Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Freitag, 1. 01 16

01.01.16, 00:59 | 'Das Auge des Betrachters'
Zugenommen oder abgenommen?
Ich habe immer noch keine Waage, aber ich achte mehr auf mein Gewicht, glaube ich. Und die paar Male, die ich mich gewogen habe, habe ich nicht mehr im Kopf. Ich habe noch ein Bild von mir, vom Silvestermorgen des letzten Jahres, im Badezimmer des Marathonmädchens, nackt auf ihrer Waage stehend, weil ich mich da so leicht und so schwer und irgendwie so außerhalb gefühlt habe, daß ich mich wiegen mußte, um zu begreifen, daß ich überhaupt noch da war. Ich glaube, ich habe ein wenig Ausdauer verloren und wieder ein paar Muskeln gewonnen. Ich habe, und das war am Silvestermorgen dieses Jahres, eine Falte entdeckt an mir, und nicht nur die üblichen an der Stirn, sondern eine auf der Wange, die nicht mehr mit dem Lächeln verschwindet. Ich habe außerdem, wenn ich mich sehe, einen Blick auf meine Hüften. Ich habe wieder Hüften, oder erstmals vielleicht, ich weiß es nicht. Im Liegen immer noch eine tiefe Furche in meinem Bauch. Ich bin wieder lange Touren gefahren, wieder mal knapp zweihundert Kilometer am Stück, auch wenn es Gewalttouren waren, eine davon allein, auf den letzten Kilometern mit irgendwas, das nach der Gewalt kommt, die ich mir selbst antun kann, mit Liegen neben der Straße, mit dem Gefühl, den Kreislauf, das eigene Leben spüren zu können, mit Biß. Die andere Tour mit einem Freund in der Hitze, und da war der Trainierte mein Gradmesser, der mich abhängen kann in der Ebene, da war ich früher schon schwach, ich mag den Wind als Gegner nicht, und dann mit blauem Flimmern an einem der letzten Berge im Schwarzwald, mein Schweiß salzsauer auf dem Oberrohr, jeder Tritt aus der Tiefe, aus dem Nichts, dem Dunkel, in dem der Wille haust, und ich kann mich noch daran erinnern, wie ich an das Ortsschild oben gefallen bin, ausgeklickt schon, Stoßatmung, liegen, der nachheizende Körper in der äußeren Hitze, aber Sieg, Sieg, Sieg, und Stahl hätte ich biegen können, damals. Zugenommen also, auf jeden Fall, und mitgenommen.

Haare länger oder kürzer?
Reise mit leichtem Gepäck, haben sie mir gesagt, und so habe ich mich wieder einmal geschert, bevor wir nach Kuba geflogen sind. Von dort an Wildwuchs, und nur, wenn ich der resoluten Friseurinnenverwandtschaft begegnet bin, wurde es ein wenig lichter. Derzeit ist wieder Verwahrlosung auf dem Kopf, im Gesicht, ach Haare. Es gibt ja keine Frisur für mich, und nicht einmal ohne Frisur sehe ich nach Hipster aus, nur nach Verwahrlosung. Haare, ja. Alle noch da, und irgendwann gehe ich auch mal zu einem richtigen Friseur. Versprochen.

Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Die Brille hat ziemlich nachgelassen. Das rechte Glas verliert die Beschichtung, die Flecken fransen die Lichtkanten aus, ich werde eine neue brauchen. Ich weiß gar nicht, wie lange ich die schon habe, sechs Jahre vielleicht. Die Arbeitsbrille taugt längst nicht mehr, und doch fühle ich mich noch wohl mit diesem Nichts an Gestell und Glas, das jeden Schlag wegsteckt und auf das ich nicht achten muß. Laser mit fünfunddreißig, bis dahin warten. Eine Fehlsichtigkeit ist ja keine Krankheit, sagt die Krankenkasse, auch wenn ich mit sechs Dioptrien kaum mehr aus dem Haus kann ohne Brille. Irgendwas mit Patientendaten auf einer Karte erzählt mir die Kasse noch, und das in genau der Woche, als das alles gestohlen gemeldet wurde. Stattdessen fahre ich vom Zahnarzt zur Kasse, mit einem Blatt Papier zurück, und beim Zahnarzt war ich ja sowieso nur, weil meine Zahnspange dann doch den Kleberkampf verloren hat gegen meine Neigung zu harter Brotkruste. Als Kassenpatient bekommt man einen Termin, wenn einem Draht ganz unangenehm aus dem Mund hängt, binnen einer Woche, und vielleicht ist es bitter, zu sagen, daß das fürs Kaiserreich noch recht luxuriös gewesen wäre. Aber ich will ja keine großen Kriege mehr, kein Kohlhaas sein, ich will nicht weitsichtig sein und immer das Große, das Ganze sehen, wenn ich mir bloß was kaufen will, und wer weiß, ob ich das in einem Jahr noch brauche? Daher kaufe ich mehr, was ich will, mache mehr, fliege in den Urlaub, auch wenn das die Welt nicht rettet, denn die Welt retten allein macht auch nicht glücklich. Auch weg von den ganz großen Rädern, weg von der Idee, Hochschullehre zu machen, irgendwann, oder eine Karriere zu planen oder irgendwas. Kurz sehen. Kleine Schritte gehen. Schöne Schritte, wenn es geht. Den Blick senken, statt zum Horizont zu starren. Bloß nicht stolpern jetzt.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr. Parolen ausgegeben zum Beispiel. Ein großer Läufer zu werden, wie idiotisch, aber das gehört zu den hirnrissigen Plänen weiter unten. Ein guter Kletterer. Ein Alleinstehender, ein allein Stehender. Und mehr Geld, ja: für die teuerste Anschaffung zum Beispiel. Und die Beste, pfeif aufs Klima.

Der hirnrissigste Plan?
Die Parolen. Die Idee, mich in den ausgesperrten Sommermonaten selbst einzusperren und zu schreiben. Die Idee, wieder zu fahren, man verliebt sich ja so leicht in Häcksler, Traktoren, Kettenfahrzeuge. Die Idee, mich nicht mehr zu verlieben. Trotzdem zu suchen, nein doch nicht. Wieder Motorrad zu fahren. Mich hinzusetzen und endlich, endlich eine Diss zu schreiben. Mich zu bewerben in der schönsten Landschaft der Welt, mit den schönsten Maschinen der Welt, viel zu weit weg von meiner Welt. Mir Gedanken über Politik zu machen - das macht mich ja völlig irre, wie Irre jede Diskussion besetzen. Und die ständige Frage, ob nicht doch ich völlig irre geworden bin, daß ich die allesamt immer irre finde.

Mehr bewegt oder weniger?
Oha. Viel gelaufen, nicht mehr gelaufen, wieder mehr gelaufen. Gaussglocke reverse. Keine Ahnung, warum ich im Sommer nicht laufen mag. Da fahre ich Rad. Einige Male übrigens auch die Strecke aus der großen Stadt mit dem Rad. Einige Male jetzt mit der Kombination aus Fußmärschen und Bahnen. Rechtzeitig bewegt außerdem: die ersten Bewerbungen sind los, und ich kann noch einigermaßen gelassen abwarten, ob ich bald Sportwagen bauen darf. Wenn schon irre, dann richtig. Mehr bewegt, ja. Es gibt jetzt eine Struktur und einen Teil des großen Textes. Rest folgt. Es gab Konferenzen und Bürotage. Mehr bewegt, auch wenn das Motorrad gerade mal tausend Kilometer bekommen hat. Mehr bewegt, weil mehr getraut. Mehr bewegt, weil neu bewegt. Mehr bewegt, ganz zum Schluß noch mit der Frage, ob ich Dich küssen darf. Mehr bewegt auf Skiern, auch wenn ich Skifahren völlig irre finde: innerhalb von Minuten bin ich völlig platt, weil ich ein schlechter Techniker bin und deshalb viel Konzentration und Kraft brauche. Und kaum halte ich an, schelte ich mich für die Pausen. Alle irre. Auch ich. Um den Gletscher grün. Im Lift Alkoholfahnen. Auf den Pisten Hubschrauber. Alle irre. Oh, und weniger bewegt: Zweiunddreißig Stunden im Bett geblieben, nur für zwei Tassen Kaffee aufgestanden.

Die gefährlichste Unternehmung?
Die Probefahrt mit der Z. Was für eine irre Maschine. Wie gut sie zwischen meine Knie gepasst hat. Wie ich ihr Säuseln verstanden habe, wie ich sie Brüllen machen wollte. Eine andere gekauft. zurück zu den Brot-und-Butter-Fahrzeugen. Am glücklichsten war ich ja doch mit der GS, damals. Auch wenn die Ninja ein Rausch war. Nun. Dann noch mein Schrei durchs Funkgerät: Finger weg! und von da an der gesamte Film in diesem riesigen Maissilo im kalten Xenonlicht, auf Knien schaufelnd, in kleinen Schritten zwischen zwei riesigen, brüllenden und knirschenden Maschinen, die Hand auf einem zum Bersten gespannten Gurt, die andere Hand erhoben: Ich sage, wann es gut ist. Insgesamt vielleicht der Kuss, der mich im dümmsten Fall allein in der Stadt festhält. Nicht zu ändern jetzt. Und auf diese Gefahr freue ich mich tatsächlich. Irre zu sein ist ja doch ganz okay, finde ich jetzt. Und manchmal muß man eben setzen. Und dann ganz lange steigern.

Der beste Sex?
Man kann es auch zu ernst nehmen. Mit der Aufrichtigkeit, zum Beispiel. Und mit dem Sex auch.

Die teuerste Anschaffung?
Die GSR. Und ja, das Drumherum. Kundendienst, Montageständer, Pflegemittel. Solches Zeug kaufe ich jetzt einfach. Zack, her damit, was soll der Geiz. Dann noch einige Male groß für Freunde gekocht, und auch da wurde ich mehr als belohnt für mein Geld. Dann vielleicht noch zwei Reifen wegen eines Plattfußes, und im Herbst noch einmal zwei Reifen wegen eines Plattfußes. Scheiße am Schuh, ja. Gestern übrigens: Plattfuß. Was haben wir gelacht. Oh, und ganz zum Schluß noch: Freie Tage. Unschuldiges Nichtstun. Wird das Schwerste, vermutlich werde ich noch hyperaktiv hier. Und eine kleine Anschaffung noch, die sich vielleicht auswächst: Die geschenkte, elterliche Kaffeemaschine, defekt, mit Dichtungen für fünf und einer Pumpe für fünfzehn Euro ausgestattet. Und mit viel Liebe gedichtet. Ein Groschengrab, und dabei passt sie nicht einmal in meine Küche. Wie schön, eine neue Wohnung also auch noch. Aber erst im nächsten Jahr, erst im neuen Beruf.

Das leckerste Essen?
Jedes Bauernessen mit dem Bauern, der Bäurin, den Kindern, dem Vetter. Wird es so nicht mehr geben. Vielleicht noch meine selbstgemachten Burger mit der selbstgemachten Sauce und den selbstgebackenen Brötchen, wenn ich das mal so selbstsicher ausbreiten darf. Denn das fand ein Gast sehr lecker, und nun darf ich öfter kochen. Eine dankbare Esserin, wie habe ich mir das gewünscht!

Das beeindruckenste Buch?
Kafkas Hungerkünstler. Mehr Ebenen als jedes Hochhaus. Leider keine Liste geführt im letzten Jahr.

Der ergreifendste Film?
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Ich habe keine Minute davon gesehen, ich mußte ja die ganze Zeit an Deinem Haar riechen. Dann vielleicht irgendein Tatort? Filme ergreifen mich ja immer, ich bin sie nicht gewöhnt, ich lasse sie wirken, ich kann halt Märchen, und dann bleibe ich noch sitzen und starre auf den Abspann, während die anderen sich schon mit der Welt weiterdrehen.

Die beste CD?
Metric - Synthetica. Schon älter, aber endlich richtig hingehört und endlich richtig verstanden. Gisbert zu Knyphausen war letztes Jahr, Alexa Feser war letztes Jahr, und Thees Uhlmann wiederholt sich in höchster Gutheit, aber für mich kaum mehr unterscheidbar.

Das schönste Konzert?
Metric in Frankfurt in der Batschkapp vielleicht. Ja, Metric. Alexa Feser war auch schön, aber schon im Frühjahr. Und Konzerte verblassen, deshalb muß man mehr auf Konzerte gehen. So in der Richtung sagte das auch die große Emily Haines, und dann sang sie, was mir bis heute in den Ohren klingt: I want it all, I want it all, I want it all. Vielleicht verblasst ja doch nicht alles.

Die meiste Zeit verbracht mit...?
Durchbeißen.

Die schönste Zeit verbracht mit...?
Maisgeruch und Motorenlärm. Kuhnähe und Stallgeruch. Körperwärme und Vanillehaar.

Vorherrschendes Gefühl 2015?
Ich trag mich, so weit wie ich kann.

2015 zum ersten Mal getan?
Ein Neufahrzeug gekauft. Mich von Kühen verabschiedet. Mich ernsthaft konzentriert, statt zu zerfasern.

2015 nach langer Zeit wieder getan?
Nächstes Jahr steht hier irgendwas mit einem Friseur, versprochen! Aber dieses Jahr: Ein Paket mit einem langen Brief, geschrieben mit meinem Lieblingsfüller, der wieder tut.

3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Nachts wach und reglos in der Kälte zu liegen im Januar. Meine Rufe ins Leere, kein Echo. Die ach so gleichgültige Geburtstagsradtour.

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Wo auch immer das hinführt, ich will jeden Schritt gehen.
Wie auch immer das ausschaut, ich will alles sehen.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Vielleicht war es die Kaffeemaschine und der Brief. Vielleicht war es auch der Tag, an dem ich mehr als tausend Kilometer fahren und erstmals den Vater stützen mußte.

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Es war irgendein Abschluß in diesem Jahr, den ich noch nicht zu Ende überlegt habe, aber der irgendwie lief. Aufbruchsstimmung. Zuversicht. Mut. Und ich weiß nicht einmal genau, wer mir jetzt genau was davon geschenkt hat. Habt Dank. (Und vielleicht liest Du das einmal, und vielleicht verstehst Du dann, warum Menschen ihr Privates ins Öffentliche verwandeln. So ganz habe ich es bis heute auch nicht verstanden.)

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
"Du mußt mich nicht jedes Mal fragen."

Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
"Darf ich Dich küssen?"
(Antwort siehe oben.)

2015 war mit einem Wort...?
Zusammenaufbruch. (Pfft. Ab jetzt gibt es dieses Wort. Mir egal. Ich darf das.)

Listen gibt es hier und da und dort. 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008.
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Mittwoch, 30. 09 15

30.09.15, 11:26 | 'Das Auge des Betrachters'
Dear Diary.

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Kontaktabbruch. Das mag vielleicht nicht neu sein, aber mir muß ich das ja immer wieder sagen. Den Knopf zu drücken schaffe ich trotzdem nicht.

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Du erzählst davon, wie normal es war, sich auf Deiner Pilgerreise in der nächsten Bar zu verabreden, und dann daran vorbeizulaufen. Fast muß ich lachen, als Du mir dann schreibst, es sei gerade sehr eng bei Dir, und Du würdest Dich wieder melden. Eine Antwort fällt mir nicht ein.

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Mich losreißen, immer wieder. Mich festhalten und mir selbst klarmachen, daß ich mich nach oben ziehen kann. Ich verordne mir gute Laune.

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Ich schüttle Geschnetzeltes aus dem Ärmel, das ganz passabel schmeckt, und wundere mich selbst. Ich bin völlig maßstabslos, was das Essen angeht und das Einkaufen, und vielleicht ist das der Teil meiner Erziehung, der nicht stattgefunden hat. Was kauft man denn so, was isst man so, wie viel gibt man aus, was ist normal?

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Ich zähle Tage vorwärts und rückwärts.
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Montag, 21. 09 15

21.09.15, 11:28 | 'Das Auge des Betrachters'


Groß und klein.

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Lachend reden sie von der Front und vom Kampf, und nach all den Tagen kommt es auch mir so vor. Und so schaue ich immer wieder überrascht hin, wenn sich die Welt auftut, außerhalb meines Glaskastens, und mir ein solches Schauspiel bietet. So sauge ich jeden Morgennebel in den Senken der Alb auf, so begrüße ich jeden Sonnenaufgang und verabschiede jeden Abend. Leben ist tätig, Leben ist Bewegung.

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Du warst jedermanns Freund, aber in Deinem Bett bist Du allein gestorben. Vor der Zeit, möchte ich sagen, aber auch mir Ungläubigem gelten die Worte, daß wir weder den Ort noch die Stunde kennen. Leben ist tätig, Leben ist Bewegung, und Leben ist endlich.
Mach es gut, Harry. Wherever you may roam.

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Leben ist Schönheit.

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Leben ist die Herbstaussaat und das Keimen. Leben ist Winter und Frühjahr. Leben ist der Antrieb durch die eigene Unsterblichkeit. Und Leben ist das Lachen über den Witz der eigenen Endlichkeit. Leben ist Wahrheit durch Willen.

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Wenn es am schönsten wird, dieses Leben, dann erhasche ich einen tröstenden Zipfel Unendlichkeit.

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Und dann glaube ich, daß auch schmale Straßen nicht ziellos enden.

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Mir ist, als würden die Lieschblätter zum Abschied winkend grüßen.

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Mit dem letzten Wagen fahre ich zum Silo, warte davor und beobachte im Spiegel das Walzfahrzeug. Es neigt sich an der Kante, es neigt sich kritisch und richtet sich nicht mehr auf. Schaufel runter, brülle ich ins Funkgerät, Und keinen Mucks! Und plötzlich schaufle ich mit einer Kraft, von der ich nicht weiß, wo sie herkommt, und werfe einen Schlupf über das Rad, das schon keine Last mehr trägt. Ich dirigiere den Radlader und schreie Zug! winke den beiden Fahrern, daß sie ihre Fahrzeuge im Gleichklang aufbrüllen lassen, ich stehe in der Mitte und halte das zum Bersten gespannte Gewebe mit dem Fuß unten, spüre die Kräfte und die Notwendigkeit, jetzt genau hier zu sein.
Und dann stehen wir vor dem Silo, zu dritt im Schein von Halogen, Xenon und LED, und das Leben pumpt einen Rausch durch meinen müden Körper, daß es mich schüttelt. Danke, sagt einer käseweiß, und an der Tür erwarten sie mich mit offenem Bier, und dann sitze ich still inmitten der Brandung des Gesprächs.

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Und ein einzelner Punkt im Rund nimmt den Gewinn. Was bleibt, ist der Umsatz, was bleibt, ist die Bewegung und die Tätigkeit, und was bleibt ist die Gewißheit, daß Wut nicht lohnt, sondern nur die Machtlosigkeit gegenüber der Schöpfung nicht anerkennen will.
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Mittwoch, 4. 02 15

04.02.15, 10:47 | 'Das Auge des Betrachters'
In der Stadt umfängt mich heute ein Nebel, der zu beißenden Kristallen gefriert.
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Dienstag, 27. 01 15

27.01.15, 15:02 | 'Das Auge des Betrachters'
Der Magen rumort noch, rebelliert aber nicht mehr gegen Kaffee und Äpfel.

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Freitagnachmittagsbouldern an der Hochschule auf dem Heimweg. Hätte ich hier studiert, denke ich, als wir duschen, als wir in der Studentenkneipe sitzen, als ich nach Hause fahren. Aber das ist es nicht. Das war einfach nicht ich, damals.

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Eine Runde rennen. Es wird eine kurze Runde, merke ich früh. Mir fehlt noch der Dampf, mir fehlen noch zwei Tage, an denen ich nichts gegessen habe. Dafür soll es eine schnelle Runde werden, und doch werde ich gegen Ende langsamer, steigen die Kilometerzeiten unerbittlich an. Sechsundvierzig Minuten, da bleibt noch einiges zu tun, um die Vorlage zu unterbieten.

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Dein Gespenst, das in meinem Nacken mit mir läuft. Als ob ich Dich dadurch einholen könnte. Wahnsinn ist ja richtig schlimm, wenn er als solcher erkannt wird.

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Wie wir da stehen, trinken und reden, da sehe ich uns als Übriggebliebene, irgendwie, aber heute ist das nicht schlimm. Müde Beine, müder Kopf.

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Auf dem Hof kein Betrieb. Sie sind alle Skifahren, und wieder habe ich was nicht mitbekommen. Gegen Mittag ist die Routine erledigt. Ich lehne das Essen bei den wildgelockten Bauernmädchen ab, ich weiß auch nicht, ich würde das nicht ertragen heute, euer Mögen und eure Anteilnahme.

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Ein Samstag im Haus. Wie seltsam. Ich sortiere Schrauben ins Regal, ich wasche die Felgen und stelle sie endlich ins Netz. Ballast abwerfen, denke ich und senke den Preis.

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Wir treffen uns früh. Wir sind nicht viele, und wieder komme ich mir übrig vor. Dann das blonde Lachen, und ein Zahnspangenlachen, ein Barbielachen, und ich bin hin und weg.

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Wie sie mit mir tanzen, meine Beine stellen, mich geduldig immer wieder anleiten. Mich führen. Ich tanze ja so gern, und dazu muß ich aber immer ein albernes Jackett tragen.

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Da ist einer, den ich mag, und der ist so traurig, daß er trinken muß und sich aufplustern. Ach, denke ich, ich war ja auch mal so. Jetzt kann ich einfach nur noch so traurig sein.

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Hätte, wäre, könnte. Meine unendlich vielen Gründe für ein Wiedersehen, meine Ideen, alles besser zu machen. Mich Dir zu Füßen zu werfen, indem ich mich nicht mehr zu Füßen werfe.

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Wir werden Zwillinge an Fasching sein, das blonde Lachen und ich. Und ich freue mich daran, wie sie mir erzählt von ihren Reisen, von der Arbeit, von der Fortbildung, von allem. Wir sind übrig, wir sind hier, wir tanzen und schwitzen, und dann werden wir noch als Zwillinge gehen.

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Verschneiter Heimweg, spätes Aufstehen.

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Der lange Sonntagslauf im Schnee. Bei zehn Prozent Steigung muß ich gehen.

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Unter der Dusche denke ich übers Rasieren nach. Noch nicht.

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Wir treffen uns an der Therme. Warmes Wasser, und unbemerkt schüttle ich einen Krampf aus. Reden, treiben lassen. Man merkt mir mein Vermissen nicht an, wenn man mich nicht kennt. "Bodycheck" lacht sie, und ich mag nicht angefasst werden heute.

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Auf dem Heimweg telefoniere ich noch, und wenn ich könnte, ich hätte mich längst in diese Stimme verliebt. In dieses kleine Bild, wehendes Haar am Meer.

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Viel Arbeit findet gerade nicht statt. Es ist nur Zeit.

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Endlich darf ich umblättern, endlich dieses Lied von einem Sommer am Meer spielen! Mach langsam, mahnt er, nicht alles auf einmal. Wir spielen uns ein, und ich will, daß meine Finger wollen.

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Umhauen ist der Plan. Die Ferne ein Problem. Anhänglichkeit gegen das Zurschaustellen der Überlegenheit tauschen. Ich bin sehr ruhig an diesem Abend, und ich will diesen Platz nicht entweihen. Liege ruhig da. Fremder Atem widerstrebte mir da.

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Hoffen auf Nachricht. Ich lache mich selbst aus. Vielleicht, denke ich, kommst Du darauf. Auf den, der Dir gut tut. Der mit Dir zieht statt an Dir. Der lacht und trotzdem nicht spielt. Der leidet und bleibt. Mein Lachen wird bitter. Texanischer Trottel.

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Es sind kleine Mechanismen. Ich erwähne das Laufen, das Backen, die Arbeit. Und dann haben sie Angst. Maschine! schreibt eine.

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Genuß des verschneiten Radfahrens.

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Kein Ausweg im Moment.
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Montag, 10. 11 14

10.11.14, 11:16 | 'Das Auge des Betrachters'
Texte in der Warteschleife. Ich werde nicht fertig mit ihnen, ich finde die Zeit gerade nicht, und dann finde ich die Worte nicht, und dann überholen sich die Befindlichkeiten irgendwie selbst.

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Es sind reduzierte Tage mit wenig Kontakt. Mir ist schon aufgefallen, daß ich mit mehr Zwangszeit nicht mehr hinbekomme als mit Zeitzwang. Aber es ist eben üblich, die abendlichen Unternehmungen ausfallen zu lassen; denn schließlich muß man ja.

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Ein Konzert von Rob Lynch besucht, und statt mit der S-Bahn einfach mit der U-Bahn in die Stadt gefahren. Mit uns sind um die zwanzig Leute da, und ich singe trotzdem mit. Auch wenn man mich hören kann. Nur tanzen mag ich hier nicht, ich wippe aber am meisten von allen!

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Das Mädchen hinter der Theke trägt ein wildes Hemd, am Rücken tief ausgeschnitten und hoch gerafft. Unten und oben sieht man Farben auf der Haut. Ich frage dann doch - eine Magierin aus der japanischen Mythologie. Die siebte Tätowierung. Die tätowierten Stiefel verschwinden in der auf den Hüften sitzenden Hose, und sowas wollte ich schon immer mal schreiben. Was die denn für eine Aufgabe habe, diese Magierin, will ich wissen. Das Mädchen mit dem Puppengesicht lacht: Männer ärgern, und dann weiß ich auch nicht mehr.

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Weil ich bis Samstag bleibe, ist der Freitag anders. Ich sitze lang im Büro, radle dann mit neuem Licht und viel Freude im Wald nach Hause, immer neben dem Weg.

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Wir treffen uns an der Bahn, begrüßen uns mit unserem traditionellen Lachen, wie die Nikoläuse. Wir fahren in die Stadt, schlendern ziellos, trinken dann ein Bier, werden von einem Mädchen bedient, das einen Totenschädel auf den Hals tätowiert trägt. "Love will tear us apart" steht auf ihrer Brust, und Lesen ist einer meiner Reflexe, auch auf Brüsten. Sie lacht, wir gehen.

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In einer anderen Bar setzen wir uns zu zwei Damen. Blondiert die eine, brünett die andere. Wir kommen ins Gespräch, und ehrlich, ich würde gerne erklären, wie das geht, aber ich weiß es nicht. Es ist passiert, es war die Stimmung, es waren die zwei freien Plätze, es war der blitzende Ehering meines Freundes, ich weiß es nicht. Sie kickert, und irgendwie fliegt ihr mein Herz zu, bis ich auf mein Telefon sehe: Exit. Ja, sage ich, denn der Freund, den ich da habe, ist ein sehr kluger Freund, und so gehen wir.

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Wir lassen uns noch ein Sandwich machen, also der Freund lässt sich eines zubereiten, denn ich bin kein Anhänger davon, belegte Brote als wilde Geschichten zu verkaufen. Und noch weniger davon, sie teuer zu kaufen. Hinter uns eine Horde Mädchen, aufgeregt, und sie diskutieren die Vorzüge der Soßen, die aus verschiedenfarbigen Plastikflaschen kommen, und von den Farben der Plastikflaschen kommt womöglich auch der Geschmack, denke ich, und der Kerl hinter der Theke hat ein gutmütiges rundes Gesicht, auf seinem Schild steht, er sei neu hier, und er rattert die Fragen und Soßen und aller herunter, daß es eine Freude ist, wieder hier raus zu sein. Die Mädchen sehen uns nach, wir sind genau richtig laut und genau richtig breit, und vor allem quatsche ich draußen mit zwei hungrig wartenden Polizisten, während drinnen ein Sandwich getoasted wird, bis eine rote Lampe grün wird und bestimmt, daß nun genug getoasted sei. Ich trinke von meinem Bier, um uns erbrechen sich junge Menschen an Hauswände gelehnt; Ach ja, sage ich, es ist ja wieder Uniparty, Maschinenbau heute.

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Meine App sagt, die Bahn ginge um zwanzig nach zwölf. Das ist sicher richtig, es ist allerdings zwei. Also nehmen wir einen Nachtbus, oder doch einen anderen, und die fahren dann doch hintereinander her, und ich würde das gern in meine Lebensphilosophie einbauen, aber dazu bin ich dann doch zu müde und zu angetrunken.

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Die Frau des Freundes ruft an, und wir winken wie die Idioten ins Telefon, als könne sie uns sehen.

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Auch die haben Sorgen, denke ich mir, als wir in unterschiedliche Richtungen davongehen. Mein Bier lasse ich auf einem Tisch stehen, wo es morgen jemand abräumen wird. Hier oben gibt es nicht einmal Pfandsammler, denke ich noch, dann prüfe ich noch den Hefeteig, stelle den Wecker und falle tot um.

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Backen, duschen, Zähne putzen. Welches Hemd? Ich habe ihr ein Bild geschickt, von dem Rob-Lynch-Fan-Shirt, das ich mir gekauft hatte. Sie fand es nicht lustig. Ich ziehe das Hemd mit dem verwaschenen Snoopy an: I've never bitten anyone, und mit meinem Gefallenwollen komme ich auch nie so recht klar, da ist noch etwas in mir, das nur mir gefallen will, und manchmal beißt das dann um sich und lässt mich nicht gefallen. Manchmal knurre ich dann auch, aber ich bin ja auch schon über dreißig.

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Wir treffen uns auf dem Parkplatz, der Zopf ist noch warm. Wir treffen uns an der Umkleide, und sie trägt gemusterte Hosen und ein rosafarbenes Oberteil. Wir treffen uns an der Wand, und ich erkläre Seil und Knoten und Gurt. wir treffen uns mit den Händen, an den Schultern, an den Armen, ich fasse sie am Gurt. Nähe ist Wärme, Nähe ist Hitze, und ich zittere in der Kälte ein wenig. Klettern und Lachen.

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Wir schauen den Kindern beim Wettbewerb zu.

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Dann fahren wir im offenen Cabrio übers Land, ihre Haare fliehen unter den Klammern hervor, die Strähnen flattern, ich halte mein Gesicht in die Sonne. Wir sind zwei Dreißiger, die ihr Leben und ihren Mittelstand genießen, ihre Bildung und ihren Humor, und verdammich auch ihr Geld und ihre Freizeit. Meine Bauernseele windet sich an diesem Samstag sehr. Schreit Werktag, schreit nach Schmutz und Anstrengung, als ob mich Arbeit befreien oder adeln könnte. Stattdessen sitzen wir auf einer Burgmauer und lassen die Zeit vergehen. Ganz kurz nur meine Hand auf ihren Schultern. Knochen, Muskeln, Sehnen, in diesem Moment bin ich blind, und meine Hände sind Wolken, die Schatten auf die Erde werfen.

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Wir lassen uns von der Suchmaschine in irgendein Restaurant leiten, und wir sind distanziert genug, das als spaßigen Versuch zu sehen. Die Maultaschen sind größer als richtig, die Käsespätzle eher Käsekäsekäsespätzle. Vierkommaeins Sterne. Wir sitzen also da auf dem Sünderbänkchen am Eingang, und um uns jodeln Senioren ihre Freude am Wein unter die Deckenbalken. Ich trinke Wasser, das Mädchen trinkt Apfelschorle. Sie füttert mich, sie isst von meinem Teller, und unsere Themen werden kurz ernst. Ihre Familie. Meine Familie. Wir reden nicht über uns und nicht übers wir. Das kommt uns nicht in den Sinn, und später, als mir das auffällt, freue ich mich.

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Ich habe zuviel gelesen, denke ich dann. "Going Solo", das all die Gründe für und gegen Partnerschaften aufzählt, und das mein eigenes Aufzählen und Bewerten noch unterstützt. Dieses "Was wäre, wenn", die Frage danach, ob ich denn immer könnte. Ob ich denn ein Immer wollte. Und immer Konjunktiv, und immer die Frage, wie das denn passen sollte, mit den drei Orten, an die es mich immer zieht. Aber das ist viel später, und das ist nicht, was ich denken will, und vielleicht auch nicht denken sollte.

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Als ich im Scherz wegrutsche, klopft sie auf den Platz neben sich. Ich setze mich sehr dicht, und rücke dann gleich wieder ab. Raum geben, ausweichen ermöglichen. Niemanden bedrängen. Ich berühre niemanden, der in einer Ecke sitzt. Wir zahlen, und sie hat kurz ihre Hand auf meiner brennenden Schulter.

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Vorhin, denke ich noch, da lagen wir uns gegenüber, mit dieser Rückenübung, die ich so mag, weil sie sehr anstrengend ist, und mir fiel auf, wie weit man sehen kann, wenn man sich so gegenüber auf dem Bauch liegt, und dann war das sehr schwierig, weil ich nicht recht wusste, was ich denn nun sehen soll.

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Sitzheizung dann, es ist schon recht kühl und dämmert. Zum Abschied spüre ich ihre Wange auf meiner, sie ist kalt und flammt unter der Berührung auf, und eine Minute später bin ich nicht mehr sicher, ob ich meinen Kopf wirklich so starr gehalten habe, wie ich das gewollt hatte. Wer hat sich denn nun bewegt, denke ich, und was, wenn das keiner von uns beiden weiß?

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Ich bin dann still auf dem Heimweg, biege irgendwann von der Autobahn ab, die mich vierzig Kilometer Umweg im Tausch gegen zehn Minuten kosten würde. Fahre übers Land, durch die Dörfer meiner Gegend. Die Straßen werden schlechter und schlechter, und ich stelle mir vor, das Mädchen säße neben mir, auf dem Weg in meine Heimat, stiller und stiller, und die Häuser älter und baufälliger, und in vielen kein Licht. Und mein Scherz, daß ich am Ende einer Straße, hinterm Wald, in einem Tal wohne, der säße zwischen uns, auf meinem Herz und auf ihrem vielleicht. Und dann wüsste ich nichts mehr zu sagen, womöglich. Ich verscheuche den Gedanken mit dem rechten Fuß. Die Sommerreifen sind gut, die Straße nur leicht feucht in den Waldkurven, und dafür ist so ein Dieselwiesel ja gemacht.

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Mein Telefon ruft die Nachrichten spät ab, und ich mag diese Art der Selbstbeschränkung, der Verzögerung, der Kasteiung. Wenn ich oft draufschaue, bemerke ich mich selbst. Ich muß mich ja immer zwingen. Dann ein Bild, ein kurzes Kleid: Kann ich so gehen? Ich bin sprachlos, das ist so viel, dieses Bild, diese Frage, das ist doch ein Angebot, in dem sie sich zeigt, in dem sie mich fragt, und ich juble ein Kompliment in die Zeile, ein sprachloses, und sie nimmt das jetzt als Kompliment, schreibt sie, und in der nächsten Zeile eines dieser bekannten gelben Gesichter, ein wenig verzerrt und mit einem roten Herzchen. So küssen sich Menschen heutzutage, und in der Auswahl der Gesichter ist er ganz oben links der erste, warum auch immer, ich brauche ihn ja selten.

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Und so gehe ich dann in den Gymnastikraum, der gerade Besenwirtschaft spielt, und dann trinke ich ein Glas Wein und rede viel, und ich versuche, mich daran zu erinnern, daß ich auch gern hier bin.

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Nächtlicher Blödsinn und wenig Schlaf.

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Ich sehe mir eine Wohnung an, und je öfter ich das mache, um so schneller kann ich Nein sagen. Das Angebot verdeutlicht die Wünsche.

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Ich wechsle Reifen an allerhand Autos. Ich habe Kupferpaste an den Fingern, ich mache ein Bild, auf dem sie golden schimmert, und ein wenig erinnert das an den vom Klettern zerkratzten Nagellack des Mädchens. Ich schreibe ihr nicht, ich will nicht drängen, aber ich schaue dann doch sehr oft.

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Wie war Dein Tag, fragt das Telefon dann. Sie sitzt noch an der Arbeit, und heute abend wird sie noch länger sitzen, sagt sie. Ich zeige ihr das Bild mit meinen goldenen Fingern, und wir lachen.

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Viel später sitze ich im Auto in die große Stadt, sie schreibt von Feierabend, und ich von guter Nacht.

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Bis bald! brennt in meinem Kopf.

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Als ich ankomme, probiere ich noch an dem Akku herum, den ich retten wollte. Serienschaltung von Zellen, geladen ohne Balancer. Die Zellen sind gedriftet, ich vermute ihren Tod, ich habe sie einzeln geladen, mit viel Glück und vier Euro, und dann schlafe ich im Licht der Lampe ein, und dabei wollte ich doch schauen, wie lange sie jetzt leuchtet. Um sechs wache ich auf, sie leuchtet immer noch. Und wenn ich Akkus so retten kann, kann ich vielleicht auch mein Herz wieder laden. Serienschaltung, womöglich. Ingenieursidiot. Fahrradbegeisterter, Gitarrenmusikverehrer, Faschingsoffizieller, schimpfe ich mich. Und Bauer, trifft mich das Echo, als wir zur Probe im Kreis stehen, die Hände in der Mitte, und meine die schmutzigen vom Reifenwechsel. Und Bauer, trifft mich das Echo.
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Dienstag, 30. 09 14

30.09.14, 14:28 | 'Das Auge des Betrachters'
Es fühlt sich komisch an ohne den Vetter hier. Dann taucht er doch auf, wenn auch nur, um Nüsse zu sammeln.

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Mal über Interessen nachdenken. Und darüber, ob es Flucht vor Freiheit gibt.

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Die Bauern machen den Mais, und dann doch wieder nicht.

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Der neue Lohnunternehmer.

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Der Kaffee ist fertig gemischt in Glasflaschen. Auch schön, denke ich.

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Tag für Tag, und meinetwegen dürfte es immer so weitergehen.

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Pflügen.

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Nüsse sammeln.

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Kino. Wenn Sie "Sex Tape" sehen wollen, muß ich zwei Dinge verraten: Das Gesäß von Cameron Diaz ist mittlerweile eben auch schon vierzig. Aber immerhin erscheint es, blank und formatfüllend, schon nach wenigen Minuten, sodaß man den Rest des Films über wichtigere Dinge nachdenken kann. Zum Beispiel darüber, daß Klamauk allein in Ordnung ist, aber eine küchenphilosophische Tellerwäsche noch nicht für Tiefgang reicht, und daß das viel schlimmer als Klamauk ist. Ich erschrecke, als ich die Amüsierten sehe. Sowas gefällt Menschen also. Hui.

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"Bist Du fertig?" fragt sie, als wäre das ein Geschäft.

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Wie wir schon im Urlaub aus dem Urlaub erzählen wollen. Was ist noch Reise, was ist nur Bericht? Und ist das denn schlimm?

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Jetzt kommt er doch, der Pistenbully.

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Sonntägliches Radeln mit Freunden. Erholsam gemächlich, und dann habe ich einen winzigen Sonnenbrand. Wie schön.

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Abends dann der erste Mais, und wie ich den Duft liebe und das Fahren.

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Der ganz andere Stil des neuen Gitarrenlehrers.
Ich erzähle begeistert davon, daß ich von "Tulsa Time" eine Version gefunden habe, in der Sheryl Crow singt und Clapton spielt. Er verzieht keine Miene, und das erschreckt mich am meisten. Musik zu unterrichten, die man nicht mag.

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Landwirtschaftliches Hauptfest und Wasen. Was macht man nicht alles.

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Lieben lernen. Wieder lieben lernen. Wieder auf die Schnauze fallen.

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Auf dem letzten Hauptfest vor vier Jahren stand ich mit einer Dame in einer Ecke und habe gestammelt und nicht recht gewußt, wohin mit mir und meinem Glück.

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Wir reden von denen, die mehr über Räder lesen als zu fahren. Wir reden von denen, die mit dem Auto bis in den Wald fahren müssen, selbst am letzten Parkplatz noch vorbei. Natur ist doch nur Natur, wenn man hinfahren kann. Toleranz muß ich ja auch noch üben, denke ich, aber warum denn tolerant sein, wenn es doch so grottenfalsch und schlecht ist, wenn ich lieber Reifen aufstechen und Schädel an Scheiben schlagen möchte.

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Ein einziges Mal die Straße entlang ins Büro geradelt. Aus Lust, aus Jux und Dollerei, und nie wieder bitte.

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Ich scheue mich noch, ihr einen Namen zu geben.

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Wenn es Karma gibt, habe ich ziemlich Federn gelassen in letzter Zeit.

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Urlaub eingereicht. Mais, Mais, Mais.
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Montag, 15. 09 14

15.09.14, 13:38 | 'Das Auge des Betrachters'
Ich mag die Bilder vom neuen Telefon wirklich sehr. Ich sehe Tropfen, wenn ich durch die Windschutzscheibe fotografiere,

ich sehe mich selbst, wenn ich versehentlich die auf der Oberseite eingebaute Linse erwische,

und ich kann mich irgendwann daran erinnern, daß ich diesen Arbeitsweg immer mit dem Rad gefahren bin.

Trotzdem hätte ich mein altes Telefon gern behalten, wenn es noch funktioniert hätte.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Donnerstag, 21. 08 14

21.08.14, 17:56 | 'Das Auge des Betrachters'
Klettern gewesen. Dazu muß ich ja immer schnell heimradeln, mein Zeug zusammensuchen, weiterradeln, mit der Bahn fahren, mit einer anderen Bahn fahren und dann noch ein paar Meter laufen. Ab Oktober wird das alles ganz anders: da muß ich mein Zeug schon morgens packen, ins Büro radeln, das Rad von dort in die Bahn schleppen, mit der Bahn um die ganze Stadt fahren, ein paar Meter neben dem Rad herlaufen und dann das Rad wieder mit in die eine und dann die andere Bahn nehmen, damit ich am Ende zwei Kilometer heimradeln kann. Öffentliche Verkehrsmittel: wenn man kein Rad dabeihat, sind sie für die Katz.
Aber nun, wir machten uns warm, und ich dachte an mein Versprechen mit dem Vorstieg und dem Fallen. So stiegen wir also von leicht nach etwas weniger leicht, und ganz oben ließ ich mich ins Seil fallen. Nun ja. Immerhin. Das Fallen muß ja positiv besetzt werden im Kopf, damit man später eben nicht fällt. Oder so. Kletterzeitschriften sind ja auch eher so Küchenpsychologen.
Ich ging dann noch einige Routen im Nachstieg, mit reichlich Schlappseil, damit auch der Kopf was zu tun bekommt. Sturzangst und ich, ey. Aber gerade in den für mich schweren Routen war da wieder Flow. Greifen, ziehen, hält. Treten, stehen, hält. Blöd greifen, blöd stehen, fällt. Nun. Unten stand einer, der Muskeln hat und ein Lächeln und eine freundliche Aura, daß man nicht mehr so genau weiß, wo das energetische Glühen aufhört und das freundliche Strahlen anfängt.
Es war dann auch spät, und mit dem billigen Krimi von neulich schaute ich mir beim Müdewerden zu. Verschlafen habe ich dann heute trotzdem. Aber jetzt mag ich meinen Sport wenigstens wieder. Und die kleinen Haken, die mich hier festhalten, die mag ich auch.
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Mittwoch, 20. 08 14

20.08.14, 18:22 | 'Das Auge des Betrachters'
Urlaubsnachtrag.


Hubwagen for the win!


Geburtstagsbaustellenkuchen for the win!


Kaputte Finger abkleben gegen the Schmerz!


Drafloshochzeiten und Drumherumtanzen, bis die Sängerin nach einer Pause durch das Mikro fragt, wo denn der narrisch Schwitzende abgeblieben sei. Äh, for the win natürlich!


Rosa Hüte for the win!


Schwarzwaldimmobilien for the Bankgewinn!


Und Sissi gewinnt ja eh immer.
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