Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Sonntag, 21. 01 24

21.01.24, 16:30
Ich habe es gewusst, würde ich fast sagen. Geahnt trifft es wohl besser. Ich bleibe länger, als mir gut tut, stelle mich hinter die leere Bar, will den Abend nicht vergehen lassen, an dem ich die Alten noch einmal stehen, lachen und reden sehe und so gern mit ihnen stehen, lachen und reden möchte. Ich lege dann das Telefon zum Laden in den Flur, weil es wohl sonst die Nacht nicht überstehen würde. Ich wache spät auf, bleibe in der Sonne liegen. Das Telefon blinkt, um zehn vor neun ein Anruf. Keine Nachricht. Von da an bis zur Gewissheit überlege ich, mit wem ich wohl gelacht habe, in dem Moment. Ob ich da das Klebetatoo mit dem kleinen Dino schon auf dem Bauch trug, und das mit dickem Filzstift gemalte Herzchen auf der Wange? Habe ich eine graue Strähne im flackernden, bunten Licht gesehen oder jemanden von früher erzählen hören?
Ich komme, sage ich ins Telefon, und dann wasche ich mir das Gesicht, bis man den Umriss des schwarzen Herzens kaum mehr sehen kann, und immer wieder schaue ich im Spiegel, ob ich nicht doch eine Miene habe. Mein Gesicht bleibt leer, in mir unendliche Einöde. Kurz vor dem Krankenhaus beginnen meine Zähne zu knirschen. Ich würde gern wissen, denke ich, ob ich mein Herz anhalten könnte, mir das Atmen versagen, und vermutlich würde ich diese leere Hülle dann trotzdem noch die endlosen, stillen Treppen nach oben prügeln. Weil ein Gang zu erledigen ist und ich diese Aufgabe habe. Ich möchte irgendwann, schreibe ich auf meine lange Liste, einst darüber nachdenken, wann ich gescheitert bin und wann ich aufgegeben habe.
Ich lehne am Fenster in der Sonne, hinter mir der Skihang unter dem viel zu wenigen Schnee, und sehe auf ein Bett mit allzu vielen Funktionen. Als ich die schwere Tür geöffnet hatte, dachte ich für einen Augenblick daran, was ich erst in diesem Jahr gelernt habe: Dass man für manche Forderung an sich selbst bezahlen muss. Dass nicht alles wieder zuwächst, heilt, mit einer Mütze voll Schlaf und einer Nacht am Tresen vielleicht. Was mir wohl diesmal zerbrechen wird, denke ich in diesem Augenblick. Ich werde es herausfinden, fürchte ich, sobald ich für einen Moment die Gewalt verliere über die endlos müde Hülle, die ich beginne, durch Flure und Formulare zu zerren, über Wege und Abzweigungen, bis einst der Faden reisst, der den Willen ins Fleisch treibt.
# |  3 RauchzeichenGas geben


21.01.24, 14:52
Diese würgende Krankenhauspanik, und mein erbärmlicher Kampf dagegen.
# |  2 RauchzeichenGas geben