Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Donnerstag, 29. 11 12

29.11.12, 14:45 | 'Tonales Hoeren'
Es ist spät, als wir aufbrechen. Wir stehen an der Theke und tauschen die Spindschlüssel gegen unsere Pfandkarten ein. Es ist schummrig hier drin, nur noch wenige Gestalten sitzen mit gekrümmten Rücken an der Bar. Sie tragen die Mützen tief im Gesicht und beachten uns nicht. Draußen regnet es stark, die Tropfen laufen in Bächen an den großen Scheiben herab. Ich spiegle mich darin, versuche ein Lächeln. Die Musik ist laut und tief.
Mit Dir steht die Zeit still
Du verwirrst mich
Freundeskreis, denke ich. Neunundneunzig. Andere Zeit, andere Welt. Wie Musik überdauert, denke ich noch. Wie sie immer wieder an mir reißt. Mich hoch und runter bringt. Wie ich Lieder versinken lasse, vergesse. Und wie sie dann wieder auftauchen, aus den dunklen Ecken der Bars, gespielt von irgendjemandem, der vielleicht auch denkt und fühlt, jetzt in diesem Moment, der sich diese Musik ausgesucht hat, die Stimme, den Bass, den Text; vielleicht auch nur Playlist, Shuffle, fuck it.
Bist zuviel für mich
Spür, wie Du meinen Willen brichst
Ich reiße die Tür auf, ziehe den Schild der Mütze tiefer und die Kapuze über den Kopf. Bye, sage ich und stapfe durch die Pfützen, den Regen, sauge kalte nasse Luft in mich auf. Die Tür fällt zu, die Musik wird leise hinter mir. Eine rote Mütze schaut mir nach. Der Beat bleibt, der Text bleibt. Der Bass legt sich schwer auf mich. Musik wie eine warme Decke. Wärmt und lähmt. Mit Dir steht die Zeit still, sage ich in den Regen, gegen die Stille.
# |  Rauchfrei | Gas geben