Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Dienstag, 20. 01 09

20.01.09, 18:01 | 'Heller als tausend Sonnen'
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# |  Rauchfrei | Gas geben

Sonntag, 18. 01 09

18.01.09, 12:51 | 'Heller als tausend Sonnen'
Vierzehneinhalb Kubik, und mich schaudert wohlig, als ich über den kalten, verzinkten Stahl streiche, dessen Hinterteil einen guten Meter aus der Scheuer ragt.

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Ich pfeife dem Hund, und ich weiß nicht, wohin mit mir selbst, als sie mit fliegenden Pfoten und wehendem Schweif auf mich zugerannt kommt, auf mein Pfeifen hin. Ich knie mich neben sie in den Schnee und zause ihr das Fell, während ihre Schnauze sich in meine Achsel drängt, wo sie laut und vergnügt in meine dicke Jacke schnauft. "Schlamper", sage ich zu ihr, und "Zigeuner", und jetzt brauche ich gar nichts mehr.

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Die Tür scharrt schwer über den Boden, die Klinke knarrt von den vielen, die schon die Tür zugezogen haben hinter sich, und ich ducke mich ein wenig unter dem niedrigen Türrahmen. Es ist warm hier drin und hell, und im nächsten Raum verstummt das Klappern und Spielen, abwartend, bis eine Stimme sagt: "Nun schaut mal, wer gekommen ist", und winzige Füße tappen über die Dielen, und ich hebe die beiden hoch in die Luft, puste ihnen ins Haar und meine Finger sind gefangen im Griff dieser kleinen Hände.
Ihr werdet einem Haufen Buben das Leben zur Hölle machen, flüstere ich den beiden zu, und lasse mir Essiggurken vom Teller stehlen von dem Mädchen, das so gern und so selbstverständlich auf meinem Schoß sitzt.
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Montag, 12. 01 09

12.01.09, 11:56 | 'Heller als tausend Sonnen'

(Beweisstück A1.)

(Fortsetzung folgt. Inklusive Gewalt (Snowboards auf Nasen), Sex (kalte Hände reiben), Alkohol (Fünf Eier???) und Drogen (Schokolade).)
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Sonntag, 11. 01 09

11.01.09, 12:12 | 'Heller als tausend Sonnen'
Es ist abends sieben, und ich habe ja noch ewig Zeit.
Wir fahren ja erst um zwei. Oder halb drei. Verflixt. Anrufen und fragen.
Außerdem ist Freitag, und freitags geht man aus. Sonst auch. Aber egal, tut nichts zur Sache. Ich fahre raus zur Hütte. Dunkel. Kalt. Ich mache Feuer, sicher werden die Leute gleich hier aufschlagen, und bis halb drei bekommen wir sicher noch ein Fest zusammen. In den Flaschen ist schon Brei, also fülle ich den Ofen noch einmal auf, und höre dem Prasseln zu. Das Ofenrohr beginnt zu glühen, ganz leicht, ganz sanft.
Es taucht keiner auf, also ziehe ich irgendwann die Tür zu und drücke den Bügel ins Schloß. Ich hole noch meine Jacke aus dem Heizraum, wo sie seit - ach, ich weiß es nicht mehr - hängt. Sie riecht angenehm nach Holz und Rauch, und nach all der Zeit, die wir hier schon gestanden sind, mit Schäferbier und Wärme und Stille.
Die Jacke braucht noch das Winterfutter, denke ich, und das wars dann auch. Fahre ich nun Ski? Oder nur Bus? Aber wenn schon, denke ich. Und Jeans? Oder bin ich etwa alt? Aber der Gedanke an nasse, gefrierende Baumwolle auf meinen Schenkeln schreckt ab, und es ist auch keine Ausfahrt mehr wie die früheren, Parka und Jeans und dicke Socken, heute sind alle perfekt ausgerüstet mit Jacken und Hosen und Accessoires, hol mich der Teufel, das werden Sie hier nie wieder lesen. Jedenfalls überlege ich, was ich mitnehmen könnte, und bleibe beim passenden Buch für die Fahrt hängen. Im jetzigen sind noch knapp hundert Seiten, blättere ich, und beginne zu lesen.
Kurz nach Mitternacht bin ich durch, und da fällt mir auch wieder Ischgl ein. Und meinen Abiturskurs für meine beiden Damen sollte ich ja noch, und da ist die Entscheidung, welches Buch ich mitnehme, schon getroffen. Abituraufgaben zweitausendundsieben, Berufliche Gymnasien. Gnihihi.
Ich bastle das Innenfutter in die Motorradjacke, die gute, die mal was eigenes verdient hat, hier. Ich habe wohl kein anderes Stück so lange getragen, so oft verloren, in Pfützen gelegt, jemandem umgehängt und wiedergefunden. Die Motorradhosen dazu krame ich aus dem Schrank. Die Lederkombi hängt daneben, aber das wäre dann doch zuviel des Guten, denke ich.
Ich suche noch meine Handschuhe, die sich wie immer im Helm verstecken, und meine Mütze, Killer steht drauf, und Loop und ein Fadenkreuz, wie auch immer das kommt, aber Hauptsache schwarz und gestrickt, daß noch etwas Luft an den Kopf kommt.
Ich imprägniere das ganze Zeug noch, mit der Sprühdose auf dem Bett. Blöde Idee, denke ich mir, in Schlafräumen, und reiße die Fenster auf. Im Bad ist es sicher besser, doch auch dort tränen mir die Augen von dem Teufelszeug, und es meuchelt im ganzen Haus, wenn ich die Tür öffne. Also auch hier die Fenster auf. Ich setze mich auf den Wannenrand und warte, bis der Gestank draußen und erfroren ist.
Ich packe noch lange Unterwäsche ein, vorzugsweise einfarbig, fällt mir noch ein, und vielleicht nicht gerade die neongrünen warmen Socken, wenns geht. Ich stopfe das ganze Zeug in meine Tasche, und Wasser und Schokolade, und es ist sowieso schon zwei. Also Kaffee und los. Das Thermometer zeigt fünfzehn linkerhand, und so stehen alle bibbernd vor dem Bus, ohne daß eine Unterhaltung zustandekommt. Saukalt, sagt einer, und der andere nickt. Keiner bietet Bier an, und dann muß es schon sehr kalt sein. Ich stöpsle die Ohrhörer ins Telefon und in meine Ohren, dann ziehts wenigstens da nicht durch.
[wird fortgesetzt]
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Freitag, 9. 01 09

09.01.09, 18:02 | 'Heller als tausend Sonnen'
Ich sitze beim Bauern auf der Eckbank, weil die jungen Wilden nach hinten klettern müssen, und von da können sie nicht flüchten und den Nachschlag verweigern, der einem von allen Seiten aufgetan wird. Schließlich ist man noch jung und kann das vertragen, und daß der Ranzen spannt und so.
"Emmerich?" frage ich, und freue mich wirklich schon.
Die Mädels stürmen ins Esszimmer und rufen nach mir. Sie steigen auf die Eckbank, ich muß nur noch ein ganz klein wenig helfen, sind schließlich fast schon groß mit ihren zweieinhalb. Sie stehen neben mir, die Händchen auf den Tisch gestützt, und patschen in meinen Teller. Ich weiß nichts mehr von der Kälte, ich spüre nur noch die Wärme der zwei, und die Herzlichkeit, in der sie hier aufwachsen, und die auch mich einschließt.
Gemeinsam lassen wir einen Kronkorken ploppen, und ich schiebe den Teller weg und lehne mich zurück. Die, die nach dem Vater kommt, setzt sich auf meinen Schoß und lehnt sich an meine Brust, und uns beiden fallen die Augen zu, während ich einen Arm um sie gelegt habe und ihr ab und zu ins Haar schnaube. Ihre Händchen spielen mit meinem Finger, und ganz langsam gleiten wir beide ein klein wenig nach unten, und ich weiß nicht mehr, wer von uns beiden nun zuerst angefangen hat zu schnarchen.
Der Bauer grinst, heute bin ich mal müde, und Deinen Tag möchte ich nicht haben, denke ich, oder doch, vielleicht, weil ihm all das hier Kraft gibt, und das kann ich dann doch sehen, dazu müssen meine Augen nicht offen sein. Und neben mir spielen sie ein Brettspiel, Weihnachtsgeschenk, doch die Wärme dämpft mich, und die kleinen Atemzüge auf mir werden auch länger und ruhiger.
"Die drei gehören ins Bett", sagt die Mutter, und behutsam gebe ich meinen Schützling ab, trinke mein Bier aus und schließlich hat sie recht.
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Mittwoch, 24. 12 08

24.12.08, 14:31 | 'Heller als tausend Sonnen'
Wer konnte schon ahnen, daß nicht nur die völlig verhunzte Verkabelung Schwierigkeiten machte, sondern auch noch ein Anschluß an der Anlage ein Endgerät zwar telefonieren, aber nicht mehr klingeln ließ?
Zwei Abende auf dem Boden Kabeln nachgerobbt, geflucht, mir den Kopf an der Lampe im Treppenhaus gestoßen, über die hölzernen Stufen gerutscht, durchs Haus gerannt.

Ich liege bäuchlings unter dem Tisch, auf dem Schreibtischstuhl fläzt sich das Mädchen mit dem schiefen Grinsen und erzählt von der Arbeit. "Du hast da was an der Backe", lacht sie, und wischt mit der Hand darüber. Schmierfett, sage ich, und jetzt sind Gesicht und Hände von der gleichen Farbe.

Zum Abschied bekomme ich eine Flasche in die Hand gedrückt. "Lies mal vor, was draufsteht!", sagt er. Aromatisiertes weinhaltiges... fange ich an. Er entreißt mir die Flasche; "Davon wirst Du blind, Junge. Ich hol Dir was Richtiges."
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Sonntag, 21. 12 08

21.12.08, 14:04 | 'Heller als tausend Sonnen'
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Samstag, 20. 12 08

20.12.08, 13:16 | 'Heller als tausend Sonnen'
Bauern finden sich immer, denke ich mir, als ich wohlig benebelt im Zugabteil lümmle, beschirmt, gestützt, befreudet vom Bauern und seinen Helfern. Der Schal steht ihm, denke ich. Schal und Mantel. Hat sicher was mit den Kindern zu tun, und mit dem Erwachsensein, irgendwie. Und zwischen all dem Lachen wird er kurz ernst und sagt, daß er diese Abende mag, daß sie ihm das Leben bedeuten, daß nur zu arbeiten nicht alles ist, auch wenn er sich an der Arbeit so freut, daß manche es nicht glauben können. "Kuhmann" ist ein lob, hier. Ein großes. Hier wird dem Lehrling erklärt, er sei wie eine bestimmte Jungkuh, leistungsfähig und fresslustig, und trotzdem schlägt sie stets das Melkzeug weg, daß man es halten muß. Und immer, wenn man die schöne Jungkuh sieht, muß man ans Melken denken, und an die Schwierigkeiten.

Daß er sich schwer getan hat, sagt er. Und sich übernommen hat. Aber begriffen, rechtzeitig. Und ich schaue ihm in den Bart und in die Augen, und denke mir, daß es mehr Freuden geben muß. Daß man sich nicht nur am Fahren freuen darf, auch an Bilderbücher mit Zwillingen, am Essen mit Freunden, am Lachen und Schwatzen, und am Leben sowieso. Nur nicht mono, denke ich mir.

Zuvor hatten wir uns durch den Weihnachtsmarkt getrunken und gegessen, Engelstränen und Schlotterknie, und ich schaue ja nie in die Stände, weil was sollte ich denn da? So stehen wir an einem wackligen Tisch, und ich zweifle am Markt und an Weihnachten sowieso. Eben ein "Hallo" und "IstdanochPlatzbeieuch", und ich rutsche zur Seite und plötzlich reden wir vom Krautfest und der Grünen Woche und den Fildern und Gelbfüßlern, und als die Stände schließen und wir zum Bahnhof müssen, schreiben die drei ihre Namen und Nummern auf irgendwelche Zettel, Gib mir mal Deinen Schreiber! lachen sie, und ich verspreche Anruf und Besuch und grinse Kraut und Rüben, Bauern finden sich sogar in der Stadt auf dem Weihnachtsmarkt, und ich schiebe die Zettel in die Jackentasche, damit wir loskönnen, loslos, der Zug, der Zug.

Und es spielt keine Rolle, ob ich die Augen offen habe, weil alles verschwimmt. Und auch das spielt keine Rolle, weil da welche sind, die aufpassen, denen ich mit geschlossenen Augen an die Schultern sinken kann. Ich habe das Telefon in der Hand, weil es warm glüht und leuchtet, und wäre da noch eine Stimme, ich würde überfließen vor Wohlsein. Das kleine Apparätchen verschwindet in den riesigen Pranken, und ich schaue ihm zu, wie er vorsichtig tippt und wählt und lauter stellt und plötzlich diese Stimme, lachend und laut und unglaublich schön. Und ich muß singen, singen muß ich, daß es jeder hört, wie schön diese Stimme ist, und dieses Schnaufen, Lachen, Innehalten. Ich deklamiere, wie ich sie kennengelernt habe, ich erzähle den Abend auf dieser Treppe, und unzusammenhängend kann das nur erscheinen, weil der Glühwein fehlt und das Leuchten und Lachen.

Sie hören mir zu, bis ich abbreche, mitten im Satz, weil alles gesagt ist. Der Zug rattert, und ich schaue aus dem Fenster in die fliehende Nacht, und könnte ich weinen, ich würde es tun, oder doch lachen, was weiß denn ich schon? Da sieht er mich an, sehr ernst und sehr gütig, und sagt, daß er sich das schon gedacht hat, als er uns gesehen hat, auf dem Futtertisch stehend. Als wir das Kalb aus der Kuh zerrten, fluchend und kniend und blutverschmiert, und sie da vorn stand und ihre Hand auf der Kuhschnauze liegenließ und murmelte. Ihr passt doch, und Du brauchst keine Tätowierungen und täglich geputzten Autos, das passt nicht und geht nicht gut, sagt er.

Die Treppe knarzt, als ich hinaufsteige, die Hand am Geländer. Und ich denke, daß ich sehr heimisch geworden bin. So schnell verwachsen, so gut gekannt, bekannt, erkannt. Und ich falle ins Bett und irgendwann wird mich das Kreischen der Melkmaschine wecken, oder die knarzenden Treppen vielleicht, und wir werden uns beim Melken Scherze zuwerfen, und beim Christbäume schlagen die nassen Wedel um die Ohren schnalzen lassen und uns angrinsen, wer denn nun bleicher ist von uns beiden. Und beim Kaffee isst von meinem Teller eine Kleine mit, ich schmiere ihr noch ein Stück Zopf und puste ins blonde Haar, bis sie sich kichernd zu mir dreht und mich füttert, wie das nur eine Zweijährige kann. Und ich lehne mich zurück und lasse die Arme sinken, während der Opa auf der Blockflöte spielt und die beiden krähen, und es pocht sehr angenehm in meinem Kopf.
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Sonntag, 14. 12 08

14.12.08, 22:41 | 'Heller als tausend Sonnen'
Ich laufe durchs Dorf zum Stall.





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Freitag, 12. 12 08

12.12.08, 17:24 | 'Heller als tausend Sonnen'
[heart]
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