Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Sonntag, 23. 11 14

23.11.14, 23:59 | 'Heller als tausend Sonnen'

Sommerlich unscharf.
# |  2 RauchzeichenGas geben

Montag, 10. 11 14

10.11.14, 14:03 | 'Heller als tausend Sonnen'
Sie erzählt vom Halbmarathon und blickt auf ihre nackten Füße. Die sind nicht schön, sagt sie, und ich schaue unwillkürlich hinunter zu ihren Füßen. Damit habe ich Dir schon mein dunkelstes Geheimnis verraten, lacht sie, und dieses Lachen zieht meinen Blick wieder nach oben, zu ihren lachend blitzenden Augen, zu den tiefen Grübchen in ihren Wangen.

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Und als wir unterwegs sind, schlägt eine meiner schlechten Gewohnheiten wieder zu. Ich reibe mit dem Fingernagel an einer Stelle, an der sich ein wenig Haut abgerieben hat. Ich reibe ein wenig mehr, und unbemerkt beiße ich dann den kleinen Fetzen alter Haut ab. Ich lasse die Hand sinken, als ich mich ertappe. Sie legt ihre Hand auf mein Bein, schaltet dann kurz und lässt ihre Hand wieder sinken. Wir sind gleich da, sagt sie. Du brauchst Deine Finger nicht zu essen.

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Den ersten Krampf drücke ich mit dem Daumen aus ihrem Unterarm. Den anderen Arm streckt sie mir wortlos entgegen, und gern massiere ich auch dort die hart verspannten Muskeln.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Montag, 3. 11 14

03.11.14, 01:13 | 'Heller als tausend Sonnen'
Wochenenden wie früher, denke ich, aber vielleicht kommt mir das auch nur so vor. Klettern gewesen, einer jungen Dame dabei kalkweiße Handabdrücke auf den Rücken gezaubert, einen nagelneuen kleinen Menschen gefeiert, ein Haus verwüstet, einen Vereinsvorstand invers überfahren, also im stehenden Auto vom rennenden Kameraden quasi überrannt worden, im Jugendhaus den Getränkeraum gefeiert. Und das war ja nur die Nacht zum Freitag.
Dann geputzt und aufgeräumt, Geschichten der Nacht ausgetauscht, für fünfzig Kinder eingekauft und gekocht, Kaffee getrunken und mit Kindern gespielt, geputzt und zerstörte Sofas verbrannt, noch mehr geputzt, eine Stunde ausgeruht, gewartet und ein Bier getrunken, mit einem weiteren Bier auf dem Weg ins nächste Dorf gewesen, aufgesammelt und gefahren worden von einem blondgelockten Engelchen mit Teufelszunge, in einer Kneipe Kölsch getrunken, wo einer mit einem Hund im Arm Stunden an einem Spielautomaten stand, dann doch noch auf das vorgesehene Fest gekommen, vor verschlossener Tür gestanden, zum Abschied gewunken, vom Sicherheitsdienstler zurückgerufen worden, von der eben Verabschiedeten, die nun irgendwie dort Chef ist, eingelassen worden, geredet und gewundert, wieso denn nun Licht und alles. Dann im Keller weitergefeiert, einen Hexenhut gestohlen, und als im Keller nicht mehr gefeiert wurde, wieder oben beim Aufräumen geholfen, vor allem dann doch der Restgetränke, aber Kabel auch, und gekehrt, dabei eine Konfettikanone gefunden, die dann versehentlich in einem Auto, aber jedenfalls dann Intervalltraining auf dem Heimweg, rennen und gehen im Wechsel, dann Intervallschlaf ab Sonnenaufgang.
Eigentlich war das kein Schlaf, jedenfalls nicht viel, also vom Telefon geweckt worden, orientiert, Kaffee auf den Weg, den kleinen Cousin und den Onkel eingesammelt, einen Anhänger mitgenommen und auf der Fahrt nur gesagt, daß der Führerschein das kleinste Problem sei, dann in der großen Stadt nicht recht durch das Villenviertel gefunden, und irgendwann doch, ein Motorrad aufgeladen und verzurrt und ganz woanders hingebracht, mich in einen Händel so gar nicht eingemischt, sehr ehrenwert und ein wenig hektisch gewesen, dann ein wenig Rekonvaleszenz in der Sonne, ein Zwillingsgeburtstag, ein Haarschnitt, zu dem ich schnell in ein Badezimmer gezerrt werde, und nochmal Geburtstag, und dann Besuch in einem Turm, wo ganz oben eine wohnt, bei der ich nicht einmal sagen kann, was mich stört. Spät in der Nacht nach Hause gefahren, weil das richtig so war.
Früh gefrühstückt, ein wenig Literatur gesucht und ein wenig am Beitrag gebastelt, der doch eigentlich morgen, nun ja, wieder in der Sonne gesessen, ein lachendes Telefonat geführt und dabei gedacht, wenn ich jeden Tag so lachen könnte, mehr bräuchte ich gar nie nicht, dann doch den Probentermin verpasst, auf der Terrasse in der Sonne auf die anderen gewartet, die ebenfalls verpasst hatten, ein wenig Tanzschritte geübt und den Leichtesten zum Flieger gemacht, aber wieder aufgefangen, ganz ohne Übung, dann ein wenig gequatscht, bis die Sonne verschwunden war, ein wenig Werkzeug geholt und die Schließanlage im Jugendhaus ausgebaut, einen Film von der Radfreizeit angeschaut, Gemüsereste mit Käseresten gekocht und Salat gegessen, noch einen Film gesehen, ab und an einen Schauspieler erkannt, einer jungen Dame mit Steckern in der Nase geschrieben, mich auf ein Konzert gefreut, und jetzt packe ich dann zusammen und fahre in die Stadt. Wochenende halt.
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Freitag, 20. 06 14

20.06.14, 22:19 | 'Heller als tausend Sonnen'

Nach der Sonne gehen.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Dienstag, 8. 04 14

08.04.14, 11:42 | 'Heller als tausend Sonnen'
Kleines Glück wieder. Morgens früh und trotzdem nicht zu müde aufwachen. Kaffee. Dusche. Ein paar Minuten Akkorde klimpern. Den Rucksack stopfen. Trocken auf feuchter Straße radeln. Der Stau unter mir, in dem ich nicht stehen muß. Die Arbeit, die Fortschritte zu machen scheint. Die neue Musik. "I hate to see your heart break" singt sie, und sie zieht und onduliert das "I" so, wie ich es aus einem anderen Lied kenne, das mir aber nicht mehr einfallen will. "I", denke ich und folge der Tonleiter, "love you the way you are". Vielleicht ist es das, aber nicht ganz. Welch Zufall, welch großer Scherz in den Texten. Am Anfang einer Liebe und am Ende, stets überschlägt sich alles und die Stimme.
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Mittwoch, 26. 03 14

26.03.14, 17:34 | 'Heller als tausend Sonnen'
Eine glückliche Woche. Und ich bemerke das erst am Mittwoch.
Da ist am Sonntag der Besuch im Theater, Romeo & Juliet, und vor lauter Thou und Thee verstehe ich kaum ein Wort. Ich sehe die Juliet, und ich verstehe die Liebe, wie sie ihren Zorn herauswürgt, wie sie weint und lacht und liebt und mit ihren wundervollen Armen ihr wundervolles Gesicht verbirgt.
Es ist die kurze Anreise am Montagmorgen auf dem Rad, es ist das glückliche Heimkehren unter den ersten Schneeflocken, ohne richtig nass zu werden. Es ist der Duft aus der Küche des schnell Gekochten.
Es ist die Unterrichtsstunde, in der sie beginnt, zu meinem Spiel zu singen, und da spielt es gar keine Rolle, daß sie genau dafür bezahlt wird. Es ist das schnelle Einkaufen, auch wenn abends um neun keine Bananen mehr zu bekommen sind. Es ist das Spielen der neugewonnenen Melodie auf dem Sofa, und es ist das wundervolle Buch, die Wärme, die sich im Bett ausbreitet.
Es ist dann am nächsten Morgen das schnelle Duschen und die durchlesene Busfahrt, weil es dann doch noch schneit. Es sind die wenigen kleinen Nachrichten, und abends dann das große Hallo nach dem Wochenende. Ich grüße nach allen Seiten, ich rede lange mit einer auf der Treppe Sitzenden, die mir durch die Scheibe zugewunken hat. Es ist die ebenso späte wie müde Heimkehr, es sind die Rufe aus dem Boulderkeller, ob ich denn nicht mal ein paar Züge mit ihnen? Es ist dann die Wohnungswärme, die sich langsam in frischen Duft verwandelnde Feuchte der aufgehängten Wäsche.
Es ist dann der Morgen, an dem die Busse nicht fahren. Das beschert mir noch einen Kaffee und eine kleine Radtour in der sich mühenden Sonne. Reif glitzert auf dem Gras, verschwindet in Tropfen, und an der letzten Ampel sind wir gleichauf, der Profiradler und ich in Jeans.
Es ist die Einladung für heute, und die Einladung für morgen, es ist die Verabredung für den Freitag, und es sind die mollig warmen Worte von einer, die mich wirklich gern hat.

(Eben bemerkt: Wie sich das Glück gewandelt hat in den dreitausend Tagen hier.)
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Dienstag, 20. 08 13

20.08.13, 09:49 | 'Heller als tausend Sonnen'
Joggen hat was. Ich weiß noch nicht genau, was es hat, aber es hat was. Gleichmäßiges Getrappel, sobald ich im Wald bin und den langen Militärzaun entlanglaufe. Der Atem mag keinen rechten Takt finden, aber das ist bei mir immer so. Ich mache ein wenig größere Schritte und freue mich an der Wirkung. Das Herz schlägt schneller, ich schwitze ein wenig. Ich höre Musik und kann mit manchen Liedern im Takt laufen.

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Passt das alles in ein Glas mit Whisky pur?
Dann ist Liebe eine Laune der Natur.
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Feudeln und Putzen.

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Die Notwendigkeit eines Schuhschränkchens und einer Ablage im Flur. Ich bin ein Rucksackträger, ins Büro, zum Klettern, zum Einkaufen. Und die müssen irgendwo hin.

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Es ruft von draußen, und ich höre den Hund. Reiße mir die Handschuhe herunter und öffne die Tür. Begrüße den Hund und das Mädchen und in genau dieser Reihenfolge. Der Hund bekommt Wasser, und wir teilen uns einen Apfel. Wir lachen immer noch darüber, wie traurig er schaute, als er zum ersten Mal sah, wie ich Äpfel ganz esse, statt die Butzen übrig zu lassen, dieser arme, arme hungrige Hund. Seitdem lasse ich ihm den Apfelbutzen.

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Wir sitzen auf der Couch, und das Putzwasser wird kalt. Später schütte ich es weg, lasse den Boden halbgeputzt warten. Es ist spät, und mir tun die Füße weh.

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Junger Hüpfer, alter Sack.

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Vielleicht brauche ich dann doch keine Ablage mehr hier.
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Montag, 19. 08 13

19.08.13, 13:20 | 'Heller als tausend Sonnen'
Es ist sonnig und warm und ein Freitagnachmittag. Ich radle nach Hause, ich radle an den Gärten vorbei. In kurzen Hosen steht sie da, einen Pinsel blauer Farbe in der Hand. Möchtest Du mit mir essen, frage ich, und ich frage das ohne Stottern, ohne Warten, mit einer Selbstverständlichkeit, die mir gefällt.
Sie nickt, und ich radle weiter. Kaufe im Gemüseladen ein und im Supermarkt. Bringe meine Einkäufe in Sicherheit vor der Wärme. Ein Wochenende, wie es alle haben, ein Freitagnachmittag für Gewöhnliche. Ich fühle mich sonnig und radle wieder los. Schnappe mir eine Farbrolle und kremple die Hosenbeine hoch, lege das Hemd ab. Wehre den Hund ab, der schon wieder ein paar weiße und blaue Flecken abbekommen hat.
Wir streichen den Pferdehänger, und ich erzähle die Schauergeschichten vom fernen Flughafen, von K.O.-Tropfen, Vergewaltigungen und Raub. Sie lacht nur und erzählt von ihrer Reise nach Indien. Mach Dir keine Sorgen, lacht sie, und ich nicke, während ich mir vornehme, weder zu essen noch zu trinken und schon gar nicht zu schlafen.

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Ich laufe auf den Sandplatz, das Pferd am Zügel hinter mir, und mit einem Fuß im Steigbügel beginnt das Glück. Es holpert zu Beginn, es holpert zwischendurch, aber es macht mich glücklich. Auf Kommando reite ich enge Kreise, die Volten heißen, und Diagonalen, von denen ich nicht mehr weiß, wie sie heißen. Ich lasse das Pferd die Gangarten wechseln, gebe Hilfen und versuche, die Ecken nicht abzukürzen. Das alles ist noch sehr unbeholfen, wird aber, und bei jedem Lob werde ich ganz leicht. Zwei Jahre noch, sagt sie, dann kannst Du reiten, und für mich hört sich das an, als wäre das gleich morgen. Reiten ist Lernen durch Probieren, durch Beobachtung und Kontrolle von außen. Reiten ist ein Riesenspaß, und wenn ich einen Fachbegriff nicht verstehe, dann frage ich, was er bedeutet. Und den versammelten Galopp schlage ich nach, sobald ich aus dem Sattel bin, nehme ich mir vor.

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Es ist wieder spät, bis ich in der Küche stehe. Unsere Tage waren lang, und sie sitzt auf der Couch, an die Seite gelehnt, und so kann sie mir in der Küche zuschauen. Dann kommt der Hund dazu, legt sich auf die kühlen Fliesen zwischen meine Beine, und dann kommt sie mir zur Hilfe, und es wird sehr eng in der kleinen Küche. Gemüsefrikadellen, Bratkartoffeln und Dip, und dafür mag ich dieses Internet ja auch sehr. Den Dip habe ich versalzen, die Kartoffeln sind gewaschen und gewürfelt, und wie immer setze ich mich an die Stirnseite neben sie und sehe ihr zu, wie sie schöpft.
Bleib sitzen, sage ich später, und ihre braunen Augen spucken Feuer durch die Müdigkeit: Ein Befehl?
Nein, sage ich leise. Eine Bitte, und halte ihr den Rechner hin. Ich spüle, Du schaust meine Korrekturen durch. Das Feuer wird Glut, und sie lacht darüber, daß es Dinge gibt, die ich nicht diskutiere. Schusterjungen, essentielle Vanilleöle und Schachtelsätze. Und, daß meine Gäste nicht spülen.

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Nach Mitternacht begleite ich sie nach draußen, der Hund umwuselt uns freudig. Draußen geht immer. Sie fröstelt, und ich widerstehe, behalte meine Arme bei mir und meine Hände an der Plastikdose. Vesper für Dich, sage ich, und daß sie das so gar nicht gewöhnt ist. Immer war es anders, sagt sie, immer habe ich das gemacht. Ich schüttle den Kopf: Lass mich etwas machen.

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Weltwechsel. Der Häcksler brüllt, ich springe auf den fahrenden Schlepper, die Bremsen blasen zischend Luft ab, ich gebe Gas. Das Gras ist ordentlich, das bißchen Mais ist kümmerlich verhagelt. Alles läuft. Ich fange an, das Silo fürs Abdecken herzurichten, und da muß auch mal ein Fingernagel dran glauben. Blut und Lachen.

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Der Bauer schüttelt den Kopf, ich baue den Frontballast an und nicke. Ich spiele mit dem Nachläufer des neuen Schwergrubbers, mit den Hohlscheiben, die so gern zustopfen. Höher, tiefer, schneller. Dann mit Scheinwerfern.

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Irgendwann taucht der Vetter auf und setzt sich zu mir. Wir heben zwei Stahlplatten an, prosten uns zu. Zwei Pils, siebzehnhundert Umdrehungen, Vollast. Wir ziehen einige Bahnen gemeinsam, dann geht er nach Hause. Frau und Kind, lache ich ihm nach und schließe die Tür. Das Brüllen bleibt draußen, hier drin hört man nur den Turbolader böse zischen. Um die Scheinwerfer kreisen Tausende Fliegen.
Ich wechsle den Acker, ein zweiter Grubberstrich. Es holpert, und ich drehe die Ventile aus den Reifen, bis sie walken. Die Schläge kommen unregelmäßig und heftig, und ich denke kurz an irgendwelche Arbeitsschutztabellen. Dann schaue ich zum Telefon. Ein katastrophenfreier Tag, gerettet durch Gemüsefrikadellen. Ich freue mich sehr, und dann lasse ich mich weiter durchschütteln.

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Ein schneller, zu schneller Hefeteig, und daß ich nie die Zeit habe, ihn gehen zu lassen. Das Telefon schellt, und als ich zehn Minuten später auf dem Hof stehe, ist der Bauer am Kehren. Sonntagmorgen.
Ich gehe Stroh schwaden, der Bauer packt die Posaune aus. Ein Kirchenfest heute, weil die Kirche Mariä Himmelfahrt geweiht ist, und wir lachen über mein christliches Werk. Wenn ich fahre, kann er spielen gehen.

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Ich räume die Halle aus, klaube Paletten zusammen und schraube die Zinken an der Gabel fester. Zwei Sätze am Telefon, wann denn nun die Presse kommen soll, und als die Musik im Hintergrund einsetzt, bricht das Gespräch ab.

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Ballen laden, und unvorsichtig laufe ich am Wagen entlang. Der Radlader ist ein wenig schnell, der Stapel kommt ins Trudeln, und einen Schritt später wäre ich drunter gelegen. So ist das nur Hups und Hihi.

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Weltwechsel. In kurzen Hosen fahre ich in die große Stadt. Wir kommen gleichzeitig an, und der Regen, den heute keiner wollte, kommt auch dazu. Ich setze mir eine Mütze auf, sie zieht die Kapuze übers Haar, und dann satteln wir auf.

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Die Gerte aus dem kleinen Zweig. Die Gerte ist eine Geste. Ich mag sie trotzdem nicht. Aber er spitzt die Ohren.

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Trab und Galopp, und ich spiele mit Körperhaltung und den Zügeln. Koordination, sage ich, und immer wieder fragt sie, ob alles klar sei. Dabei komme ich vor lauter Lernen nur nicht zum Lachen, sage ich.
Dann werden wir langsamer, reiten Seite an Seite, sie telefoniert, die Füße aus den Steigbügeln gezogen, die kleine Faust um die Zügel geballt. Unsere Knie berühren sich, so eng laufen die Pferde, und irgendwo versteht der doch, was ich meine, denke ich lächelnd. Du bist so still, sagt sie.
Ja, sage ich. Das bin ich, wenn es mir gut geht.

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Der Auszug.

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Wie sich alles fügt.

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Junger Hüpfer!

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Ich mache Salat und präsentiere die Rosinenbrötchen. Irgendwann mäste ich Dich, sagt sie und lacht dabei. Ich freue mich darauf, sage ich.

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Sie erzählt davon, wie sie gehen mußte.

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Mädchenabend. Übermorgen. Ich winke den staubigen Ecken zu: Dann kann ich mich mal um euch kümmern, sage ich.

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Wir schieben ein wenig die Tage hin und her, und bevor ich mich berappeln kann, haben wir gebucht. Hier ein Tag mehr, und dort einer. Meine Bedenken wischt sie weg. Schnell entschlossen. Ich habe einen Flug gebucht, viel mehr kann ich dann nicht mehr sagen. Die Vielgereiste macht sich lustig, lässt mich den Reiseleiter spielen. Wir werden auf einem unsicheren Flughafen übernachten, zwei Wochen lang ein Zimmer und ein Zelt teilen. Wanderritt, sage ich, und Schottland, sagt sie. So ist das nächste Jahr gleich mit verplant.
Wir weclen den Hund, der langgestreckt auf seiner Decke liegt. Sie kniet sich zu ihm, er lupft ein Ohr. Er weiß es längst, er lässt sich bitten. Sie wuschelt ihn, krault den großen Kopf. Dann springt er auf. Mit Rosinenbrötchen in den Händen stehe ich in der Tür. Lass mich Deinen nächsten Tag auch retten, sage ich.
Als sie weg sind, wird es still. Ich bin müde und aufgewühlt. Räume ein wenig hin und her. Das Telefon brummt. "Wir haben einen Flug gebucht." Und ich mag es, wenn sie sich über mich lustig macht. "Und sind galoppiert. Ein Abenteuer!" antworte ich. Dann wird es ruhig.
# |  Rauchfrei | Gas geben

Donnerstag, 8. 08 13

08.08.13, 11:52 | 'Heller als tausend Sonnen'
Ich traue mich nicht. Ich drücke mich ums Telefon, und als sie nicht rangeht, atme ich auf und schäume die neue Couch ein. Der Geruch treibt mir die Tränen in die Augen und mich auf den Balkon. Das geht nicht, also gehe ich und radle die paar Meter zu den Pferden. Da stehen Autos, darunter das richtige. Wie immer sehe ich Kinder und Pferde, und im Hintergrund jemanden etwas Schweres tragen. Wir zerren Folien, Schnüre und Müll von hier nach dort, wie man das eben so macht, wenn man über Jahre gesammeltes Zeug nicht gleich loswird. Wir schauen nach dem Wetter, ich klettere auf den Mirabellenbaum und sammle eine Handvoll reifer Früchte. Die Wolken werden dunkler, und wir stehen uns gegenüber.
Ja, sage ich, und Ja sagst Du, und dann stehen wir uns immer noch gegenüber, ich bin unsicher, Du lachst.
Hast Du gegessen, frage ich. Richtig gegessen? Etwas Warmes? Zwei Mal kannst Du ja sagen, und zwei Mal schaue ich mißtrauisch. Wortsinn, nicht Wortlaut, sage ich, und Du lachst wieder.
Lass uns gehen.
Ich schiebe das Rad an der Hand, der Hund umkreist uns springend, und wir laufen auf dem schmalen Weg nebeneinander. Ein Telefon klingelt, Du kramst in Deiner Tasche. Reiten? Gern, sage ich.
Die Reiterin hat schon aufgesattelt, es ist noch ein Fahrradreifen platt, und dann stehst Du auf diesem viel zu großen Rad und lachst, während ich auf dem Oberrohr stehend Blödsinn mache. Ein Pferd, ein Hund, zwei Räder, und im Wald beginnt es zu regnen. Ich klaube einen Hufschuh aus dem Gestrüpp, der dem Galopp nicht standgehalten hat, und den zweiten findest Du hinter einem Baum. Dann hieve ich Dich wieder aufs Pferd, weil heute keine Steigbügel an Bord sind, und irgendwann finden sich auch Roß und Reiter wieder.
Ich sauge hektisch den Schaum aus der Couch, spüle das Geschirr ab, und als Du vom Einkaufen kommst, habe ich noch nicht einmal ein frisches Hemd an.
Du gehst duschen, ich hantiere in der Küche weiter. Der Hund frißt ein Stück Kuchen vom Eßtisch, ich höre Dich plätschern, das erste Omelette bricht beim Drehen. Während ich die Tomaten wasche, sitzt Du auf der frischgemachten Couch, streichelst den Hund zu Deinen Füßen, und dieses Bild durch die Küchentür möchte ich nie wieder vergessen. Tags zuvor waren wir schon hier gesessen, zwischen den einzelnen Besuchen kurz allein, und Du hattest Dich eingerollt, die Knie hochgezogen und die Arme um sie geschlungen, fast schlafend auf der Couch, während ich Dir still zuschaute, Deinen beginnenden Schlaf bewachend, bis vom Balkon Stimmen kamen, denn die liebsten Gäste kommen bei mir immer über den Balkon durch die offene Tür, und Du aufgeschreckt bist, Dich geschüttelt und aufgesetzt hast, und dann war der Schlaf weg und der Moment vergangen, und manches bleibt ja trotzdem, denke ich, bevor ich umarme und herze und wieder Gastgeber bin.
Dann sitzen wir beim Essen, der Hund schnauft auf seiner Decke, ich schaue durch das Fenster in die Nacht hinaus, und irgendwann ist es spät, wir sind leergeredet, verabschieden uns, und ich räume das Küchenchaos wieder weg.
Ich schreibe Dir noch einen Scherz hinterher, Du antwortest ebenso scherzhaft, und das alles macht mich leicht und macht mir Licht, und ich lese das alles noch einmal und beginne dann das Warten auf den Montag.
# |  2 RauchzeichenGas geben

Mittwoch, 3. 07 13

03.07.13, 15:14 | 'Heller als tausend Sonnen'
Der Glaube an die Sinnhaftigkeit von allem und jedem.

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Das Glück dieser Erde, an einem Regentag auf den frisch gemähten Wiesen Gülle zu verteilen. Beim Betanken nass zu werden und beim Fahren wieder trocken. Der Wechsel zwischen schneller Straßenfahrt und genauem Spurhalten. Die breiten Spuren vom Gegenhang aus zu sehen.

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Das Glück dieser Erde, auf einem Felsabsatz in der Sonne zu sitzen und sich die Schuhe von den Füßen zu ziehen. Der Hund überfällt mich, wirft mich auf den Rücken, leckt mir Hals und Ohren sauber und holt dann die Schuhe wieder den Abhang herauf, den ich sie habe hinabkullern lassen. Wir trinken unser köstliches Wasser, ich aus der Flasche, der Hund aus meiner hohlen Hand.

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Das Glück dieser Erde, auf den Pferderücken, auf einer Streuobstwiese. Sättel, Stimmen, Schenkel, Zügel. Die Begeisterung, die uns aus dem kleinen Festzelt entgegenschlägt. Zum Essen und Trinken laden sie uns ein, und dann posieren wir mitsamt den Pferden für die Kameras, und so freut sich der ganze Gartenbauverein mit uns, Rössern und Reitern.

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Das Glück dieser Erde, im Sattel des schwarzen Rades. Stehend auf engen Wegen, die weichen Blätter der Büsche streifend. Pumpend an den Anstiegen, schwerelos im Fall, stehend im lockeren Gleichgewicht, warm und müde am Abend.

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Das Glück dieser Erde, unter Begeisterten und von Begeisterten zu lernen. In einer fremden Sprache, in einem fremden Thema, das sich vor mir weit auftut wie ein ganzes Land, das immer größer zu werden scheint, je näher ich komme.

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Das Glück dieser Erde, Bilder aus einem fernen Land zu sehen, in dem Wasserfälle ins Meer fließen, in dem Honig geknetet wird, in dem man ganz anders isst und trinkt und lebt. Währenddessen ein schläfriger Hundekopf auf meinen Füßen und die Wärme des Abends in meinem Kopf.

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Das Glück dieser Erde, einen Talisman am Gurt zu tragen. Eine kleine, graue Figur, die Hände gefaltet, baumelt nun dort, und sie trägt ein rotes Herz mit dem Namen ihrer Herkunft.

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Das Glück dieser Erde, der duftende Rauch in der warmen Abendluft, das Scharren von Hufen, die zurückgelehnte Ruhe mit Fleisch und Salat und Apfelkuchen.

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Das Glück dieser Erde, mit leuchtenden Augen und laut Erzähltem empfangen zu werden. Sich anzustrengen, für sich und gemeinsam, belohnt durch Schweiß und Höhe und das Gefühl der eigenen Eleganz und des Lachens von unten, wenn es so elegant dann doch nicht ist. Draußen zu sitzen und abzukühlen, die Augen mal zu und mal offen, mit langen Pausen zwischen den Sätzen, den ehrlichen und wahren.
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