... Vorwärts fahren
05.10.09, 22:55 | 'Das Auge des Betrachters'
Mal eben ins Allgäu, Traktoren fotografieren.
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Schnell packe ich meine Tasche. Drei Tage, also. Ich fahre den Schrank mit den Händen ab und werfe das Nötigste in die große Tasche. Ich werde nicht die Hälfte davon brauchen, und trotzdem die Badeschlappen und die Jacke vermissen. Ich besitze gar keine Badeschlappen. Und die Jacke hätte sowieso nicht in die Tasche gehört.
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Die neue Tasche ist viel zu groß. Mit Schlafsack und Isomatte ist sie nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Laut ratternd holpert sie hinter mir her und versucht ständig, von ihrer schmalen Achse auf die Straße zu fallen. Ich nehme sie an den zu langen Handgriffen hoch, damit sie mir bei jedem Schritt in die Kniekehlen schlagen kann. Einen Schulterriemen kann man nirgends befestigen. Ich hasse Geburtstagsgeschenke.
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Am Schulhof warten schon einige. Mit noch größeren Taschen, und den Schlafsäcken dazu. Immer wieder fährt ein Auto vor, einer steigt aus und nimmt eine weitere riesige Tasche aus dem Kofferraum. Das Auto fährt davon. Hätte mir auch einfallen können.
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Einem, der früher Feind war, schaue ich in die Augen. Messen. Wie geht er mich diesmal an? Wer ist gewachsen, in den Jahren? Er schaut zu Boden, ich atme auf. Öffne die geballte Faust. Ob ich ihn angeknurrt habe, weiß ich nicht mehr.
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Ein Rahniger mit Hut und einem winzigen Tonkrug um den Hals lädt mich zum Schnaps ein.
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Ein Passant. Ein älterer Mann, hager und groß. "Wo geht's denn hin?" spricht er mich freundlich an. "Ausflug", antworte ich knapp.
"Wäre schön gewesen, hätte man das zuvor gewusst" lächelt er. "Warum?" frage ich, wie immer. Ich stelle Gegenfragen, statt zu antworten, und meistens frage ich nicht einmal. Warum.
"Ach, des Frühstücks wegen" sagt er, und die großen Gründe drängen sich unausgesprochen um den kleinsten herum. "Ich habe doch seit Jahren nicht mehr mit euch gefrühstückt", sage ich zu einem Herumstehenden, und erst da merke ich, wie bitter ich bin. Wie gallig, abweisend, und ich schäme mich fast. Ich möchte noch etwas sagen, die Schärfe weichscherzen, doch mein Vater geht schon weiter. Ein älterer Mann, hager und groß und leicht gebeugt.
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Wir beladen den Bus, der Mittelgang voll Kisten, und alles noch einmal, nur diesmal quer.
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Einige sehe ich nur noch selten. Wie die alle Partner gefunden haben, denen man es nie zugetraut hatte. Wie sie genau die zu hause lassen, und ich frage mich, ob ich nicht etwas sehr Grundsätzliches mißverstanden habe.
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Wochen zuvor: Ich sehe spät in der Nacht die ersten Gleichwertigen. Denen ich die Partnerschaft ansehe, und bei denen ich keinen einseitigen Nutzen riechen kann. Engumschlungen tanzten sie, und ich kam nicht umhin, an der Bar lehnend und bis zur Klarheit betrunken, sie zu bedauern. Was, wenn einer verlassen wird von einem Gleichwertigen? Muß das nicht der eine, der tödliche Schlag sein, zu sehen, daß es keinen Grund gibt? Daß keiner die Schultern zucken kann und alles lange vorhergesehen haben? Muß nicht die Drohung, die Gebärde dieses Schlags, sie lähmen und zurückschrecken lassen? Das Gleichgewicht verspricht Ewigkeit, und was, wenn es sie nicht -?
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Kurzärmelig fröstle ich mit meiner Tasche. Es ist dunkel, wie Schafe stehen wir auf einem Parkplatz. Ab und an ploppt ein Kronkorken. Zwei Kleinbusse fahren vor, und wie Schafe werden wir hineingepfercht.
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Ich trabe hinterher, will mich nicht orientieren. In der Herdenmitte bleiben, geborgen sein. Ich werfe meine Tasche auf ein Stockbett, oben, welch Ehrgeiz der Jugend stak darin, im oberen Bett liegen zu dürfen? Im Aufenthaltsraum Spiele, an den Tischen Gelächter. Überhaupt die ganze Zeit, über allem, lautstarkes Gelächter. Ich möchte die Gruppen zählen, die Alten von den Jungen trennen, und die Dörfelnden von den Städtelnden, doch ich werde sehr müde dabei, und sowieso mischt und wirbelt alles, und ich denke noch, daß ich diese Musik schon lange nicht mehr gehört habe und wieso eigentlich.
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Ein Kronkorken ploppt und fliegt mir an die Nase. Ich schlage die Augen auf. "Frühstückshälbchen?" fragt grinsend einer von gegenüber, und wir fotografieren uns gegenseitig. Das machen wir sehr oft an diesem Wochenende. Ich glaube, wir sind Freunde.
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Ein Pärchen in einem Achtzig-Zentimeter-Bettchen. Daneben noch eines. Die vier haben als einzige Bettwäsche dabei, und welcher Teufel hat es angestellt, mich Schaf ins Pärchenzimmer zu quetschen?
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Kaffee coretto.
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Hochseilgarten. Was die beiden Artisten mit Geschicklichkeit und affenartiger Geschwindigkeit vorlegen, gleiche ich mit Kraft und Beharrlichkeit aus, und so jagen sie mich vor ihnen her durch die Baumgipfel, und ich hatte selten mehr Spaß. Als keiner zusieht, entsichern wir und fühlen die Strömung.
Meine alte Lieblingshose hat ein neues Loch, mein Taschenmesser ist aus der gelben Plastikkiste verschwunden, und wir geben als letzte unsere Gurte ab und suchen nach den anderen, die in der Sonne trinken.
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Der Trainer, der uns die Gurte anlegt, hat ein sehr verquollenes Gesicht, halb überwuchert von Verwachsungen. Mit Lust und Kraft führt er uns durch den kurzen Lehrpfad und lässt uns dann laufen.
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Sie sitzen vor der Mittelstation, in unterschiedlichen Stadien der Zerstörung. Zum Mittag haben sie dem Alleinunterhalter mit seiner Quetsche noch vorgetanzt und die Besucher unterhalten.
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Die Nachbarlandjugend steht hinter uns in der Schlange, und ich rede mit einer Schäferstochter. Ich fahre allein, sage ich zu ihr, als sie fragt. Ich mag keine Rodelbahnen, stelle ich fest, und dann muß es auch noch die längste sein.
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Kein Erlebnis in der Erlebnisbrauerei. Schön, trotzdem, und das Essen ist wundervoll. Muß man ja auch mal sagen.
Der Wirt spendiert eine Runde, und ich bin ganz ruhig. Ich mag keine Schnäpse, und früher habe ich das lautstark bekundet. Heute lasse ich das Gläschen stehen und bleibe still. Mir gegenüber sitzt wieder der Rahnige und schüttet sich die Gläschen in den Rachen, eines nach dem anderen schieben sie ihm zu. Seine Freundin will ihn bremsen, doch er hält sie lachend auf: "Never touch a running system!" und das Johlen hallt im Gewölbe.
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Der Hüttenabend zerfasert. Die einen schreien und toben, die anderen sitzen. Die genervten Nachbargruppen kommen nicht gegen uns an. "Wann gibt es Essen?" frage ich unseren Vorstand, und als er die Schultern zuckt, gehe ich eben selbst in die Küche. Unser Mitgebrachtes ist in Folien verpackt und einfach zu kochen. Einer klaut mir eine Knoblauchzehe und isst sie aus der Hand. Dann eben ohne Knoblauch, denke ich, und meine Peperoni hat er ja zum Glück übersehen. Das Essen wird übrigens gelobt und die Reste am nächsten Morgen gerne genommen.
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Wieder werde ich müde, und als ich aufwache ist es dunkel. Nicht leise, aber dunkel. Ich nehme eines mit in den Schlafsack, und von irgendwoher ein Buch. Ich habe selbst keines dabei, und auch keine Ohrhörer, ich wollte doch nicht alleine sein, mich nicht absondern.
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Auf fast allen Bildern Gesichter.
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All die Szenen, die außen vor blieben. Die nicht mir passiert sind, die ich vielleicht nicht einmal gesehen habe. Die zuzuordnen wären. Die nicht schriftreif zu bekommen sind, die einfach erlebt und erzählt bleiben müssen. Nicht festgehalten.
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Immer wieder der "Böhmische Traum". Dazwischen "Das geht ab", und ich frage mich, was genau eine Generation ist.
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Acht Nackte im Whirlpool. Wir stolzieren, die Handtücher um die Schultern gelegt. Panoramasauna, und zum Glück bin ich kurzsichtig. Ein älterer Herr legt seine Brille nicht ab.
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Ich döse auf einer Liege und schrecke immer wieder auf, wenn eine Gruppe Mädchen auf den Fliesen vorbeiklatscht. Diese Gewohnheit möchte ich in Frage stellen, möchte Reflex und Erlerntes trennen, doch ich bin auch sehr müde.
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Anfang Oktober in der Badehose draußen auf einer Wiese sitzen, die Alpen im Blick. Mitgebrachtes aus Flaschen. Im Liegen schluckt er, und den Rest trinken sie aus der Grube an seiner Kehle. Die Wespen umsummen ihn fröhlich. Oben die Nacktbar, und immer wieder Handtücher.
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Einer schläft im Dampfbad ein. Einen anderen haben wir im Bus vergessen. Wir holen ihn ab, als uns das auffällt. Ein Glück, er schläft noch.
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Gruppenbild mit Fehler.
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Der bullige Jungspund, die Faust erhoben.
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Wie sie der Alkohol fällt.
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Irgendwie bin ich froh, daß ich keinen einzigen der Bolzen selbst gedreht habe. Mich nur amüsiert. Durchdrehen, aber wenn man es sich genau besieht, geht bei uns nicht viel zu Bruch. Eine Scheibe, ein Finger, Kleinigkeiten. Sie können uns nicht böse sein, irgendwie, auch wenn wir nie irgendwo wiederkommen dürfen.
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Die Altersgruppen trennen sich doch, irgendwann. Und vermischen sich wieder. Wie unterschiedlich sie trinken.
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Ich stehe verwirrt an einem Gatter. Fünfzig Pfennig, eine Mark also. Ich halte den Betrieb auf, bemerke ich, als eine unserer Damen mir ein Geldstück leiht. Ich folge ihr blind, und lange betrachte ich fasziniert die sich drehende Brille. Ein ratternder Automat reinigt sie, mehr schlecht als recht. Ich öffne die Tür, die Damen lachen. Es sind sehr viele, denke ich noch, als ich nach draußen gehe. Ich grüße freundlich.
In Hundertwasser-Raststätten kann ich nicht einmal die Schilder lesen, und als ich wieder am Bus bin, wissen schon alle Bescheid. Mein kleiner Bolzen, denn irgendwas ist ja immer.
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Als ich gehe, meine zu große Tasche schwenkend, stolpert einer und fällt. Der Bus fährt an mir vorbei in die Nacht, ich winke ihm mit der Flasche nach.
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Ich habe viel übers Erwachsensein nachgedacht. Über Stadien. Über richtige und falsche Paare. Nicht falsch, nur noch nicht eingespielt. Sie bekommt feuchte Augen, er testet Grenzen. Wie sie achtgeben. Wie frei die anderen beiden sind. Wie frei der, der allein dabei ist. Wie sie altern, wie sie sich entwickeln, und ich bin fern jeder Überheblichkeit dabei.
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Ich habe eine rote Decke aus Synthetiksamt, die mir nicht gehört. Doch woher, und wieso in meiner Tasche?
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Neben der Autobahn pflügt jemand, und ich vermisse den Stall.
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Was ist noch Selbstschutz, wo fängt die bewußte Grausamkeit an? Vier Wochen noch, und doch wissen sie nichts.
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Schnell packe ich meine Tasche. Drei Tage, also. Ich fahre den Schrank mit den Händen ab und werfe das Nötigste in die große Tasche. Ich werde nicht die Hälfte davon brauchen, und trotzdem die Badeschlappen und die Jacke vermissen. Ich besitze gar keine Badeschlappen. Und die Jacke hätte sowieso nicht in die Tasche gehört.
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Die neue Tasche ist viel zu groß. Mit Schlafsack und Isomatte ist sie nicht einmal zur Hälfte gefüllt. Laut ratternd holpert sie hinter mir her und versucht ständig, von ihrer schmalen Achse auf die Straße zu fallen. Ich nehme sie an den zu langen Handgriffen hoch, damit sie mir bei jedem Schritt in die Kniekehlen schlagen kann. Einen Schulterriemen kann man nirgends befestigen. Ich hasse Geburtstagsgeschenke.
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Am Schulhof warten schon einige. Mit noch größeren Taschen, und den Schlafsäcken dazu. Immer wieder fährt ein Auto vor, einer steigt aus und nimmt eine weitere riesige Tasche aus dem Kofferraum. Das Auto fährt davon. Hätte mir auch einfallen können.
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Einem, der früher Feind war, schaue ich in die Augen. Messen. Wie geht er mich diesmal an? Wer ist gewachsen, in den Jahren? Er schaut zu Boden, ich atme auf. Öffne die geballte Faust. Ob ich ihn angeknurrt habe, weiß ich nicht mehr.
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Ein Rahniger mit Hut und einem winzigen Tonkrug um den Hals lädt mich zum Schnaps ein.
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Ein Passant. Ein älterer Mann, hager und groß. "Wo geht's denn hin?" spricht er mich freundlich an. "Ausflug", antworte ich knapp.
"Wäre schön gewesen, hätte man das zuvor gewusst" lächelt er. "Warum?" frage ich, wie immer. Ich stelle Gegenfragen, statt zu antworten, und meistens frage ich nicht einmal. Warum.
"Ach, des Frühstücks wegen" sagt er, und die großen Gründe drängen sich unausgesprochen um den kleinsten herum. "Ich habe doch seit Jahren nicht mehr mit euch gefrühstückt", sage ich zu einem Herumstehenden, und erst da merke ich, wie bitter ich bin. Wie gallig, abweisend, und ich schäme mich fast. Ich möchte noch etwas sagen, die Schärfe weichscherzen, doch mein Vater geht schon weiter. Ein älterer Mann, hager und groß und leicht gebeugt.
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Wir beladen den Bus, der Mittelgang voll Kisten, und alles noch einmal, nur diesmal quer.
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Einige sehe ich nur noch selten. Wie die alle Partner gefunden haben, denen man es nie zugetraut hatte. Wie sie genau die zu hause lassen, und ich frage mich, ob ich nicht etwas sehr Grundsätzliches mißverstanden habe.
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Wochen zuvor: Ich sehe spät in der Nacht die ersten Gleichwertigen. Denen ich die Partnerschaft ansehe, und bei denen ich keinen einseitigen Nutzen riechen kann. Engumschlungen tanzten sie, und ich kam nicht umhin, an der Bar lehnend und bis zur Klarheit betrunken, sie zu bedauern. Was, wenn einer verlassen wird von einem Gleichwertigen? Muß das nicht der eine, der tödliche Schlag sein, zu sehen, daß es keinen Grund gibt? Daß keiner die Schultern zucken kann und alles lange vorhergesehen haben? Muß nicht die Drohung, die Gebärde dieses Schlags, sie lähmen und zurückschrecken lassen? Das Gleichgewicht verspricht Ewigkeit, und was, wenn es sie nicht -?
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Kurzärmelig fröstle ich mit meiner Tasche. Es ist dunkel, wie Schafe stehen wir auf einem Parkplatz. Ab und an ploppt ein Kronkorken. Zwei Kleinbusse fahren vor, und wie Schafe werden wir hineingepfercht.
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Ich trabe hinterher, will mich nicht orientieren. In der Herdenmitte bleiben, geborgen sein. Ich werfe meine Tasche auf ein Stockbett, oben, welch Ehrgeiz der Jugend stak darin, im oberen Bett liegen zu dürfen? Im Aufenthaltsraum Spiele, an den Tischen Gelächter. Überhaupt die ganze Zeit, über allem, lautstarkes Gelächter. Ich möchte die Gruppen zählen, die Alten von den Jungen trennen, und die Dörfelnden von den Städtelnden, doch ich werde sehr müde dabei, und sowieso mischt und wirbelt alles, und ich denke noch, daß ich diese Musik schon lange nicht mehr gehört habe und wieso eigentlich.
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Ein Kronkorken ploppt und fliegt mir an die Nase. Ich schlage die Augen auf. "Frühstückshälbchen?" fragt grinsend einer von gegenüber, und wir fotografieren uns gegenseitig. Das machen wir sehr oft an diesem Wochenende. Ich glaube, wir sind Freunde.
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Ein Pärchen in einem Achtzig-Zentimeter-Bettchen. Daneben noch eines. Die vier haben als einzige Bettwäsche dabei, und welcher Teufel hat es angestellt, mich Schaf ins Pärchenzimmer zu quetschen?
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Kaffee coretto.
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Hochseilgarten. Was die beiden Artisten mit Geschicklichkeit und affenartiger Geschwindigkeit vorlegen, gleiche ich mit Kraft und Beharrlichkeit aus, und so jagen sie mich vor ihnen her durch die Baumgipfel, und ich hatte selten mehr Spaß. Als keiner zusieht, entsichern wir und fühlen die Strömung.
Meine alte Lieblingshose hat ein neues Loch, mein Taschenmesser ist aus der gelben Plastikkiste verschwunden, und wir geben als letzte unsere Gurte ab und suchen nach den anderen, die in der Sonne trinken.
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Der Trainer, der uns die Gurte anlegt, hat ein sehr verquollenes Gesicht, halb überwuchert von Verwachsungen. Mit Lust und Kraft führt er uns durch den kurzen Lehrpfad und lässt uns dann laufen.
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Sie sitzen vor der Mittelstation, in unterschiedlichen Stadien der Zerstörung. Zum Mittag haben sie dem Alleinunterhalter mit seiner Quetsche noch vorgetanzt und die Besucher unterhalten.
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Die Nachbarlandjugend steht hinter uns in der Schlange, und ich rede mit einer Schäferstochter. Ich fahre allein, sage ich zu ihr, als sie fragt. Ich mag keine Rodelbahnen, stelle ich fest, und dann muß es auch noch die längste sein.
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Kein Erlebnis in der Erlebnisbrauerei. Schön, trotzdem, und das Essen ist wundervoll. Muß man ja auch mal sagen.
Der Wirt spendiert eine Runde, und ich bin ganz ruhig. Ich mag keine Schnäpse, und früher habe ich das lautstark bekundet. Heute lasse ich das Gläschen stehen und bleibe still. Mir gegenüber sitzt wieder der Rahnige und schüttet sich die Gläschen in den Rachen, eines nach dem anderen schieben sie ihm zu. Seine Freundin will ihn bremsen, doch er hält sie lachend auf: "Never touch a running system!" und das Johlen hallt im Gewölbe.
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Der Hüttenabend zerfasert. Die einen schreien und toben, die anderen sitzen. Die genervten Nachbargruppen kommen nicht gegen uns an. "Wann gibt es Essen?" frage ich unseren Vorstand, und als er die Schultern zuckt, gehe ich eben selbst in die Küche. Unser Mitgebrachtes ist in Folien verpackt und einfach zu kochen. Einer klaut mir eine Knoblauchzehe und isst sie aus der Hand. Dann eben ohne Knoblauch, denke ich, und meine Peperoni hat er ja zum Glück übersehen. Das Essen wird übrigens gelobt und die Reste am nächsten Morgen gerne genommen.
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Wieder werde ich müde, und als ich aufwache ist es dunkel. Nicht leise, aber dunkel. Ich nehme eines mit in den Schlafsack, und von irgendwoher ein Buch. Ich habe selbst keines dabei, und auch keine Ohrhörer, ich wollte doch nicht alleine sein, mich nicht absondern.
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Auf fast allen Bildern Gesichter.
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All die Szenen, die außen vor blieben. Die nicht mir passiert sind, die ich vielleicht nicht einmal gesehen habe. Die zuzuordnen wären. Die nicht schriftreif zu bekommen sind, die einfach erlebt und erzählt bleiben müssen. Nicht festgehalten.
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Immer wieder der "Böhmische Traum". Dazwischen "Das geht ab", und ich frage mich, was genau eine Generation ist.
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Acht Nackte im Whirlpool. Wir stolzieren, die Handtücher um die Schultern gelegt. Panoramasauna, und zum Glück bin ich kurzsichtig. Ein älterer Herr legt seine Brille nicht ab.
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Ich döse auf einer Liege und schrecke immer wieder auf, wenn eine Gruppe Mädchen auf den Fliesen vorbeiklatscht. Diese Gewohnheit möchte ich in Frage stellen, möchte Reflex und Erlerntes trennen, doch ich bin auch sehr müde.
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Anfang Oktober in der Badehose draußen auf einer Wiese sitzen, die Alpen im Blick. Mitgebrachtes aus Flaschen. Im Liegen schluckt er, und den Rest trinken sie aus der Grube an seiner Kehle. Die Wespen umsummen ihn fröhlich. Oben die Nacktbar, und immer wieder Handtücher.
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Einer schläft im Dampfbad ein. Einen anderen haben wir im Bus vergessen. Wir holen ihn ab, als uns das auffällt. Ein Glück, er schläft noch.
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Gruppenbild mit Fehler.
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Der bullige Jungspund, die Faust erhoben.
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Wie sie der Alkohol fällt.
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Irgendwie bin ich froh, daß ich keinen einzigen der Bolzen selbst gedreht habe. Mich nur amüsiert. Durchdrehen, aber wenn man es sich genau besieht, geht bei uns nicht viel zu Bruch. Eine Scheibe, ein Finger, Kleinigkeiten. Sie können uns nicht böse sein, irgendwie, auch wenn wir nie irgendwo wiederkommen dürfen.
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Die Altersgruppen trennen sich doch, irgendwann. Und vermischen sich wieder. Wie unterschiedlich sie trinken.
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Ich stehe verwirrt an einem Gatter. Fünfzig Pfennig, eine Mark also. Ich halte den Betrieb auf, bemerke ich, als eine unserer Damen mir ein Geldstück leiht. Ich folge ihr blind, und lange betrachte ich fasziniert die sich drehende Brille. Ein ratternder Automat reinigt sie, mehr schlecht als recht. Ich öffne die Tür, die Damen lachen. Es sind sehr viele, denke ich noch, als ich nach draußen gehe. Ich grüße freundlich.
In Hundertwasser-Raststätten kann ich nicht einmal die Schilder lesen, und als ich wieder am Bus bin, wissen schon alle Bescheid. Mein kleiner Bolzen, denn irgendwas ist ja immer.
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Als ich gehe, meine zu große Tasche schwenkend, stolpert einer und fällt. Der Bus fährt an mir vorbei in die Nacht, ich winke ihm mit der Flasche nach.
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Ich habe viel übers Erwachsensein nachgedacht. Über Stadien. Über richtige und falsche Paare. Nicht falsch, nur noch nicht eingespielt. Sie bekommt feuchte Augen, er testet Grenzen. Wie sie achtgeben. Wie frei die anderen beiden sind. Wie frei der, der allein dabei ist. Wie sie altern, wie sie sich entwickeln, und ich bin fern jeder Überheblichkeit dabei.
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Ich habe eine rote Decke aus Synthetiksamt, die mir nicht gehört. Doch woher, und wieso in meiner Tasche?
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Neben der Autobahn pflügt jemand, und ich vermisse den Stall.
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Was ist noch Selbstschutz, wo fängt die bewußte Grausamkeit an? Vier Wochen noch, und doch wissen sie nichts.
05.10.09, 16:25 | 'Keep on ploughing'
Und trenne das Ziel vom Ergebnis! Verfolge das Ziel, doch zerstöre nicht das Ergebnis. Sehe die Unterschiede, und mache Dir klar, ob sie bedeutsam sind. Passe das Ziel dem Ergebnis an, passe das Ergebnis dem Ziel an, und sei Dir der Folgen stets bewußt. Trauere nicht!
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