Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Montag, 14. 01 13

14.01.13, 17:33 | 'Marktschreier'
Nur noch ein paar Schritte Hand in Hand diesen Weg entlang.
# |  Rauchfrei | Gas geben


14.01.13, 13:58 | 'Nicht drueber nachdenken'
Das neue Theaterstück trägt den Titel "Nacht der Nächte", und ich werde darin wieder einmal heiraten. Ein Akt ist die Hochzeitsnacht, und in trockenen Regieanweisungen steht da (entblößt sich). Ich bin gespannt, und die Braut kenne ich auch noch nicht.
# |  2 RauchzeichenGas geben


14.01.13, 09:40 | 'Das Auge des Betrachters'
Den Film zu diesem Buch gesehen. Ich war angemessen beeindruckt von den Effekten, von der Geschichte, von den Ideen der Umsetzung. Und trotzdem fehlt einem Film das Zuklappen mit den Fingern zwischen den Seiten. Das Unterbrechen, das Sackenlassen, das Durchatmen. Der Film spielt den Bruch nach, den das Buch vorgibt, und geht einfach darüber hinweg. Das ist schade, aber in einer angemessenen Pause käme man ja auf die Idee, sich ein Eis zu holen, und das kann es dann auch wieder nicht sein.

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Der Fuchs und die Trauben, und wie man sich sauer wünscht, was süß und lieblich war.

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Das vielbeschriebene weiße Blinken, das aus den Augenwinkeln grünlich schimmert, eine kurze Absprache, und los. So hätte ich auch studieren können, denke ich mir irgendwann an diesem Abend, aber das ist natürlich nicht wahr. Ich kann ja so nicht einmal arbeiten.

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Ich öffne die Glastür. Musik stampft heraus und schwappt mir um die Hosenbeine. Auf der Theke tanzen zwei leichtbekleidete Damen ohne Takt. Ich drehe mich um und grinse. Diese Filmmomente, denke ich, wenn man in Begleitung in ein Lokal geht, in dem schon zwei warten, völlig unverfänglich, und dann das. Und dann sitzen wir trotzdem da, in dieser Lautstärke, in der man sich über den Tisch anschreien muß, und schreien uns an von wegen Heuballen und Einkäufen und davon, wie schwierig es ist, gutes Personal zu finden. Ich bin nicht angemessen genervt, ich mag es einfach nicht sein heute, und da bringt mich auch die dritte der Thekendamen, die Schnäpse anbietet und sich auf meinen Schoß setzen möchte, nur kurz aus dem nicht existierenden Konzept. Die Rosenverkäuferin ignorieren wir, verlieren und finden einen Pullover, bezahlen und finden falsche Posten auf der Rechnung, und ich finde dann kurz, daß es ganz schön anstrengend sein muß, so zu sein wie ihr.

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Geh hoch, sagt sie, und dann machen wir Blödsinn, und so soll es doch sein. Schwer zu beschreiben, diese Leichtigkeit des Sports, der Spaß und die Blödelei, und dabei doch die Leistungsbereitschaft und der Wille als Befehl an den Körper, das Anspannen und das Entspannen, und das alles ganz ohne Krampf. Uns fehlt die Herablassung, und selbst aus dem Umziehen machen wir einen zerlachten Wettkampf.

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Und dann stehe ich in der Küche und schabe Spätzle, schichte sie in eine Kachel mit Käse, viel zu wenig Salz und Zwiebeln. Im Bad tropft eine Luftmatratze. Und daß man den Kümmel mit den Zwiebeln schmelzen sollte, das fällt mir zu spät auf, aber überhaupt! und daß ich mich getraue, einfach mache und rede, als könne ich nicht fehlgehen, nicht fehltreten, und trotzdem ist das nicht nichts, nicht egal, sondern wichtig, wie man eben Dinge tut und ihnen die richtige Bedeutung zumisst. Daß es nichts macht, wenn es den Spätzle das Salz fehlt. Daß da ein Buch liegt, mit einer Schleife und einer Widmung, älter als ich, und einer neuen, für mich, und daß ich auch unkompliziert kann und unbeladen, und trotzdem nicht hohl und leer.

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Ich bekomme den richtigen Zug, und das verdanke ich meinem Telefon. Top Technik, denke ich, und dann schaue ich in der Bahn nur auf die gesenkten Köpfe derer, die auch auf die Technik schauen. Muß man dann schlucken, denke ich. Ich rufe den richtigen an, der nicht extra fahren und nicht warten muß. Ich schreibe noch einer, die sich Luft gemacht hat und jetzt vielleicht an die Luft gesetzt wird, und es zerbrechen auch andere Leben um mich, aber daran zerbrechen die Lebenden nicht.

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Ach ihr, denke ich irgendwann, ihr mit eurer Körperbezogenheit, mit eurer Körperverliebtheit und eurem Körperhass. Wenn so viele reden, möchte ich meistens nichts mehr sagen.

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Dafür bist Du also hier, denke ich, und wenn man das rechnet, trägt es sich so eben selbst, und ich schmiege mich in die neue Jacke und rieche verbranntes Fell. Treibe störrische Rindviecher zur Eile an und freue mich, als es zum Essen ruft. Dann fangen wir noch die Viecher wieder ein, die es durch das Gatter geschafft haben, zuerst allein und in Ruhe, dann zu dritt, zu viert, zu fünft, und immer noch in Ruhe.

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Obstsalat, sagt sie, damit hier keiner krank wird, anstatt zu heiraten.

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Das Zahnspangenlachen.

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Kalte Finger im Mist. Kleine Schrauben. Eisiger Wind. Ich wärme mich am Ofen, und dann am Tanz.

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Drei Monate, habe ich mal gelesen, dann lässt uns der Körper das Glück der Nähe vergessen. Wenn es groß und richtig war, denke ich, dann sind wir mehr als Körper, und dann denke ich an noch einmal sechs Monate, und dann trifft mich ein ganzes Leben wie ein Schlag.

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Wie Du Dich entfernst. Dich entreißt. Mich mitreißt.

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Geh doch hin, schreie ich abends unter der Dusche, und danach singe ich You, you, it's gotta be you, wie es meinem Telefon gefällt, ich singe einfach mit, und das macht es nicht leichter und nicht besser, aber mich macht es leichter und besser, und so singe ich auch.

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Sie ist groß, schlank und mit einer Freundin hier. Die beiden lachen und stellen ihre Getränke zu mir. Ich singe die Lieder mit, die mich großgezogen haben, und das ist echt und ihr seid künstlich, und bleibt mir bitte gestohlen, sage ich zwischendurch, und da kommen sie mir plötzlich alt und verbraucht vor, als wäre dies hier, die kleine Lichtorgel und die überforderte Anlage eine Hoffnung, eine letzte vielleicht, aber wahrscheinlich bin ich wieder bitter und böse.

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Da ist einer, der selber Musik macht. Der lehrt. Der sich gönnt, weil er sich gönnen will. Ich weiß nicht recht, denke ich, als ich ihm lange genug recht gegeben habe. Aber gönnen kann doch nicht alles sein? Wo bleibt da der Verzicht, und seit wann bin ich denn nicht nur Schwabe, sondern auch noch Puritaner?

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Superfly vielleicht. Carbon, neunundzwanzig, und mehr als unvernünftig. Vielleicht deshalb, und weil ich doch sonst nichts weiß.

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Zwanzig Minuten nach drei bin ich an der Tür.

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Das zu Sägende aufzeichnen. Eine Versicherung suchen, ein Beifahrerschutz, und ohne die Bedingungen genau zu lesen, bezahle ich das. Ich würde gern schützen, ich hätte gern Beifahrer, und lache doch bitter über mich selbst. Vier Sitze, ein Esel.

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Stattdessen backe ich einen Kuchen, für den ein Nikolaus zerbröseln muß, lasse die Glasur in schmucken Streifen herabtriefen und freue mich daran, wem ich das alles zeigen kann. Als ich den Teller wieder in der Hand halte, sind nur noch Brösel übrig.

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Sonntägliches Klarieren des Jugendhauses, und solange ich dabei noch nicht über die Jugend schimpfe, wie sie die Müllsäcke vollstopfen und die Theke überhäufen, wie sie allerhand naschen und nichts spülen, solange ich das noch kann, besteht noch Hoffnung, vielleicht.

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Wir schreiben uns Romane, die wir unter die wackelnden Tische unserer Leben klemmen können.

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Dann wieder die Stadt. Nachtfrost, Morgenschnee. Von innen sieht es kälter aus, als es sich im Sattel anfühlt, und so ist es ja oft, das Leben. Man sollte nicht so oft durchs Fenster sehen.
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