Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Mittwoch, 14. 03 12

14.03.12, 21:35 | '10000 lightyears from home'
"Inaktive Sim" sagt das Telefon, und das war es dann auch.

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Im Stall wieder mehr Routine. Mehr Handgriffe, mehr Übersicht, und plötzlich sind die Stunden wieder zu kurz, weil sich dies und jenes aufdrängt. Ein quietschendes Lager. Eine Warnleuchte. Eine dunkle Ecke.

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Den vielleicht letzten Nachtfrost der Saison nutze ich, um frühmorgens zum Gülletrac zu werden. Ich lese von den Nachtschwärmern und von Coolness, von Vorträgen und Feiern und fühle mich ganz wohl so.

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Den beiden, die sich hier niederlassen, gönne ich den Traum. Ich bin dann doch überrascht, wie heruntergekommen das Haus ist. Wir können uns auf dem Balkon aufstellen, einer links, einer rechts, sage ich. Hosen runter, und beide treffen wir in die Nachbargärten. Das lassen wir dann aber doch, weil sich der Bautrupp des vorigen Wochenendes wohl schon als Hausbesetzer vorgestellt und die Nachbarn geärgert hat. Kleinspießeridylle links, mit Schlappen an der Glastür zum Garten, mit akkurater Hecke zum Reihennebenhausterrasse, mit kritischem Blick zu uns staubigen Flegeln. Rechts Grossspießerterrasse, mit schrägem Wintergarten, Riesengrill in Edelstahl, mit Sitzgruppe in Natursteinumfriedung und Gartenhütte. Vielleicht hundert Quadratmeter. Herrjeh. Mein Herz.
Wir reißen also Wände heraus und tragen sie kleingeklopft in Eimern zu den Containern. Und ich muß zugeben, daß ich mir sowas nicht vorstellen kann. Mit Wänden zwei dünne Schläuche von Räumen, duster und eng. Ohne Wände dann schon besser. Viel besser.
Im Keller war ein Räucherofen eingemauert. Da gab es nichts, das waren eben ein paar Ziegel. Und unterm Dach macht der Kamin einen Versatz in zwei Richtungen. Wir klopfen alles weg, auch die Abtrennungen im Gewölbekeller. Nur den hundert Jahre alten Most, den lasse ich stehen und schließe ganz vorsichtig das Fass wieder, bevor ich alle Fenster aufreiße. Hallelujah!
In der Küche ein Radler, und er bietet mir ein Zimmer an. Kann man immer brauchen.
Nicht hier, denke ich. Nicht hier, nicht hundert Kilometer von zu hause.

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Abends werden wir an der Tür begrüßt. Die Freundin ist weg, der Bruder ist da. Ich weiß nichts zu sagen. Die Bilder an der Wand sind umgedreht. Beim dritten Spiel werde ich müde und vergesse, wer am Zug ist.
Ich bin ein guter Verlierer. Ich bin ein schlechter Spieler.

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Auf der "Chronik" eines Toten nur noch sein tägliches automatisches Horoskop. Es sieht nach Glück aus. Zwei Monate weiter hinten der letzte, der sich hier von ihm verabschiedet. Wie klein die Menschen aussehen zwischen den Maschinenbotschaften. Wie unpassend ihre Bilder sind, die sie lachend zeigen, tanzend, Arm in Arm.
Das Leben geht weiter.

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Montags bin ich mir immer sicher.

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Ein wahnwitziger Streit. Nach einem Tag weiß ich den Grund nicht mehr, und ich möchte darin ein gutes Zeichen sehen.

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Da reißt einer ein Haus weg, und ein anderer hilft ihm. Ein Architekt, ein Professor, und dann ich. Ich säge die Balken ab und reiße das Garagentor aus der Verankerung. Den eisernen Sturz schlage ich aus der Wand. Ich klopfe mir den Staub aus den Hosen, bevor ich ins Auto steige, und denke, daß man irgendwann nicht mehr bauen sollte, wenn man kein Bauigel ist. Bau, bis Du dreißig bist. Und dann tu etwas anderes.

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Dreißig. Oha.

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Die zerlegte Funkuhr harrt noch ihrer Verwertung.

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Geld für ein Hobby ausgeben. Für ein Späßchen. Klappt mal so, mal so.

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Meine Entfaltung ist zu gering, und das kann man auch ausrechnen.
Ich fahre zu schnell mit den großen Blättern. Selbst bei den üblichen zweistellig-prozentigen Steigungen kann ich nicht langsamer. Keine Gänge, keine Kekse. Und dann bin ich kaputt und wundere mich. Sechsundzwanzigdrei, sagt das Streicheltelefon, und das im März.
Ich hatte einmal einen Lehrer, der mir die kleinen Gänge pries. Die ersten tausend im Ersten, war seins. Dann tausend mit links, und tausend mit rechts. Dann loslegen. Ich habe diesen Sport dann für Jahre außer Acht gelassen.

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Ist all das nicht vielleicht der sinnlose, verzweifelte Versuch, kein leeres Leben zu führen?

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And when you think you've got it all worked out
That's probably when they'll put you in the ground
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Eine Strömungsgleichung, an der ich mir schon länger die Zähne ausbeiße: Saint-Venant-und-Wantzel. Und das als Ingenieur.

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Mehr Höhere Mathematik.

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Mehr Wald.

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Die Großmutter wird fünfundachtzig. Der Großvater neunzig. Sieht doch alles so schlecht nicht aus.

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Am Telefon stört sich einer daran, daß man jungen Bauern vorspiegle, ein Mann könne dreihundert Kühe. Ich bin mir nicht sicher, ob ein Mann dreihundert Kühe kann. Aber ich weiß, daß jeder Stall einen Mann ausfüllt. Es gibt immer mehr Arbeit als Arbeiten. Immerhin das habe ich gelernt. Und das mag ich.
# |  Rauchfrei | Gas geben


14.03.12, 20:05 | 'Das Auge des Betrachters'

Texas-Jim declares war. Oder: Ein Texaner sieht rot. Viel ist nicht passiert, die Nase ist in ihrer Grundstruktur unbeschädigt. Ein Andy Warhol hätte sicher mehr herausgeholt. Seien wir also froh, daß der Gegner kein Künstler war, sondern seines Zeichens nur ein Rindvieh.


Was Sie hier sehen, ist erstens ein Fehler: Kurze Hosen. Dazu ist es noch zu kühl. Dann sehen Sie ein etwas seltsames Konstrukt, das es mir erlauben soll, mit dem Lenker ein wenig zu probieren. Das Straßenrad ist mir nämlich irgendwie zu lang, zu tief, zu gestreckt. Das sieht nun sicher etwas seltsam aus, aber immerhin waren auf Anhieb einige Kilometer möglich, ohne daß ich mir mein schwarzes Rad herbeigesehnt hätte. Schauen wir mal, was sich auf dem Arbeitsweg ergibt. Mein Dank für Adapter und Vorbau geht jedenfalls an den edlen Spender!
# |  3 RauchzeichenGas geben