Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Mittwoch, 28. 02 24

28.02.24, 08:38
Und dann wurde ich krank. Ich schreibe das noch auf, weil es schon einige Tage her ist, und da ich ja nie, nie krank bin, vergesse ich das Krankwerden und das Kranksein recht schnell. Ist vielleicht auch gesünder so. Jedenfalls wurde ich krank. Ich glaubte das zuerst nicht, es war mehr ein Unwohlsein, eine Unpässlichkeit, und ich kann weder sagen, was genau mir unwohl war, noch wie ich das gespürt haben will. Ich ging also auf die erste Radrunde mit dem neuen Schaltwerk, das beharrlich die Kette einklemmt, und ich fluchte ob der eng überholenden Autos und der klemmenden Schaltung, an der ich während der Fahrt wild herumdrehte. Eine faire Runde in Anbetracht der Technik, und ich konnte mich damit immerhin davon überzeugen, nicht gleich ein neues Rad zu kaufen. Ich schwitzte also im Büro ein wenig nach und sah mir die aufgezeichneten Verläufe an. Trittfrequenz, Puls, Geschwindigkeit, Steigung. Ganz grob könnte man daraus wohl die Leistung rekonstruieren, aber diese spannende Idee verfolge ich nicht. Ich werde immerhin gleich krank. Ich lasse also den Plan für den Abend, an einem der wenigen Stammtische teilzunehmen, die die Coronajahre überstanden haben, fallen, und steige auf den Crosstrainer. Verschwitzt bin ich sowieso, und wollen wir doch mal sehen. Eine gute Runde, und auch hier verbringe ich einige Zeit mit dem Studium der Aufzeichnungen. Nach der Dusche finde ich mich auf dem Sofa wieder. Aber ich werde ja krank, und so langsam beginne ich, das zu glauben. Auf dem Sofa sitzen, was ein kranker Irrsinn. Als ob die Leute kein Büro hätten. Ich verfrachte mich ins Bett und beschließe, am nächsten Tag gesund aufzuwachen. Stattdessen wache ich mitten in der Nacht auf, völlig verschwitzt und durchgefroren. Ich erhöhe also die Anzahl an Decken um eine und stelle den Wecker eine Stunde später. Kurz vor der Not stehe ich dann auf, und es geht mir nicht gut. Ich ziehe alles an, was einigermaßen statthaft ist, und dann setze ich mich in den Lastwagen und fahre Autobahn. An der Raststätte stochere ich in meinem hervorragenden Essen herum und verweigere sogar den Kaffee. Auf nach Hause, sage ich, denn Fahren kann ich immer. Sitz einstellen, Lenkrad greifen, Pedale treten. Keine Ahnung, wie und warum, aber Fahren kann ich immer, und die letzten Versuche, wie lang ich denn fahren kann, habe ich vor fast zwanzig Jahren abgebrochen. Ich hätte noch fahren können, damals. Na gut, ich bin eingeschlafen, aber auch nur, weil mir das Wasser ausgegangen war, das ich mir den Rücken hinuntergekippt habe. Ich hätte sicher noch fahren können. Ich bin dann doch sehr froh, als ich den Lastzug abstellen kann, vereinbare die nächste Stunde vier Tage später, torkle zum Auto, gerate irgendwie nach Hause und ins Bett. Meine Güte. Ich schlafe ein und wache bei Tag auf. Ich schlafe ein und wache bei Nacht auf. Ich trinke Wasser und schwitze weiter. Das kann ich auch im Schlaf. Ich spüre keine Schmerzen, ich bin matt und rege mich furchtbar auf, dass kein Plan zum Kranksein passt. Am Montag stehe ich auf und bin dankbar für den engen Flur, an dessen Wänden ich mich prima festhalten kann. Ich versuche, beim Zähneputzen auf einem Bein zu stehen, aber ich versuche es kein zweites Mal. Ich setze mich an den Schreibtisch, ich lege mich wieder ins Bett. Ich trinke grässlichen Tee gegen den Husten, ich nehme eine Tablette und lese sofort nach, wie wenig hilfreich diese frei verkäuflichen Grippemedikamente sind. Beim Gedanken, mich für ein richtiges Medikament in ein Wartezimmer zu setzen, wird mir etwas schummrig. Ich kenne auch die neuen Abläufe mit der neuen Krankenkasse nicht, und wenn ich auf irgendwas in dieser Welt keine Lust habe, dann sind es Verwaltungsabläufe. Nicht, wenn ich krank bin, und so richtig clever ist das nicht, fällt mir auf. Vielleicht mache ich einmal eine Trockenübung, wenn ich eine neue Brille brauche, und dann überlege ich, ob es die einstellige Kassenzuzahlung wert ist. Natürlich nicht, aber die Übung. Erst, als ich mich nach Tagen wieder besser fühle, ist an einen Arztbesuch zu denken. Ich brauche in den Ferien ja keine Krankschreibung, und es geht mir ja schon wieder besser. Sitzende Tätigkeit, bestätige ich, und dazu gehört für mich auch ein Fahrersitz. Aber laut sage ich das dann lieber nicht. Immerhin geht es mir schon viel besser, fast schon gut. Und überhaupt bin ich ja nie krank, daß ich gar nicht weiß, wie das so ist.
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