Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.

09.08.09, 15:36 | 'Der Vollstaendigkeit halber'
Mist fahren, wie schön.

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Es ist heiß, und die Getränke sind noch im Auto. Statt sie auszuladen, fahre ich lieber Mist. Müssen Sie nicht verstehen. Ich mag es, den Vorschub am Drehrad zu regulieren, bis es dem Motor die Hosen auszieht, bis er kotzt, sagt man hier, und ich juble ihm dann immer zu, was er doch für ein Kämpfer ist. Die Fetzen werden weit geschleudert und überschlagen sich staubend auf der Erde.

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Ballett mit zwei Radladern. Der kleine lädt mit seiner Zahnschaufel die alten Stücke vom Spaltenboden auf und legt sie sanft in die Schaufel des wartenden großen Radladers. Wir grinsen uns an, von Kabine zu Kabine.

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Überhaupt diese leichten Lösungen. Hier wird Beton nicht mehr gebraucht, dort taugt er als Unterbau. Ein wenig Schotter, ein wenig Rütteln, betonieren. Kurzer Dienstweg, ich mag das ja sehr.

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Zwischen uns marschiert stolz der, den wir beobachtet haben. Wir arbeiten dort, wo er ist, und das Beisammensein allein, das reicht ihm schon. Seine Fahne rieche ich schon um elf, als er mir gratuliert.

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Sie räumen die Kisten auf die Terrasse, von der ich sie geholt habe. Die Stühle sind nicht richtig, und überhaupt wird es nicht regnen. Tut es nicht, es hagelt. Es gewittert und gießt, daß die Dachrinnen überlaufen. Dreißig Liter, mal eben, und das Fest ist unter Wasser. Zorn, Zorn, Zorn, und ich brauche diesmal sehr lange und einen Schubs aus dem Telefon, bis ich wieder mal über mich selbst lachen kann.

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Nie wieder. Nie wieder hier. Und dann doch, am Schluß, das selige Gefühl guten Feierns.

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Diese Trennwand, die muß geklärt werden, beschließe ich. Und die Treppe, und die Konsequenzen. Daß ich nicht wiederkommen werde.

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Der Vetter ist der Erste, ohne seine Chefin heute. Er geht wieder, bevor es richtig losgeht, und diese Verschiebung der Prioritäten soll mir Mahnung sein. Doch ach, in welche Richtung, weiß ich nicht.

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Der Bauer und die Bäurin haben mir einen Helm mitgebracht. Pflaster und Flicken und Luftballons darauf, und selbstgebastelte Geschenke liebe ich ja sehr.

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Die Jungens kommen, Flaschen in Händen, das ist so üblich. Die Gespräche werden lauter. Schwung aufnehmen. Es trudeln noch einige ein, die früh wieder gehen, und einige, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Die Leisen vernachlässige ich, und das tut mir leid. Ich wäre gern jeden Tag so, denke ich noch, von Tisch zu Tisch und von Gespräch zu Gespräch.

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Die Lauten kommen, die Lautesten! Sie haben einen Maisstengel mitgebracht. Ich schenke Schnaps aus, der muß weg, rufe ich. Noch mehr Flaschen und ein Männlichkeitsprüfer.

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Laut wird es, und derber. Da sitzt eine, und meine Hand ruht auf ihr. Sie kämpft darum. Ich zeige ihr eins, zwei, drei Räume, mit Abstand. Eine andere ruft nach uns, sie war hier schon! und verzweifelt klingt das.
Ich biete ihr an, dazubleiben, aber da bin ich schon betrunken genug, um das nicht mehr zu meinen. Den Vetter, den geschorenen, den möchte ich umarmen, und noch lange stehe ich winkend im Dunkeln, als sie weggefahren sind.

Und von allem keine Bilder. Ich mag die Leute nicht drängen, nicht bannen. Ich mag es so festhalten, und vielleicht werde ich mich dereinst dafür verfluchen.

Rauchzeichen