Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

09.01.13, 13:37 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Januar
Ich bin auf der Suche. Ich kaufe ein neues Telefon und ganz schön viele Schuhe. Ich fahre Ski. Ich störe mich an der morgendlichen Nacht und an der abendlichen Nacht.

Februar
Ich schreibe mit dem neuen Telefon und freue mich an der Nähe, die das bringt. Ich vermisse das Lernen, stehe auf dem Firmenhof zwischen Blechkisten und telefoniere. Ich trage ein Herz aus Stein überallhin.

März
Es ist warm genug zum Klettern, zum Radeln. Ich spiele bei Freunden, lese und arbeite. Ich bin normal.

April
Der Gedanke, die Heimat zu verlassen, macht sie mir um so lieber. Ich fahre in Urlaub. Ich bekomme eine Zusage, atme tief durch und kündige.

Mai
Ich radle zu dem Platz, von dem aus ich die Dreikaiserberge sehen kann und sehe viel mehr. Ich baue an einem Stall mit, fahre den ersten Schnitt ein.

Juni
Ich radle an den Bodensee und rege mich genug auf, um vorzeitig zu gehen. Ich bekomme eine Einladung zu einer Hochzeit und freue mich sehr. Ich mache eine Erkundungstour der Gegend, und eine in einer ganz anderen Gegend.

Juli
Ich bin weit weg und einsam. Allein mit allen Aufgaben. Ich gehe ins Theater und erzähle vor einer Hochzeitsgesellschaft von Geduld. Ich bin auf einem wundervollen Foto zu sehen. Ich werde krank und wieder gesund. Ich bin einsam.

August
Ich werde dreißig und warte mit dem Feiern noch. Ich suche mir ein Geschenk und finde keines. Ich bin hilflos, weil ich nicht helfen kann. Ich schaue mir zwei Wohnungen an, zwei Leben, und dann muß ich das allein entscheiden.

September
Ich fahre für ein Wochenende in die Berge. Radfahren, Wandern. Ich bin glücklich, und auf jedem Foto dooflachend. Ich fahre den Mais ein. Ziehe um. Fahre mit dem Rad ins Büro. Ich bin konsequent und völlig falsch, und als ich das feststelle, verschenke ich ein Lied, das nie ankommt.

Oktober
Ich bin auf Ausflug. Ich freue mich auf ein Wiedersehen, sammle Bilder und Geschichten. Ich verwechsle die Tage. Ich bin lange im Büro. Ich schlafe zwei Wochen nicht. Ich bin einsam, wie ich es noch nie war, haltlos, kraftlos, ziellos.

November
Ich schlafe wieder, wache nachts nur noch ein, zwei Mal auf. Ich spiele mit Kindern. Ich mache einfach weiter und komme mir vor, als säße ich in der letzten Ecke eines riesigen Roboters. Ich verliere den Glauben an meine eigene Unsterblichkeit und auch die Angst. Ich arbeite weiter.

Dezember
Ich tanze wieder. Ich verderbe mir furchtbar den Magen. Es ist mir immer zu dunkel. Ich fahre Ski. Ich habe Urlaub und gebe den Führerschein ab. Ich radle morgens und abends in den Stall. Ich feiere die Hochzeit eines Freundes. Das alte Jahr feiere ich nicht.

Rauchzeichen




froschfilm   |   17.01.2013, 16:15   |  
Hu. Daumendruck. Toll sind Sie jedenfalls.

texas-jim   |   18.01.2013, 10:57   |  
Haben Sie Dank.
Mitrauchen