22.11.12, 11:51 | 'Single Trails'
04.05.12, 13:38 | 'Single Trails'
In den Tälern klebt man, wird unmerklich betäubt und eingeschläfert. Müde und bequem, man sieht die Gipfel kaum mehr, und daß man sie erklimmt, kommt auch immer seltener vor. Und irgendwann erscheint es als unbotmäßiger Aufwand, werden die Einsamen, die Schwitzenden, die Angestrengten belächelt, die es sich so gar nicht bequem machen können.
Und dann reißt es mich wieder, die Kiesel zischen unter den Reifen davon, die Säure steigt in den Beinen, die Hitze im Kopf.
Oben zu sein. Übers Land zu schauen. Die lange, scharfe Kante der Alb. Zeugenberge. Welland. Die landschaftlichen Muster in wiesengrün, ackerbraun, straßengrau und dächerrot. Auf Augenhöhe mit der Sonne, die glüht und doch untergeht. Wenn ich oben bin, will ich oben sein. Und die Erinnerung daran, die zieht mich wieder nach oben. Je öfter ich dort bin, umso öfter mag ich dort sein. Wenn ich lange nicht oben war, scheint es dort oben nicht mehr so wichtig, nicht mehr so schön zu sein. Das Bedürfnis dämmert, schlummert. Bis die zähe Deckschicht an einer Stelle bricht, aufgerissen wird, von irgendeiner Kraft, irgendeiner Hand, irgendeinem Werkzeug, und ich mich regen muß. Hinauf, hinauf, es klammert und lähmt, und ich atme erst wieder richtig, wenn ich dann oben bin, wenn ich geschwitzt, gekämpft, gearbeitet habe. Um hier zu sein.
Und dann reißt es mich wieder, die Kiesel zischen unter den Reifen davon, die Säure steigt in den Beinen, die Hitze im Kopf.
Oben zu sein. Übers Land zu schauen. Die lange, scharfe Kante der Alb. Zeugenberge. Welland. Die landschaftlichen Muster in wiesengrün, ackerbraun, straßengrau und dächerrot. Auf Augenhöhe mit der Sonne, die glüht und doch untergeht. Wenn ich oben bin, will ich oben sein. Und die Erinnerung daran, die zieht mich wieder nach oben. Je öfter ich dort bin, umso öfter mag ich dort sein. Wenn ich lange nicht oben war, scheint es dort oben nicht mehr so wichtig, nicht mehr so schön zu sein. Das Bedürfnis dämmert, schlummert. Bis die zähe Deckschicht an einer Stelle bricht, aufgerissen wird, von irgendeiner Kraft, irgendeiner Hand, irgendeinem Werkzeug, und ich mich regen muß. Hinauf, hinauf, es klammert und lähmt, und ich atme erst wieder richtig, wenn ich dann oben bin, wenn ich geschwitzt, gekämpft, gearbeitet habe. Um hier zu sein.
26.02.12, 16:51 | 'Single Trails'
Schönes Wetter, denke ich, als ich aufwache. Nach einer durchzechten Nacht, mit einer Flasche Wasser und einigen Büchern, die man nicht aus der Hand legen kann, komme ich mir so alt vor wie selten.

Und ein Schokoriegel!
Ich muß aufs Rad! Und ich muß zugeben, daß das mit dem schönen Wetter ein wenig - nun ja - geschönt war. Was solls. Immerhin gefrieren die Tropfen nicht an der Nase, sondern erst im schniefend freien Flug.
Ich finde den Weg, ich kenne mich hier aus. Und da war noch dieses neue Telefon - ich streichle es kurz und vergewissere mich, daß das hier auch tatsächlich ein Weg ist.
Aber ich muß doch, ich will doch, und was für Gefahr?
Eine waschechte Klamm, und noch ein gutes Stück vereist. Da wollte ich hin, ich weiß nur noch nicht, wieso.
Der Bach hat ein Weilchen gebraucht, um so tief hinabzusteigen. Wenn ich mir so meine Reifen und die Eisbrocken anschaue, könnte ich das deutlich schneller schaffen.
Also zu Fuß weiter.
Treppen! Welch Abenteuer! Der Sage nach hat hinter den Stufen mal einer einen anderen im Berg eingesperrt, weil die zwei sich irgendwie in die Haare geraten sind. Und bei Schneeschmelze fängt er da drinnen jetzt an zu heulen. Aha.
Viel näher komme ich der Geschichte auch nicht mehr, weil vorne alles noch vom Eis überwuchert ist. Ich kann den Teufel schreien hören, aber sehen kann ich ihn nicht. Muß ja auch nicht jeden Tag sein.
Stattdessen lasse ich mich auf dem Heimweg noch über die freizügig-wahllosen Sexualpraktiken in der nahen Stadt aufklären. Die Folgen nimmt man hier also wissend in Kauf und handelt entsprechend, überfährt eben kein Kind, schließlich weiß man ja nie. Der Pragmatismus gefällt mir hier.

Aber ich habe mein Herz ja schon längst verloren. Und trage dafür ein anderes bei mir. Fairer Tausch.

Und ein Schokoriegel!

Ich muß aufs Rad! Und ich muß zugeben, daß das mit dem schönen Wetter ein wenig - nun ja - geschönt war. Was solls. Immerhin gefrieren die Tropfen nicht an der Nase, sondern erst im schniefend freien Flug.

Ich finde den Weg, ich kenne mich hier aus. Und da war noch dieses neue Telefon - ich streichle es kurz und vergewissere mich, daß das hier auch tatsächlich ein Weg ist.

Aber ich muß doch, ich will doch, und was für Gefahr?

Eine waschechte Klamm, und noch ein gutes Stück vereist. Da wollte ich hin, ich weiß nur noch nicht, wieso.

Der Bach hat ein Weilchen gebraucht, um so tief hinabzusteigen. Wenn ich mir so meine Reifen und die Eisbrocken anschaue, könnte ich das deutlich schneller schaffen.

Also zu Fuß weiter.

Treppen! Welch Abenteuer! Der Sage nach hat hinter den Stufen mal einer einen anderen im Berg eingesperrt, weil die zwei sich irgendwie in die Haare geraten sind. Und bei Schneeschmelze fängt er da drinnen jetzt an zu heulen. Aha.
Viel näher komme ich der Geschichte auch nicht mehr, weil vorne alles noch vom Eis überwuchert ist. Ich kann den Teufel schreien hören, aber sehen kann ich ihn nicht. Muß ja auch nicht jeden Tag sein.

Stattdessen lasse ich mich auf dem Heimweg noch über die freizügig-wahllosen Sexualpraktiken in der nahen Stadt aufklären. Die Folgen nimmt man hier also wissend in Kauf und handelt entsprechend, überfährt eben kein Kind, schließlich weiß man ja nie. Der Pragmatismus gefällt mir hier.

Aber ich habe mein Herz ja schon längst verloren. Und trage dafür ein anderes bei mir. Fairer Tausch.
26.01.12, 22:37 | 'Single Trails'
Wir radeln am Bach entlang bis zu einer Gabelung, und dann ein Rinnsal entlang bis zur Quelle.

Kunsteis, natürlich.

Oben Waldbrand. Und wir keuchen der Sonne entgegen.

Schneller, schneller!

In die Pedale, auch wenn es der kleinste Gang sein muß.

Ein Hexenhaus!
Auf der Bank saß lange keine Hexe. Also vorbei, zur Sonne, zur Freiheit!

Ob dieses Rennen zu gewinnen ist?
Die Teufelsbrücke knirscht und schüttelt den Schnee ab, als wir uns drüberwagen.
Jetzt ist der Waldbrand unter uns.

Wir sind da!

(Dieses Bild kommt jedes Jahr.)

Im Osten geht die Sonne unter. Vielleicht vom nächsten Berg noch einmal?
Lern Fliegen, mein Rad! (Das lernt es sowieso, aber erst im März.)
Zurück über die Teufelsbrücke. Jetzt hetzt uns die Nacht.

Ende der Alb, Ende der Welt.
Wetterseite. Wir müssen noch wohin.

Dort hinten bauen sie Türme.

Übrigens haben wir uns vorhin ernsthaft überlegt, die Ruine zu erklettern. Aber dann das Eis, die unvorteilhaft übertriebene Pose und der Unwille, mit neunundzwanzig noch den Heldentod zu sterben. Schuhe und Mauern sind eisig, und ist das nun Vernunft?

Wir stehen hoch über dem Dorf und verabschieden diese kleine Welt, bevor uns die Nacht begrüßt.


Kunsteis, natürlich.


Oben Waldbrand. Und wir keuchen der Sonne entgegen.

Schneller, schneller!

In die Pedale, auch wenn es der kleinste Gang sein muß.

Ein Hexenhaus!

Auf der Bank saß lange keine Hexe. Also vorbei, zur Sonne, zur Freiheit!

Ob dieses Rennen zu gewinnen ist?


Die Teufelsbrücke knirscht und schüttelt den Schnee ab, als wir uns drüberwagen.

Jetzt ist der Waldbrand unter uns.

Wir sind da!

(Dieses Bild kommt jedes Jahr.)

Im Osten geht die Sonne unter. Vielleicht vom nächsten Berg noch einmal?

Lern Fliegen, mein Rad! (Das lernt es sowieso, aber erst im März.)

Zurück über die Teufelsbrücke. Jetzt hetzt uns die Nacht.

Ende der Alb, Ende der Welt.

Wetterseite. Wir müssen noch wohin.


Dort hinten bauen sie Türme.

Übrigens haben wir uns vorhin ernsthaft überlegt, die Ruine zu erklettern. Aber dann das Eis, die unvorteilhaft übertriebene Pose und der Unwille, mit neunundzwanzig noch den Heldentod zu sterben. Schuhe und Mauern sind eisig, und ist das nun Vernunft?

Wir stehen hoch über dem Dorf und verabschieden diese kleine Welt, bevor uns die Nacht begrüßt.

02.07.11, 15:19 | 'Single Trails'
Geh doch ins Internet, sagt er, als ich ihn frage, wieso der Reifen nun die Hälfte mehr kostet als im letzten Jahr, und ich schaue ihn dann langsam an und denke dabei an das Ventil, das ich immer wieder brauche, um in solchen Momenten nicht zu explodieren und die Welt zu erklären. Daß ich es nicht besser machen kann, denke ich, und daß man machen lassen muß, und daß er ja irgendwie recht hat, denn warten muß ich nicht nur auf Pakete, sondern auch im Laden hier und darf dabei zusehen, wie Mamapapakind vier Räder kaufen, die sie nie nutzen werden, weil der Papa eben nicht für ein rennfähiges Crossrad gebaut ist oder das Rad eben nicht für ihn, und die Mama schaut sowieso schon so skeptisch und das Kind will auch wieder nach hause, weil die Handschuhe nicht schön sind und der Helm drückt und alle an ihm herumzerren. Und dann zahlen sie, mit Karte bitte, und ich wundere mich, daß man so viel mit Karte bezahlen kann, und während sie draußen versuchen, die Räder auf den Autoträger zu montieren, um die drei Kilometer nach hause hinter sich bringen zu können, während all dessen schaue ich dem lamentierenden Verkäufer still zu und bastle an meinem Ventil, bis der Druck draußen ist und ich der Dampfwolke nachsehen kann, dem verrauchenden Ärger, und dann sage ich Ja, ich gehe dann mal zurück ins Internet, und zuhause in der Garage packe ich dann einen Flicken auf den Schlauch und den alten Reifen noch einmal drauf, denn bis Dienstag tut er sicher noch, wo es doch sowieso nur regnet, und kurz denke ich an Mamapapakind, die einmal radeln gehen werden, Radtour, Familiending, Picknick und so Zeug, und von da an werden sie jeden Samstag den Regen herbeisehnen, heimlich, und sich in die Augen sehen und sich erzählen, wie schade es doch ist, daß man nicht kann bei dem Wetter, denn es wäre doch so schön, mit den Rädern, die sie gekauft haben, aus dem Koller der kleinen Stube heraus und unter dem Druck zur glücklichen Familie, anerkannt von der Welt durch die Dinge, die die Welt anerkennt. Durchatmen. Radeln gehen. Seentour heute.
28.06.11, 23:06 | 'Single Trails'

Eine neue Ecke entdeckt, von der aus man im Herbst den Hausberg ablichten könnte. Dort steht eine alte, halb zerfallene Bank. Davor lag ein Tisch, den ich vorsichtig wieder aufgestellt habe. Und irgendwann im Winter werde ich wohl wieder dort oben sein und vielleicht beim Holzmachen daran denken, dem Tisch einen neuen Fuß zu spendieren.
22.06.11, 11:22 | 'Single Trails'
Nach knapp vierzig Kilometern und fünfzehnhundert Höhenmetern komme ich, die Sonnwende feiernd, daheim an und bin sonnensatt, durstig und einsneunzig groß, wie ich im Spiegel grinsend feststelle. Gegen diese Locken hilft nur Gegenwind. Oder ein Friseur.
26.05.11, 00:34 | 'Single Trails'

Und dann fährt man des Abends diesen Berg hoch, der letztes Jahr noch für einen Sonntag gut war und dieses Jahr gut für den Feierabend taugt, und da macht einer Heu und winkt freundlich, und genauso winken die drei Enkelinnen, als ich an ihnen vorbeifahre, und zum ersten Mal ist es so, daß ich auf meiner Seite des Zauns zufrieden bin.

Anlehnen. Die Trockenheit, die seltenen wilden Gewitter.

Dieses Bild habe ich schon einmal aufgenommen. Damals wusste ich nicht, daß hinter den drei Bergen das Glück wohnt.

In der Seitenansicht könnte man mich glatt für einen rebellischen Irokesen halten.

Fell in love with a Gabelung.
13.05.11, 23:49 | 'Single Trails'
Sagen wir mal so: Wenn Sie, also in dem Fall ich, in den letzten Tagen nicht so recht zum Essen gekommen wären, weil sie gerade grundsätzlich nicht so recht zum Essen kommen, weil Sie über Mittag Ihr heiliges Schläfchen höher schätzen als das bißchen Hunger und daheim abends dann sowieso nichts mehr da ist, vor allem Sie selbst nicht, und dann stellt man Ihnen eine Schüssel Wurstsalat vor die Nase, nachdem Sie ein Bett aufgebaut und ein Bier getrunken, einen Klettergurt erstanden und einen sehr vermissten Freund wieder begrüßt hatten, und dann spüren Sie das den ganzen nächsten Tag über im Magen, aber im Büro, da kann man ja kaum, weil sie von den Fenstern hier wohl nicht so viel halten, und selbst wenn sie es täten, verstünde man bei offenen Fenstern kaum sein eigenes Wort am Telefon, also Sie verstehen schon, da verhebt man eben, wie man das so schön sagt im Schwäbischen, und dann hängt man abends am Berg mit dem Rad und spürt die Schenkel sauer werden, und jeder Tritt braucht die ganze Kraft, und dann ist das nicht der Gegenwind, der einen aufhält, sondern Rückenwind, also quasi und sozusagen, und dazu muß man sich aus dem Sattel erheben und die Beine kurz entlasten und die Muskeln, und dann wundert man sich, warum man am Gipfel von den Hinterherfahrenden scheel angesehen wird und schämt sich ein wenig, während man schnell einen schmalen Waldweg sucht.


09.05.11, 21:43 | 'Single Trails'
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