Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

15.03.09, 13:56 | 'Highway 61 revisited'
Und wieder rast die Eifersucht.

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Morgens um sieben laufe ich mit der Kaffeetasse in der Hand durch das stille Haus. Ich setze mich an den Schreibtisch, und an der Schachtel mit den Stiften und Schraubenziehern klemmt die Karte.
Grinsend sehe ich zu, wie die Schublade des CD-Spielers herausfährt. Ich lege die CD ein, vorsichtig, als legte ich jemandem eine Hostie auf die Zunge, und wunderbarer Lärm flutet den Raum, das ganze Haus.
Ich erwache erst, als der überhitzte Verstärker abschaltet. Immer noch grinsend, jetzt kann ich gehen.

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Dann hau doch ab, sage ich, über die Bar gelehnt, als Du uns unterbrichst, und das solltest Du doch verstehen.

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Heizraumbier. Komm vorbei, und wehe, und er droht mir mit dem Finger, als er das sagt. Wie schön, hier zu stehen.

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Lachend erzählt sie von einem, der nach Hause kam und alles verwüstet vorfand. Er ging den Spuren nach, Hosen, Unterwäsche, und im eigenen Doppelbett der Sohn bei der Arbeit. Hundert-Punkte-Aktion, gröle ich, und wir klatschen einander ab.
Dann sage ich, daß man Beuren und Wäschenbeuren nachts schon einmal verwechseln kann.
Für den Kasten hast Du drei Leute gebraucht, für das Mädchen keinen, grinst er, und wir sind wieder quitt.
Daß die schönen Geschichten nicht verlorengehen mögen, das wünsche ich mir, und deshalb erzähle ich so gern davon.

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Ich hänge einen Zettel an die Haustüre, weil ich ein Paket erwarte. Ich glaube gar nicht, daß das funktioniert, doch beim Mittagessen läutet es, und da ist das Paket. Umringt von den drei Kleinen reiße ich die Verpackung auf, und so zu Hause wie ich hier bin, war ich vielleicht noch nie.

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Stammtisch, und alle sitzen sie da. Wir bestaunen den Pickup und machen eine Probefahrt durch den Matsch, und da ist so ein Mitfreuen für den Freund, der grinsend am Steuer sitzt, daß es mich reißt, als wir schleudern und Dreckbatzen an Wände spritzen.

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Dein Schwiegervater war bei uns in der Werkstatt, sagt er. Wieso hast Du das nicht repariert, mit dem Mischwagen?
Ach, sage ich, das wußte ich gar nicht. Den Mischwagen oder den Schwiegervater, fragt er, und lachend zucke ich die Schultern. Sich übertölpeln lassen.
Nur daß ich an der Frage selbst noch nicht weiter bin, das sage ich nicht.

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Der Beck redet ganz leise, und wenn er etwas sagt, wird es sehr still, daß man ihn hören kann. Und diese Art Aufmerksamkeit zeigt einen so tiefen Respekt, daß ich ganz andächtig werde bei den leise vorgetragenen schmutzigen Witzen.

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Ein Reparatursatz fürs Kreuzgelenk und eine Gabel für die Zapfwelle. Die hat neulich Rauchzeichen gegeben, und dann ist es sowieso zu spät. Fall mir nicht um beim Preis, sagt er, und ich mache große Augen. Neue Zapfwelle, sage ich dann, und hier ist meine Einheit immer der Liter Milch.

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Abwechselnd stoßen wir die Schaufeln in den Mist, der Vetter und ich. Er mit dem Radlader, ich mit dem Fronladerschlepper, und das sieht dann wieder aus wie Ballett, denke ich.

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Mit schmierigen Fingern mache ich das erste Bild vom neuen Selbstfahrer und die ersten Flecken auf den Fotoapparat.

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Klauenschneiden dann, und sowas muß eben. Anrüchiges Geschäft, sage ich, und Ach, da stehst Du doch drauf, meint er. Ich schon, aber die Mädchen nicht so, lache ich.
Ach, winkt er ab, da müssen die durch, und Du wolltest sowieso nicht heiraten.

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Und wie ich das alles aufschreibe, lässt der Druck nach.

Rauchzeichen




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