An der letzten Ampel vor dem Büro stehe ich immer lang. Das ist geplant, da stehen wir alle. Am Mast der Ampel gibt es einen Haltering für die Radler. Da halte ich mich fest, während ich mit der anderen Hand den Ausweis aus der Jackentasche krame. So lansam sammeln sich die Radler und Fußgänger, und wenn wir ungefähr zu zehnt sind, wird es auch schon grün.
Ich lege einen Fehlstart hin, in morgendlichen Gedanken, und werde überholt. Von einem wunderbaren schwarzen Rad. Ich schaue auf die Federgabel, auf die Reifen, auf die Kassette. Dann sehe ich hohe Rauhlederstiefel mit Absätzen. Das Mädchen tritt ruhig und kräftig, sie schlängelt sich elegant durch das Kuddelmuddel vor dem Werkstor. An der Schleuse steigt sie gekonnt ab und kommt mit einem Sprung zum Stehen. Die Absätze wackeln nicht einmal. Irgendwo im Werk biegt sie ab, zeigt lässig mit der Hand die Fahrtrichtung an. In Gedanken wünsche ich ihr noch einen schönen Tag. Wer so radelt, der soll nur schöne Tage haben.