Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Freitag, 17. 09 10

17.09.10, 16:53 | 'Maschinen bauen, Mensch bleiben'
Diplomarbeit.
Sowas muß man anmelden wie eine Prüfung. Also beim Prüfungsamt. Nur eben nicht wie eine Prüfung, sondern auf einem besonderen Formular. Dieses wird als einziges nicht zum Download angeboten und auch nicht verschickt. Per E-Mail bekam ich gar keine Antwort, auf meinen Anruf nur irgendwas Ablehnendes.
Diplomarbeit.
Für sowas hat man laut Prüfungsordnung fünf Monate Zeit. In den meisten Unternehmen sechs. Zum Glück beginnt die fünf Monate dauernde Frist erst mit der Anmeldung. Und anfangen kann man freilich vorher. Darf man eigentlich nicht, weil nicht angemeldet und nicht genehmigt. Ansonsten kann man einen Antrag auf Fristverlängerung stellen. Bringt vier Wochen, dauert acht, weil eine Kommission das entscheiden muß.
Diplomarbeit.
Wenn man sowas machen will, muß man zuvor einen betreuenden Professor finden. Nach Satzung nicht aus einem Hauptfach, aber kommen Sie mal mit einem Konstruktionsthema zu einem Konstruktionsprofessor, der nebenbei auch noch Studiendekan ist. Der erzählt Ihnen was. Den Kontakt mit dem Unternehmen muß das Institut anbahnen. Und sowieso. Die Arbeit muß vom Hauptfachprofessor betreut werden. Drei Gründe also. Aha.
Diplomarbeit.
Kann man im Wintersemester oder im Sommersemester machen. Wenn man eingeschrieben ist. Daß eine Spanne von fünf Monaten durchaus, wenn sie in acht von zwölf Monaten des Jahres beginnt, über ein Semester hinausreichen könnten - geschenkt. Deshalb muß man lediglich zur Anmeldung der Arbeit eingeschrieben sein. Und sechshundertungerade Euros bezahlen. Rückmeldefrist für den Winter ist der fünfzehnte August. Danach bekommt man böse Briefe und am zwanzigsten September ist Sense, weil der Diplomstudiengang ausläuft und daher zulassungsbeschränkt ist. Eingeschrieben ist man aber bis zum dreißigsten, und so lange darf man auch anmelden. Und dann schreiben, ohne immatrikuliert zu sein. Aber hey, sechshundertungerade!
Diplomarbeit.
Das Anmeldeformular, das schwer zu kriegende weil achtzig Kilometer von hier liegende, muß vom Professor unterschrieben werden. Dann braucht man eine Bestätigung von der Bibliothek, für was auch immer. Den Ausweis muß man auch abgeben. Wenn man ihn findet. Wenn nicht, muß man zumindest seinen Studentenausweis vorzeigen. Wenn man den findet, aber dafür kann die Bibliothek nun wirklich nichts.
Diplomarbeit.
Exmatrikulieren muß man sich, und zwar selbst. Sonst wird zwangsexmatrikuliert. Klingt komisch, ist aber so. Und dann gibt es Ärger mit der Bewertung der Arbeit, weil dann ein Datum auf dem Zeugnis steht, zu dem man schon nicht mehr immatrikuliert war. Wenn man sich freiwillig exmatrikuliert, ist das kein Problem. Angeblich. Man darf sich aber keinesfalls am selben Tag exmatrikulieren, an dem man die Diplomarbeit anmeldet. Der Papierstapel könnte gedreht werden, und der Exmatrikulationsantrag läge auf dem Diplomarbeitsanmeldungsformular. Würde zuerst bearbeit. Und paff - die Exmatrikulation funktioniert wunderbar, nur die Anmeldung nicht mehr. Obwohl man sich zum Semesterende exmatrikuliert und das auch auf dem Formular einträgt. Das sei nur formal, heißt es. Aha.
Diplomarbeit.
Melde ich am letzten Septembertag an, darf ich bis Ende Februar schreiben. Werde aber zwangsexmatrikuliert, weil ich mich am ersten Oktober nicht exmatrikulieren kann. Zumindest nicht mehr fürs Sommersemester. Außerdem bin ich ja da schon zwangs- Sie wissen schon.
Melde ich jetzt drei, vier Tage früher an, klappt alles. Nur, daß ich dann Ende Februar eine Woche Freigang habe. Im Unternehmen sitze, nichts mehr tun darf, und genau die Woche fehlt einem ja am Ende immer. Dafür bin ich jetzt, also Ende September, mit ein wenig Spielraum ausgestattet, falls ich doch noch einen Stempel von irgend jemandem brauche, der heute zu hat oder in Mutterschutz ist oder eben nach Timbuktu abreist. Nichts gegen Timbuktu. Ich mein ja nur.
Diplomarbeit.
Mir scheint, das Problem an der Sache ist nicht die Arbeit, sondern die Verwaltung. Und, dabei nicht wahnsinnig zu werden.
Diplomarbeit.
Ich freue mich schon auf diesen Tag im Februar, wenn ich mit aus dem Fenster gestreckten Finger an der Hochschule vorbeifahren werde. Exmatrikuliert, am Arsch.
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17.09.10, 11:58 | 'Maschinen bauen, Mensch bleiben'
Siebzehn Tage, dreitausendfünfhundert Worte.
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