09.09.14, 12:49 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Am Montagmorgen bin ich um vier wach. Ich liege dann noch eine Weile unter einer viel zu warmen Decke und schaue der Nacht zu, wie sie dem Tag weicht. Um fünf klingelt ein fremder Wecker für mich, ich schnappe mir mein totes Telefon und den Rest meiner verstreuten Habseligkeiten und tappe ins Bad. Keine Zahnbürste, dafür eine Waage. Schon in Schuhen und immer noch mit dem toten Telefon in der Hand stelle ich mich darauf. Siebzig geradeaus. Es ist eben doch ein Unterschied zwischen der massiven Muskulatur, die sich im Klettertraining und am Campusboard bildet, und der säurefesten Ausdauer, die sich beim Radfahren ergibt. Ich mag meinen Körper, denke ich, und ich mag, wie er sich anpasst.
Als ich das Auto starte, ist es zehn nach fünf. Es ist wenig Verkehr, und es ist guter Verkehr heute; ich fahre um sechs ins Erdgeschoß des Parkhauses ein. Schnell genug, daß ich meine Wohnung aufgeben könnte, denke ich, aber dann -. Ich ziehe mir im leeren, dunklen Büro tauglichere Hosen an, spüle die Zähne wenigstens mit Mundwasser durch, das ich hier aufbewahre. Den künstlichen Kantinengeschmack bekämpfe ich ab und zu mit genauso künstlichem blauen, nach Minze riechendem Wasser.
Ich teile mit, daß ich übers Telefon nicht erreichbar bin. Ab und zu schaue ich dann auf den leeren Platz auf meinem Schreibtisch, während ich an meiner Wochenarbeitsliste hin und her hangle, ohne wirklich bei einem Thema einzusteigen. Dringend, wichtig, sofort, aber im Moment mag das nicht recht funktionieren. Eine Nachricht im Entwürfe-Ordner, die ich nicht verschicken mag. Ich würde so gern ein freundliches Lebewohl verschicken, finde aber die Worte nicht.
Ich verabrede mich für fünf, mit c.t., wie immer, wenn ich mit dem Auto in die Stadt muß. Ich gehe um halb fünf und fühle mich wie halbtags, auch wenn ich schon mehr als zehn Stunden hier bin. Effizienz statt Zeit, sage ich mir, aber Effizienz ist eben auch nicht jeden Tag.
Wir sehen uns nicht, wir können uns nicht schreiben, wir treffen uns, als die Kabinentüren hinter uns zufallen. Lachend steigen wir die Treppen hoch.
Zu Beginn klettere ich ein wenig härter, lasse irgendwann nach, als mir die Finger nachgeben. Das sind Deine Touren, und ich gebe mir Mühe, mitzuhalten. Es ginge noch was, denke ich, aber es geht ja immer noch was. Eine Gestalt aus den Augenwinkeln, dunkle, lange Hosen, ein ärmelloses Oberteil. Ich kann Deine Gegenwart immer noch spüren, aber nicht mehr jeder kann sie mir ansehen. Wir reden zwischen den Routen, zu Beginn ich, bis ich leergeredet bin, dann Du mit Deinen Gedanken, Fragen, Geschichten. Ich bin ein guter Zuhörer, wenn ich nichts mehr loswerden muß, und ich bewundere, wie Du das abwartest und mit mir lachst bis dahin.
Ich hänge noch ein wenig, steige am Campusboard, mache Schwimmbewegungen auf der Matte, die Nase nur Zentimeter vom Boden rieche ich den Schweiß und den Staub. Eine Blonde läuft vorbei, und ich bin alt genug, um bauchfrei nicht mehr gut zu finden, obwohl sie es durchaus tragen kann. Ich mag aber hier nicht abgelenkt werden und wende mich wieder ab. Zwei hangeln sich um den Biertisch, lachend, und ich bin kurz davor, sie zu ihren langen Beinen zu beglückwünschen. Konzentration, noch eine Runde an den Ringen. Auf dem Weg zur Hangwaage, auf dem Weg zur menschlichen Flagge. Dann dusche ich ausgiebig, und als ein Mitarbeiter nach dem Licht schauen will, lache ich, daß ich mich auch im Dunkeln waschen kann.
Es ist zehn, als ich in meine Wohnung komme. Sie riecht frisch nach dem gekippten Fenster, und es ist immer noch warm draußen. Ich lade das Ersatztelefon und esse Käse und Oliven aus dem Kühlschrank. Ich bin schon zu müde, um mir Brot zu backen, und ich bin viel zu müde, um das Bier auszutrinken. Meine Decke ist angenehm leicht, und ich muß die englischen Sätze aus "Going Solo" mehrmals lesen, weil mir der Kopf davonschwimmt. Auf dem Ersatztelefon sammeln sich die Nachrichten des Tages. Um elf schlafe ich, und wache erst um sieben wieder auf. Der Nacken ist ein wenig steif, die Finger bewegen sich etwas rauh. Sonst keine Schmerzen.
Als ich das Auto starte, ist es zehn nach fünf. Es ist wenig Verkehr, und es ist guter Verkehr heute; ich fahre um sechs ins Erdgeschoß des Parkhauses ein. Schnell genug, daß ich meine Wohnung aufgeben könnte, denke ich, aber dann -. Ich ziehe mir im leeren, dunklen Büro tauglichere Hosen an, spüle die Zähne wenigstens mit Mundwasser durch, das ich hier aufbewahre. Den künstlichen Kantinengeschmack bekämpfe ich ab und zu mit genauso künstlichem blauen, nach Minze riechendem Wasser.
Ich teile mit, daß ich übers Telefon nicht erreichbar bin. Ab und zu schaue ich dann auf den leeren Platz auf meinem Schreibtisch, während ich an meiner Wochenarbeitsliste hin und her hangle, ohne wirklich bei einem Thema einzusteigen. Dringend, wichtig, sofort, aber im Moment mag das nicht recht funktionieren. Eine Nachricht im Entwürfe-Ordner, die ich nicht verschicken mag. Ich würde so gern ein freundliches Lebewohl verschicken, finde aber die Worte nicht.
Ich verabrede mich für fünf, mit c.t., wie immer, wenn ich mit dem Auto in die Stadt muß. Ich gehe um halb fünf und fühle mich wie halbtags, auch wenn ich schon mehr als zehn Stunden hier bin. Effizienz statt Zeit, sage ich mir, aber Effizienz ist eben auch nicht jeden Tag.
Wir sehen uns nicht, wir können uns nicht schreiben, wir treffen uns, als die Kabinentüren hinter uns zufallen. Lachend steigen wir die Treppen hoch.
Zu Beginn klettere ich ein wenig härter, lasse irgendwann nach, als mir die Finger nachgeben. Das sind Deine Touren, und ich gebe mir Mühe, mitzuhalten. Es ginge noch was, denke ich, aber es geht ja immer noch was. Eine Gestalt aus den Augenwinkeln, dunkle, lange Hosen, ein ärmelloses Oberteil. Ich kann Deine Gegenwart immer noch spüren, aber nicht mehr jeder kann sie mir ansehen. Wir reden zwischen den Routen, zu Beginn ich, bis ich leergeredet bin, dann Du mit Deinen Gedanken, Fragen, Geschichten. Ich bin ein guter Zuhörer, wenn ich nichts mehr loswerden muß, und ich bewundere, wie Du das abwartest und mit mir lachst bis dahin.
Ich hänge noch ein wenig, steige am Campusboard, mache Schwimmbewegungen auf der Matte, die Nase nur Zentimeter vom Boden rieche ich den Schweiß und den Staub. Eine Blonde läuft vorbei, und ich bin alt genug, um bauchfrei nicht mehr gut zu finden, obwohl sie es durchaus tragen kann. Ich mag aber hier nicht abgelenkt werden und wende mich wieder ab. Zwei hangeln sich um den Biertisch, lachend, und ich bin kurz davor, sie zu ihren langen Beinen zu beglückwünschen. Konzentration, noch eine Runde an den Ringen. Auf dem Weg zur Hangwaage, auf dem Weg zur menschlichen Flagge. Dann dusche ich ausgiebig, und als ein Mitarbeiter nach dem Licht schauen will, lache ich, daß ich mich auch im Dunkeln waschen kann.
Es ist zehn, als ich in meine Wohnung komme. Sie riecht frisch nach dem gekippten Fenster, und es ist immer noch warm draußen. Ich lade das Ersatztelefon und esse Käse und Oliven aus dem Kühlschrank. Ich bin schon zu müde, um mir Brot zu backen, und ich bin viel zu müde, um das Bier auszutrinken. Meine Decke ist angenehm leicht, und ich muß die englischen Sätze aus "Going Solo" mehrmals lesen, weil mir der Kopf davonschwimmt. Auf dem Ersatztelefon sammeln sich die Nachrichten des Tages. Um elf schlafe ich, und wache erst um sieben wieder auf. Der Nacken ist ein wenig steif, die Finger bewegen sich etwas rauh. Sonst keine Schmerzen.