Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Mittwoch, 31. 01 24

31.01.24, 12:03
[Meine Güte, wie schwer mir manche Tage fallen. Ich kann Untätigkeit schlecht ertragen, wo ich gern etwas bewegt hätte, und ich kann es fast ebenso schlecht ertragen, etwas erbitten zu müssen. Es ist aber auch zäh.]
# |  Rauchfrei | Gas geben


31.01.24, 10:44
Beim Durcharbeiten der Prüfungsfragen für den kommenden Führerschein bin ich auf eine Frage mit fehlerhafter Musterantwort gestoßen und möchte korrigieren: Beim Einschalten der Differentialsperre wird eben nicht das Drehmoment gleichmäßig an alle Antriebsräder verteilt. Dafür sorgt das offene, also ungesperrte Achsdifferential. Wird dieses gesperrt, verliert das System einen Drehzahlfreiheitsgrad. Die Räder können sich also nicht mehr unterschiedlich schnell drehen, wie es zum Beispiel in Kurven der Normalfall ist, sondern haben gleiche Drehzahl. Damit wird verhindert, dass ein Rad rutschend durchdreht, während das andere einfach stehenbleibt. Genau dieser Rutschfall bei offener Sperre zeigt nämlich, dass beide Antriebsräder der betroffenen Achse das gleiche Moment übertragen: nämlich fast gar keines, da die Haftreibung bei einem Rad so stark vermindert ist, dass es durchrutscht. Das Moment wird also so gering, dass das andere Rad den Karren sprichwörtlich nicht aus dem Dreck ziehen kann. Dazu braucht es nun also das gesperrte Differential. Hier werden beide Räder zu gleicher Drehzahl gezwungen, während das Moment frei verteilt wird. Im Falle eines Rades völlig ohne Haftreibung, wenn es beispielsweise idealisiert auf Eis steht oder in der Luft hängt, dreht es zwar, überträgt aber kein Moment. Das gesamte Moment wird vom haftenden anderen Rad übertragen. Die Differentialsperre fixiert also Drehzahlen, nicht Drehmomente. Sollte die Frage drankommen, werde ich das mit dem Prüfer ausdiskutieren.
# |  Rauchfrei | Gas geben


31.01.24, 09:18
Ich kann lange nicht einschlafen. Stets finde ich einen Gedanken, dem ich noch nachlaufe, der mir den Puls nach oben treibt, mich ins Kopfrechnen treibt. Mit Kopfrechnen, stelle ich fest, kann ich wohl ewig wach bleiben, und ich überlege kurz, ob ich eine Partialbruchzerlegung auch noch anders als mit einem Linearen Gleichungssystem durchführen könnte, aber für solche Ideen fehlen mir die mathematische Sicherheit und das Papier.

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Immerhin warme Füße, denke ich, weil ich zuvor noch auf dem Crosstrainer war.

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Leuchtende Bildschirme sind schlecht für den Schlaf, also lese ich nach, wohin ich meine Kletterschuhe für eine Neubesohlung schicken könnte, denn mein Modell gibt es nicht mehr, und vergleichbare nicht zu einem Preis, den ich an Tagen bezahlen wollte, an denen ich mich mit Steuerdingen befasst habe. Ich kann ja kaum trockenes Brot essen danach.

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Dann spiele ich, wie vielleicht zwei oder drei Male im Jahr, ein Spiel, in dem man farbige Flüssigkeiten zwischen Behältern hin und her schüttet. Sie vermischen sich nicht, wenn sie verschiedene Farben haben, und sie lassen sich ungern wieder trennen, wenn sie gleiche Farben haben. Vor dem Beginn des Spiels trenne ich das Telefon von der Welt, und tatsächlich scheint das so ungewohnt zu sein, dass ich werbefrei spielen kann.

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Ich überlege mir Klemmungen für die PV-Module auf dem Dach. Es ist ein wenig speziell dort oben, aber mittlerweile ist mir etwas eingefallen. Ich rechne noch ein wenig herum mit den Temperaturdehnungen für Stähle und Aluminium, aber eine Ausgleichslagerung werde ich wohl nicht brauchen. Ich schätze herum, müsste ich wohl korrekter sagen, denn die Ausdehnungskoeffizienten habe ich immer noch nicht im Kopf, nur ihre Unterschiede grob verinnerlicht. Ich lasse mir natürlich trotzdem eine einfallen, wo kämen wir denn da hin, und sammle Argumente, an welchen Positionen sie angebracht werden sollten. Dann überlege ich mir noch eine Aufgabe, die ein Bild formen soll, mit dem sich andere, die von mir lernen sollen, diese Ausdehnungskoeffizienten für solche Nächte und vielleicht für ihre Berufe besser merken können, als ich es kann.

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Ich überlege mir, wen ich noch anrufen muss und sollte, was noch zu klären und zu lösen ist, und irgendwie hatte ich mir in diesem Beruf etwas mehr innere Ruhe versprochen, auch wenn die Hoffnung, innere Ruhe könne von aussen kommen, natürlich irre ist. Das steht ganz sicher in dem Buch zur Meditation, das ich gekauft habe, und bei dem ich immer noch in der Einleitung stecke, weil es so grandios nervig geschrieben ist, dass ich all die guten Ratschläge nur mit Zähneknirschen je erreichen werde. Wenn überhaupt, das Buch ist gerade unterwegs und wird gelesen, auch wenn der Leser stets betont, Papier zu lieben, so sehe ich ihn denn doch nur mehr mit meinem Gerät. Ich werde wohl ein neues anschaffen müssen, denke ich, und so sparen wir uns also nun die doppelte Anschaffung von Büchern, weil man die nun kopieren kann, und kaufen dafür alle Geräte mehrfach. Ich bin ja nicht gegen Fortschritt, ich bin vielleicht einfach nur blind dafür.

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Ich bin wach und würde gern eines der vorbeifahrenden Autos anhalten, um zu fragen, was zum Geier sie denn mitten in der Nacht da tun, aber ich könnte mich selbst in meinem Schlafanzug wohl selbst eher schlecht erklären dabei.

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Es ist noch kein durchgehender Gedanke, den ich führe, aber ich bin mir schon gefühlsmäßig recht sicher, dass wir alle nicht so schnell denken können, wie wir auf anderen Plattformen schreiben und reagieren, und dass deshalb nur Grütze dabei herauskommt und Frustration, wenn wir die Grütze der anderen lesen und mit eigener schnell geschossener Grütze darauf reagieren. Wir haben damit eine Eigenart des modernen politischen Diskurses übernommen, wie wir sowieso überhaupt übernommen haben, auf Plattformen Politik betreiben zu wollen, und diese Eigenart besteht in der reinen Nutzwertung von Argumenten. Ich will, also suche ich. So sind Proteste einmal zu unkonkret, wenn sie eine bestimmte Regelung zum Ziel haben, aber wenn sie sich gegen alles inklusive der Regierungsziele richten, reicht uns das natürlich, und zuletzt bedankt sich eine Regierung noch dafür und kommt sich überhaupt nicht kritisiert vor. Für mich übrigens ein Zeichen der Wirkungslosigkeit solcher Proteste, denn die wahren Gesetzgeber sitzen ja in der Regierung, und wenn die sich vom Protest bestätigt fühlen oder zumindest so tun, sehe ich keinen Hebel zu einer Veränderung. Ein Argument um die ganze Protestiererei war auch, dass man achtgeben müsse, wer neben und hinter einem her liefe, und zur Not trotz aller Not eben nach Hause gehen, wenn das die Falschen wären. Es gab dann durchaus ein paar Punkte bei denen, die in den anderen Protesten vorne weg liefen, und ich sehe mich ja mehr in der Pflicht, zu prüfen, wem ich nachlaufe, als wer mir vielleicht nachläuft, aber innere Kritik habe ich keine vernommen. Die äußere dafür umso lauter, doch auch hier gilt natürlich, dass Argumente genannt werden und bis in die Haltung hinein aufgeblasen und beschwert, damit sie nicht davonfliegen, wenn sie den eigenen Zielen dienen. Es ist kein Hinterfragen mehr, es ist kein Weiterdenken, und Positionen werden still und heimlich und im Dunkel der Nacht gewechselt, denn von keiner Position aus kann einer alle seine Ziele sehen. Importe von Grundnahrungsmitteln zu fordern, damit die Reichen lernen sollen, dass wir sie nicht klimaschädlich im Inland produzieren, war vermutlich die untere Messlatte des Niveaulimbos, das wir auf diesen Plattformen derzeit produzieren, doch auch wenn ich viel gelesen habe, kann ich kaum sicher sein, es wird ja doch noch viel mehr geschrieben, als einer lesen kann. Und dann zieht die Karawane weiter, sie zerrt einen mit sich, indem sie mit Grütze wirft, auf die man wiederum Grütze wirft, und dabei bin ich noch gar nicht fertig damit, mir eine Meinung zu zurechtzubasteln. Ausserdem spülen, und das ist mittlerweile zur Binse geworden, die viele Grütze und die hohen Wellen, die wir mit unseren Flatterärmchen schlagen wollen, immer die Leichtesten nach oben, die Luftleeren will ich fast sagen, aber ganz sicher die Inhaltslosen. Ich mag ja Wiederkäuer, aber bemüht erklärende Wiederkäuertexte kann ich nicht mit ansehen. Ich lese die Grütze ja trotzdem noch, aber ich möchte gerade keine schnelle Grütze dazuspeien, dann doch lieber noch einen dieser bemüht erklärenden Wiederkäuertexte, wenn auch nur für mich, auf dass sich mal wieder ein Gedanke setzen möge im aufgewühlten, trüben Grützewasser meines Köpfchens.

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Der vielleicht schönste Abend des Jahres, denke ich, an einem hölzernen Tisch, bei dem ich gedankenverloren immer die Krümel in die tiefen Rillen zwischen den Jahresringen schiebe, in die großen Trocknungsrisse, von wo sie wieder jemand heraussaugen muss. Wir spielten Karten, schrieben Zahlen säuberlich auf ein Blatt Papier, und es standen wenige Flaschen herum und viele Gläser, es gab Salzstangen aus einer Plastiktüte, bei denen wir lachen mussten, so lang waren sie schon abgelaufen. Ich habe das ja nicht erreicht, diesen Menschenkreis, der mit mir Karten spielt, und jetzt im Januar ist klar, ich müsste zweiundvierzig werden, um einen dieser Menschen einfach selbst mit zu erschaffen. Und dann noch Jahre warten, bis das Kind Karten halten kann, es ist ein Elend mit dem Altern. Ich versinke ein halbes Stündchen in atemloser Scham darüber, was Magazine zu dem Thema berichten, wie Freundschaften jenseits der vierzig aussehen könnten. Ich habe diese Anwandlungen öfter, und stets fallen mir die wenig gruppenbezogenen Instrumente ein, die ich notdürftig bediene, die Sportarten, die entweder einen Mindestabstand haben oder darin bestehen, das Gegenüber schnell und hart auf einer weichen Matte zum Aufgeben zu bringen, und zuletzt die Berufe, die sich aus eigenen Gedanken speisen oder daraus, sehr lang allein in einer gläsernen Kabine zu sitzen.

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Darüber muss ich wohl eingeschlafen sein, denn mir ist völlig klar, dass ich nun träume. Ich sitze auf einem Fahrzeug und schiebe Silo, ich bin auf der Anlage in einem riesigen Industriegebiet, die ich vor ein paar Jahren mal beliefert habe, und selbst ich erkenne den Zusammenhang, dass ich in den letzten Tagen zwei Mal in der Nähe war, um ein Feuerwehrfahrzeug zur Reparatur dort abzugeben. Es mag ein Wachtraum sein, denke ich, aber immerhin bin ich wohl eingeschlafen, und ich möchte darob die Hand zur Beckerfaust ballen, muss aber doch mit beiden Händen das Fahrzeug bedienen. Ich fahre vor und zurück, ich kann das grüne Gras riechen, und selbst im Traum betone ich, nie davon geraucht zu haben. Ich fahre mit beiden Händen, ich muss ein Radlader sein. Beim Wechsel von der Rückwärts- in die Vorwärtsfahrt sinke ich in den Sitz und wippe und bin mir plötzlich sogar sicher, auf welchem Radlader ich sitze. Ich senke die stählerne Gabel mit den langen Zinken so, dass sie eine Handbreit über dem Asphalt schwebt, um ihn nicht zu zerkratzen, und ich mag dieses Zusammenspiel der Finger mit dem riesigen Hubarm, ich mag den blanken Zylinder mittig vor mir, dessen Bewegungen ich in einer seltsam menschlichen Schleife regle. Die Gabel senkt sich, als ich in den Haufen fahre und das ganze Fahrzeug unter der Last in die Knie geht, die Wandlerkupplung öffnet, die hinteren Räder rutschen ein wenig, während ich und das Fahrzeug die Schwinge leicht anheben, um Last und noch mehr Last zu haben. Die Zinken sind ellenlang und hoch, aus biegsamen Stahl wie Saiten gespannt, und an ihren Kanten kann man noch sehen, wie sie mit einem Wasserstrahl aus riesigen Blechen geschnitten worden sind. Ich überlege, ob sie an allen Seiten gehärtet worden sind, oder nur unten vielleicht, um sie abriebfest zu machen und trotzdem flexibel zu erhalten? Ich muss das nachlesen, notiere ich mir, denn in meinem Traum kann ich selbstverständlich schreiben, während ich die Hände zum Fahren brauche. Ich fahre nicht mehr auf Asphalt, ich bin auf weichem Boden gelandet, die Zinken zu tief, ein Stocken in der Vorwärtsfahrt. Zwei Zinken sind zueinander gebogen, als ich aushebe, zwei nach unten verformt, und ich suche nach einem Stein zum Unterlegen, um die Zinken, die Gabel, die Schwinge und das ganze Fahrzeug draufzustellen und sie zurückzubiegen. Ich weiß nicht, ob das geklappt hat, denn der Wecker klingelt, und wenigstens stehe ich pünktlich auf, damit ich vielleicht heute müde genug bin, um zu schlafen wie ein Mensch.
# |  2 RauchzeichenGas geben


31.01.24, 01:41
Knallwach.
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