl 2016?
Ach nee, doch nicht.
2016 zum ersten Mal getan?
Arbeits- und kuhlos gewesen.
2016 nach langer Zeit wieder getan?
Tisch und Bett geteilt.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Das Sterben von Weitem, von Nahem und sich langsam entfernend.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dich von mir.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Ein Puzzle.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Verständnis und festen Stand.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Alles wird gut.
Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Alles wird gut.
2016 war mit einem Wort...?
Staubig.
Listen gibt es hier und da und dort. 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008.
Ab und zu. Ich sitze zuviel auf Stühlen und zu wenig auf Sätteln.
Haare länger oder kürzer?
Auch dieser Mob war zwischendurch kurz eine Frisur.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Dank neuer Brille bin ich mir überhaupt nicht mehr sicher.
Mehr ausgegeben oder weniger?
Alles und einiges, das ich gar nicht besaß.
Der hirnrissigste Plan?
Das Ding schreib' ich im Sommer? Da kann man schon mal kaufen? Sportwagenjobs sind mir zu schnell? Wird schon wieder werden? Am Bodensee ist man doch gleich? Alle irre hier, und ich scheine unbedingt vorn mit dabei sein zu wollen.
Mehr bewegt oder weniger?
Mehr, mehr, mehr - und jetzt nur noch die Fingerspitzen.
Die gefährlichste Unternehmung?
Kaufen und dann nach dem Geld schauen.
Der beste Sex?
Bank.
Die teuerste Anschaffung?
Knapp hundert Quadratmeter.
Das leckerste Essen?
Salade Niçoise.
Das beeindruckendste Buch?
Das Schreiben meines eigenen.
Der ergreifendste Film?
Colonia Dignidad.
Die beste CD?
Cäthe, wegen "Tiger Lilly." Keimzeit, wegen "So."
Das schönste Konzert?
Keimzeit, Tivoli Freiberg, ohne eine Mark in der Tasche, Bier aus Freundeshand, Dein Atem an meinem Hals.
Die meiste Zeit verbracht mit...?
Der Dissertation.
Die schönste Zeit verbracht mit...?
Doktoren und Traktoren.
Vorherrschendes Gefühl 2016?
Ach nee, doch nicht.
2016 zum ersten Mal getan?
Arbeits- und kuhlos gewesen.
2016 nach langer Zeit wieder getan?
Tisch und Bett geteilt.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Das Sterben von Weitem, von Nahem und sich langsam entfernend.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dich von mir.
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Ein Puzzle.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Verständnis und festen Stand.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Alles wird gut.
Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Alles wird gut.
2016 war mit einem Wort...?
Staubig.
Listen gibt es hier und da und dort. 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008.
06.04.16, 09:52 | 'Das Auge des Betrachters'
Platzhalter für ein überaus grandioses Wochenende mit dem Besuch einer Bar am Donnerstagabend, wo ich einen Freund wiedertraf, einem Freitag mit einer asiatischen Suppe, die mich nicht vom Hocker riß, und einer Gegenübersitzenden, die genau das seit einiger Zeit tut. Dann Bier draußen und großer Spaß mit der Kellnerin, weil ich nicht auf Kommando austrinken kann. Ich bringe Dich nach Hause, hab ich gesagt. Rumeiern am Samstag, ich finde nicht recht in das nächste große Kapitel der Dissertation. Kuchen gebacken, hin und her organisiert, Radeln gewesen, kein Wasser zum Duschen gehabt, keine Bahn gekommen, diverse Leute informiert und eingesammelt, Geburtstag gefeiert, mich zu Beginn wie immer etwas fehl am Platz gefühlt, dann immer besser, gut unterhalten, dann kurz Hektik, da hat sich einer etwas übernommen und flüchtet aus der Wohnung, sobald er es schafft, beide Seiten des Türrahmens zu verfehlen, ich hechte hinterher und halte ihn zurück, Deine Jacke, meine Jacke, ich hole beide aus dem Schlafzimmer, steht da die Vom-Hocker-Reißende mit glänzenden Augen und murmelt etwas von Held, ich hab Romantik und Hektik, da der Türrahmen den Kameraden nicht lange aufgehalten hat und er jetzt schon im Treppenhaus rumort, daher kein Kuss, stattdessen ein tiefer Blick, brennt ja auch bis ins Mark, sowas, dann langes Warten an der Bahn und viel Überreden, an der nächsten Bahn noch mehr Warten und noch mehr Überreden, ein Anruf, wir sind noch nicht soweit, und ich übersetze den tiefen Blick von eben, heraus kommt Gestammel, na super, dann irgendein Schnellrestaurant, dann wieder Bahn, trunkene Schwüre und Bekenntnisse, als wären wir nicht längst zu alt, dann eile ich zurück und tanze mit einer sehr großen Frau, während die Tiefblickende nach Hause geht, dann suchen wir noch ein Oberteil, an das ich mich nicht mehr erinnern kann, sitzen dann sehr lange in einer Seitenstraße auf einem Bretterstapel, frisch gesägt und ungehobelt duftend, Vogelzwitschern, ich bringe sie nach Hause, fahre dann selbst los, dann noch in den Morgen radeln, immer noch kein Wasser, also Bett, wieder aufstehen, Wasser suchen, rechts und links und Auszug, einfacher Fehler eigentlich, Kaffee und Duschen und Dösen, und ungenutzte Zeit kann ich ja so gar nicht, also rufe ich irgendwann an, Die Sonne scheint, sage ich, und Lass uns zum See gehen, und dann liegen wir da auf einer roten Decke, ich schaue ihr beim Räkeln zu, die Sonne verschwindet, und so tun wir, verabschieden uns, Bis morgen, wie schön das ist, und dann trödele ich noch ein bißchen hin und her, nichts Richtiges, das ist alles schon längst passiert.
01.03.16, 13:42 | 'Das Auge des Betrachters'
Wie sieht ein europäischer Ansatz aus? Die Frage treibt mich um, seit ebendieser Ansatz als Heilmittel verkauft wird. Aber was macht ihn aus? Wie löst er Probleme? Dazu einige ungeordnete Gedanken.
Die weite Reise ist ein Problem. Diese dauert, ist gefährlich und anstrengend, und über die vielen Grenzen hinweg verdienen Verbrecher Geld durch Schleuserei (darüber habe ich hier schon einmal nachgedacht.) Ein anderes Problem ist die Konzentration auf wenige Länder, beziehungsweise die Gründe für ebendiese.
Ein europäischer Ansatz, der nicht als Krieg daherkommen soll, sollte also die Reise verkürzen und eine Überkonzentration auf wenige Länder vermeiden. Nun. Politik also. Und Geld.
Politik sehe ich nicht - wo ist der Ansatz Europas, von den Nachbarländern die Grenzöffnung zu verlangen? Und Geld sehe ich auch nicht - wie man liest, wird in den zum Bersten vollen Lagern auch noch gehungert. Warum sehe ich da die Europäische Union nicht? Steht das nur in keiner Zeitung? Oder denke ich den Ansatz falsch? Wer die weite Reise verhindert, trocknet die Schleuserei aus. Er senkt die Gefahren für die Einzelnen, erhöht die Chancen auf eine gemeinsame Reise für Familien und Schwache. Außerdem ist eine kurze Reise eher plan- und durchführbar. Ein dritter Unterpunkt wäre Schutz - was machen eigentlich die Blauhelme gerade?
Überkonzentration. Mal ohne die Gründe dafür gedacht - alle Strukturen sind starr. Deshalb ja Strukturen. Sie wachsen nur langsam und verändern sich nur zäh. Ich halte eine finanzielle Überforderung durchaus für möglich, ebenso wie eine strukturelle, das heißt in der direkten Versorgung. Zudem hat sich gezeigt, daß es auch eine Überforderung der Stimmung geben kann, eine politische Überforderung also. Um all dies zu vermeiden, muß man sich um die Gründe kümmern. Die sind zunächst der Konflikt selbst - aber der lässt sich nun nicht mehr vermeiden. Weiter sind es mangelnde Aufnahme in den Nachbarländern, und eben dort dann mangelnder Schutz und mangelnde Versorgung. Politik und Geld mal wieder. (Übrigens ist eines klar: Geld, das in andere Länder transferiert und dort ausgegeben wird, ist zum größten Teil mal weg, wogegen es, wenn es hier ausgegeben wird, auch mindestens eine kleine Runde hier zirkuliert. Ich halte das nicht für Wirtschaftsförderung, da man im Inland mit dem Geld Strukturen aufbaut, wie zum Beispiel eine Beamtenschaft, die man auf eine sehr lange Zeit bezahlen muß, während man die Hilfen für andere Länder einstellen kann, wenn sie nicht mehr benötigt wird. Außerdem fließt das Geld auch von hier aus ab, da es ja für die Reise der Nächsten benötigt wird. Es profitieren also mal wieder die Schleuser, und das Elend fängt von vorne an. Lange Reise, Gefahr, Kosten. Siehe oben.) Aber zurück zu den Gründen. Nach den obengenannten Gründen kommt die fehlende Perspektive. Die zwischen die Fronten Geratenen sehen kein Ende, und die an der Front Aufgeriebenen fürchten das Ende. Beide haben gegen einen oder mehrere überlegene (und rachsüchtige) Gegner keine Perspektive. Die Lager bieten auch keine. Neues Leben also. Und in diesem Punkt ist, das haben die letzten Monate meiner Meinung nach gezeigt, Europa nicht einig. Ich kenne die Gesetze der einzelnen Länder nicht. Ich halte allerdings weder das Gesicht Frau Merkels noch die Aussicht auf ein Taschengeld für einen ausreichenden Grund, sondern ausschließlich die Hoffnung auf ein neues Leben. Ein europäischer Ansatz wäre, darüber zu diskutieren. Und ein europäischer Ansatz wäre ein gemeinsamer Standard, angefangen bei Asylrecht und Unterbringung und Versorgung, über Bildung bis hin zur übergeordneten Frage nach dem neuen Leben. Um es anders zu sagen: Ist Asyl gleich Zuwanderung? Ich denke nicht, daß man das gleichsetzen darf, denn bei Asyl spielen die Bedürfnisse der Asylsuchenden die Hauptrolle, während bei der Zuwanderung die Bedürfnisse des Landes die Hauptrolle spielen müssen. Und solange die beiden Bedürfnisse gegeneinander stehen, ergibt sich kein Kompromiß. Deshalb bin ich für eine klare Trennung. Das nähme der schieren Zahl der Asylsuchenden vielleicht auch einen Teil des Reizes. Es ist schließlich etwas anderes, eine Million zu achtzig Millionen zu versorgen, als eine Million zu siebenhunderttausend Schulanfängern oder zu drei Millionen Arbeitslosen hinzuzufügen. Es geht mir nicht um die absolute Zahl, nur um den Unterschied. Aber zurück zum gemeinsamen Standard: Der muß Teil eines europäischen Ansatzes sein, und den müssen auch schwache Länder tragen können. Wir sind nun mal nicht alle gleich stark, und auch Europa muß sich an den Schwachen orientieren. Subsidiarität, heyho. Das bedeutet nun nicht, daß ein Land die Versorgung in allen anderen Ländern bezahlen muß, sondern daß der gemeinsame Standard an sich eine Überkonzentration auf einzelne Länder verhindert. Quoten und Kontingente kann man machen, eine Selbstregelung fände ich schöner. Dann kann man immer noch Geld für die Ärmeren innerhalb der EU hin und her schieben. Wenn das aus stärkeren Ländern kommt, wäre das ein echtes Konjunkturprogramm. Überspitzt gesagt, könnte man ein paar Tausend Griechen auf EU-Kosten in Lohn und Brot bringen, indem sie Unterbringung und Versorgung übernehmen. Dafür zahlen sie dem griechischen Staat dann Steuern und kurbeln tatsächlich an der Wirtschaft. Klarer Nachteil - das Geld wird in der EU umverteilt. Aber nun, nichts anderes machen die jeden Tag. Zurück. Teil des gemeinsamen Standards wäre die Versorgung, Unterbringung, die bereits genannte Frage der Dauerhaftigkeit, Bildung, schlußendlich Geld. Und, allen voran die Kernfrage nach den Grundvoraussetzungen für Asyl. Auch die müssen einheitlich sein, aber das ergibt sich nach der Trennung von der Zuwanderung vermutlich deutlich leichter als jetzt, wo alles durcheinandergewürfelt und gegeneinander ausgespielt wird. Dazu gehört für mich auch eine Priorisierung. Vielleicht führen diese Standards zu einer Senkung der - ich nenne sie jetzt einfach mal so - Asylschattenmigration. Außerdem wäre ein europäischer Ansatz deutlich stärker darin, diese politisch zu beeinflussen. Ich glaube nicht, daß ein einzelnes Land dem politischen und wirtschaftlichen Druck eines Europa widerstehen kann. Eines einzelnen Landes jedoch schon.
Am Ende bleibt für mich, daß ich wie Frau Merkel einen europäischen Ansatz sehe. Was ich im Gegensatz dazu nicht sehe, ist auch nur der Ansatz eines solchen Ansatzes. Und deshalb glaube ich weiterhin an den europäischen Ansatz, aber nicht mehr an den Ansatz von Frau Merkel.
Die weite Reise ist ein Problem. Diese dauert, ist gefährlich und anstrengend, und über die vielen Grenzen hinweg verdienen Verbrecher Geld durch Schleuserei (darüber habe ich hier schon einmal nachgedacht.) Ein anderes Problem ist die Konzentration auf wenige Länder, beziehungsweise die Gründe für ebendiese.
Ein europäischer Ansatz, der nicht als Krieg daherkommen soll, sollte also die Reise verkürzen und eine Überkonzentration auf wenige Länder vermeiden. Nun. Politik also. Und Geld.
Politik sehe ich nicht - wo ist der Ansatz Europas, von den Nachbarländern die Grenzöffnung zu verlangen? Und Geld sehe ich auch nicht - wie man liest, wird in den zum Bersten vollen Lagern auch noch gehungert. Warum sehe ich da die Europäische Union nicht? Steht das nur in keiner Zeitung? Oder denke ich den Ansatz falsch? Wer die weite Reise verhindert, trocknet die Schleuserei aus. Er senkt die Gefahren für die Einzelnen, erhöht die Chancen auf eine gemeinsame Reise für Familien und Schwache. Außerdem ist eine kurze Reise eher plan- und durchführbar. Ein dritter Unterpunkt wäre Schutz - was machen eigentlich die Blauhelme gerade?
Überkonzentration. Mal ohne die Gründe dafür gedacht - alle Strukturen sind starr. Deshalb ja Strukturen. Sie wachsen nur langsam und verändern sich nur zäh. Ich halte eine finanzielle Überforderung durchaus für möglich, ebenso wie eine strukturelle, das heißt in der direkten Versorgung. Zudem hat sich gezeigt, daß es auch eine Überforderung der Stimmung geben kann, eine politische Überforderung also. Um all dies zu vermeiden, muß man sich um die Gründe kümmern. Die sind zunächst der Konflikt selbst - aber der lässt sich nun nicht mehr vermeiden. Weiter sind es mangelnde Aufnahme in den Nachbarländern, und eben dort dann mangelnder Schutz und mangelnde Versorgung. Politik und Geld mal wieder. (Übrigens ist eines klar: Geld, das in andere Länder transferiert und dort ausgegeben wird, ist zum größten Teil mal weg, wogegen es, wenn es hier ausgegeben wird, auch mindestens eine kleine Runde hier zirkuliert. Ich halte das nicht für Wirtschaftsförderung, da man im Inland mit dem Geld Strukturen aufbaut, wie zum Beispiel eine Beamtenschaft, die man auf eine sehr lange Zeit bezahlen muß, während man die Hilfen für andere Länder einstellen kann, wenn sie nicht mehr benötigt wird. Außerdem fließt das Geld auch von hier aus ab, da es ja für die Reise der Nächsten benötigt wird. Es profitieren also mal wieder die Schleuser, und das Elend fängt von vorne an. Lange Reise, Gefahr, Kosten. Siehe oben.) Aber zurück zu den Gründen. Nach den obengenannten Gründen kommt die fehlende Perspektive. Die zwischen die Fronten Geratenen sehen kein Ende, und die an der Front Aufgeriebenen fürchten das Ende. Beide haben gegen einen oder mehrere überlegene (und rachsüchtige) Gegner keine Perspektive. Die Lager bieten auch keine. Neues Leben also. Und in diesem Punkt ist, das haben die letzten Monate meiner Meinung nach gezeigt, Europa nicht einig. Ich kenne die Gesetze der einzelnen Länder nicht. Ich halte allerdings weder das Gesicht Frau Merkels noch die Aussicht auf ein Taschengeld für einen ausreichenden Grund, sondern ausschließlich die Hoffnung auf ein neues Leben. Ein europäischer Ansatz wäre, darüber zu diskutieren. Und ein europäischer Ansatz wäre ein gemeinsamer Standard, angefangen bei Asylrecht und Unterbringung und Versorgung, über Bildung bis hin zur übergeordneten Frage nach dem neuen Leben. Um es anders zu sagen: Ist Asyl gleich Zuwanderung? Ich denke nicht, daß man das gleichsetzen darf, denn bei Asyl spielen die Bedürfnisse der Asylsuchenden die Hauptrolle, während bei der Zuwanderung die Bedürfnisse des Landes die Hauptrolle spielen müssen. Und solange die beiden Bedürfnisse gegeneinander stehen, ergibt sich kein Kompromiß. Deshalb bin ich für eine klare Trennung. Das nähme der schieren Zahl der Asylsuchenden vielleicht auch einen Teil des Reizes. Es ist schließlich etwas anderes, eine Million zu achtzig Millionen zu versorgen, als eine Million zu siebenhunderttausend Schulanfängern oder zu drei Millionen Arbeitslosen hinzuzufügen. Es geht mir nicht um die absolute Zahl, nur um den Unterschied. Aber zurück zum gemeinsamen Standard: Der muß Teil eines europäischen Ansatzes sein, und den müssen auch schwache Länder tragen können. Wir sind nun mal nicht alle gleich stark, und auch Europa muß sich an den Schwachen orientieren. Subsidiarität, heyho. Das bedeutet nun nicht, daß ein Land die Versorgung in allen anderen Ländern bezahlen muß, sondern daß der gemeinsame Standard an sich eine Überkonzentration auf einzelne Länder verhindert. Quoten und Kontingente kann man machen, eine Selbstregelung fände ich schöner. Dann kann man immer noch Geld für die Ärmeren innerhalb der EU hin und her schieben. Wenn das aus stärkeren Ländern kommt, wäre das ein echtes Konjunkturprogramm. Überspitzt gesagt, könnte man ein paar Tausend Griechen auf EU-Kosten in Lohn und Brot bringen, indem sie Unterbringung und Versorgung übernehmen. Dafür zahlen sie dem griechischen Staat dann Steuern und kurbeln tatsächlich an der Wirtschaft. Klarer Nachteil - das Geld wird in der EU umverteilt. Aber nun, nichts anderes machen die jeden Tag. Zurück. Teil des gemeinsamen Standards wäre die Versorgung, Unterbringung, die bereits genannte Frage der Dauerhaftigkeit, Bildung, schlußendlich Geld. Und, allen voran die Kernfrage nach den Grundvoraussetzungen für Asyl. Auch die müssen einheitlich sein, aber das ergibt sich nach der Trennung von der Zuwanderung vermutlich deutlich leichter als jetzt, wo alles durcheinandergewürfelt und gegeneinander ausgespielt wird. Dazu gehört für mich auch eine Priorisierung. Vielleicht führen diese Standards zu einer Senkung der - ich nenne sie jetzt einfach mal so - Asylschattenmigration. Außerdem wäre ein europäischer Ansatz deutlich stärker darin, diese politisch zu beeinflussen. Ich glaube nicht, daß ein einzelnes Land dem politischen und wirtschaftlichen Druck eines Europa widerstehen kann. Eines einzelnen Landes jedoch schon.
Am Ende bleibt für mich, daß ich wie Frau Merkel einen europäischen Ansatz sehe. Was ich im Gegensatz dazu nicht sehe, ist auch nur der Ansatz eines solchen Ansatzes. Und deshalb glaube ich weiterhin an den europäischen Ansatz, aber nicht mehr an den Ansatz von Frau Merkel.
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