Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Montag, 27. 09 10

27.09.10, 22:58 | 'Das Auge des Betrachters'
Es rennt die Zeit.

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Lagerkoller, ein wenig. Ich würde auch gern herumrennen und gebraucht werden, aber keiner will den eifrigen Diplomanden stören.

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Als er mich anschreit, hole ich tief Luft. Einmal, ein zweites Mal. Dann explodiere ich.

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Vielleicht wieder Schüler?

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Ich strebe eigentlich nur nach oben, denke ich mir, als ich wieder einmal gefragt werde, was ich tun will, weil mir hier zu langweilig ist.

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Immer, wenns nicht läuft, dann werde ich ganz ruhig und ganz freundlich.

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Als mich einer weckt, nachts im Bus, da explodiere ich schon wieder, und das hält mich sogar wach.

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Als einer "Herr Minister" sagt, erkenne ich ihn auch. Zum Glück schaffe ich es aber, meine Klappe zu halten.

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Im Zelt der Großtiere. Dann im Zelt der großen Tiere. Man muß nur über die samtenen Absperrungen hüpfen.

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Irgendwann tanzen wir auf den Tischen, und sie spielen das Lied. Ich rufe den Kleinen an, und fast habe ich Tränen in den Augen, als ich hineinschreie, auf dem Tisch stehend, während mir der Schweiß hinabrinnt, daß einer fehlt.
Nachts ruft er zurück, da spielen sie ein anderes Lied. Es sind ja zwei für uns. Einer fehlt! schreit er, und dann nichts mehr.

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Im Dirndl.

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Drei Mal heiraten, einmal Gaukler sein, und den Rest der Zeit Schaschlik braten. Eine Beziehungskrise anzetteln. Eine alleinerziehende, und eine zweite alleinerziehende Mutter. Ihre wundervollen Töchter. Ihre Einsamkeit, ihr Kampf, und an solchen Abenden kommen sie mir alle so stark vor, wie sie mit ihrem Babyphon durch unser Lager läuft.

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Eingelegte Kirschen!

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Und jetzt kommst Du und verdrehst mir den Kopf!

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Lang sieht sie mich an, leicht von unten, und ist dabei so groß wie ich. Ich sehe zu Boden, und als ich wieder aufschaue, sieht sie mich immer noch so an. Ich weiß nicht, ob sie immer noch spielt und zeigt, oder ob sie längst - aber das weiß ich ja nie. Sie zwingt mich nieder mit ihrem Blick, und plötzlich wünsche ich mich weit weg oder ganz nah hin, und daß ich das nicht einmal sagen kann, das merke ich erst einen Tag später, aber da ist es zu spät für den Versuch, und ob ich das hätte wissen wollen, nicht einmal das kann ich sagen.

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"Weißt Du eigentlich, daß es Deine Augen sind, die machen, daß ich nicht mehr vorwärts und rückwärts weiß?" Deine, leuchtend grün und mit diesen Flammen, die nach innen züngeln? Sagen Sie nichts, ich weiß um das Arme, aber Drachenaugen sage ich Ihnen, und schmelzend zart.

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Pflügen, Silieren, Silieren, Pflügen, Wintergerste.

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In den Obstgärten mit dem Großschwader. "Dich kann man das schon tun lassen."

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Auf der Suche nach meinem Motorrad lande ich in einem Wohnwagen, trinke ein Bier und komme zu spät. Und den Euro für das Bier habe ich auch nicht dabei.

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Sie erzählen von ihren Frauen und Kindern, und ich sehe um mich die nur wenig Älteren. Irgendwo sind wir unterschiedlich abgebogen, denke ich mir dann, aber das ist schon recht so.

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Morgens werde ich erwachsen, sage ich zum Engel, denn morgens möchte ich auf einmal nicht mehr aufstehen, und das ist es doch, was die Leute erwachsen macht.

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Ich freue mich wirklich daran, durch Deine Augen die Orte zu sehen. Mit Dir zu reisen. Ich freue mich neidlos, wunschlos, und das macht Dich kopfschütteln.

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So weit strukturiert und abstrahiert, daß ich kaum mehr zurückfinde. Trotzdem fünfhundert Worte am Tag. Mit diesem Schnitt wird sie ein dickes Buch, die Diplomarbeit.

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Menschen, vor denen man zurückweicht. Einfach so. Stumm bleibt. Und plötzlich kommen sie. Es sind doch immer die falschen Signale, und die falschen Antworten sowieso.

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Plötzlich tut sie mir leid, als sie erzählt, er sei ihr Freund gewesen. Ich bleibe stumm, sie sieht es mir an, daß ich nichts sagen werde, und dann schweigt auch sie, und nach einer Runde steigt sie wieder ab.

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Wie ich mich immer noch an der Sonne freuen kann.
# |  Rauchfrei | Gas geben


27.09.10, 22:00 | 'Carry me Carrie'


Und auf dem Heimweg, auf dem man durchgefroren in die Pedale tritt, weil man viel zu lange im Schatten gestanden ist und geredet hat, über Nahost und die Welt und Probleme und Mut, ziellos geredet und ebenso zugehört, auf die Räder gelehnt, am Fuße des Bergs, nachdem man zuvor innerhalb von fünf Minuten alle Blicke der Welt auf sich hatte, während man so wartend dasaß, an der großen Kreuzung der kleinen Stadt auf einem Poller, das Fahrrad an die Knie gelehnt und den Helm in der Hand, in Radhosen, und Bekannte grüßte und hochgezogene Brauen, und dann ein Engel, der um die Ecke bog, und man spürte den Berg kaum in den Beinen, man lachte beim Absetzen in den engen Kehren, man rief sich die Wurzeln zu, oder nur ein "Huch!", wenn mal wieder ein Rad nicht dahin fährt, wohin es soll, und man sich wundert oder eigentlich doch nicht, wie der Engel über alles hinweg gleitet, mit dem eigenen Helm auf dem Kopf, weil ein Engelskopf ja so viel schützenswerter ist als so ein texanischer Holzschädel, und man immer wieder genau weiß, welcher Wert da vor einem fährt, welcher Schatz, und daran denkt man zurück, auf dem Heimweg, und die Pedale laufen leicht, die Muskeln bringen die Wärme zurück, und dann scheint die Sonne, und man singt es laut hinaus in den Abend, "I'd wait for you 'til kingdom come", und es war alles recht so und alles perfekt. Engel.
# |  7 RauchzeichenGas geben