... Vorwärts fahren
20.12.08, 13:53 | ''S isch wia bei de Maedle au'
Rattla schdatt Mausa!
20.12.08, 13:28 | 'Night after night'
20.12.08, 13:16 | 'Heller als tausend Sonnen'
Bauern finden sich immer, denke ich mir, als ich wohlig benebelt im Zugabteil lümmle, beschirmt, gestützt, befreudet vom Bauern und seinen Helfern. Der Schal steht ihm, denke ich. Schal und Mantel. Hat sicher was mit den Kindern zu tun, und mit dem Erwachsensein, irgendwie. Und zwischen all dem Lachen wird er kurz ernst und sagt, daß er diese Abende mag, daß sie ihm das Leben bedeuten, daß nur zu arbeiten nicht alles ist, auch wenn er sich an der Arbeit so freut, daß manche es nicht glauben können. "Kuhmann" ist ein lob, hier. Ein großes. Hier wird dem Lehrling erklärt, er sei wie eine bestimmte Jungkuh, leistungsfähig und fresslustig, und trotzdem schlägt sie stets das Melkzeug weg, daß man es halten muß. Und immer, wenn man die schöne Jungkuh sieht, muß man ans Melken denken, und an die Schwierigkeiten.
Daß er sich schwer getan hat, sagt er. Und sich übernommen hat. Aber begriffen, rechtzeitig. Und ich schaue ihm in den Bart und in die Augen, und denke mir, daß es mehr Freuden geben muß. Daß man sich nicht nur am Fahren freuen darf, auch an Bilderbücher mit Zwillingen, am Essen mit Freunden, am Lachen und Schwatzen, und am Leben sowieso. Nur nicht mono, denke ich mir.
Zuvor hatten wir uns durch den Weihnachtsmarkt getrunken und gegessen, Engelstränen und Schlotterknie, und ich schaue ja nie in die Stände, weil was sollte ich denn da? So stehen wir an einem wackligen Tisch, und ich zweifle am Markt und an Weihnachten sowieso. Eben ein "Hallo" und "IstdanochPlatzbeieuch", und ich rutsche zur Seite und plötzlich reden wir vom Krautfest und der Grünen Woche und den Fildern und Gelbfüßlern, und als die Stände schließen und wir zum Bahnhof müssen, schreiben die drei ihre Namen und Nummern auf irgendwelche Zettel, Gib mir mal Deinen Schreiber! lachen sie, und ich verspreche Anruf und Besuch und grinse Kraut und Rüben, Bauern finden sich sogar in der Stadt auf dem Weihnachtsmarkt, und ich schiebe die Zettel in die Jackentasche, damit wir loskönnen, loslos, der Zug, der Zug.
Und es spielt keine Rolle, ob ich die Augen offen habe, weil alles verschwimmt. Und auch das spielt keine Rolle, weil da welche sind, die aufpassen, denen ich mit geschlossenen Augen an die Schultern sinken kann. Ich habe das Telefon in der Hand, weil es warm glüht und leuchtet, und wäre da noch eine Stimme, ich würde überfließen vor Wohlsein. Das kleine Apparätchen verschwindet in den riesigen Pranken, und ich schaue ihm zu, wie er vorsichtig tippt und wählt und lauter stellt und plötzlich diese Stimme, lachend und laut und unglaublich schön. Und ich muß singen, singen muß ich, daß es jeder hört, wie schön diese Stimme ist, und dieses Schnaufen, Lachen, Innehalten. Ich deklamiere, wie ich sie kennengelernt habe, ich erzähle den Abend auf dieser Treppe, und unzusammenhängend kann das nur erscheinen, weil der Glühwein fehlt und das Leuchten und Lachen.
Sie hören mir zu, bis ich abbreche, mitten im Satz, weil alles gesagt ist. Der Zug rattert, und ich schaue aus dem Fenster in die fliehende Nacht, und könnte ich weinen, ich würde es tun, oder doch lachen, was weiß denn ich schon? Da sieht er mich an, sehr ernst und sehr gütig, und sagt, daß er sich das schon gedacht hat, als er uns gesehen hat, auf dem Futtertisch stehend. Als wir das Kalb aus der Kuh zerrten, fluchend und kniend und blutverschmiert, und sie da vorn stand und ihre Hand auf der Kuhschnauze liegenließ und murmelte. Ihr passt doch, und Du brauchst keine Tätowierungen und täglich geputzten Autos, das passt nicht und geht nicht gut, sagt er.
Die Treppe knarzt, als ich hinaufsteige, die Hand am Geländer. Und ich denke, daß ich sehr heimisch geworden bin. So schnell verwachsen, so gut gekannt, bekannt, erkannt. Und ich falle ins Bett und irgendwann wird mich das Kreischen der Melkmaschine wecken, oder die knarzenden Treppen vielleicht, und wir werden uns beim Melken Scherze zuwerfen, und beim Christbäume schlagen die nassen Wedel um die Ohren schnalzen lassen und uns angrinsen, wer denn nun bleicher ist von uns beiden. Und beim Kaffee isst von meinem Teller eine Kleine mit, ich schmiere ihr noch ein Stück Zopf und puste ins blonde Haar, bis sie sich kichernd zu mir dreht und mich füttert, wie das nur eine Zweijährige kann. Und ich lehne mich zurück und lasse die Arme sinken, während der Opa auf der Blockflöte spielt und die beiden krähen, und es pocht sehr angenehm in meinem Kopf.
Daß er sich schwer getan hat, sagt er. Und sich übernommen hat. Aber begriffen, rechtzeitig. Und ich schaue ihm in den Bart und in die Augen, und denke mir, daß es mehr Freuden geben muß. Daß man sich nicht nur am Fahren freuen darf, auch an Bilderbücher mit Zwillingen, am Essen mit Freunden, am Lachen und Schwatzen, und am Leben sowieso. Nur nicht mono, denke ich mir.
Zuvor hatten wir uns durch den Weihnachtsmarkt getrunken und gegessen, Engelstränen und Schlotterknie, und ich schaue ja nie in die Stände, weil was sollte ich denn da? So stehen wir an einem wackligen Tisch, und ich zweifle am Markt und an Weihnachten sowieso. Eben ein "Hallo" und "IstdanochPlatzbeieuch", und ich rutsche zur Seite und plötzlich reden wir vom Krautfest und der Grünen Woche und den Fildern und Gelbfüßlern, und als die Stände schließen und wir zum Bahnhof müssen, schreiben die drei ihre Namen und Nummern auf irgendwelche Zettel, Gib mir mal Deinen Schreiber! lachen sie, und ich verspreche Anruf und Besuch und grinse Kraut und Rüben, Bauern finden sich sogar in der Stadt auf dem Weihnachtsmarkt, und ich schiebe die Zettel in die Jackentasche, damit wir loskönnen, loslos, der Zug, der Zug.
Und es spielt keine Rolle, ob ich die Augen offen habe, weil alles verschwimmt. Und auch das spielt keine Rolle, weil da welche sind, die aufpassen, denen ich mit geschlossenen Augen an die Schultern sinken kann. Ich habe das Telefon in der Hand, weil es warm glüht und leuchtet, und wäre da noch eine Stimme, ich würde überfließen vor Wohlsein. Das kleine Apparätchen verschwindet in den riesigen Pranken, und ich schaue ihm zu, wie er vorsichtig tippt und wählt und lauter stellt und plötzlich diese Stimme, lachend und laut und unglaublich schön. Und ich muß singen, singen muß ich, daß es jeder hört, wie schön diese Stimme ist, und dieses Schnaufen, Lachen, Innehalten. Ich deklamiere, wie ich sie kennengelernt habe, ich erzähle den Abend auf dieser Treppe, und unzusammenhängend kann das nur erscheinen, weil der Glühwein fehlt und das Leuchten und Lachen.
Sie hören mir zu, bis ich abbreche, mitten im Satz, weil alles gesagt ist. Der Zug rattert, und ich schaue aus dem Fenster in die fliehende Nacht, und könnte ich weinen, ich würde es tun, oder doch lachen, was weiß denn ich schon? Da sieht er mich an, sehr ernst und sehr gütig, und sagt, daß er sich das schon gedacht hat, als er uns gesehen hat, auf dem Futtertisch stehend. Als wir das Kalb aus der Kuh zerrten, fluchend und kniend und blutverschmiert, und sie da vorn stand und ihre Hand auf der Kuhschnauze liegenließ und murmelte. Ihr passt doch, und Du brauchst keine Tätowierungen und täglich geputzten Autos, das passt nicht und geht nicht gut, sagt er.
Die Treppe knarzt, als ich hinaufsteige, die Hand am Geländer. Und ich denke, daß ich sehr heimisch geworden bin. So schnell verwachsen, so gut gekannt, bekannt, erkannt. Und ich falle ins Bett und irgendwann wird mich das Kreischen der Melkmaschine wecken, oder die knarzenden Treppen vielleicht, und wir werden uns beim Melken Scherze zuwerfen, und beim Christbäume schlagen die nassen Wedel um die Ohren schnalzen lassen und uns angrinsen, wer denn nun bleicher ist von uns beiden. Und beim Kaffee isst von meinem Teller eine Kleine mit, ich schmiere ihr noch ein Stück Zopf und puste ins blonde Haar, bis sie sich kichernd zu mir dreht und mich füttert, wie das nur eine Zweijährige kann. Und ich lehne mich zurück und lasse die Arme sinken, während der Opa auf der Blockflöte spielt und die beiden krähen, und es pocht sehr angenehm in meinem Kopf.
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