Dieseldunst
I'd rather be a forest than a street.
Sonntag, 21. 12 08

21.12.08, 14:04 | 'Heller als tausend Sonnen'
# |  4 RauchzeichenGas geben


21.12.08, 12:46 | 'I see a red girl and I want to paint her black'


Sie sah ein klein wenig aus wie Emily Haines, wie sie da konzentriert an ihrem Keyboard saß, und ihre Band dirigierte.

Überhaupt Nostalgie. Man geht da hin mit einer Vorfreude, die sich an dem ausrichtet, was man dort schon erlebt hat. All die Feste, die Ausfälle und Aussetzer, das brutale Umarmen bester Freunde, wütende Diskussionen auf dem Parkplatz, all das, Dorfjugend galore. Wie sich die Kreise schneiden, die einen trifft man sicher hier, die anderen sicher nicht. Wie man zwischen den Kreisen umhergeht, hier und dort ist, Bestandteil, und doch ungezwungen. Damals kam man irgendwie her, man blieb und blieb und schlief dann irgendwo, in Wohnzimmern, Bauwägen, Kinderzimmern.

Es ist alles sehr komprimiert, hier. Das Vergangene. Sehr gegenwärtig. Menschen, die ihren Zauber verloren haben. Menschen, deren Zauber noch immer wirkt.
Schelmisch grinst er mich an, wir fahren später noch in die Disco, ja? Mit ein paar Mädels, wie früher! Ja, lache ich, und weiß doch.
Sie stößt mir eine Flasche in die Seite, das Mädchen, das mich einst auf die Alb trieb. Komm zu mir, im Sommer, da ist es schön!
Seine Augen glänzen, seine Geschichten habe ich schon gehört. Das macht nichts, sie gefallen mir, und Bauern reden winters eben vom Sommer.
Mein rotes Unglück taucht auf, verschwindet, nimmt meine Jacke mit. Ihre Bewegungen sind schnell, ihr Quasseln ein Maschinengewehr, ihr Lachen ein Feuerwerk. Wohin, ich weiß es nicht, muß ich nicht wissen.
Ein Zeigefinger an meiner Nase: Da, Dein Kumpel. Ich schaue mich um, doch da ist niemand, den ich noch kenne. Sie schaut enttäuscht, doch mehr ist nicht geblieben. Da ist noch Wut, aber die werde ich nicht teilen.
Kommst Du an Silvester? Eine schwarze Mähne schmiegt sich an meine Schulter. Da feiere ich meinen Geburtstag. Ich lade die anderen ein, verspreche ich, wissend, daß sie nicht kommen werden. Falsches Wort zur falschen Zeit, und mit Kraft und Beruf können die Jungs hier nicht so. Und sowas tut mir immer sehr leid, denn wenn ich einlade, sitze ich ebenso fiebernd da, wann sie denn kommen werden, oder nicht.

Meine Jacke taucht auf, mit dem roten Unglück, den glitzernden Augen. Ich möchte sie drücken und tätschle ihr den Kopf.
"Gehen wir?" frage ich, und sie nickt, zwinkert. Ich brauche nicht zu fragen.
Draußen warten wir noch eine Zigarettenlänge.
"Ohne Schnee machts keinen Spaß." sagt sie, und wir wissen. Herrjeh.
Wir reden auf der Fahrt, wir reden vor dem Haus, die Zigarettenglut flackert hektisch. Ich möchte das Glitzern aus Deinen Augen nehmen, Scheckin. Ich kann Dich verstehen, und schlimmer noch, ihn auch.

-

Irgendwann umarmen wir uns, sie steigt aus, und ich biege völlig falsch rechts ab, und doch so richtig.
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