... Vorwärts fahren
27.08.06, 18:07 | 'Nicht nur logisch, sondern schoen'
"Ich würde gern nach Polen, Tschechien; in den Osten. Es liegt alles brach dort. Hier kauft jeder Idiot einen Häcksler, einen Mähdrescher, eine Großpackenpresse, um nach zwei Jahren unterzugehen. Man konkurriert mit Pleitegeiern. Und die Bedingungen, die der anderen, die machen mich rasend."
"Kommunal", sage ich. Und wir diskutieren, trinken, lachen, dort unten an der Bar.
Auf der Heimfahrt denke ich an Menschen, die ihren Lebensrahmen mit fünfzehn festgelegt haben. Und die sich jetzt begeistert in die Ausgestaltung des Bildes stürzen.
Ich komme mir dann immer furchtbar rahmenlos vor. Zuviele Alternativen, sich gegenseitig ausschließend. Doch ohne Rahmen kein Bild.
"Kommunal", sage ich. Und wir diskutieren, trinken, lachen, dort unten an der Bar.
Auf der Heimfahrt denke ich an Menschen, die ihren Lebensrahmen mit fünfzehn festgelegt haben. Und die sich jetzt begeistert in die Ausgestaltung des Bildes stürzen.
Ich komme mir dann immer furchtbar rahmenlos vor. Zuviele Alternativen, sich gegenseitig ausschließend. Doch ohne Rahmen kein Bild.
27.08.06, 17:49 | 'Egalitaeten'
Und wenn es mal dazu kommt, daß man eine Kurzbeschreibung seiner selbst geben muß, eine Skizze entwerfen sozusagen, dann kommt immer Seltsamstes heraus.
Siebzehn, ach ja, vierundzwanzig. Student. Fahrer. Bauer. Best things in life. Passt alles, stimmt alles.
Meist ungläubiges Kopfschütteln.
Und dann hört man sich selbst sagen, daß man genau das tut, was man immer wollte, daß alles mehr als passabel läuft, daß man in einer Blase aus Sonnenschein lebt und für alles und jede Eigenheit, Sonderlichkeit eine Erklärung hat.1
Meist sagen sie dann, daß sie noch nie einen so stimmigen, glücklichen Menschen getroffen haben. Dann verabschieden sie sich. Immer. Ich würde auch nicht mit mir reden wollen.
Denn daß man die Welt als solche nicht versteht heißt ja nicht, daß man sie nicht erklären kann. Auch eines der elementaren Probleme der Menschheit.
__
1: Urlaub ist das, wovon Menschen erzählen. "Dort war es schön. Schöner als dort." Suche nach einem schönsten Ort. Annahme Gaußkurve. Annahme, daß es Schönheit gibt, und den Komparativ "schöner als".
Folgerung Superlativ. Irgendjemand muß ja dort leben, an der Spitze der Gaußglocke. In jede Richtung gehts bergab.
(Wohin also sich bewegen? - Das ginge jedoch über die Diskussion zum Urlaub als Weggehenwollen hinaus, wäre Lebensartvergleich. Unzulässig. Leben ist unvergleichlich.) Hab ich aber schon tausendmal erwähnt.
Siebzehn, ach ja, vierundzwanzig. Student. Fahrer. Bauer. Best things in life. Passt alles, stimmt alles.
Meist ungläubiges Kopfschütteln.
Und dann hört man sich selbst sagen, daß man genau das tut, was man immer wollte, daß alles mehr als passabel läuft, daß man in einer Blase aus Sonnenschein lebt und für alles und jede Eigenheit, Sonderlichkeit eine Erklärung hat.1
Meist sagen sie dann, daß sie noch nie einen so stimmigen, glücklichen Menschen getroffen haben. Dann verabschieden sie sich. Immer. Ich würde auch nicht mit mir reden wollen.
Denn daß man die Welt als solche nicht versteht heißt ja nicht, daß man sie nicht erklären kann. Auch eines der elementaren Probleme der Menschheit.
__
1: Urlaub ist das, wovon Menschen erzählen. "Dort war es schön. Schöner als dort." Suche nach einem schönsten Ort. Annahme Gaußkurve. Annahme, daß es Schönheit gibt, und den Komparativ "schöner als".
Folgerung Superlativ. Irgendjemand muß ja dort leben, an der Spitze der Gaußglocke. In jede Richtung gehts bergab.
(Wohin also sich bewegen? - Das ginge jedoch über die Diskussion zum Urlaub als Weggehenwollen hinaus, wäre Lebensartvergleich. Unzulässig. Leben ist unvergleichlich.) Hab ich aber schon tausendmal erwähnt.
27.08.06, 16:51 | 'Heller als tausend Sonnen'
In Dankoltsweiler, etwa vierzig Kilometer von hier, da kennt man das Dorf, aus dem ich komme.
War ja klar.
War ja klar.
27.08.06, 16:46 | 'Keep on ploughing'
Und die Konzentration beim Mähdrescherfahren lässt sich eben noch weit genug aufteilen zwischen Schneidwerk (Anschlußfahren! Steine! Aufschieben! Lagergetreide! Haspel! ...), Digitalanzeigen (Verluste! Rotordrehzahl! Überkehrbelastung! ...) und dem Versuch, beim Fahren mit der Flut von Getreide aus dem Abtankrohr den winzigen Anhänger zu treffen. Aber das Telefon, liebe S.: das Telefon ist dann einfach nicht mehr drin.
27.08.06, 15:42 | 'Overdressed im Schlafanzug'
Ambivalentes Gefühl dem Freund gegenüer, der, ruckartig verlassen, mit mir an der Bar steht. Unsicheres Grienen. Alles, was er aus den letzten anderthalb Jahren erzählt, ist mir unbekannt. Da war in unseren Leben, die beiden Fahrspuren einer zweispurigen Autobahn, plötzlich eine Baustelle, Umleitung, links nur zwei Meter breit, rechts behäbiger Lastwagenverkehr. Zwischen uns die Barriere, Leitplanke mit rotweißen Warnbaken.
Seltsam, einen Menschen nur als Trennendes zu empfinden. Dabei mochte ich sie.
Jetzt Ende der Baustelle, Ende der Geschwindigkeitsbegrenzung. Gemeinsames Beschleunigen.
Sachtes Fühlen, ob sich vielleicht in anderthalb Jahren an der Drehzahl des anderen etwas getan hat: Immer noch Gleichklang, synchronisiert leben oder doch nur Leben im Windschatten? Kein Wettrennen, beileibe nicht, nur eine Differenz der verbrauchs- und leistungsoptimalen Drehzahlen. Haben Menschen ein veränderliches Kennfeld? Oder nur unterschiedliche Drehzahlen?
Wir gehen also aus, friday night in town.
Sofort wieder wahrgenommen als Duo, keiner der drei anderen klinkt sich ein. Wir beide im Hemd, blankgeputzte Schuhe, gegenseitiges Angrinsen. Und die Überwindung an der Tür. Fremde Furcht gibt Mut. Rein da, Mädel, sage ich.
Später, viel später sitzen wir da, während vor dem Fenster ein Mädchen in den Rinnstein erbricht, sich die langen Haare aus dem Gesicht hält. Beidhändig. Betrunken kippt sie kopfüber in die Brühe. Immer eine Hand am Mast, denke ich, Festhalten, was fest steht; Lehre fürs Leben.
Was habe ich gelernt in den anderthalb Jahren? Nur die Entscheidungen, diese "nie wieder", die sollte man garnicht treffen, nie wieder quasi. (Was das Lernen ja dann auch wieder relativiert.) Trotzdem: dieses Endgültige, das kann man nicht entscheiden, das ergibt sich.
Seltsam, einen Menschen nur als Trennendes zu empfinden. Dabei mochte ich sie.
Jetzt Ende der Baustelle, Ende der Geschwindigkeitsbegrenzung. Gemeinsames Beschleunigen.
Sachtes Fühlen, ob sich vielleicht in anderthalb Jahren an der Drehzahl des anderen etwas getan hat: Immer noch Gleichklang, synchronisiert leben oder doch nur Leben im Windschatten? Kein Wettrennen, beileibe nicht, nur eine Differenz der verbrauchs- und leistungsoptimalen Drehzahlen. Haben Menschen ein veränderliches Kennfeld? Oder nur unterschiedliche Drehzahlen?
Wir gehen also aus, friday night in town.
Sofort wieder wahrgenommen als Duo, keiner der drei anderen klinkt sich ein. Wir beide im Hemd, blankgeputzte Schuhe, gegenseitiges Angrinsen. Und die Überwindung an der Tür. Fremde Furcht gibt Mut. Rein da, Mädel, sage ich.
Später, viel später sitzen wir da, während vor dem Fenster ein Mädchen in den Rinnstein erbricht, sich die langen Haare aus dem Gesicht hält. Beidhändig. Betrunken kippt sie kopfüber in die Brühe. Immer eine Hand am Mast, denke ich, Festhalten, was fest steht; Lehre fürs Leben.
Was habe ich gelernt in den anderthalb Jahren? Nur die Entscheidungen, diese "nie wieder", die sollte man garnicht treffen, nie wieder quasi. (Was das Lernen ja dann auch wieder relativiert.) Trotzdem: dieses Endgültige, das kann man nicht entscheiden, das ergibt sich.
... Rückwärts fahren