Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Donnerstag, 19. 08 10

19.08.10, 11:15 | 'Heller als tausend Sonnen'

Wir erzählen uns Geschichten aus der Zeit, als es diese Wirtschaft noch gab, deren Namen man schon ein Dorf weiter ganz anders ausspricht als hier. Als ich noch abends an die niedrige Hintertür kam, mit einem zugesteckten Kreuzer aus dem Milchkässle meiner Oma, und mir aus den riesigen Gefriertruhen ein Eis aussuchen durfte. Ich habe für den Kreuzer jedes Eis bekommen, das ich mir ausgesucht habe, das kleine am Stiel ebenso wie das große mit der Waffel und den Krokantsplittern, habe mich bedankt und auf die sonnenwarme Mauer der Miste gesetzt, neben die riesige Distel, die dort wuchs, oder auf den alten Nussbaum im Hof, unter dem der Dengelstein lag.
Heute ist die Wirtschaft längst geschlossen. Die letzte der beiden alten Damen kam vor Jahren noch heraus, als ich wieder einmal die Miste leerte, schwer auf ihren Stock gestützt und mit arg schlechten Augen. Sie drückte mir einen Geldschein in die Hand und sagte: "Jede Arbeit ist ihres Lohnes wert." Das hört man oft, wenn sich hier jemand gegen die Bezahlung eines Gefallens wehrt.
Die alten Damen ruhen jetzt, und ihre Enkel öffnen vier Wochen jedes Jahr die Wirtschaft, und davon erhalten sie die Gebäude. Die Wirtschaft selbst, die alte Kegelbahn, den Stall und die Scheune, die zum Hof gehört haben. Und dann sitzen wir da wie unsere Großväter, und es kommen zwei Späte noch herein, gut angeschossen in Latzhosen und Bergschuhen, und sie lamentieren, daß sie ihre Instrumente nicht mit haben an einem Werktagsabend, den sie überall und nirgends ausklingen lassen, und so singen wir halt ohne Begleitung die alten Lieder, und wir lachen und erzählen, damit die Zeit vergeht, aber nicht verschwindet.
# |  4 RauchzeichenGas geben