Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Freitag, 11. 02 11

11.02.11, 02:33 | '10000 lightyears from home'
Und dann sitzen wir da und reden von den Vätern. Von der Familie, nach der ich nie gefragt habe. Von den letzten Tagen, als der alte Mann seinen Krieg noch einmal führen mußte. Von den Sommern in der Stadt, von den Wintern, in denen drei Kinder in der Stube schliefen. "Wir sind alle Flüchtlinge", sagt er, und das nimmt mir so viel Last. Nicht allein damit zu sein, daß ich die Feiern meide, daß ich die unvermeidlichen Tage - den eigenen Geburtstag und den viel zu beladenen Heiligabend - so gern in Ställen und Werkstätten verbringe. Ich ertrage das Gutmeinen und quäle mich, denn schließlich kann keiner einfach so zufrieden sein. Das Ringelreihen ist Pflicht, und als ich nachts hinaus in den Schnee kam, da war ich schneller im Dunkel verschwunden als die Hunde, und wie ich das noch Jahrzehnte machen soll, das weiß ich nicht. Sie lassen einen ja nicht einmal mehr kauzig sein und ölverschmiert und mit den Rindviechern allein.
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11.02.11, 02:32 | 'Maschinen bauen, Mensch bleiben'
Der erste Kopfjäger. High Potential, und da muß ich dann doch grinsen.
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11.02.11, 02:06
Ich war lange nicht bei euch oben, und nur selten in Gedanken. Immer war da Dein Lachen. Deine schwere Zunge in dem zerfurchten Gesicht. Drei Mal warst Du hier der Tonnenkönig, und dann bist Du geflohen. Vom eigenen Land, als die Ernte noch draußen war, und erst vierzig Jahre später konntest Du zurück. Wie viel Kraft es kosten muß, sich zwei Leben aufzubauen. Ich habe Dir das nicht angesehen. Und nur einmal, in Deinen kleinen Augen der Schimmer, als ich Dich nach dem wundervollen verklinkerten Gut gefragt habe, an dem ich immer vorbeifuhr, damals. Mit dem Mähdrescher, dem Geländewagen, mit Kartoffeln auf der Pritsche oder mal wieder ohne das Vesper, das mir dann zu Pferd nachgebracht wurde. Ihr habt in Wohnwägen übernachtet, in einer Baracke gelebt, und großzügig wurde Dir erlaubt, Dein Land wieder zu bewirtschaften und die Brachen zu beleben. Hinter dem schmalen Waldstreifen, eben so verdeckt, Dein alter Hof. Kein Groll in Dir. Der waagerechte Regen an den Fensterscheiben. Vom Dach sah ich rechts den Bodden und die See auf der anderen Seite. Wir waren einmal segeln, und ich war ein furchtbarer Hasenfuß. Du und Dein alter Laster. Du und Dein alter Lanz. Du und die Pferde. Der Pferdeanhänger mit dem Bett darin, und dem Gaskocher für die weite Reise.
Ich war lange nicht da. Ich habe selten an Dich gedacht. Ich dachte daran, euch zu besuchen, aber mehr tat ich nie. Jetzt habe ich verdammt viel Zeit, bis ich Dich wiedersehe. Du hast Deinen Sohn noch einmal heiraten sehen. Noch ein Enkelkind. Und jetzt werden wir die Hochzeit feiern, als ob Du da wärst, mit uns. Alter Mann, ich habe viel gelernt von Dir. Und jetzt lerne ich, daß man nicht alles zum Ende bringen kann. Das Schwerste zum Schluß. Du, der es mir immer so lächelnd leicht gemacht hat. Es wäre doch immer zu früh gewesen.

Mach es gut, Walter. Wherever you may roam.
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11.02.11, 02:03 | 'Minimaler Blauanteil'
Vielleicht ist auch das die Aufgabe - nicht alles zu erleben, sondern alles zu versäumen.
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11.02.11, 01:35 | 'Tonales Hoeren'
Run, running all the time
Running to the future
With you right by my side
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