27.04.19, 18:31 | 'I see a red girl and I want to paint her black'
Der finale Umzug aus der Wohnung. Die Mutter meines roten Unglücks ist gestorben, die Herrin der Nussecken mit ihrer kratzenden Stimme. Es gilt, die Wohnung auszuräumen, den nächsten Schritt zu tun, Hinterlassenschaften zu tilgen, damit Neues wuchern kann. Eine gutgelaunte Gemeinde, und es tut den Angehörigen gut, daß andere beherzt weil unbefangen anfassen können. Nach zig Märschen über die Treppen, beladen mit Möbeln, Säcken und Überbleibseln, laufe ich die Straße entlang in der typischen Pose dessen, der schwer getragen hat. Wiegender Gang, breite Schulter, schwingende Arme. Zwei Frauen sprechen mich an, eine davon jung mit rotem Haar, sie trägt einen Rock. Man sieht ihnen irgendein Anderssein an, denke ich noch, und vielleicht ist das ihre Freundlichkeit miteinander, ihre Wärme auch mir gegenüber, und so lächle auch ich die junge Frau an. Warum nicht, denke ich für einen Moment, in einer solchen Gemeinde aufgenommen zu werden, für die man etwas leisten kann, mit einer dieser Lächelnden zu leben, die Güte und die Freude so zu stärken, daß das Herz in die Augen treten möge. Ich danke für die Karte, lehne den Prospekt ab und gehe wieder nach drinnen zu meinen Lauten, den Rauhen, und auch hier sehe ich Freude und Freundlichkeit, wenn ich nur genau hinsehe. Vielleicht braucht eine Gemeinde ja keinen Gott, nur einen Glauben.
11.12.11, 14:32 | 'I see a red girl and I want to paint her black'
Spaß mit trüben Flüssigkeiten.
05.05.10, 10:22 | 'I see a red girl and I want to paint her black'
Während ich unbeholfen mit dem Krug spiele, schaut sie mir auf die Hände. Ich höre ihr in dem Moment nicht zu, und sie unterbricht sich mitten im Satz. Sieht mich an. Zieht eine Braue hoch. Ob der Stille schaue ich hoch und bemerke ihren Blick. Schnell verstecke ich meine schmutzigen Finger.
"Schalöl", sage ich entschuldigend. Sie lächelt.
"Schalöl", sage ich entschuldigend. Sie lächelt.
21.02.10, 12:04 | 'I see a red girl and I want to paint her black'
13.12.09, 03:57 | 'I see a red girl and I want to paint her black'
Daß ich so wenig Habenwollen besitze, und doch so viel davon.
24.09.09, 01:07 | 'I see a red girl and I want to paint her black'
Abende, an denen ich hierbleiben möchte, an denen mich nichts wegzieht, wegdrückt.
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Ich laufe zum alten Stall, wo das Motorrad steht, und das macht mir nichts mehr aus, sie nicht ständig bei mir zu haben. Schon am frühen Morgen bin ich freiwillig mit der Blechdose gefahren, des Nebels wegen.
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Ich sitze elf Stunden im Büro, und weiß nicht, wofür. Ich mache diese Tabellenarbeit wirklich gern, obwohl ich sie für unnötig erachte, weil sie eben nicht aktualisierbar ist, und die Daten zerfleddert, statt sie zusammenzubringen. Ungern nerve ich immer noch Leute. Ich lasse mich lieber nerven, und vielleicht können Sie daraus etwas über mich herauslesen, viel Erfolg dabei.
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Ich bin ganz leicht betrunken, genau richtig.
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Zum ersten Mal meine Rolle verloren, und die Theaterrolle angenommen. Ich spiele, als täte ich nie etwas anderes, was ja auch irgendwie richtig ist. Ich liebe und leide, und wenn es mir jetzt gelingt, den kritischen Blick des Regisseurs zu vergessen, dann.
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"Liebt euch", sagt er, als wir Rücken an Rücken aneinanderlehnen, und ich kann ihr unterdrücktes Lachen spüren. Sie ist so viel kleiner als ich, ihre Schultern fallen in mein Kreuz. Ihr Kopf zwischen meinen Schulterblättern, und vielleicht ist das doch nicht alles Hokuspokus.
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Eins beim Vetter, als ich das Mopped zurückbringe. Wir sitzen auf dem Bänkchen, von oben höre ich schweren Husten aus dem Fenster. Es kommt einer dazu, mit dem ich schon wundervolle Sommernächte auf der Terrasse zerredet habe, doch uns beiden fällt nicht viel ein. Sie hat uns verbunden, sie hat sich von Dir getrennt, und damit uns beide. Hilflos zappeln die Ärmchen der Geschichten, versuchen zu erhaschen, was uns verband.
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Es ist erschreckend wenig los im Jugendhaus für einen Mittwochabend. Ich habe das anders in Erinnerung, ich sehe Grillen im Garten, Gedränge an der Bar und gestikulierende Menschentrauben. Einer schöpft Papier, andere schreiben Listen. Fünfzig Kinder, wieviel Hackfleisch?
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Dafür könnte ich Urlaub nehmen, und dort sollte ich dabeisein. Kommst Du zum Geburtstag? und Kannst Du beim Oktoberfest arbeiten? Wie siehts aus mit dem Ausflug, und Schwarten sollte man auch holen, und ich mag es, wenn es sich so füllt, mein Leben.
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Als ich heute nach Hause kam, und gleich wieder fort musste, stand ich so an der Kaffeemaschine und dachte mir, daß ich immer ein gefülltes Leben gewollt hatte.
Und ich stellte mir einen höhnischen Gott vor, die Schultern zuckend, der sich zurücklehnte und mir versetzte, ich hätte nie von einem freudig erfüllten Leben gesprochen.
Das versteht sich doch von selbst! wollte ich entgegnen, doch wer wäre ich, einen Gott zu belügen, und überhaupt darf man mit Wundern ja gar nicht rechnen.
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Draußen mein rotes Unglück. Sie erzählt von dem alten Hund, und als ich noch einmal, wie früher, mit den beiden laufen möchte, da glitzern ihre Augen wieder wie -.
Es steht da zwischen uns, unausgesprochen, und wir beide können es lesen, daß wir früher gelaufen sind, und daß das sehr lange her ist. Jetzt kommt der Hund unseren Berg nicht mehr hoch, und wir zwei werden wohl nicht mehr dort laufen, ohne den Hund. Wie es kam, daß wir das verloren haben, schleichend, nicht unbemerkt, aber doch auf leisen Sohlen, und wie das so zwischen uns steht, da muß das keiner von uns beiden sagen, und daß ich sie jetzt nicht in den Arm nehme, das quittiert sie mit einem schniefenden "Arschloch" und umarmt dann mich, und da sind wir wieder, wie früher.
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Ich gehe, sage ich leise, und da wären zwei, die mir noch eines anbieten. Ich habe keinen Geldbeutel dabei, sage ich, und sie winken ab. Ich gehe trotzdem, es ist ein Abend dafür.
Und so laufe ich durchs Dorf und sehe dem Großen Wagen zu. Suche die anderen Sternbilder, die wenigen, die ich kenne. Es ist schon kühl, es ist schon Herbst, ich trage schon meine Jacke. Nicht der Kühle wegen, sondern wegen des Moppedfahrens.
Mein Schatten im Laternenschein auf den Gehsteig. Die Kontur des Dickkopfes, die breitschultrige Jacke, die langen Schritte. Wie wenig habe ich mich verändert, wie sehr muß diese Jacke mein Markenzeichen sein. Ich rechne nach, zehn Jahre, und nur wenig ausgefranst an den Säumen. Ich trage selten Jacken, und noch seltener werfe ich eine weg, um eine neue zu kaufen, da ist keine Absicht dahinter. Jacken muß man ständig ausziehen und aufhängen, und dann vergisst man sie bloß und hätte sie eigentlich gar nicht gebraucht auf dem kurzen Heimweg. Es ist ja auch nie so richtig kalt, sondern nur grade so Zähneklappern in kurzen Ärmeln.
Der Umgang wird härter, ich hätte sie in den ersten Jahren nicht in irgendwelchen Lachen liegenlassen, nicht in Ritzen gestopft, womöglich nicht einmal alleingelassen. Jetzt ist sie alt genug und kann auch einmal allein auf sich aufpassen, sich einen Abend an einem Nagel hängend selbst unterhalten, und die meiste Zeit bleibt sie ja sowieso zu hause. Ich mag meine Jacke.
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Sollte ich mich um Dich sorgen, sollte ich? Daß Du keine Zeit hast für den Esel, der nicht einmal das weiß, und noch weniger, ob er sich mehr kümmern soll oder weniger, das weiß ich wohl Doch wohl, wohl ist mir nicht dabei. Du sahst so mager aus, und damals warst Du noch lustig. Jetzt, wo Du nur noch Kampf bist; ich kann Dir nicht helfen, jede Hilfe wäre Ablenkung, die Du bekämpfst.
Mach es gut, Engel, mach es gut, und wenn gute Wünsche auch nur ein bißchen helfen, kann schon gar nichts mehr schiefgehen.
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Ich laufe zum alten Stall, wo das Motorrad steht, und das macht mir nichts mehr aus, sie nicht ständig bei mir zu haben. Schon am frühen Morgen bin ich freiwillig mit der Blechdose gefahren, des Nebels wegen.
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Ich sitze elf Stunden im Büro, und weiß nicht, wofür. Ich mache diese Tabellenarbeit wirklich gern, obwohl ich sie für unnötig erachte, weil sie eben nicht aktualisierbar ist, und die Daten zerfleddert, statt sie zusammenzubringen. Ungern nerve ich immer noch Leute. Ich lasse mich lieber nerven, und vielleicht können Sie daraus etwas über mich herauslesen, viel Erfolg dabei.
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Ich bin ganz leicht betrunken, genau richtig.
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Zum ersten Mal meine Rolle verloren, und die Theaterrolle angenommen. Ich spiele, als täte ich nie etwas anderes, was ja auch irgendwie richtig ist. Ich liebe und leide, und wenn es mir jetzt gelingt, den kritischen Blick des Regisseurs zu vergessen, dann.
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"Liebt euch", sagt er, als wir Rücken an Rücken aneinanderlehnen, und ich kann ihr unterdrücktes Lachen spüren. Sie ist so viel kleiner als ich, ihre Schultern fallen in mein Kreuz. Ihr Kopf zwischen meinen Schulterblättern, und vielleicht ist das doch nicht alles Hokuspokus.
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Eins beim Vetter, als ich das Mopped zurückbringe. Wir sitzen auf dem Bänkchen, von oben höre ich schweren Husten aus dem Fenster. Es kommt einer dazu, mit dem ich schon wundervolle Sommernächte auf der Terrasse zerredet habe, doch uns beiden fällt nicht viel ein. Sie hat uns verbunden, sie hat sich von Dir getrennt, und damit uns beide. Hilflos zappeln die Ärmchen der Geschichten, versuchen zu erhaschen, was uns verband.
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Es ist erschreckend wenig los im Jugendhaus für einen Mittwochabend. Ich habe das anders in Erinnerung, ich sehe Grillen im Garten, Gedränge an der Bar und gestikulierende Menschentrauben. Einer schöpft Papier, andere schreiben Listen. Fünfzig Kinder, wieviel Hackfleisch?
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Dafür könnte ich Urlaub nehmen, und dort sollte ich dabeisein. Kommst Du zum Geburtstag? und Kannst Du beim Oktoberfest arbeiten? Wie siehts aus mit dem Ausflug, und Schwarten sollte man auch holen, und ich mag es, wenn es sich so füllt, mein Leben.
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Als ich heute nach Hause kam, und gleich wieder fort musste, stand ich so an der Kaffeemaschine und dachte mir, daß ich immer ein gefülltes Leben gewollt hatte.
Und ich stellte mir einen höhnischen Gott vor, die Schultern zuckend, der sich zurücklehnte und mir versetzte, ich hätte nie von einem freudig erfüllten Leben gesprochen.
Das versteht sich doch von selbst! wollte ich entgegnen, doch wer wäre ich, einen Gott zu belügen, und überhaupt darf man mit Wundern ja gar nicht rechnen.
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Draußen mein rotes Unglück. Sie erzählt von dem alten Hund, und als ich noch einmal, wie früher, mit den beiden laufen möchte, da glitzern ihre Augen wieder wie -.
Es steht da zwischen uns, unausgesprochen, und wir beide können es lesen, daß wir früher gelaufen sind, und daß das sehr lange her ist. Jetzt kommt der Hund unseren Berg nicht mehr hoch, und wir zwei werden wohl nicht mehr dort laufen, ohne den Hund. Wie es kam, daß wir das verloren haben, schleichend, nicht unbemerkt, aber doch auf leisen Sohlen, und wie das so zwischen uns steht, da muß das keiner von uns beiden sagen, und daß ich sie jetzt nicht in den Arm nehme, das quittiert sie mit einem schniefenden "Arschloch" und umarmt dann mich, und da sind wir wieder, wie früher.
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Ich gehe, sage ich leise, und da wären zwei, die mir noch eines anbieten. Ich habe keinen Geldbeutel dabei, sage ich, und sie winken ab. Ich gehe trotzdem, es ist ein Abend dafür.
Und so laufe ich durchs Dorf und sehe dem Großen Wagen zu. Suche die anderen Sternbilder, die wenigen, die ich kenne. Es ist schon kühl, es ist schon Herbst, ich trage schon meine Jacke. Nicht der Kühle wegen, sondern wegen des Moppedfahrens.
Mein Schatten im Laternenschein auf den Gehsteig. Die Kontur des Dickkopfes, die breitschultrige Jacke, die langen Schritte. Wie wenig habe ich mich verändert, wie sehr muß diese Jacke mein Markenzeichen sein. Ich rechne nach, zehn Jahre, und nur wenig ausgefranst an den Säumen. Ich trage selten Jacken, und noch seltener werfe ich eine weg, um eine neue zu kaufen, da ist keine Absicht dahinter. Jacken muß man ständig ausziehen und aufhängen, und dann vergisst man sie bloß und hätte sie eigentlich gar nicht gebraucht auf dem kurzen Heimweg. Es ist ja auch nie so richtig kalt, sondern nur grade so Zähneklappern in kurzen Ärmeln.
Der Umgang wird härter, ich hätte sie in den ersten Jahren nicht in irgendwelchen Lachen liegenlassen, nicht in Ritzen gestopft, womöglich nicht einmal alleingelassen. Jetzt ist sie alt genug und kann auch einmal allein auf sich aufpassen, sich einen Abend an einem Nagel hängend selbst unterhalten, und die meiste Zeit bleibt sie ja sowieso zu hause. Ich mag meine Jacke.
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Sollte ich mich um Dich sorgen, sollte ich? Daß Du keine Zeit hast für den Esel, der nicht einmal das weiß, und noch weniger, ob er sich mehr kümmern soll oder weniger, das weiß ich wohl Doch wohl, wohl ist mir nicht dabei. Du sahst so mager aus, und damals warst Du noch lustig. Jetzt, wo Du nur noch Kampf bist; ich kann Dir nicht helfen, jede Hilfe wäre Ablenkung, die Du bekämpfst.
Mach es gut, Engel, mach es gut, und wenn gute Wünsche auch nur ein bißchen helfen, kann schon gar nichts mehr schiefgehen.
26.04.09, 13:53 | 'I see a red girl and I want to paint her black'
Wie Du meine Hand nahmst und versichertest, daß Du Freunde nicht bewertest, und Freundschaft nicht davon abhängig machst, wie häufig man sich sieht - ich habe das alles nicht richtig verstanden. Jetzt bin ich stolz darauf, für Dich die Rückfallebene, der Fallback zu sein, und noch größer ist mein Stolz, Dich in meinem Rücken zu haben. Keinen Fehler machen zu können, den Du mir nicht verzeihst, das macht mich sehr leicht und mutig.
07.04.09, 10:54 | 'I see a red girl and I want to paint her black'
Ich verschicke dieses Bild mit einem Geburtstagsgruß und einer Entschuldigung, daß es mir erst auf den Abend hin reichen wird. Ich muß noch gerade Bahnen ziehen, schreibe ich, und das ist ein Insider für zwei.
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Ich sitze mit Männern am Tisch, die Lachfalten haben. Zehn Jahre noch.
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Die Frauen sind keine Mädchen mehr, und gerade deshalb sind sie wunderschön.
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Mit dem Nachbarsmädchen trinke ich Gin, weil der angeblich nicht betrunken macht, und das lasse ich mir gern erzählen.
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Wir schnupfen Tabak, als von irgendwo ein Döschen gereicht wird, und ich wische ihr mit dem Daumen die Spuren aus dem Gesicht. Von der Nase, der Wange, vom Mund, und ich fühle mich, als hätte sie mich geküsst, doch ich traue auch dem Gin nicht.
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Ballast abwerfen, sage ich, vor der Saison, und mein rotes Unglück schaut mich scharf an. Schon wieder?
Schon wieder.
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Und als Du mitten in der Nacht sagst, daß Du mich vermisst, da bin ich mit einem Mal so beschwingt und betrunken, das kann keinesfalls der Gin sein.
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Als ich aufwache, denke ich Uh, Sommerschnupfen. Dann Uh, Tabakschnupfen. Solange es kein Heuschnupfen ist.
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Dort gehören meine Hände hin.
06.04.09, 10:38 | 'I see a red girl and I want to paint her black'
Alles Gute, liebe S.! Ich werde heute mit einer Flasche vorbeischauen, die in Dein Zweiliterglas passt, mit Deinem Patenkind toben und mit Dir trinken. Alles, alles Gute zum Geburtstag, Du rotes Unglück, Du beste Freundin, Du.
21.12.08, 12:46 | 'I see a red girl and I want to paint her black'
Sie sah ein klein wenig aus wie Emily Haines, wie sie da konzentriert an ihrem Keyboard saß, und ihre Band dirigierte.
Überhaupt Nostalgie. Man geht da hin mit einer Vorfreude, die sich an dem ausrichtet, was man dort schon erlebt hat. All die Feste, die Ausfälle und Aussetzer, das brutale Umarmen bester Freunde, wütende Diskussionen auf dem Parkplatz, all das, Dorfjugend galore. Wie sich die Kreise schneiden, die einen trifft man sicher hier, die anderen sicher nicht. Wie man zwischen den Kreisen umhergeht, hier und dort ist, Bestandteil, und doch ungezwungen. Damals kam man irgendwie her, man blieb und blieb und schlief dann irgendwo, in Wohnzimmern, Bauwägen, Kinderzimmern.
Es ist alles sehr komprimiert, hier. Das Vergangene. Sehr gegenwärtig. Menschen, die ihren Zauber verloren haben. Menschen, deren Zauber noch immer wirkt.
Schelmisch grinst er mich an, wir fahren später noch in die Disco, ja? Mit ein paar Mädels, wie früher! Ja, lache ich, und weiß doch.
Sie stößt mir eine Flasche in die Seite, das Mädchen, das mich einst auf die Alb trieb. Komm zu mir, im Sommer, da ist es schön!
Seine Augen glänzen, seine Geschichten habe ich schon gehört. Das macht nichts, sie gefallen mir, und Bauern reden winters eben vom Sommer.
Mein rotes Unglück taucht auf, verschwindet, nimmt meine Jacke mit. Ihre Bewegungen sind schnell, ihr Quasseln ein Maschinengewehr, ihr Lachen ein Feuerwerk. Wohin, ich weiß es nicht, muß ich nicht wissen.
Ein Zeigefinger an meiner Nase: Da, Dein Kumpel. Ich schaue mich um, doch da ist niemand, den ich noch kenne. Sie schaut enttäuscht, doch mehr ist nicht geblieben. Da ist noch Wut, aber die werde ich nicht teilen.
Kommst Du an Silvester? Eine schwarze Mähne schmiegt sich an meine Schulter. Da feiere ich meinen Geburtstag. Ich lade die anderen ein, verspreche ich, wissend, daß sie nicht kommen werden. Falsches Wort zur falschen Zeit, und mit Kraft und Beruf können die Jungs hier nicht so. Und sowas tut mir immer sehr leid, denn wenn ich einlade, sitze ich ebenso fiebernd da, wann sie denn kommen werden, oder nicht.
Meine Jacke taucht auf, mit dem roten Unglück, den glitzernden Augen. Ich möchte sie drücken und tätschle ihr den Kopf.
"Gehen wir?" frage ich, und sie nickt, zwinkert. Ich brauche nicht zu fragen.
Draußen warten wir noch eine Zigarettenlänge.
"Ohne Schnee machts keinen Spaß." sagt sie, und wir wissen. Herrjeh.
Wir reden auf der Fahrt, wir reden vor dem Haus, die Zigarettenglut flackert hektisch. Ich möchte das Glitzern aus Deinen Augen nehmen, Scheckin. Ich kann Dich verstehen, und schlimmer noch, ihn auch.
-
Irgendwann umarmen wir uns, sie steigt aus, und ich biege völlig falsch rechts ab, und doch so richtig.
... Rückwärts fahren