Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

19.07.09, 14:21 | 'Heller als tausend Sonnen'
Es will mir niemand diese Last abnehmen, die ich so dringend abgeben möchte, die ich so gar nicht zu meiner machen möchte.

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Ich bin immer noch müde.

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Wie ich mich hinaussehne. Hinaus, hinaus, ohne zu wissen. Sie geben mir Ruhe, geben mir Kraft. Ich reibe mich, mehr und mehr, in diesem Jahr.

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Samstagmorgen.


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Es muß ja gewittern. Es muß ja.


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Fahr vorbei.


Ich laufe darauf zu.


Oh ja. Sehr gern. Und da sitze ich dann, in den Radhosen, während es hinter mir brummt und tost.


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Wie sie alles meistern, und wie sie davon erzählen. Mit achtundzwanzig war ich verheiratet, erzählt er, und ich schaue hinüber zu seiner Frau, zwei Bänke weiter, und man sieht seinen Stolz und seine Liebe. Zu meinem neunundzwanzigsten Geburtstag bekam ich eine Tochter. Die ist jetzt vierzehn und hat seit einem Jahr einen Freund. Das alles erzählt er, und erfreut sich daran, sein Grinsen hält nur für Sekunden inne, wenn er lacht.
Wie sie alles gefunden haben. Der von der Alb, sie nennen ihn, wie man dort oben den Deckbullen nennt, und nichts wäre passender. Und seine Frau, spitzbübisch zwinkernd, wie sie ihn im Griff hat, ganz ohne Nasenring. Sie lässt ihn laufen, wenn ihr die Richtung gefällt, und sie beide wissen das, das kann ich sehen. Sie erzählt von den Männern, die ihr nachgingen, und er lacht, doch ich kann ihn auch schnauben sehen, wie er sich im Zaum hielt und noch halten muß.
Wie sie alle vorangehen. Da baut einer eine Anlage, Biogas, weil man von Nahrung nicht mehr leben kann, und ein anderer zeigt seine rheumatischen Hände. Sie erzählen so bereitwillig, alle hier, und ich überlege lange herum, wie das kommen kann. Ob das der Menschenschlag ist. Und dann erst komme ich darauf, daß sie einfach mit sich im Reinen sind, daß sie klar sind und richtig. Sie erzählen Überzeugungen, Wahrheiten, Feststellungen wie sie Fehler erzählen, die sie gemacht und geradegebogen haben, mit Lachen und Kraft.
Wie er nicht mehr nach hause kriechen konnte, erzählt einer vom Rheuma, und daß es ihn machtlos macht und ihm das nehmen wird, was er tut. Die Versicherung, sagt er, und dann muß ich ja gar nichts mehr tun. Darf nicht, und da werden seine Augen trüb. Kein Wort über Gott, keins über Schicksal. Ich sehe die starken Hände auf den Tischen ruhen und schäme mich. Oft genug war ich dort, war unschlüssig, und ich möchte ja selbst nicht, daß mich jemand schwach sieht und krank, und da habe ich dann eben verzichtet und ihn nicht angerufen. Wenn das alle tun, denke ich jetzt, aus falscher Rücksicht.
Wie ihre Freundlichkeit sich Bahn bricht. Ich habe Dich angerufen, ruft mir einer zu, dem ich nachts einmal ausgeholfen habe, aber da warst Du wohl schon im Bett. Und er zwinkert, denn auch dort kann man ja was tun. Nein, sage ich, Du hast die falsche Nummer gewählt. Von Deinem Anruf wüsste ich. Und da erzähle ich, daß ich tags darauf vorbeigefahren bin, mit dem Rad die Runde um den Hof zur Spionage, und er lacht bärig und droht mir, den Hund auf mich zu hetzen, sollte ich jemals wieder am Hof vorbeifahren, ohne anzuhalten, ohne einzukehren bei ihm.
Wie sie ihren Luxus bejahen. Die Dauerkarte im Freibad, mal über den Mittag eine Stunde, und das Essen zu hause. Die Kinder nicht nach Plan zu sehen, die Zeit, die sie einteilen dürfen. Auch, daß Zeit unwichtig wird neben dem, was zu tun ist. Wie sie ihre Autos fahren und ihre Maschinen, da kann einer froh sein an den wenigen Stunden, und ein anderer stolz auf die vielen.
Wie sie ihre Art weitergeben, allein dadurch, daß sie so sind. Der Bub des einen angelt am Weiher, er hat einen guten Moment erwischt, denn er kann niemanden fragen, der nicht da ist, und das ist ein Ja. Da fragt man ihn, ob er denn angeln dürfe, und nach seinem Angelschein, und da lügt er wie gedruckt. Zuhause malt er sich einen Angelschein, und sein Vater hat das längst mit dem Verein geklärt. Wie er im Hintergrund seinem Jüngsten den Weg ebnet, indem er eben selbst den Angelschein macht, und ihn dann begleiten wird.
Bauerngeburtstage.

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Wie noch einer Vater geworden ist, erfahre ich abends. Noch ein Mädchen, da sind es dann drei. Und wie er lacht und sich freut, als ich ihn beglückwünsche. Mädchen mußt Du machen, sage ich ihm, dann kommen die Buben von alleine.

Rauchzeichen




frau-a   |   20.07.2009, 01:32   |  
und noch ein mädchen. nicht mal einen tag alt und fast nur von buben umgeben.

texas-jim   |   20.07.2009, 09:21   |  
Sie wird sie schon an die Kandare kriegen, die Jungs.
Mitrauchen